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Therapie bei Borderline

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31. Juli 2008 11:14 # 1
Registriert seit: 31.07.2008
Beiträge: 17

Hallo,

Ich bin seit einem Jahr Ergotherapeutin, hatte aber noch nicht die Möglichkeit in dem Beruf zu arbeiten. Ich mache gerade einen ein-euro-job in einer Wohnstätte für psychisch Kranke und behandle dort eine Borderlinerin. Ich habe Probleme bei der Therapie weil ich nicht wirklich weiß was ich noch mit ihr machen soll. Das Ziel ist die Wahrnehmung und benennen von Gefühlen. Ich weiß wie gesagt, nur noch nicht genau wie bzw. mit was für Medien ich das Ziel verfolgen soll. Wäre schön wenn mir jemand ein Paar Tipps oder anregungen geben könnte.

Danke.

31. Juli 2008 11:27 # 2
Registriert seit: 13.04.2008
Beiträge: 99

Hallo.

Ich habe auch schon einige Jahre im Wohnheim für psychisch Kranke gearbeitet. Die Borderline- Bewohner (3) nahmen an der Ergotherapie bei mir nur sehr selten teil (freiwillige Basis). Was ich auch nicht als schlimm empfand, da sie sich um ihre Tagesstruktur und Aktivitäten selbst kümmern konnten. Was ich viel wichtiger fand, war, daß sie vom Personal her an strikte Abmachungen und Regeln gebunden wurden. ich habe Borderline-Menschen als solche Menschen erlebt, die immer wieder Abmachungen brechen und sich auch immer den bequemsten Weg suchen. Z.B. Arztbesuch: Abmachung war, sie gehen alleine dort hin- ihr Wunsch war, mit Auto gefahren zu werden. Sie haben alle Zivi´s und Praktikanten gefragt, weil sie schon wußten, daß die Mitarbeiter untereinander sehr gut sich verständigen und sie bei denen keine Chance haben. Bei den Zivi´s und Praktikanten war es anfangs schwieriger, da sie das Krankheitsbild noch nicht verstanden. Besserte sich dann aber auch.
Sind denn Deine Borderline- Bewohner gewillt, über Gefühle zu reden und an der Ergotherapie teilzunehmen? Also wie gesagt, ich bin da meist nur auf Ablehnung gestoßen, ansonsten haben wir mit Cogpack am PC gearbeitet, oder mal eine Hose genäht/ geändert. Arbeitstherapie innerhalb des Wohnheims (Treppenhaus reinigen) hat auch mal eine Weile funktioniert. Ich denke, daß ist für dieses Klientel wichtiger: eine Sache durchhalten, mit allen Konsequenzen, damit sie auch mal das Gefühl haben, was geschafft und erreicht zu haben.

Grüße,

Sandra.



31. Juli 2008 11:36 # 3
Registriert seit: 31.07.2008
Beiträge: 17

erstmal herzlichen Dank für deine Antwort,

Ich betreue nur eine Borderlinerin und sie ist schon gewillt etwas zu tun und auch Strucktur zu erfahren. Sie lebt im geschüzten Bereich und hat nicht viele Möglichkeiten etwas sinnvolles zu tun. Ich habe angefangen mit ihr ein Holzhäuschen für ihr meerschweinchen zu machen, musste aber aufhören, da sie nach einem Zwischenfall den geschützten Bereich nicht mehr verlassen darf. Ich habe auch schon ein Bild mit ihr gemalt, wo sie nur Farben nach Gefühl wählen sollte und nicht Gegenständlich malen sollte. Es fiel ihr sehr schwer. Sie ist, wie gesagt scgon sehr gewillt was zu tun. Ich weiß halt nur noch nicht wie ich bei ihr anfangen kann, da sie noch gar nicht in der Lage ist irgendein Gefühl zu beschreiben geschweige denn es zu benennen.

31. Juli 2008 11:42 # 4
Registriert seit: 13.04.2008
Beiträge: 99

Und wenn ihr die Gefühle einfach mal außen vor laßt und "nur" kreativ seid? Vielleicht kann sie sich danach für sich selbst darüber Gedanken machen und wenn du sie das nächste Mal siehst, fragst Du sie, ob sie sich im Nachhinein dazu äußern kann. Ansonsten fallen mir nur noch Mandala´s ein.

Grüße, Sandra

31. Juli 2008 11:54 # 5
Registriert seit: 31.07.2008
Beiträge: 17

Das werd ich mal versuchen. Huet werd ich mit ihr ein Aquarell malen und sie nächste woche mal danach fragen. Ich muss erstmal arbeiten.

Vielen dank.

31. Juli 2008 11:55 # 6
Pitjes
Pitjes
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 441

Wieso machst Du einen Ein-Euro-Job als examinierte Ergotherapeutin? Das ist verboten!! Es ist und bleibt eine Sauerei, Vollzeitarbeitsplätze mit Ein-Euro-Jobbern zu besetzen!!!!
Sag das Deinem/r Fallmanager/in!

So, das war nur so nebenbei - Zu Deiner eigentlichen Frage würde ich in Deinem Fall die Patientin selbst befragen nach ihren Zielen mit Dir. Schließe, setze mit ihr einen darauf abgestellten Behandlungsvertrag ab/auf, an den sich beide Seiten halten müssen. Dabei kannst Du das Verhalten der Patientin gut beobachten. Zusätzlich empfehle ich Dir das Einlesen über dieses Krankheitsbild in den einschlägigen Psychiatriewerken. Verhaltenstherapie ist auch ein Ansatz vor dem Hintergrund: Was will die Patientin erreichen. Zuwendung ist oftmals schon der Einstieg in ein therapeutisches Verhältnis, da Vertrauen entsteht, erforderlich ist. Stimmungslabilität und Ungeduld als zwei der vielen Aspekte der Borderliner lassen sich gut über den Vertrag modifizieren, wenn der Vertrag langfristig genug gestaltet ist und auf die Prozessorientierung hinweist. Und dann Speckstein, Holz, alles was mit geduld und Ausdauer zu tun hat. Instrumente zur Messung von den Ressourcen der Patientin: Melba, Cumming-Kreis,
So, ab hier andere.

31. Juli 2008 13:33 # 7
Registriert seit: 25.08.2007
Bundesland: Baden-Württemberg
Beiträge: 494

Kann mich Pitjes hinsichtlich des Mißbrauchs von diesen netten 1-Euro-Jobs nur anschließen.
Ich habe sehr gute Erfahrungen bei Borderlinern, wenn sie über das Material selbst sich spüren können - also ich rate da z.B. vom Aquarell voll ab! - lieber Speckstein, Holz, Metall. Stoffe, die Wiederstand setzen.
Ansonsten wie auch schon oben angeführt, feste Strukturen setzen und sich nicht ausspielen lassen. Ihr seid die Therapeuten.

>>>Gemeinsam kann man vieles erreichen - also ich bin Mitglied im b.e.d. und meiner Praxis tut es gut.<<<
31. Juli 2008 17:16 # 8
Registriert seit: 29.03.2008
Beiträge: 128

wie meinst du das, lese ich da richtig?
Du arbeitest für 1 Euro und therapierst Borderline Patienten!?!????
Das sollen gefälligst diejenigen in dieser Einrichtung machen, die einen einigermaßen ordentlichen Lohn für ihre ergotherapeutische Arbeit bekommen! Lass das nicht mit dir machen!!!!
Und ohne Vorkenntnisse dieses spezielle Erkrankungsbild zu therapieren ist eh nicht anzuraten, davon einmal ganz abgesehen!!
Wer sind dort die Verantwortlichen???????????

VG

31. Juli 2008 17:56 # 9
Registriert seit: 13.04.2008
Beiträge: 99

Ton ist auch ein gutes Material.Oder filzen- ganz gut für die Ausdauer! Und man kann damit sehr schöne Sachen herstellen, die man hinterher auch benutzen kann, wie z.B. Handtaschen, Schuhe, Hüte....

Grüße, Sandra.

31. Juli 2008 21:56 # 10
Registriert seit: 31.07.2008
Beiträge: 17

Ich weiß, dass es keine tolle Variante ist zu arbeiten, aber ich habe die chance zu arbeiten und erste Erfahrungen zu sammeln. Ich kenn mich mit Borderline sonst recht gut aus. mir fehlten nur die Medien dazu. Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit habe zu arbeiten. Wer nimmt denn schon eine ausgebildete Ergotherapeutin ohne Berufserfahrung und ein Jahr arbeitslos. Ich würde auch für nicht arbeiten, hauptsache ich darf arbeiten. Danke für die Tipps.

31. Juli 2008 22:43 # 11
saloia
saloia
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 3624

Geändert am 31.07.2008 22:45:00
Zitat:

Ich würde auch für nicht arbeiten, hauptsache ich darf arbeiten. Danke für die Tipps.


sorry---- aus so einem mist entsteht unsere lohn- und arbeitssituation..
und- noch mehr sorry- erst recht die im osten...

der nächste bezahlt dann noch fürs arbeiten dürfen.

gruß - saloia

---- selbständig als freie mitarbeiterin ----
31. Juli 2008 23:03 # 12
Registriert seit: 02.06.2005
Beiträge: 3215

Hallo,
das mit dem ein-euro-job interessiert mich denn doch -
bist Du tatsächlich als Ergotherapeutin angestellt oder nicht zufällig als Mitarbeiterin für die Tagesstruktur ?
Therapieren darfst Du nur auf ärztliche Verordnung hin oder in einer Institution, die mit Ärzten kooperiert und dann eine Mischfinanzierung erhält, z.B. eine Tagesstätte.
Das soll nich heißen, daß Du als Mitarbeiterin für die Tagesstruktur nicht therapeutisch denken sollst -
Offenbar versuchen gerade einige Einrichtungen, sich "billig" (auf Kosten der Leute, die hier im Lande noch so doof sind und Steuern und Sozialabgaben zahlen) "Therapeuten" per öffentlicher Subvention einzukaufen und dann damit Werbung zu machen.
Ich hoffe, daß das in dem Fall Deiner Einrichtung nicht so ist -
und zu Deiner eigentlichen Frage :
Welchen Anspruch habt ihr denn im Wohnheim - was sollen die Leute dort lernen, was ist das Ziel ?
Darauf sollte Deine Arbeit erstmal aufbauen.
Dann solltest Du mit der Bewohnerin möglichst konkrete Abmachungen treffen - "Wahrnehmung" ist kein Ziel und - warum soll sie denn "Gefühle benennen" ?
Das ist mir ehrlich gesagt alles zu "wischiwaschi" - wahrscheinlich hast Du Deinen Auftrag ja von jemand anderem bekommen und die sind dann natürlich genauso "wischiwaschi" - solche Arbeitsstrukturen helfen Menschen mit solchen Persönlichkeitstörungen wie "Borderline" nicht - sie sind sogar kontraindiziert. Die im vorigen Beitrag empfohlene Arbeitsweise mit klaren Abmachungen und Strukturen und vor allem ganz klaren Abmachungen und Konsequenzen schon eher.
Falls die Bewohnerin auf emotionalen Streß mit selbstverletzendem Verhalten reagieren sollte - was häufig so ist - gibt es die Möglichkeit "Blitzableiter" zu sammeln oder zu basteln, z.B dreifache Knetbälle aus Luftballons mit Rundkornreisfüllung. Man kann mit denen auch Jonglieren üben - auch eine gute Beschäftigung mit klarer Vorgabe. Oder ihr bastelt eine "Kratzbürste", das ist eine etwas festere Bürste auf einem Brett, auf
der man mit Händen und Armen rumschrubbeln kann anstatt sich zu "ritzen".
Man kann noch viele auch sehr symbolhafte Dinge werkeln, schau mal in die entsprechende Ergoliteratur.
Welche Art von offizieller Therapie bekommt die Frau denn ?
Grüße von

Oetken1
1. August 2008 07:51 # 13
Registriert seit: 25.12.2007
Beiträge: 214

Zitat:

Welchen Anspruch habt ihr denn im Wohnheim - was sollen die Leute dort lernen, was ist das Ziel ?
Darauf sollte Deine Arbeit erstmal aufbauen.
Dann solltest Du mit der Bewohnerin möglichst konkrete Abmachungen treffen - "Wahrnehmung" ist kein Ziel und - warum soll sie denn "Gefühle benennen" ?
Das ist mir ehrlich gesagt alles zu "wischiwaschi" - wahrscheinlich hast Du Deinen Auftrag ja von jemand anderem bekommen und die sind dann natürlich genauso "wischiwaschi" - solche Arbeitsstrukturen helfen Menschen mit solchen Persönlichkeitstörungen wie "Borderline" nicht - sie sind sogar kontraindiziert. Die im vorigen Beitrag empfohlene Arbeitsweise mit klaren Abmachungen und Strukturen und vor allem ganz klaren Abmachungen und Konsequenzen schon eher.
Falls die Bewohnerin auf emotionalen Streß mit selbstverletzendem Verhalten reagieren sollte - was häufig so ist - gibt es die Möglichkeit "Blitzableiter" zu sammeln oder zu basteln, z.B dreifache Knetbälle aus Luftballons mit Rundkornreisfüllung. Man kann mit denen auch Jonglieren üben - auch eine gute Beschäftigung mit klarer Vorgabe. Oder ihr bastelt eine "Kratzbürste", das ist eine etwas festere Bürste auf einem Brett, auf
der man mit Händen und Armen rumschrubbeln kann anstatt sich zu "ritzen".
Man kann noch viele auch sehr symbolhafte Dinge werkeln, schau mal in die entsprechende Ergoliteratur.
Welche Art von offizieller Therapie bekommt die Frau denn ?
Grüße von

Oetken1


Kann mich da Oetken nur anschließen!! Hast Du schon einmal was von Skills-Training gehört, oder von einem "1. Hilfe-Koffer" für Borderline-Klienten?
Was ist denn ihr Ziel? Woran möchte sie speziell arbeiten? Weniger Verletzungen? Umgang mit Frust, Wut....??? Borderline-Klienten sind meiner Erfahrung nach recht anspruchsvoll. Wenn ihr da was gefunden habt, sollte das erst mal bearbeitet werden und zu Ende gebracht werden. Vor allem verhaltenstherapeutisch - das was oetken auch schon gesagt hat - klare Strukturen, Echtheit usw. Borderliner wollen sich reiben, das kann sehr anstrengend sein!

Lg
Kathi

Stoße die Tür auf vor der Du Dich am meisten fürchtest, und das Ende Deiner Angst ist Dir gewiss!

www.ergo-k-now.de
1. August 2008 10:28 # 14
Registriert seit: 31.07.2008
Beiträge: 17

Mein Ziel ist es schon, dass sie ihre Gefühle wahrnehmen und benennen kann, da sie schon lernen muss welche Gefühle sie in bestimmte Krisensituationen bringt. sie soll lernen, diese zu benennen und ihnen Den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ich habe einen Notfallkoffer für Borderline. Hab ihn aber noch nicht mit ihr erarbeitet, da ich denke und auch die Erfahrung gemacht habe dass es nichts bringt wenn man in einer Krise steckt und nicht weiß wie man da rein gekommen ist bzw. was man da eigentlich fühlt. Ich habe auch ein Gefühlsprotokoll für Borderline.
Jetzt zu der Frage wie es bei uns ist. Eine weitere Ergotherapeutin (auch Berufsanfängerin) und ich arbeiten dort nicht auf Rezept. Die Ergo soll dort in dieser Einrichtung integriert werden, was allerdings sehr schwierig ist, da immer noch jemand für die Betreuung gebraucht wird. Wo wir auch therapeutisch rangehen. Ich würde mir ja wünschen dort übernommen zu werden. Zwei Ergos in Teilzeit ist besser als eine in Teilzeit aber der Chef ist sich der Notwendigkeit nicht bewußt. Oder es liegt nur am Geld.

1. August 2008 11:52 # 15
Registriert seit: 02.06.2005
Beiträge: 3215

Hallo,
das mit dem rechtlichen Status Deiner Arbeit ist mir noch nicht klar.
Natürlich verstehe ich es, wenn Du alle Möglichkeiten als Arbeitnehmerin ausschöpfst, da geht es erstmal um Deine Interessen.
Aber ich habe was dagegen, wenn Einrichtungen zweimal kassieren - einmal über Platzgelder, in denen möglicherweise schon Zuwendungen für Ergo drin sind und dann nochmal über die "Agentur für Arbeit", bei denen der Arbeitsplatz dann nochmal subventioniert wird.
Falls das so sein sollte, ist Dein Arbeitsplatz dort massiv gefährdet, falls das jemand spitz kriegt, z.B Deine Sachbearbeiterin oder die Kostenträger gibt es erstmal "trouble", davon hast Du auch nichts.
Weiß jetzt auch nicht so recht, wie man das rauskriegt -
Zu dem Konzept eurer Arbeit - klingt doch erstmal ganz vernünftig, was ihr da macht, allerdings scheint es von der Leitung her doch nicht so einen rechten "Plan" zu geben - Konzepte werden ja meistens für die Schublade geschrieben und dann doch "aus dem Bauch raus" gearbeitet.
Möglicherweise gibt es im Wohnheimbereich schon Beschreibungen für ein sinnvolles Miteinander der verschiedenen Berufsgruppen - der Fachkreis hat da bestimmt Literaturtips.
Viel Erfolg


Oetken1
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