Anzeigen:
Sie sind hier: Forum >> Ergotherapie-Forum >> Allgemeine Themen >> Handtherapie Patient ...

Diskussionsforum

Handtherapie Patient ...

Optionen:
31. Oktober 2008 08:02 # 1
Registriert seit: 18.08.2003
Beiträge: 20

Hallo. Habe eine Frage:
Pat. mit Arthrofibrose des Grundgelenks DV rechts. Z.n. osteosynthetischer Versorgung (K-Drähte) einer subcapitalen MHF V Fraktur im Feb/2008.
Kommt nach 6 Monaten KG zu mir. Adduktion nicht passiv mögllich und Pat. klagt über starke Schmerzen. medikation: Paracetamol 500 2-2-2-2
Mono Embolex 3000 1-0-0
hat ca. 5 Mark stück großes ödem direkt unter der Narbe.
Kann mir jemand näheres sagen?
Danke
31. Oktober 2008 09:10 # 2
Registriert seit: 13.05.2002
Beiträge: 157

Hallo Rennesse,
also spontan würde ich sagen: schick den Patienten zurück zur Physiotherapie die das "verbrochen" hat. 6 Monate einen solchen Zustand zu tolerieren oder zu verschlimmbessern ist ein starkes Stück....
Nun, es schein auf alle Fälle einiges schiefgelaufen zu sein, und bevor therapeutische etwas unternommen wird sollte folgendes abgeklärt werden:
- Wie steht das Gelenk. Subcapitale MC-Frakturen Dig. V sind in der Regel immer instabil, weil durch die Muskelzüge der intrinsischen Mm. das proximale Fragment nach palmar luxiert wird. Eine K-Draht OS ist häufig nicht sehr stabil (Platte ist wenn möglich der Regel besser). Durch zu frühe Mobi kann die OS kaputt gehen. Wann war die letzte Rö-Kontrolle und wie stand damals das Gelenk. Eine Fehlstellung des Gelenks kann die Erklärung für das lokale Oedem sein.
- Durch Trauma und/oder OP kann ein Ast des N.ulnaris geschädigt sein. Das würde erklären, warum die Adduktion aktiv nicht möglich ist. Die passive Bewegungshemmung kann auch wieder den Grund in der Fehlstellung des Gelenks haben. Wie ist die Sensibilität? Kann der Pat. das MCP V bei gestrektem PIP/DIP akiv flektieren (wenn nein ist das ein Hinweis auf den Nervenschaden)
Solange Du auf diese Fragen keine gescheite Antwort hast, bleibt nur eine Ruhigstellung des Gelenks in einer Fingerschiene (möglichst Intrinsic-Plus-Stellung)
Gruss und viel Erfolg
(PS: Hilfe auch per Direktmail möglich)

Thomas Bollinger
Dipl. Ergotherapeut HF
zert. Handtherapeut SGHR
Kantonsspital Bruderholz
CH-4101 Bruderholz
31. Oktober 2008 09:14 # 3
Registriert seit: 27.11.2005
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 550

hallo liebe Rennesse,

auf jedenfall Rücksprache mit dem Arzt halten inwieweit die Fraktur ausgeheilt ist , bzw. wie die Gelenkspartner zueinander stehen (Röntgenbild) und auf jedenfall dafür sorgen, dass die Patientin Lymphdrainage bekommt (3 bis 5-mal die Woche). Zudem würde ich (im Zusammenhang mit dem Arztgespräch) fragen, ob DMSO50%tig mit Diclo8%tig in Salbenform (3-mal täglich) appliziert werden knann - schmerzhemmend, ödemreduzierend, tonussenkend und crosslink-lösend - (in Verbinding mit manueller Therapie). Bei DMSO bitte keine zusätzlich Hitze oder Wärmeapplikation. Näher infos zu DMSO mit Diclo bekommste auf der www.handakademie.de unter der Rubrik Forschung. Ich hoffe diese kleine Info hilft Dir im Moment erst einmal etwas weiter verbleibe ich mit ganz herzlichen Grüssen
von Rainer

31. Oktober 2008 10:06 # 4
Registriert seit: 13.05.2002
Beiträge: 157

Hallo,
3x Einspruch Herr Zumhasch:
1. Für ein derart lokales Oedem (das wahrscheinlich gar kein lymphatisches Oedem ist) manuelle Lymphdrainage und dann erst noch 3x/Woche ist mit Kanonen auf Spatzen geschossen (so nähren wir den Verdacht der Kassen überflüssige Leistungen zu generieren)
2. In einem so unklaren Zustand (Stabilisät der Osteosynthese) auch nur manuelle Therapie zu erwähnen ist (pardon) Unsinn. Das Problem der Bewegungseinschräkung sind zu 90% nicht verklebte Crosslinks.
3. Wenn der Patient unter einer so starken Schmerzmedikation immer noch Schmerzen hat wird wahrscheinlich DMSO und Diklophenac in welcher Kombination auch immer schwerlich zusätzlichen analgetischen Effekt haben.
Nichts für ungut, aber so etwas kann ich nicht unwiedersprochen lassen.
Gruss

Thomas Bollinger
Dipl. Ergotherapeut HF
zert. Handtherapeut SGHR
Kantonsspital Bruderholz
CH-4101 Bruderholz
31. Oktober 2008 10:56 # 5
Registriert seit: 02.06.2005
Beiträge: 3215

Hallo Rennesse,
finde die Vorschläge und Erläuterungen von Ambros sehr vernünftig und - wie immer, möchte ich mal anerkennend sagen - sehr professionell.

Möchte noch einen Gedanken hinzufügen :

Ich weiß nicht, inwieweit Du mit Ärzten und anderen Therapeuten kooperieren kannst und wie die Versorgungslage (Patienten pro Facharzt, Salär und Zufriedenheit Deiner Ärzte) bei euch ist.
Es gibt da offenbar regional große Unterschiede.
Bevor Du oder Dein Patient mit irgendeinem Vorschlag an den Arzt heran tretet, solltest Du versuchen, herauszubekommen wie der Arzt zu Vorschlägen von Therapeuten steht.
Bist Du selber Praxeninhaberin oder bist Du angestellt ?
Man sollte nämlich aus Akquisegründen gut überlegen, wie man mit solchen Problemen umgeht - in diesem Fall kann es für diesen sehr ungünstigen Verlauf viele Gründe geben, manche sind schlichtweg strukturell.
Ein Beispiel :
Ich war letztes Jahr auf dem Kongreß der DGH in Berlin. Dort meldete sich während einer Diskussion ein Handchirurg, der in einer sehr strukturschwachen Gegend von Deutschland eine Praxis betreibt.
Er sagte, daß er ein Einzugsgebiet von 80 km hat und zu 50 % Patienten behandelt, die in nicht-spezialisierten Praxen (Orthopäden, Hausärzte) unprofessionell versorgt werden müssen, schlichtweg weil es in ihrem Umfeld keine Fachärzte gibt. Ihm rennen sie die Türen ein und er bekommt als einzigen "Dank" noch Abzüge von der KV weil er so viele Patienten versorgt. Daran tragen die einzelnen Ärzte nicht Schuld - es ist ein Problem der Versorgungslage in Deutschland.
Wenn Du jetzt an diesen Arzt, der eh schon überfordert ist mit einem Vorschlag herantrittst, kann es passieren, daß er ganz begeistert ist, endlich jemanden gefunden zu haben, der sich auskennt, es kann aber auch passieren, daß der Dir nie wieder Patienten schickt, weil er sich bevormundet fühlt.
Damit ist den Patienten dann auch nicht geholfen.
Wie sieht das bei euch aus ?
Würde mich interessieren, habe dein Eindruck, daß das zunehmend zum Problem wird
Grüße von

Oetken1
31. Oktober 2008 11:07 # 6
Registriert seit: 27.11.2005
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 550

Geändert am 31.10.2008 11:10:00
Hallo Herr Bollinger,

ihren Einspruch in allen Ehren - aber erst einmal Lesen und Nachdenken - ich habe geschrieben nach Rücksprache mit dem Arzt (Handchirurgen) und röntgologischer Abklärung, d.h. bezüglich der Fraktur ist alles gut gelaufen - ansonsten müssen weitere Maßnahmen überdacht werden - aber diese Kompetenz gebe ich immer erst einmal in die Hände eines Handchirurgen - bezüglich Cross-Links empfehle ich Ihnen einige Literatur z.B. Franz van den Berg - zum Thema Inaktivität und Entstehung von Kollagen TypIII in TypI im Verständnis von Cross-Links. Lymphdrainage wird leider nicht nur bei Lymphödemen verordnet - auch hier einige gute Bücher z.B. Bringezu Band I und Band II Springer Verlag - manchmal bin ich überrascht über ihre vorschnellen unüberlegten Antworten (aber das kenne ich ja im Austausch mit anderen Kollegen). Zum Thema DMSO und Diclofenac fehlt Ihnen anscheinend das nötige Hintergrundwissen. Aber wie gesagt, ich denke immer erst einmal positiv und schätze das Zusammenspiel zwischen Arzt und Therapeuten mit der Absprache einer "gemeinsamen" Strategie (das ist sehr erfolgsverprechend). Das sollte meine Antwort zum Ausdruck bringen mit einem möglichen Therapievorschlag, der je nach Stand der Verletzung durchaus praktikabel und erfolgversprechen sein kann. Sie sollten nicht vergessen dass auch ich über eine langjährige Berufserfahrung verfüge und auch mit ärztlichen Kapazitäten "sehr eng" und im "direkten Austausch" zusammenarbeite. Vielleicht sollten Sie auch einmal Meinungen anderer Akzeptieren. In diesem Sinne noch ein schönes Wochenende Ihr Rainer Zumhasch (www.handakademie.de)

31. Oktober 2008 15:03 # 7
Registriert seit: 13.05.2002
Beiträge: 157

Tja, was soll ich da nur sagen....
Sehen Sie Herr Zumhasch, ich habe grundsätzlich gar keine Mühe, andere Meinungen zu aktzepieren. Wenn aber Behandlungsvorschläge gemacht werden, die nach meinem Dafürhalten im besten Falle wirkungslos, im schlimmsten Falle sogar schädlich sind so nehme ich mir die Freiheit zu wiedersprechen.
Wenn hier jemand einem "Handreha-Anfänger" empfehlen würde eine genähte Beugesehne nach 1 Woche zuerst mit Kamillensalbe unter Beimischung von 2% Arinka 5x täglich für 3,5 Minuten auf der Narbe zu massieren und anschliessend manuelle Therapie am PIP zu machen, die BWS zu mobilisieren und dann aktiv den Faustschluss gegen Widerstand zu machen könnten selbst Sie das nicht aktzeptieren und auf das richtige Konzept auf der www.handakademie.de hinweisen mit doppel-
Was ich damit sagen will: Es gibt gewisse Standards in der Handrehabilitation was Befund, Clincal Reasoning, und Behandlung angeht. Eine Behandlung sollte strukturbezogen, effizient (mit möglichst kleinem Aufwand) und evident (wirkungsvoll) sein.
Neben diesen Standards existieren noch eine Unzahl von ergänzenden Methoden und Ansätzen welche mehr oder weniger gut erforscht und belegt sind.
In Fällen, wo die Standards nicht weiterhelfen haben diese ergänzenden Methoden und Ansätze (sofern nicht kontraindiziert und schädlich) durchaus ihre Berechtigung.
Der Unterschied zwischen Ihrem und meinem Ansatz ist (auch meiner bescheidenen Sicht natürlich) ist der: Sie fangen bei den ergänzenden Methoden an (und zwar gleich meherer aufs mal, was methodisch meiner Ansicht nach falsch ist, weil man dann nicht überprüfen kann, welche nun wirkt) und garnieren das mit den Standards. Ich mache es umgekehrt: ich fange beim einfachst möglichen Standard an, überprüfe die Wirksamkeit und ergänze dann weiter mit anderen Behandlungsmassnahmen.
Ihre Antworten/Hilfen hier im Forum haben meiner Beobachtung nach immer das gleiche "Strickmuster" egal um welche Fragestellung es sich handelt: Manuelle Therapie (welche Technik denn???), heisse Rolle, DMSO, BWS, Lymphdrainiage und dann darf natürlich der Hinweis auf ihre Homepage nicht fehlen.
Nun die Forumlese können ja selbst entscheiden, nur manchmal denke ich, dass gerade noch weniger erfahrene oder spezialisierte KollegInnen sich verwirren können.
So, jetzt bin ich mal wieder was los geworden. Ich wünsche allen (auch Ihnen Herr Zumhasch) ein schönes Wochenende.
Gruss

Thomas Bollinger
Dipl. Ergotherapeut HF
zert. Handtherapeut SGHR
Kantonsspital Bruderholz
CH-4101 Bruderholz
31. Oktober 2008 15:53 # 8
Registriert seit: 27.11.2005
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 550

Hallo Herr Bollinger,

vielleicht beschäftigen Sie sich "auch" erst einmal ausgiebig mit der Physiotherapie und adäquaten Umgangsformen - Betätigungsfelder, welche ein "Handtherapeut" auch weitgehend beherrschen sollten - dann können wir vielleicht auf einem höheren Niveau miteinander diskutieren. In diesem Sinne verbleibe ich mit herzlichen Grüssen ins Wochenende Ihr Rainer Zumhasch (www.handakademie.de)

31. Oktober 2008 17:14 # 9
Registriert seit: 18.07.2003
Beiträge: 83

Aber hallo, da haben wir ja einen "männlichen Zickenkrieg" vom Feinsten )
Sollte man doch von erfahrenen Ergotherapeuten nicht erwarten....
besser wäre doch sich eine gute und machbare Antwort auf die Frage von Rennesse zu bemühen
"Lasst Euch nicht unterkriegen"
Tyzya

2. November 2008 21:23 # 10
Registriert seit: 13.05.2002
Beiträge: 157

Hallo Tyzya,
also: 1. ich glaube dass Rennesse sowohl von Rainer Zumhasch, wie von Oetken1 und auch von mir recht konkrete Hinweise auf die Problematik bekommen hat. Von wegen Zickenkrieg: es geht hier um eine fachliche Kontroverse und sie wird auch weitgehend auf dieser Ebene abgehandelt. Ich habe persönlich gar nichts gegen Herrn Zumhasch (dafür kenne ich ihn viel zuwenig). Ich bin nun mal anderer Meinung und versuche das auf der fachlichen Ebene rüberzubringen. Das ab und zu mal etwas Polemik reinrutscht stört mich nicht - es zeugt halt auch von persönlichem Engagement und Emotionen. Gottseidank haben sich diese auch erfahrene ErgotherapeutInnen noch bewahrt.
Wie wäre es, wenn Du auch fachlich zur Diskussion beiträgen möchtest ?
Schöne Grüsse

Thomas Bollinger
Dipl. Ergotherapeut HF
zert. Handtherapeut SGHR
Kantonsspital Bruderholz
CH-4101 Bruderholz
Optionen:

nach oben scrollen