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Probleme mit der linkshändigkeit

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18. Februar 2010 20:39 # 1
Registriert seit: 05.01.2006
Beiträge: 29

Hallo.
ich habe morgen eine neue patientin in der praxis.
und zwar ist das ein ca. 16 jahre altes Mädchen, das linkshänderin ist und da wohl nicht so zurecht kommt in ihrem Alltag (Geschicklichkeit, Koordination).
Hättet ihr vielleicht ein paar nette Ideen, die einen 16jährigen teenager da etwas ansprechen könnten? worauf sie auch vielleicht lust haben könnte?
Ich bedanke mich für konstruktive Vorschläge!
Liebe grüße
18. Februar 2010 21:08 # 2
Registriert seit: 30.07.2001
Beiträge: 101

Hallo!
Welchen Grund hat die schlechte Geschicklichkeit der Patientin denn?
Ein paar mehr Angaben bräuchten wir schon.

Was meinst du mit "Problem mit der Linkshändigkeit"?
18. Februar 2010 21:45 # 3
Registriert seit: 21.05.2004
Beiträge: 17

Bist du dir sicher, dass die Defizite in der Linkshändigkeit zu suchen sind?
Es wäre wahrscheinlich gut anamnestisch, mit Beobachtung, evtl. auch Tests wie den FEW-2 genau zu schauen, wo die Probleme liegen.
Ansonsten finde ich bei den Jugendlichen handwerkliche Tätigkeiten sehr gut, je nach Interessengebiet.

Gruß

18. Februar 2010 21:51 # 4
Registriert seit: 02.06.2005
Beiträge: 3215

Hallo Ergo IN,

wo zeigt sich eine beeinträchtigte "Geschicklichkeit und Koordination" als an sich vollkommen abstraktes Phänomen nicht besser als in der Alltagsbewältigung- unserem ergotherapeutischen Kerngeschäft ?

Freu Dich doch, daß die Patientin mit 16 Jahren bestimmt ganz schnell und ganz kompetent zu ihren Betätigungsanliegen Auskunft geben kann. Dann ist es doch ein Leichtes für Dich eine Betätigungsanalyse zu machen und spezifische Therapieansätze zu entwickeln.

Ein sehr schönes Assessment dazu ist der COPM, bei Jugendlichen eignet sich mit Einschränkungen auch der DASH.

Bei der betätigungsorientierten Befunderhebung und der entsprechenden Therapieplanung unterstütze ich Dich dann gern.

Grüße von

Oetken1
19. Februar 2010 06:47 # 5
Registriert seit: 05.01.2006
Beiträge: 29

Guten Morgen.
Vielen Dank für eure Antworten.
Ich selbst habe nicht mit der Mutter telefoniert, ich habe diese Informationen von einer Kollegin erhalten. Die Mutter konnte wohl am Telefon auch gar nicht recht sagen, was genau die Probleme der Tochter sind. Für mich ist das alles sehr schwammig und deshalb bin ich auch etwas unsicher.
Leider ist die Praxis, in der ich arbeite, auch nicht mit den genannten Tests ausgestattet, sodass ich diese Möglichkeit leider schon nicht ergreifen kann.
Ich hatte mir jetzt für die heutige Einheit überlegt, sie erst einmal genauer nach ihren alltäglichen Problemen, allgemeinen Interessen und Zielen zu fragen.
Ich hatte auch die Idee, heute in der ersten Therapieeinheit das Spiel "Jenga" zu spielen; da würde ich ja gut sehen, wie geschickt und koordiniert sie mit Links arbeitet, wie die Feinabstimmung ist etc....
Heut abend weis ich dann sicher mehr und vielleicht kann ich euch dann nochmal um euren Rat bitten...
Liebe Grüße
19. Februar 2010 20:22 # 6
Registriert seit: 02.06.2005
Beiträge: 3215

Hallo Ergo IN,
der DASH und das COPM sind assessments, keine Tests. Den DASH bekommst du sogar im Internet, das COPM ist in Grundlagenwerken beschrieben. Ein sehr gutes preiswertes Handbuch bekommst Du beim copm Team unter Link.

Der DTVP2 ist für 16jährige gar nicht mehr vorgesehen, er könnte höchstens als standardisiertes Beobachtungsinstrument dienen. Falls das Mädchen normal intelligent ist, kannst Du die für die Behandlung notwendigen Informationen auch aus ihren Beschreibungen und Deinen Beobachtungen ableiten.

Bin schon gespannt auf das, was Du berichtest.

Grüße von

Oetken1
21. Februar 2010 18:13 # 7
Registriert seit: 05.01.2006
Beiträge: 29

Hallo.
Ich habe das Mädchen nun kennen gelernt.
Sie selbst beschreibt keine Probleme. Ihre Mutter meinte, sie wäre ungeschickt bzw. wirke oft so unbeholfen z.b. beim Schälen eines Apfels, beim Schneiden einer Zwiebel, beim Öffnen einer Konservendose. Außerdem habe sie jetzt in der Fahrschule das Problem, oft anstatt wie verbal vom fahrlehrer vorgegeben links statt rechts abbiegt. Das passiere ihr schon häufiger. Das wäre auch das einzige, was sie selbst etwas negativ findet.
Ansonsten macht die Patientin einen ganz normal intelligenten, aufgeschlossenen Eindruck.
Im Gespräch erwähnte die Mutter dann z.B. auch noch, dass die Tochter z.B. beim Federballspielen mit links den Aufschlag macht, dann aber mit rechts spielt!!
Sie schreibt mit links, schneidet aber mit rechts.
Ich hab den Eindruck, dass sie eigentlich mit beiden Händen viel kann, jedoch die Qualität dadurch etwas "leidet".
Habt ihr vielleicht noch ein paar Tipps, wie ich genau herausfinden kann, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege?
Und was genau wäre dann evtl. zu tun? Vielleicht kennt sich ja jemand damit gut aus und kann mir ein paar wichtige Hinweise geben, um die ich dankbar wäre.
Viele liebe Grüße und einen schönen Sonntag wünscht
Ergo IN
21. Februar 2010 19:52 # 8
Registriert seit: 08.02.2010
Beiträge: 122

Olla, mmmhh sehr interessant..... hast du schonmal den ATNR überprüft???


_____________________________________
Ich kann nur unter Druck lernen.........
drückst du mich???
21. Februar 2010 22:30 # 9
Registriert seit: 02.06.2005
Beiträge: 3215

Hallo Ergo IN,
laut neuerer Betrachtung und Forschung gibt es mehrere Formen der Händigkeit.
Beidhändigkeit kommt vor, manchmal ohne jegliche Einschränkungen, manchmal um den Preis zeitverzögerter und ungeschickt wirkender Feinmotorik.

Etwas problematisch für die Behandlung finde ich, daß das Mädchen offenbar sehr wenig Leidensdruck hat.
Das mit der Fahrschule ist aber ein guter Ausgangspunkt für eine Therapie.

Natürlich kann das Mädchen lernen, eine Körperseite spontan einem Begriff zuzuordnen "rechte Hand, linker Fuß...". Damit wäre dem Fahrschulproblem schnell beizukommen.
Man kann dazu am besten am eigenen Körper beginnen, dann anfangen Bilder zuzuordnen und beim anderen, auch seitenverkehrt spontan die rechte und linke Seite zuzuordnen. Du beschreibst das Mädchen als normal intelligent, dann kann sie sich sicherlich per "geleiteter Entdeckung" gut diese Fertigkeiten erarbeiten. Das macht sogar viel Spaß und schult auch das laterale Denken und Handeln des Therapeuten.
Nicht jeder ist ja ein "r-k-Meister".

Was die Koordination angeht - sicherlich würdest Du bei einem spezifischen Leistungsvergleich beider Seiten Unterschiede bzw. Defizite erkennen. Dazu kannst Du z.B. den AFM gut nutzen.

Aber wenn das Mädchen kein Problem sieht, wird sie wahrscheinlich zu einer - meist in solchen Fällen aufwändigen Therapie - nicht bereit sein. Bedenke, daß sie am Ende der Pubertät steht und da sind junge Menschen meist nicht so "kritikfähig" und häufig selbstunsicher.

Grüße von

Oetken1
23. Februar 2010 21:01 # 10
Registriert seit: 18.03.2008
Beiträge: 17

Geändert am 23.02.2010 21:02:00
Zitat:

Hallo Ergo IN,
laut neuerer Betrachtung und Forschung gibt es mehrere Formen der Händigkeit.
Beidhändigkeit kommt vor, manchmal ohne jegliche Einschränkungen, manchmal um den Preis zeitverzögerter und ungeschickt wirkender Feinmotorik.


@oetken1:
Hallo,
wo hast du diese Informationen mit Beidhändigkeit her? Ich habe das auf dem Händigkeitssymposium bei Ute Steding- Albrecht im Workshop erfragt und sowohl sie als auch die dazugehörige Literatur meint so etwas wie Beidhändigkeit gibt es nicht!

@ErgoIN:
Hallo, ich sehe das ähnlich wie oetken1. Wenn dieses 16jährige Mädchen keinen "Leidensdruck" hat wird es für dich schwer an sie heran zu kommen. Allerdings ein schönes Spiel für rechts-links auf Körperebene ist "Twister", das könnte sogar dieser jungen Dame gefallen.

@Memphis:
Tut mir leid, das geht nicht gegen dich, da ich dich nicht kenne, aber ATNR prüfen? Ich dachte das Thema Reflexintegration sei inzwischen für uns Ergos ad acta gelegt?! Das Mädchen ist 16 Jahre alt! Denkst du wirklich, daß sie tatsächlich eine so lange Zeit einigermaßen gesund mit nicht integrierten Reflexen rumläuft?

Viele Grüße ergo444
24. Februar 2010 07:39 # 11
Registriert seit: 24.02.2010
Beiträge: 1

Guten morgen!
Also ich kann persönlich nur bestätigen, dass es eine Beidhändigkeit gibt! Zum Beispiel schreibe ich mit links, schneide mit rechts. Ebenso kenne ich das Problem mit dem Auto fahren. Wie oft bin ich schon rechts abgebogen obwohl mein Beifahrer links gesagt hat. Meine Beifahrer wissen das mittlerweile und sagen mir rechtszeitig bescheid bzw. ist es mit der Zeit sowiso besser geworden.
Habe mir selber immer wieder bewusst gemacht wo rechts und links ist.
Liebe Grüße

24. Februar 2010 09:16 # 12
Registriert seit: 16.11.2002
Beiträge: 70

Ich denke dass diese sogenannten Beidhänder Menschen sind, die eben nicht ihre tatsächliche Händigkeit gefunden haben, in der Mehrzahl wahrscheinlich umtrainierte Linkshänder.

24. Februar 2010 09:30 # 13
Registriert seit: 13.07.2009
Beiträge: 25

Hallo.
Ich kenn mich zwar nicht wirklich mit dem Problem aus...habe aber einen Kindergartenfreund der alles beidhändig macht. Schon früher in der Schule, hat er mal mit links geschrieben und mal mit rechts. Das hat sich bis heute so gehalten (er ist jetzt 22). Auch nimmt er bei verschiedenen Tätigkeiten mal die linke mal die rechte Hand.
Er ist auch normal intilligent, hat zwei Ausbildungen abgeschlosssen. Eine sogar in einem Handwerksberuf, dem Kachelofenbauer. Allerdings ist er auch nicht so geschickt mit beiden Händen, was ihm bei der Ausbildung sehr viel nerven und ,kraft gekostet hatte.

Also, ich denke Beidhändigkeit kann nicht ausgeschlossen werden. Es gibt ja auch ne Menge unterschiedliche Menschen auf dieser Welt.


Grüße

24. Februar 2010 19:32 # 14
Registriert seit: 05.08.2006
Beiträge: 48

Hallo,
vielleicht sollte bei der Diskussion zwischen Handgebrauch (zwischen rechts und links wechselnd) und Händigkeit (entweder rechts oder links) unterschieden werden. Beidhändigkeit ist als Arbeitsgrundlage nicht anzunehmen. Daher scheint es sinnvoll, die tatsächliche Händigkeit und nicht den tätigkeitsspezifischen Handgebrauch zu ermitteln, um last not least die Schwierigkeiten bei der Richtungsunterscheidung/Ungeschicklichkeit zu kompensieren.

Eine beratende Therapie macht dann Sinn, wenn sie aufgrund der Diagnostik weiß, mit welcher Hand sie stabilisiert und mit welcher sie günstiger Weise agiert. Darauf aufbauend kann sie selbst ihre Bewegungen analysieren und neue Koordinationsmuster finden, sofern sie es möchte.



25. Februar 2010 14:24 # 15
Registriert seit: 04.01.2007
Beiträge: 16

Hallo Leute!
Ich möchte allen ein Buch empfehlen von Johanna Barbara Sattler "Der umgeschulte Linkshänder oder der Knoten im Gehirn". Googelt sie, und ihr findet viel interessantes.

Mir persönlich hat es die Augen geöffnet auf die "Beidhänder-Linkshänder" Problematik.
Vor allem gibt es keine Beidhändigkeit, es gibt nur Menschen, die es nicht geschafft haben, eine Hirnhälfte als die dominante zu "etablieren", besseres Wort fällt mir nicht ein. Dann wird zwischen den Händen gewechselt, wie es einem gerade passt. Und die Rechts-Links Unsicherheit ist auch bekanntes Problem der umgeschulten Linkshänder, so wie viele andere Schwierigkeiten. Obwohl die richtigen Linkshändertest dort nicht stehen, kann man anhand von beschriebenen Symptomen und Problemen leicht herausfinden, ob man oder der Patient zu diesem Kreis gehört.
Da ich selbst dazu gehöre, war das Buch wirklich eine Offenbarung. Dabei war ich früher so stolz auf meine Fähigkeit, den Schläger mal in der rechten, mal in der linken Hand zu halten.... Na ja, das war noch vor der Ausbildung.
Aus Beobachtung kann ich noch sagen, dass Linkshänder, wie dieses Mädchen, Messer oder Scheren oft "seltsam" halten. Kann aber auch an den Werkzeugen liegen.
Liebe Grüße
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