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Diskussionsforum

Arbeitstempo

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29. April 2010 21:16 # 1
Registriert seit: 23.03.2010
Beiträge: 3

Hallo allerseits,
hat jemand von euch Ideen, wie man das Arbeitstempo bei Kindern und Jugendlichen steigern kann, ohne das diese gleich unter Druck geraten und in Panik ausbrechen? habt ihr Methoden, die sich als sehr hilfreich gezeigt haben? Ich freue mich über eure Ideen und Anregungen.
Grüße, Maja

29. April 2010 21:43 # 2
Registriert seit: 14.03.2010
Beiträge: 271

Hallo Maja,

ich spiel mit den Kids Spiele, wo sie auf "zack" sein sollen. Also z.B. Luftballontischtennis oder ich klatsch einen bestimmten Rythmus und dass Kind soll dazu versuchen sich zu drehen, auf dem Trampolin z.B.. Ich versuche viel im Spiel zu bleiben.

Habe nun von einer Mam erst das lob bekommen, dass ihr Kind nun fast der schnellste in der Vorschule ist (und am Anfang war er soooooo ein langsames Kind )..also denk ich dass es keine schlechte Therapie ist.

Auch gut ist noch, wenn du ne Gruppe hast, und die Kinder sich gegenseitig motivieren schnell zu sein. Um den Druck zu nehmen, gibt es da bei uns z.B. nie nur einen Gewinner, sondern die anderen sind auch Gewinner (bei uns gibts "Taler" zu gewinnen, der Sieger bekommt zwar einen goldenen, aber die anderen Kids auch einen silbernen ...wenn sie die Gruppe verlassen gibt es dann jeh nach Taler ein kleines "Geschenk"


Grüße

9. Dezember 2010 19:02 # 3
Registriert seit: 18.12.2002
Bundesland: Bayern
Beiträge: 348

liebe kollegen,

habt ihr noch mehr anregungen für mic?

Liebe Grüße
10. Dezember 2010 16:02 # 4
Registriert seit: 29.08.2003
Beiträge: 72

Hallo Maja,

ich arbeite zwar nicht in der Pädiatrie, erinnere mich aber hier an einen Parcoursaufbau aus meiner Praktikumszeit in einer Praxis:

Zunächst wurde eine Murmelbahn aufgebaut (weiss nicht mehr von welcher Fa. sie war, aber sie hatte ne relativ lange Laufzeit, wenn man sie ganz aufgebaut hat). dann musste das Kind die Murmel oben einwerfen, und eine weitere Aufgabe erledigen (z. b. einzelne Karten fürs "Schau genau" auf dem Rollbrett holen - die im Raum verteilt lagen)
Steigern konnte man dies, indem man die Murmelbahn so aufbaute (kürzer) , dass die Kugel eher am Ende ankommt.

oder erinnere ich mich an einen Aufbau:

Kennt ihr den Pilz, wo man so kleine Plastiknuggets reinschiessen kann? (Man legt einen Plastiknugget vor den Pilz, und drückt mit nem anderen nugget hinten auf den liegenden nugget, sodass der , im besten Falle, im Pilz landet.
während der eine (Kind oder Therapeut abwechselnd) eine Aufgabe erledigen muss, hat der andere zeit, soviele nuggets wie möglich in den Pilz zu schiessen. dann wechseln. So muss sich der eine bemühen seine Aufgabe gründlich zu erledigen, wenn er schlampt und sich nur beeilt landen keine nuggets im Pilz, und der andere muss sich beeilen, damit der am Pilz nicht zuviele Nuggets hineinbekommt.

Das sind nur mal so zwei Spielaufbau gedanken, die ich gleich hatte, als ich deinen Beitrag gelesen hab. Vielleicht hilft es dir ja was

Lg, Reg

10. Dezember 2010 18:54 # 5
Registriert seit: 10.08.2009
Beiträge: 73

Hallo,

betrifft das verlangsamte Tempo eher die Motorik oder mehr die Kognition, flexibles Denken, gedankliches Umschalten?

Gruß,
Lauretta



13. Dezember 2010 13:03 # 6
Registriert seit: 18.12.2002
Bundesland: Bayern
Beiträge: 348

Zitat:

Hallo,

betrifft das verlangsamte Tempo eher die Motorik oder mehr die Kognition, flexibles Denken, gedankliches Umschalten?

Gruß,
Lauretta





eher die kognition...

danke schonmal für die anregungen!

Liebe Grüße
27. Dezember 2010 19:41 # 7
Registriert seit: 18.12.2002
Bundesland: Bayern
Beiträge: 348

hat keiner weitere Erfahrungen mit dem kognitiven arbeitstempo?
im konkreten Fall denke ich an eine 12-jährige die sehr perfektionistisch ist und daher zu lange an aufgaben verweilt und ihr dann die zeit nach hinten raus fehlt....

Liebe Grüße
27. Dezember 2010 20:37 # 8
Registriert seit: 02.06.2005
Beiträge: 3215

Geändert am 27.12.2010 20:40:00
Zitat:

hat keiner weitere Erfahrungen mit dem kognitiven arbeitstempo?
im konkreten Fall denke ich an eine 12-jährige die sehr perfektionistisch ist und daher zu lange an aufgaben verweilt und ihr dann die zeit nach hinten raus fehlt....

Liebe Grüße


Hallo sonnennest,

aus meiner Sicht besteht das größte Problem in der ergotherapeutischen Behandlung von Kindern mit kognitiven Problemen darin, dass allgemein erwartet wird, es gäbe "bestimmte Übungen" oder Ähnliches die etwas ändern.

Wenn du auf der Betätigungsebene bleibst - ganz konkret - und die Motivation der Kinder überprüfst - häufig sind sie nämlich gar nicht wirklich motiviert, etwas zu verändern, dann wird es dir leicht fallen, einen spezifischen Therapieansatz für die jeweiligen Kinder zu finden.

Bei deinem Beispiel würde ich erstmal feststellen, in welchem teilhaberelevanten Bereich dies Problem auftritt (ich nehme mal an bei Klassenarbeiten). Dann wie das Kind die Lage einschätzt - wie sieht sie sich, welche Kompensationsstrategien und Arbeitsstrategien hat sie schon, wie ist ihre Eigenwahrnehmung ihres Arbeitsverhaltens und ihrer Strategien?
Wie sind die Bedingungen in der Schule? Wie reagieren die Lehrer, die KlassenkameradInnen? Welche für das Mädchen konkreten Nachteile ergeben sich denn...
Das "Perfektionistische" sollte sehr genau hinterfragt werden. Manchmal verbirgt sich dahinter eine zwanghafte Einstellung, die vom Elternhaus unterfüttert wird. Nicht selten der Fall, wenn Suchterkrankungen (Alkohol, Medikamente) in der Familie vorliegen. Die Kinder entwickeln im buchstäblichen Sinne kein Maß.
Es kann aber auch sein, dass das Kind die Erfahrung gemacht hat, dass allzu genaues Arbeiten davor schützt, fertig werden zu müssen. Also nach dem Motto: "dann schreibe ich mal ganz langsam, dann muss ich nicht so viel schreiben...." In beiden Fällen ist Umfeldarbeit nötig. Einmal indem man mit dem Kinderarzt über seine Beobachtungen und das weitere Vorgehen spricht, im anderen indem man mit den Lehrern redet, inwieweit "Malen" um Leistung zu vermeiden, denn negative Konsequenzen hat.

Falls das Mädchen eine hohe Eigenmotivation zur Veränderung hat, ist die Sache dann recht einfach: Ihr stellt eine typische Situation nach (z.B. eine Schulaufgabe mit Zeitlimit) und analysiert gemeinsam ihr Vorgehen in Bezug auf Stärken (was klappt schon gut?) und Verbesserungsbedürftiges (was soll anders werden) - beides möglichst konkret. Also nicht "Verbesserung des Tempos" sondern "am Anfang erstmal alles einmal durchlesen, dann kurz einen Arbeitsplan, jede Aufgabe mindestens anfangen....".

Woche für Woche wird eine kleine Strategie gemeinsam erarbeitet und das Mädchen hat in der Schule genug Zeit, sie auszuprobieren und mit dir zusammen zu verändern und anzupassen.

Wenn allerdings nur die Umgebung (Eltern, Lehrer) wollen, das sich etwas ändert und gleichzeitig das langsame Arbeiten für das Mädchen keine spürbaren negativen Konsequenzen hat, dann sieht die Sache schon anders aus. Dieses Verhalten ist nicht selten auch Produkt einer zu fürsorglichen Einstellung der Umgebung. Wenn "Mama" jedes Problem im Endeffekt doch löst und der Reitunterricht, die neuen Markenklamotten und die Unterhaltungselektronik ohne Gegenleistung "vom Himmel fallen" - warum sollte ein Kind, das nicht sehr stark eigenmotiviert ist, sich denn anstrengen?
Hier ist dann viel mehr Umfeldarbeit nötig als im ersten Fall.

Diese Eltern überfordern die Kinder emotional, nach dem Motto "aber die muss doch wissen, dass sie sich anstrengen muss...", unterfordern sie aber im Alltäglichen "na sie ist eben so, da mache ich das lieber schnell" oder noch schlimmer ist es, wenn die Kinder zum Sündenbock deklariert werden, um sich als Elternteil aufzuwerten "na wenn ich nicht immer alles erledige, dann schafft sie nichts". Das ist eine emotionale Dauerohrfeige für Kinder und führt häufig zu Depressionen oder zu Leistungsverweigerung, die manchmal von den Kindern gut kaschiert wird.
Die letztgenannten Eltern dürfen sich an die Erziehungsberatung wenden bzw. selbst eine Psychotherapie machen und die Kinder profitieren davon, wenn sie herausgefordert werden und sich dadurch als selbstwirksam erleben können.

Aber bevor man solche Sachen thematisiert, sollte man sich mit dem Kinderarzt absprechen.

Viel Erfolg wünscht

Oetken1
28. Dezember 2010 23:06 # 9
Registriert seit: 05.04.2010
Beiträge: 894

stimme meinen vorrednern zu. mache spiele mit "zack", viel über motorik, aber auch sowas wie ligretto, gruselino usw.
handwerk fällt mir auch spontan ein....dann aber mit ziel "wir schaffen heute .... arbeitsschritte..."

24. Januar 2011 21:22 # 10
Registriert seit: 18.12.2002
Bundesland: Bayern
Beiträge: 348

danke euch!
@ oetken.

das Hauptproblem ist in dem Fall wohl die Mutter die viel von der Tochter erwartet,
die Tochter möchte es ihr recht machen aber übernimmt sich.


Liebe Grüße
24. Januar 2011 22:11 # 11
Registriert seit: 02.06.2005
Beiträge: 3215

Hallo sonnennest,

nur mal interessehalber: wenn Du zu so einer Einschätzung kommst, wie gehst du dann weiter vor?

Frage deshalb, weil ein Effekt, den ich bisher nur aus der Neurologie/Geriatrie kannte, zunehmend auch in der Pädiatrie aufzutreten scheint - Angehörige projizieren ihr eigenes Problem, bzw. ihren eigenen Behandlungsbedarf auf ein an sich "gesundes" Familienmitglied und produzieren so eine kranke Reaktion bei diesem. Und schaffen es so tatsächlich, das derjenige eine Verordnung bekommt.
Ich mutmaße, dass sie einfach die Tatsache ausnutzen, dass derzeit kaum noch ein Arzt Zeit und Gelegenheit hat, Symptomen umfassend auf den Grund zu gehen. Und entsprechend "appellieren". Manche indem sie einfach nerven, andere indem sie "Mitleid" beim Verordner erzeugen.

Bin da hin- und hergerissen, denn angenommen, ich melde das so wie es ist an den Arzt zurück, dann gibt es mitunter "beleidigte" Reaktionen. Abgesehen davon, dass der Druck auf das Kind zunehmen kann, v.a. bei offensichtlich selbst psychisch kranken Eltern (besonders wenn Alkohol und/oder eine eigene, nicht eingestandene Depression oder Zwangserkrankung im Spiel sind).

Eltern dabei zu begleiten, eine realistischere Einschätzung zu entwickeln, kann dauern. Denn sie sind in solchen Fällen häufig selbst krank oder fast krank (Depressiv, hoch neurotisch, suchtkrank oder noch Schlimmeres).

Um mich dazu zu entscheiden, bräuchte ich aber eigentlich einen neuen Auftrag vom Arzt. Denn es geht dabei um die Behandlung einer Symptomatik, die das Kind reaktiv entwickelt hat. Das müßte nämlich der Arzt feststellen und entsprechend das Ziel der Behandlung neu definieren.

Mit einigen Ärzten in meiner Umgebung kann ich das offen besprechen. Aber mit den meisten nicht. Einige verdienen an solchen Eltern (indem sie auf dieses Klientel passende "IGEL-Leistungen" anbieten), andere wollen keine Diskussion mit den Eltern riskieren.

Wie sind deine/eure Erfahrungen?

Herzliche Grüße von

Oetken1
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