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verweigerndes Kind

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27. August 2010 19:51 # 1
Registriert seit: 27.08.2010
Beiträge: 4

Hallo Leute,
habe eine kleine fünfjährige Patientin und komme mit ihr nicht weiter.
sie verweigert sich oft und möchte ihren Kopf durchsetzten. sie will die "Bestimmerin" sein und da geraten wir natürlich immer aneinander.
Sie ist taktil devensiv, hat Probleme mit den Bewegungsabläufen (Krabbeln ist nicht koordiniert) Vorwärtsrolle ist etwas schief, Rückwärtsrolle geht gar nicht. beim Balancieren benötigt sie Hilfe und auf dem Trampolin ist sie nach ca. 10 Minuten müde und braucht eine Pause. (sie ist öfter müde)
Weitere Themen bei ihr: Kraftdosierung, Stifthaltung, Ausdauer, Mittellinienüberkreuzung.

Wenn wir einen Parcour machen, ist sie in der ersten Runde noch gut dabei und dann nach dem zweiten dritten Mal verweigert sie dann.
Wenn wir mit Rasierschaum malen, hält sie kurz durch, hat aber eine längere Ausdauer als bei motorischen Aufgaben.
Das Punktssystem versteht sie nur halb, es motiviert sie nicht etwas zu machen, verlangt dann aber am Ende eine Belohnung zu bekommen.

Also ich bin einfach unsicher, ob ich mich da immer durchsetzten soll und wie ich sie dazu bekomme die Aufgaben zu erledigen. Ihre Eltern haben Schwierigkeiten sich durchzusetzten. Sollte ich da mit großen Regeln ankommen (versteht sie evtl auch nicht) sollte ich das als ein Schwerpunkt aufgreifen (Eltern beschweren sich nicht so richtig darüber)???
Lg Nelee


27. August 2010 20:32 # 2
Registriert seit: 18.07.2003
Beiträge: 83

Hallo,
würde mit dem Kind eine einfache und verständliche Abmachung treffen und mich konsequent daran halten. Auch wenn es dann "Theater" macht, beim nächsten Mal wirst einen Erfolg verzeichnen können. Struktur und ernsthafte Abmachungen helfen.
Viel Erfolg
Tyzya

27. August 2010 23:16 # 3
Registriert seit: 30.01.2010
Beiträge: 12

Hi Nelee,
was du beschreibst, klingt für mich erstmal nach grundlegenden Schwierigkeiten in der Körpereigenwahrnehmung und dadurch der Tonusreg., daher ist sie so schnell erschöpft. Und ich finde 10 min. Trampolin am Stück auch zu lange, da wär ich auch kaputt.
Vielleicht ist sie mit der Therapiesituation überfordert. Wenn die Eltern dieses Verhalten nicht bestätigen tritt es evtl. auch nur in der Therapie auf. Setz ihr zwar klare Grenzen, aber steck sie auch nicht zu eng ab, du willst ja auch an den motorischen Anteilen arbeiten, das könnte schwierig werden, wenn ihr jedes mal einen Machtkampf austragt.
Wenn sie den positiven Verstärker nicht versteht, dann ist er vielleicht nicht klar genug. Bei Punkteplänen kann man auch gut visualisieren, du könntest mit ihr zusammen ein Plakat / einen Zettel gestalten, auf dem sie genau sehen kann wofür sie Punkte bekommt (Aussagen wie "wenn du gut mitmachst" etc. kann sie nicht einordnen, woher soll sie wissen, was du unter "gut" verstehst?), und für wieviele Punkte sie eine Belohnung bekommt. Es wirkt auch motivierend, wenn sie die Punkte selbst einmalen darf.
Hoffe ich konnte dir ein klein wenig weiterhelfen
lg
Tanja



27. August 2010 23:38 # 4
Registriert seit: 16.02.2007
Beiträge: 185

also für mich hört es sich so an als ob es dabei in erster linie um ein erziehungsproblem geht.
wenn die eltern in ihrer erziehung nicht konsequent sind und dem kind wenig "abverlangen" wird es kaum eine ausreichende ausdauer aufbauen könne, geschweige denn später hausaufgaben für die schule machen wollen. falls das THOP vorhanden ist bietet es sich doch an, das ein oder andere daraus mit den eltern zu besprechen...
in der therapie würde ich sonst erst mal mit ganz einfachen absprachen anfangen und ausdauer und anforderungen langsam steigern. ansonsten hilft es gelegentlich wahlmöglichkeiten zu bieten. damit gibst du das thema vor suggerierst dem kind aber ein gewisses mitspracherecht.

28. August 2010 01:28 # 5
Registriert seit: 05.04.2010
Beiträge: 889

"gut mitmachen" ist bei kindern nicht klar genug. ich habe genau so einen jungen, auch 5, verweigert alles und versteht auch nicht wirklich alles gleich. ich hatte schon mehrere einheiten, wo er auf nix angesprungen ist und nur verweigert hat. gründe wusste er keine, nur "will nicht"
da geht es wirklich nur so: "wenn du so lange, bis der große zeiger auf der uhr auf der 12 ist, an dem bild malst und gar keine pause machst, dann darfst du einen punkt ausmalen" oder "wenn du das ganze spiel bis zum ende schaffst, ohne bockig zu sein, dann....." usw.
solche aussagen sind für das kind nachvollziehbarer als nur "gut mitmachen". für diesen jungen ist 2 mal bocken und dann wieder einsteigen schon super, für andere wäre es hingehen schlechte mitarbeit.

versuche auf dem trampolin einen record zu erstellen. heute 15 mal springen (oder wie oft sie gut schafft) und das nächste mal dann 5 mal mehr usw. das gnaze schreibst du auf und bei einer ganz bestimmten anzahl an sprungen, kann sie ne medallie gewinnen. versuch sie erstmal anzufüttern, mit dem was sie kann.

bei meinem "bocki" arbeite ich im moment auch wenig an seinen motorischen defiziten, da er verhaltensmäßig so auffällig ist und extrem schnell das vertrauen zu erwachsenen und sein selbstvertrauen verliert, ist erstmal mitmachen das allerwichtigste. wir spielen am ende immer fußball, das kann er gut, oder er darf auf der schaukel etwas kognitives machen (am tisch sitzen hasst er und wenn er nicht verweigert, darf er an der schaukel). solche sachen aber nur, solange es klappt. ansonsten können "wir uns auch die ganze zeit langweilen und nur dasitzen und gar nix machen.... puh ist das langweilig!" letztes mal haben wir, nach 8 einheiten, endlich (!) ein kleines spiel am tisch geschafft. an solchen kleinen erfolgen freut man sich dann selbst wie oscar.

hast du beim parcour verweigern mal versucht, "wertpunkte" aufzuschreiben? also wenn sie durch den tunnel krabbelt, einen punkt, wenn sie auf die sprossenwand klettert, einen punkt und in der nächsten runde den eigenen record brechen?
du kannst ihr auch anbieten, dass du im ersten teil der stunde der bestimmer bist, im 2. sie. (du brauchst ja nicht erwähnen, dass ihr part dann nur 5 oder 10 minuten dauert und deiner den rest )

28. August 2010 08:55 # 6
Registriert seit: 04.08.2002
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 1243

10 Minuten auf dem Trampolin?
Das hört sich für mich eher nach Sportverein für Trampolinsport an!
Habt ihr ein raumgroßes Gerät?
Bei uns ist nur ein Kind, das so gerne springt, dass es schon mal 5 Minuten auf dem Gerät ist.
Für mich sind 10 Minuten Ausdauertraining und eine Überforderung für das Kind.
Meine persönliche Meinung aus der Ferne.

Viel Erfolg

Es ist niemal zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben!
Gutgehn, Attacke, Glück Auf und Om Shanti
28. August 2010 11:52 # 7
Registriert seit: 15.03.2003
Beiträge: 944

Hallo,
ich finde es schwierig, 10Min. auf dem Trampolin zu springen!!! Da sind selbst meine Bewegungtalentierten kaputt...Verbinde doch das Springen mit lautem Zählen, einer Rechenaufgabe, deren Ergebnis sie dann springen soll ( geht auch mit 5J!) Silbenklatschen Quatschwörter nachsprechen, oder oder oder...
Auch einen Parcour gestalte ich immer mit einer Aufgabenstellung die zu einem positiven Ergebnis führt...Selbst die wenig ausdauernden können nach kurzer Zeit erkennen, das es toll ist, die Lösung gefunden zu haben- und Lesemuffel/ LRS- Kinder krieg ich so auch zum Mitmachen...Punktesystem mache ich mit ner Murmel, die ins Glas klingelt...so ist es hörbar...und konkret...5Murmeln- ein Aufkleber..besonders viel Ausdauer oder Motivation oder Anstrengungsbereitschaft=.größere Belohnung...
Und guck mal ins THOP, da findest du einiges, was du adaptieren kannst....
Vieleicht mußt du auch noch mal nach der Kognition schauen, wenn Aufgabenstellungen nicht verstanden werden, .dann ist Verweigern oft auch Ausdruck von "sich selbst vor Überforderung schützen"
Gruß Sabine

"Die Kunst ist, den Kindern alles, was sie tun oder lernen sollen, zum Spiel zu machen."
John Locke
28. August 2010 17:40 # 8
Registriert seit: 14.08.2006
Beiträge: 129

Mit welcher Fragestellung ist das Kind zur Ergotherapie gekommen und welche Betätigungsbedürfnisse wurden aufgestellt (z.B. unter Einsatz des COPM).

Scheinbar hast Du bisher in die "Funktionsschublade" geschaut und Performanz- Komponenten wie Sensorik, Motorik, Sensomotorik, Wahrnehmung, Koordniantion beurteilt. Dies ist ein typisches Beispiel einer Bottom-up Vorgehensweise.

Beispielhaft skizziere ich Dir die Top- Down Vorgehensweise:
Kläre in einem Elterngespräch die Anliegen des Kindes und der Eltern und formuliert gemeinsam von hier aus Betätigungsziele für die Therapie.

Anschließend beobachtest Du das Kind bei der Ausführung der Betätigungen die als Ziele formuliert wurden.
Was gelingt, was geht schief (das alles möglichst OHNE SI-Brille die Dich nur dazu verleitet direkt irgendwelche Störungen in den Wahrnehmungsbereichen oder anderen Funktionen zu unterstellen)

Wenn "10 Minuten Trampolin springen" nicht als Ziel von Eltern und Kind formuliert wurde, hat Trampolin springen nichts in der Therapie zu suchen. Das ist die Essenz vom betätigungsorientierten Ansatz.


29. August 2010 22:22 # 9
Registriert seit: 10.08.2009
Beiträge: 73

Hallo,

das Kind ist 5!!! Jahre und dann THOP? Wenn du das, dann das ....Das ist Erpressung und bestimmt nicht förderlich für einen positiven Beziehungsaufbau.
Für solche Kleinen empfiehlt sich die FoBi zum Spieltherapeuten, denn das ist es, was diese Kinder brauchen. Bewegen und Lernen durch und im Spiel. Und wenn er nicht spielen kann, was ich mir bei dem Kind vorstellen könnte, dann musst Du dort anfangen.

Regeln sind sinnvoll, aber wenn das Kind dadurch gezwungen werden soll zu Dingen, zu denen es noch nicht bereit ist, dann setzt man etwas tiefer an. Es wird seine Gründe für sein Verhalten haben und mit Zwang funktioniert das nicht.

Nette Grüße,
Lauretta

30. August 2010 05:55 # 10
Registriert seit: 05.03.2003
Beiträge: 562

hallo, ne doofe frage: hast du eigene kinder ?? als ich noch keine hatte fand ich diese frage immer total daneben, doch heute stelle ich sie selber.
wenn du eigene kinder hast, siehst du das etwas anders. kinder sind keine kleinen erwachsenen, die fuktionieren müssen, die haben so ganz andere ansichten von der welt. setz dich hin, beobachte dein kind bei dem was es tut und vor allem tun möchte. sein nicht kontra, das kind ist nicht von geburt an böse und agressiv...es hat da so seine erfahrungen mit den erwachsenen gemacht.....
wofür lobst du sie?für etwas was DU gut findest....sie hat wahrnehmungsdefizite, die du nicht beheben kannst, doch du kannst ihr angebote machen, die sie interessieren in ihrer wahrnehmung zu sein.....
gehe so mit ihr um, wie du möchtest, das mit dir umgegangen wird.
therapie heißt nicht,den anderen so hinzubiegen, daß er paßt.

Liebe grüße
Claudia

30. August 2010 07:51 # 11
Registriert seit: 05.02.2007
Bundesland: Bayern
Beiträge: 936

Stimme Dir voll und ganz zu, ronny, Sichtweise und Herangehensweise verändert sich dadurch tatsächlich

30. August 2010 10:53 # 12
Registriert seit: 15.03.2003
Beiträge: 944

@ Lauretta,
auf meine Aussage zum THOP beziehst du dich sicherlich...
Ich sagte/ schrieb und meinte : adaptieren...Und die Interpretation von Adaptieren in der Pädiatrie heißt für mich : anpassen, umändern, Teile verwenden, damit es auf die jeweilige Situation und das Kind passt. Und wenn dieser ausgesprochene Gedanke nix taugt, dann weg damit und weiter überlegen, wie man an das Kind herankommen kann...Ich kenne es nicht persönlich, habe also nur einen Gedanken geäußert...nicht mehr und nicht weniger.
In einem stimme ich den Vorrednern zu: eigene Kinder sind sehr hilfreich in der Beurteilung ....

Gruß Sabine

"Die Kunst ist, den Kindern alles, was sie tun oder lernen sollen, zum Spiel zu machen."
John Locke
4. September 2010 19:25 # 13
Registriert seit: 03.09.2010
Beiträge: 4

Ich hab vor einigen Monaten einen 7jährigen Jungen von einer Kollegin übernommen. Er war vorher schon bei 2 anderen Therapeutinnen und bei allen hat er sich absolut quer gestellt und entweder die ganze zeit gebockt oder geheult!
Bei mir hat er das am Anfang natürlich auch ausprobiert. Aber wir haben dann ein paar Regeln aufgestellt und uns eine Punkteluftballon gebastelt. Für jede TE in der er sich gut verhalten hat, bekommt er einen Punkt. Hat er 11 Punkte (der Vorschlag kam von ihm), darf er sich etwas aussuchen (bisher ein Auto bauen und aktuell eine Tüte Chips). Das funktioniert echt super!!!
Aufgefallen war mir bei ihm außerdem, dass er sich immer dann verweigert, wenn etwas auch nur ein klein wenig Anstrengung verlangt bzw. bei einer Aufgabe, bei der er genau weiß dass ihm das schwer fällt (macht er daheim auch und kommt fast immer damit durch). Aus diesem Grund hab ich die TE's von mal zu mal leicht gesteigert und am Anfang nur Dinge gemacht, die ihm Spaß machen...mittlerweile macht er alles mit und wir konnten auch schon super Erfolge verbuchen :D
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