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Neurofeedback in der Ergotherapie

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20. April 2011 15:37 # 1
Registriert seit: 30.08.2010
Beiträge: 92

Hallo Kollegen,
welche Berechtigung hat Neurofeedback in der Ergotherapie?
Ist Neurofeedback laut HMR erlaubt?


Mfg
ergokuh

20. April 2011 21:02 # 2
Registriert seit: 05.03.2003
Beiträge: 562

...wenn man den anbietern glauben kann hat es sinn und berechtigung.

http://www.akademie-neurofeedback.de/

erlaubt laut HMR ? viele ergos tun, was gar nichts mit ergo zutun hat (ich auch).....
das könnte doch evtl. oetken1 beantworten ?


Liebe grüße
Claudia

20. April 2011 21:59 # 3
Registriert seit: 02.06.2005
Beiträge: 3215

Geändert am 20.04.2011 22:02:00
Hallo hier bin ich .),

fang ich mal mit den HMR an:

es gibt darin keine explizit ein- oder ausgeschlossenen Behandlungsverfahren. Im derzeit gültigen Indikationskatalog gibt es allerdings eine Aufzählung an "häufig angewandten Behandlungsverfahren" und eine Aufzählung der üblichen "Befunderhebungsinstrumente". Das Ganze hat aber eher den Charakter einer Empfehlung.

Immer mal wieder schließen die Kassen bestimmte Behandlungsverfahren aus (z.B. die Delfin- oder die Hippotherapie), aber es gibt keine wirklich klare Festschreibung, was nun "erlaubt" ist oder was nicht.

Das hat für uns auch gewisse Vorteile. Wir haben eine große therapeutische Freiheit - noch.

Fehler der Vergangenheit haben aber dazu beigetragen, dass wir sie nach und nach zu verlieren drohen.

Viel wesentlicher als das aber sind zwei Dinge:
zum Einen, dass wir als Leistungserbringer für die Ergotherapie dafür zuständig sind, dass die Möglichkeiten der Patienten für Aktivität und Partizipation erhöht werden bzw. einem Verlust vorgebeugt wird,
zum Anderen, dass wir ganz klar dazu angehalten sind, regelmässig die Wirksamkeit unserer Therapie zu überprüfen. Der verordnende Arzt übrigens auch und der trägt sogar ein persönliches finanzielles Risiko, wenn er das nicht tut (Regressrisiko).

Ein wirksames Therapiemittel wäre Neurofeedback dann, wenn sich nachweisen ließe, dass sich auf Grund von dessen Wirkung die Aktivität und die Partizipation des Patienten verbessern. Und zwar nicht auf funktioneller Ebene (denn auf der arbeiten formal andere Berufsgruppen, z.B. die Neuropsychologen), sondern auf der der Aktivität.

Bsp. "Im Januar 2011 braucht Mäxchen 90 Minuten, um seine Hausaufgaben zu erledigen, im März nur noch 30 Minuten".
Wenn Mäxchens Diagnose "Aufmerksamkeitsstörungen" ist, sein Schulerfolg gefährdet ist (z.B. von Lernbehinderung bedroht) und das oben somit ein teilhaberelevantes Ziel, dann käme die Behandlung einer Einzelfallstudie gleich, wenn man bestimmte Punkte berücksichtigt und die Ziele operant auf der Betätigungsebene formuliert.
Damit hätte man die Evidenzstufe 4b erreicht und alle wären auf der sicheren Seite (auch der Arzt).

Neurofeedback könnte damit ein Teil der Behandlung sein, z.B. indem das Kind innerhalb der Therapie damit angeleitet wird und die Eltern ein solches Gerät für zuhause anschaffen.

Ich hege allerdings Zweifel daran, ob man das oben aufgeführte Teilhabeziel allein durch den Einsatz eines bestimmten Verfahrens erreicht. Die aktuelle Studienlage sagt eindeutig, dass die wirksamste Therapie bei diesen Diagnosen eine spezifische ist (also eine die alle Ebenen der ICF auf individuelle Art berücksichtigt).

Oder anders ausgedrückt: eine maßgeschneiderte. Vor allem eine, die ständig angepaßt und in ihrer Wirksamkeit überprüft werden kann.

Natürlich ist es für den Therapeuten bequemer und unaufwändiger, eines oder mehrere Therapieverfahren zum Zentrum der Intervention zu machen und nicht die individuelle Problematik des Patienten.

So wie es in der Vergangenheit für viele kein anderes Verfahren in der Pädiatrie gab als die "SI".

Damit hätte man aber das Wirtschaftlichkeitsgebot im Punkt "Zweckmässigkeit" nicht erfüllt.

Meiner Einschätzung nach ist einer der Gründe dafür, dass trotzdem häufig so gearbeitet wird, dass es den Leistungserbringern, den PIs und den Ärzten viele Möglichkeiten eröffnet, zum eigenen Vorteil zu handeln.
Damit bewegen sie sich aber durchaus auch mal am Rande der Legalität. Für ethisch und fachlich fragwürdig halte ich so ein Vorgehen allemal....

Fazit: es ist eh vorbei mit der Denke "Diagnose xy = Methode abc".

Dieser Ansatz ist mechanistisch und entspricht nicht mehr der derzeit gültigen medizinisch-therapeutischen Ethik und der Wissenschaft.

Er nützt v.a. der Pharmaindustrie, den Medizingeräteherstellern (allen voran Philips und Siemens), den Praxenketten und befördert Korruption.

Den Patienten nützt er nichts und alle Ergos, die umfassend und korrekt arbeiten wollen, gewinnen damit auch keinen Blumentopp....

Was höchstens dabei herauskommt, wenn allzu viele auf den Zug "Modetherapieverfahren" aufspringen ist, dass uns die Kostenträger straffe Vorgaben für Verfahren machen.

In dem Falle sähen wir alle alt aus (wir haben nämlich so gut wie keine wirksamen Verfahren und das COPM-Team kriegt nicht mal die Kurse voll...- wo man nämlich zumindestens evidentes Behandeln lernt) und ich glaube, dann würde ich mir so manchen "Kollegen" zu einem persönlichen "MOTIVATIONSGESPRÄCH" vorknöpfen - denn ich wäre echt sauer und viel Engagement der letzten Jahre wäre damit zunichte gemacht.

Lassen wir es nicht soweit kommen!

Grüße von

Oetken1
20. April 2011 22:15 # 4
Registriert seit: 11.08.2005
Bundesland: Sachsen
Beiträge: 842

Mein neuer Chef arbeitet damit. Hab mir das mal angekuckt in einer Einheit und mir bissl was dazu von ihm erzählen lassen. Überzeugt hat es mich nicht.

__________________________________

Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt. (Albert Einstein)
21. April 2011 10:44 # 5
Registriert seit: 04.08.2004
Beiträge: 57

Geändert am 21.04.2011 10:46:00
Hallo ihr Lieben!

Grundsätzlich denke ich nicht, dass jemand, der einmal Neurofeedback erlebt und einige Sätze dazu gehört hat, ein Urteil über die Wirksamkeit abgeben kann. Die Frage ist natürlich immer, wann und bei wem es eingesetzt wird. Ganz typisch kommt ja hier das Beispiel AD(H)S. Und ja, es gibt Studien die belegen, dass Neurofeedback wirkt, auch oder gerade bei ADHS! Es reicht ja schon, wenn man sich selbst mal als Versuchskaninchen nimmt. Es gibt genügend musikalische Stücke, die mit bestimmten Frequenzen unterlegt sind.

Es gibt allgemein hunderte Studien zu Biofeedback, die dessen Wirksamkeit belegen! Die Kassen WOLLEN das allerdings nicht akzeptieren. So endete eine Anfrage an die Kasse nach Kostenübernahme mit der Antwort, dass die Wirksamkeit nicht ausreichend belegt sei. Daraufhin wurden eine Seiten mit repräsentativen Studien zusammengestellt (wir sprechen von mehr als 100!!) und wieder an die Kasse geschickt. Fazit: Sie übernehmen es trotzdem nicht. Ohne Begründung.

Und seht bitte nicht immer nur das Neurofeedback. Sprechen wir vom Biofeedback, kann ich euch sogar noch mehr Diskussionsstoff bieten, denn hier behandeln wir auch erfolgreich Migräne, Inkontinenz, auch Depression etc. Oder bei zu hohen Stressleveln und unangemessenen Reaktionen/Nicht- Reaktionen von Sympathikus und Parasympathikus, uvm. Es ist einfach bemerkenswert, wie man physiologische Gegebenheiten für den Patienten sichtbar und damit kontrollierbar machen kann.

Noch eine Bemerkung am Rande. In der Ergotherapie darf man nur nicht sagen, dass man Biofeedback-Therapie macht. Man muss es als Training bezeichnen. Und wenn wir ganz ehrlich sind, hat denn von euch schon mal jemand konkret z.B. Bobath abrechnen können? Ich glaube nicht. Ähnlich verhält es sich mit dem Biofeedback.

Und ich könnte noch Stunden weiter schreiben, aber ich empfehle euch einfach mal ein Buch zum Einstieg: Rief und Birbaumer, Biofeedback-Therapie.

Viele Grüße,
Minday

Ach und was mich noch interessiert: Wenn ihr nicht daran glaubt, dass es funktioniert, wie steht ihr dann zum EEG, das ein Arzt ableitet? Da seht ihr doch die Hirnströme. Und dass Frequenzen beeinflussbar/veränderbar sind ist ja rein physikalisch schon nichts neues. Also wo ist der Punkt, an dem man vom Neurofeedback "nicht überzeugt" sein kann?

Außerdem gibt´s das schon seit dem 19.Jahrhundert. Nur mal so als Abschlussbemerkung.

21. April 2011 11:03 # 6
Registriert seit: 02.06.2005
Beiträge: 3215

Hallo Minday,

interessant mit den Studien.

Könntest du vielleicht ein paar hier einstellen (verlinken)?

Mich interessiert vor Allem, welche Studien es gibt, die einen direkten Zusammenhang von "Neuro-/Biofeedback" und der Verbesserung von Fertigkeiten (Aktivitätsebene) belegen.

Denn: alles andere ist für uns Ergotherapeuten uninteressant. Es betrifft nicht unser Arbeitsgebiet und wir werden dafür nicht bezahlt.

Ich möchte in diesem Zusammenhang nochmal ganz doll dafür plädieren, dass wir uns gut überlegen, wofür wir eigentlich zuständig sind und genau dieses Terrain optimieren und effektiv verteidigen.

"Psychotherapie light", "Physio für die Hand", "Medizintechnikanwender" usw. zu werden ist zwar erstmal naheliegend, denn unter Ergos noch nicht so "schick" sich mit den Grundlagen der eigenen Profession zu befassen, aber hoch riskant.
Die Argumentationsgrundlage, auf der sich "Anwender" in diesen Feldern bewegen ist so brüchig, dass sie Ruckzuck wegdiskutiert wird von den Kostenträgern.

Zu Recht wie ich finde.

Zudem gibt es noch Einiges bei der eigentlichen ergotherapeutischen Leistung zu optimieren. Da sieht es derzeit noch recht mau aus.

Grüße von

Oetken1
21. April 2011 17:20 # 7
Registriert seit: 04.08.2004
Beiträge: 57

Geändert am 21.04.2011 17:28:00
Hallo Oetken1 !

Die Studien kann ich noch posten wenn ich etwas mehr Zeit habe. Schreibe nämlich gerade meine Bachelorarbeit
Was ich noch dazu vermerken wollte: Bobath bekommen wir auch nicht bezahlt oder wenn wir nach Warnke arbeiten. Geschweige denn uns Lerntherapeut schimpfen können. Dafür gibt es doch auch kein Geld. Und ich finde, wenn es ein Verfahren gibt, das uns zusätzlich in unserer Arbeit unterstützt und einen besseren Erfolg und vor allem dauerhaften Erfolg schafft, weshalb sollte man dann nicht offen dafür sein?

Und ganz ehrlich, wenn Biofeedback nichts bewirkt, weshalb wird es denn dann auch von wichtigen Psychologischen Psychotherapeuten angewendet? Falls der Name Kroymann bekannt ist?! ppp-dresden.de

Grundsätzlich sollte sich jeder eine eigene Meinung bilden. Und ich weiß auch gar nicht wie ihr alle arbeitet. Es gibt Ergo´s die denken AD(H)S noch mit irgendwelchen Paper-Pencil-Aufgaben therapieren zu können. Dann gibt es diejenigen, die auf Reflexe fokussiert sind und deren Integration. Natürlich gibt es Mischungen. Aber ich denke nicht, dass man moderne Methoden von Anfang an ausschließen sollte, nur weil noch keiner so richtig weiß wer was wie. Und wer auf Nummer sicher gehen will, kann doch die Weiterbildung zum Biofeedbacktrainer machen. Wird doch angeboten. Und damit sind wir wieder auf der Ebene von Bobath, Perfetti, SI und was es nicht alles gibt. Übrigens wurde SI in dem auch nie in seiner Wirkung empirisch belegt!!!

Und jetzt erst einmal schöne Ostern!


Ach da fällt mir gerade noch ein: Natürlich kann ich die Studien nicht verlinken. Das sind Artikel in Zeitschriften, die muss man teilweise mit viel Geld bezahlen- außer man ist brave Studentin.
Ich kann die Quellen ja hier angeben und wer will kauft es sich.

Und da fällt mir noch was ein: Ich möchte nicht nur die Fertigkeiten meiner Patienten verbessern. Das empfinde ich als minimalistisch, wenn ich an der Ursache arbeiten kann. Was bringt es mir, wenn ich mit einem ADS- Kind Konzentrationsübungen mache, ohne an die Quelle zu gehen, die das ganze Problem erst bewirkt? Ich möchte nicht symptomatisch arbeiten! Und jede Therapie wirkt sich im Endeffekt auf der Aktivitätsebene aus. Zumindest wenn sie effektiv ist. Selbst wenn ich mein Finger verstauche und ihn tape, dann werde ich ihn irgendwann wieder benutzen können, weil das geholfen hat und schon sind wir auf der Aktivitätsebene.
21. April 2011 20:28 # 8
Mschiew.
Mschiew.
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Beiträge: 935

Geändert am 21.04.2011 21:47:00
Hier meine Gedanken zu diesen Thema/Themen:
Zunächst einmal habe ich mir angewöhnt bei der Frage nach Studien und deren Beweisen zu schmunzeln. Warum? Da die Wissenschaft bis heute nichts mit 100% erklären kann. Sie beantwortet nur Fragen, die sie sich selbst stellt, nach Kriterien die sie selbst aufstellt und dies dann nur aus einer Perspektive. Die Grundannahmen für die Deutung und Interpretation beruhen wiederum nur auf Annahmen. Das muss letztendlich so sein, da wir sonst keine eindeutigen Ergebnisse erwarten können (in die eine oder eben die andere Richtung). Zu Behaupten, eine Studie hat bewiesen, dass dies auf jeden Fall wirkt finde ich nicht dem Ergebnis gerecht. Ich lese meist: „…es ist daher sehr wahrscheinlich, dass dies das positive Ergebnis bewirkt“, „Es ist anzunehmen dass,…“. Auch Studien, die eine Veränderung zeigen sagen meist nicht, ob dies tatsächlich so signifikant ist wie man daraus wieder interpretiert. Ich habe schon einmal an andere Stelle hier im Forum dazu geschrieben und von meinem Erlebnis mit 5 forschenden Psychologen. Diese mussten eben genau diese Sachverhalte zugeben. Ich möchte nun nicht behaupten, dass wissenschaftliche Studien sinnlos und somit zwecklos wären. Ganz im Gegenteil; sie hilft neue Sachverhalte zu entdecken und möglicherweise neue Ideen für die Praxis abzuleiten. Ich empfehle aber immer mal einen Perspektivwechsel. Aber hier ist es dann auch Zeit anzumerken, dass Konzepte wie das Bobathkonzept oder Perfettie oder ähnliches, es schwer haben so eindeutige Ergebnisse zu erzielen, da sie höchst individuelle mit den unterschiedlichen Erkrankungen arbeiten. Das Ziel, der größtmöglichen Teilhabe ist gleich. Aber wie misst man die unterschiedlichen Erkrankungen, Motivation, Lebensumstände, Resilienz,… . Diese Fragen stell ich mir.
Am Dienstag wurde publiziert, dass Essen ähnliche Vorgänge in den Gang setzt, wie bei einer Drogensucht. Fazit dessen war, dass man behauptet, Essen macht süchtig. Andersherum betrachtet von einer Ärztin; ohne diesen Vorgang wäre Leben wahrscheinlich nicht möglich, und dieser Vorgang ist eben als normal zu betrachten und auch so zu werten. Daraus ergibt sich dann die Frage, warum psychogene Stimulanzien dieses heftigen Effekt auf dien Menschen haben. Der Perspektivwechsel macht‘s eben.
Nun zum Thema Neurofeedback.
Zunächst einmal favorisiere ich die Ansichten von Manfred Spitzer. Hier finde ich das Buch „Vorsicht Bildschirm“ sehr lesenswert. Ich behaupte, dass wir in der Regel sehr viele Kinder mit dem Problemen der Konzentrationsstörung und Aufmerksamkeitsstörungen vorfinden, auf Grund des hohen Konsums von Bildschirmmedien. Nahezu alle Fachleute aus der Kinderpsychiatrie und Neuropädiatrie sind sich einig, dass sinnvolle Bewegung und reale Interaktion mit Menschen, die wichtigsten Gründe für erfolgreiches Lernen sind. Gerade das Thema der Spiegelneurone bietet für diese Thesen eine eindeutige und evidence basierte Grundlage. Menschen und Kinder lernen vor allem durch das tun und nachmachen. Ich kann nicht erkennen, dass Bildschirmmedien dass ersetzen können oder irgendwann werden.
Jetzt stell ich mir die Frage, wieso wir auf die Idee kommen mit „Bildschirmmedien“ Dinge zu beheben, die durch den ungebremsten/unkontrollierten Konsum von Bildschirmmedien hervorgerufen sind bzw. zumindest verstärkt werden. Das wäre zunächst mal eine grundsätzliche Frage. Nun zu behaupten, dass wir das tun , da die Wissenschaft dies mit Studien belegt hat (ich hoffe man nimmt den Unterschied zwischen „belegt“ und „bewiesen“ wahr), finde ich unreflektiert und nicht gerecht werdend der komplexen Lebenswelt in der wir uns befinden. Ich finde dies sehr widersprüchlich.
Ich als Ergotherapeut habe mir ein Berufsbild erarbeitet, dass zum Ziel hat die Menschen auf der Aktivitätseben zu erreichen. Ganz sicher muss ich über Körperebnen und Körperstrukturen Bescheid wissen, um auch auf der Ebene wriksam sein zu können. Aber mein Tätigkeitsfeld hat den Arbeits- und Wirkungsschwerpunkt: Aktivität und Teilhabe.
Ich kann es für mich nicht eindeutig klären, worin die Teilhabe beim Neurofeedback bei Konzentrationsstörungen liegt. Ich sehe da keinen Übertrag für das Kind in den Alltag. Dieses Üben ist körperlich-motorisch inaktiv, es ist keine Handlung erkennbar. Es entsteht kein Resultat verbunden mit einer emotionalen Reaktion dass sich entwickelt, wenn 2 Menschen miteinander agieren. Somit kann die Effektivität für den Alltag nicht so signifikant groß sein. Studie belegen (!belegen!) letztendlich nur, dass die vorgegebenen Aufgaben besser erledigt werden konnten. Gibt es Studien die den Alltag explizit messen und vergleichen mit Kindern die andere Konzepte als Therapieform erhalten. Wenn ja? Bitte hier verlinken. Danke.
Wenn die Aufgaben, die vorher als Vergleich gestellt werden und dann wiederholt werden, besser sind, stellt sich mir eine neue Frage; Hat das Kind nun die Fähigkeit sich besser zu konzentrieren im Alltag oder hat es die Fertigkeit diese an ihn gestellte Aufgabe zu lösen. Das sind für mich entscheidende Fragestellungen in meiner Arbeitswelt als Ergotherapeut.
Ich komme nun zu dem Schluss, dass ich im Moment das Neurofeedback nicht als wirksames Medium im Rahmen der Ergotherapie sehe. Wobei ich auch nicht behaupte, dass es keinen Effekt hat. Ich sehe meine Arbeit tatsächlich noch im Alltag des Kindes. Bildschirmedien sollten da auf eine angemessene Art reglementiert werden.
Anzumerken ist weiterhin, dass ADS/ADHS von Michaelis und Niemann (Aug. 2010) als Grundsätzliche Störung des Verhaltens zu sehen ist (Neurologisch bedingt), aus der sich die Lernstörungen ableiten lassen. Wenn ich dann also der Argumentation einer Vorrednerin folge, die gern an der Struktur arbeiten möchten, damit sich die Partizipation von allein ergibt, sehr ich da einige Fragen bei mir im Gesicht. Ich denke, dass die Konzepte, die derzeit angeboten werden, darauf abzielen das Verhalten der Kinder so zu modelieren, dass sie für sich selbst sorgen können und die Strategien für den Alltag umsetzen, so klasse und anwendbar sind, dass wir mit der Ergotherapie so tolle Kompetenzen haben, auch ohne Neurofeedback.


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21. April 2011 21:25 # 9
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Beiträge: 92

Hallo oetken1,
hallo mschiew,

danke für eure informativen und bereichernden Beiträge. Ihr habt mir sehr dabei geholfen meinen Standpunkt gegen NFB in der Ergotherapie zu festigen. Ich bin der Meinung wir sollten uns lieber auf unser Kerngebiet konzentrieren und dieses perfektionieren.
Eine andere Frage die mich zum NFB mittels Ergoverordnung qüält ist, wie rechnet sich das für einen PI? Die enorm teuren Anschaffungskosten(Geräte, PC, FOrtbildung) müssen ja irgendwie wieder erwirtschaftet werden.

Vielleicht hat ja dazu jemand eine Antwort

Ergokuh

21. April 2011 22:26 # 10
Mschiew.
Mschiew.
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Geändert am 21.04.2011 22:27:00
Zitat:

Ach und was mich noch interessiert: Wenn ihr nicht daran glaubt, dass es funktioniert, wie steht ihr dann zum EEG, das ein Arzt ableitet? Da seht ihr doch die Hirnströme. Und dass Frequenzen beeinflussbar/veränderbar sind ist ja rein physikalisch schon nichts neues. Also wo ist der Punkt, an dem man vom Neurofeedback "nicht überzeugt" sein kann?



Zu diesem Punkt kann ich etwas berichten. Ein Arzt einer bakannten Neuroreahabilitation für Jugendliche , hatte letzte Woche über Epilepsie gesprochen und deren Messung mittels EEG. Sie hatten einen Jungen nach Trauma. EEG wurde gemessen. Beim Auswerten bekamen alle einen Schreck und liefen aufgeregt zu diesem Jungen, da dieser nach dem EEG sich ständig in einem Anfall befinden musste. Ganz klar; das EEG hats gezeigt. Aber dann? Der Junge spielte seelenruhig und friedlich. Fakt war, dass diese EEG Ableitung bei ihm normal war, wie bei der Hälfte seiner Familie.
Also hier sehe ich doch wieder einen Hinweis (!nicht Beweis!), dass die variabilität des Lebens größer ist als, unsere Messungen uns das glauben machen sollen.



Ich trage die volle Verantwortung, für das was ich schreibe!

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21. April 2011 22:43 # 11
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Hallo an alle,


@Mschiew,

deine Argumentation ergibt sich aus dem Standpunkt. Und der ist eher von Skepsis geprägt.

Wissenschaft hin oder her, es gibt mittlerweile einige Studien, vlt. stelle ich mal später was ein.

Fakt ist, die Meinung über Neurofeedback ändert sich, wenn man selbst eine Sitzung gemacht hat. Ich kenne kein Verfahren im Rahmen therapeutischer Arbeit was so unmittelbar und wirkungsvoll ist. Ohne Wissenschaft, rein subjektiv. Das kann einen Perspektivwechsel bewirken .

Wenn man Neurofeedback gut mit anderen Ansätzen kombiniert, ist es wirklich Klasse. Allein für sich ist es schon gut, in Kombination noch besser.

Es sollte aber nicht immer und überall eingesetzt werden, es muß schon gut abgewägt werden, wann es Mittel erster Wahl ist. Und es steht und fällt mit der Fähigkeit und Überzeugung des Therapeuten.

Evtl. später mal mehr.

22. April 2011 07:18 # 12
Mschiew.
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Geändert am 22.04.2011 07:21:00
Zitat:


. Und der ist eher von Skepsis geprägt.



Ich behaupte eher die Reflektion meines Berufsbildes und des daraus entstehenden Handelns läßt mich Fragen aufwerfen. Ich habe ja auch gesagt, dass es sicherlich Effekte durch NF gibt. Aber ist es tatsächlich ein Medium für die Ergotherapie? Ich sehe es eher bei Neuropsychologen.
Ich versuche, ja meist überlegte gedanken hier zu formulieren und zeige mich durchaus offen für andere Erklärungsansätze. Den Hinweis auf einen Perspektivwechsel muss man mir nicht geben. Aber vielen Dank für deinen Hinweis.







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22. April 2011 07:27 # 13
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Zitat:



Wissenschaft hin oder her, es gibt mittlerweile einige Studien, vlt. stelle ich mal später was ein.



Das ist immer wieder mein Schmunzelpunkt. Der lose Hinweis auf Studien. Welche Fragen von meinem relativ langen Beitrag kann man mit den Hinweis auf Studien den nun wiederlegen oder erklären?

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22. April 2011 08:38 # 14
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Geändert am 22.04.2011 08:39:00
Zitat:

[zitat]


Wissenschaft hin oder her, es gibt mittlerweile einige Studien, vlt. stelle ich mal später was ein.



Das ist immer wieder mein Schmunzelpunkt. Du realtivierst eine Sache und Begründest dann doch wieder damit!? Der lose Hinweis auf Studien. Welche Fragen von meinem relativ langen Beitrag kann man mit den Hinweis auf Studien den nun wiederlegen oder erklären?



Ich trage die volle Verantwortung, für das was ich schreibe!

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22. April 2011 16:22 # 15
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Zitat:

Ich behaupte, dass wir in der Regel sehr viele Kinder mit .....

Nun zu behaupten, dass wir.... finde ich unreflektiert und nicht gerecht werdend der komplexen Lebenswelt in der wir uns befinden. www.schiewack.de


Spätestens wenn Du Behauptungen aufstellst wird es kritisch. Die kannst du nämlich nicht belegen.

Dann müsstes du aber auch Behauptungen anderer akzeptieren. Du siehst, schwierig.




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