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Diskussionsforum

Praktikum Geriatrie

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20. Juni 2011 18:44 # 1
Registriert seit: 12.01.2010
Beiträge: 68

hey ich mach zur zeit mein erstes Praktikum im bereich Geriatrie. Ich habe mir auch schon Eine Bewohnerin über die ich mein Praktikumsbericht schreibe.Jedoch habe ich mal wieder das Problem mit den Zielen.Als Richtziel hab ich mir überlegt Erhalt der Selbstständigkeit.
Dazu muss ich jedoch noch sagen meine Pat. hat die Diagnose chron. Lumbalgie, Thoaxkolumbalskoliose, schwere Gehbehinderung, spastische Diplegie Beine, Intelligenzminderung. Sie ist noch recht Selbstständig und macht noch vieles allein.
Vielleicht könnt ihr mir ja helfen.

Danke schon voraus

20. Juni 2011 19:02 # 2
Registriert seit: 26.09.2009
Beiträge: 76

Hallo Kathi 09,

Als erstes möchte ich Dich fragen, in wie weit denn die Bewohnerin die Ziele, die sie verfolgt, benennen kann?
Was möchte Sie denn, möchte Sie sich vielleicht, so lange wie mögl.selbständig waschen können, Brot schmieren, Toilettengang,Telefonieren...etc?
Ansonsten ist die größtmögliche Selbständigkeit schon eines der wichtigsten Ziele für die meisten Pat.
Was möchte Sie denn verbessern/ erhalten? Kann Sie sich überhaupt adäquat ausdrücken? Ist Sie in der Lage, realistische, konkrete, erreichbare Ziele zu formulieren?


LG

21. Juni 2011 18:28 # 3
Registriert seit: 08.02.2009
Beiträge: 22

Hallo Kathi,

zählt dein Praktikum in den Bereich Psychosozial oder Motorisch-Funktionell / Neurophysiologisch????

Bei uns war das Problem, dass wir zwar den Klienten ganzheitlich betrachten sollen, aber wert darauf gelegt wurde bzw. wird, dass die Sichtstunde bzw. die Ziele dementsprechend sind. Daher mein Tipp: Kläre mit deiner Schule, wie es gewünscht ist. Sprich rein nach Fachbereich oder Klientenzentriert.

Gruß

Luna

22. Juni 2011 11:36 # 4
Registriert seit: 26.09.2009
Beiträge: 76

@ Luna

Meiner Meinung nach, kann/sollte man in jeder Fachrichtung klientenzentriert arbeiten

LG

22. Juni 2011 17:56 # 5
Registriert seit: 08.02.2009
Beiträge: 22

@ Cassie

Brauchst Du mir nicht zu sagen, aber es gibt Schulen, die einem sagen, "Es war ihr erster Bericht und ihre erste Sichtstunde. Sie haben bestanden, aber sie sind im Psychosozial-Praktikum. Hier arbeiten sie psychosozial, nicht motorisch-funktionell."

Daher mein Tipp bzgl. Abklärung wie es die Schule handhabt.

Ansonsten bin ich absolut Deiner Meinung, dass klientenzentriert gearbeitet werden muss. Auf privaten Schulen ist es oft entscheident gut mit den Betreuern klar zu kommen, bevor sie dich durchs Praktikum fallen lassen ......

Gruß

Luna

25. Juni 2011 20:47 # 6
Registriert seit: 01.10.2009
Beiträge: 101

Ich finde es erschreckend zu hören, dass es tatsächlich Schulen gibt, die das Berichtsraster über die Belange des Klienten stellen! Zum Glück ist das bei mir nicht so. Ich konnte im AT Praktikum mit der Klientin als Richtziel das Erlangen des Rollerführerscheins festlegen mit den für sie relevanten Grob- und Feinzielen. Habe sogar von der Dozentin ein Lob für die Wahl dieses Ziels erhalten, da es eben Klientenzentriert ist.
Wann sollen wir denn sonst lernen wie man klientenzentriert arbeitet, wenn nicht während der Ausbildung??

@kathi09:
Habt ihr denn in der Schule schon mal darüber gesprochen, wo der Schwerpunkt liegen soll?
Frag auch mal deinen Enleiter, wie er das sieht. Es benoten ja schließlich beide den Bericht.

mg Petra


Ärgert euch nicht über Steine im Weg, sondern baut mit ihnen ein Haus!
26. Juni 2011 07:16 # 7
Registriert seit: 26.09.2009
Beiträge: 76

@ Luna

Da magst Du sogar recht haben, aber es ist echt traurig, wie weit es schon gekommen ist
Ich hatte dann wohl Glück mit meiner Schule, konnte ausnahmslos immer klientenzentr, arbeiten, egal was es für ein Praktikum war. Ich habe es einfach gemacht,
ABER wenn es solche Schulen gibt, dann würd ich das vorher mit meiner Lehrerin absprechen.

kathi 09

du schreibst gar nix mehr?

26. Juni 2011 13:39 # 8
Registriert seit: 02.06.2005
Beiträge: 3215

Geändert am 26.06.2011 13:40:00
Zitat:


Wann sollen wir denn sonst lernen wie man klientenzentriert arbeitet, wenn nicht während der Ausbildung??



Hallo xelena,

es ist sehr löblich, wenn ihr bereits an den Schulen eine klientenzentrierte Einstellung vorgelebt und vermittelt bekommt.

Wer lange im Beruf bleiben möchte, dem empfehle ich einen Grundsatz :

"Immer selber denken".

Denn wenn man sich gemäß dem "Clincial reasoning" die konditionalen, pragmatischen und interaktiven Bedingungen im Gesundheitswesen an sich anguckt und sie gegenüber stellt (also "wer hat welche Verpflichtungen?", "wer hat welche Interessen?" dann stellt man sehr schnell fest, dass eine klientenzentrierte Haltung im Gesundheitswesen eigentlich die Abläufe stört.

Der "mündige" Patient wird zwar vielfach beschworen, im Sinne der "political correctness" arbeiten so gut wie alle Einrichtungen und Dienstleister natürlich "klientenzentriert" und "ressourcenorientiert", aber in Wirklichkeit ist es viel wichtiger, dass möglichst viele Diagnosen gefunden werden ("Codierung" ) und der Patient so flexibel und genügsam ist, dass er sich ohne großen Aufwand in die Leistungsabläufe und Routinen einfügt.

"Der Mensch steht im Mittelpunkt" heißt es bei so vielen Dienstleistern - eigentlich müßte es heißen "die Verordnung steht im Mittelpunkt" oder "die Kennziffer steht im Mittelpunkt" oder "bei uns ist es wichtig, dass die Diagnostik 24 Stunden am Tag läuft" oder "unsere Tagesklinik sollte immer voll sein"......

Kurz gesagt: im derzeitgen Gesundheitswesen stört der mündige Patient genauso wie die klienten- und betätigungsorientierte Ergotherapeutin.

Wenn ihr also diese Haltung wählt, dann solltet ihr euch klar machen, dass ihr die Interessen eurer Patienten und eure Interessen gegenüber den Anliegen anderer Beteiligter vertreten und durchsetzen müßt.
Nach einigem Suchen werdet ihr Mitstreiter aus anderen Fachdisziplinen finden, aber die werden noch einige Zeit in der Minderheit sein.

Abgesehen davon, dass es etliche Patienten und Angehörige gibt, die gar nicht wollen, dass sich innerhalb der Therapie etwas ändert bzw. sie aktiver werden. Sie wollen Zuwendung, Veränderungen sollen schon eintreten, aber bitte ohne eigene Anstrengung....

Dazu, zu den Konsequenzen des Paradigmenwechsels wünsche ich mir viel mehr Diskussion an den Ausbildungsstätten.

Sonst wird das Ganze irgendwann "Gewäsch".

Ein Paradigmenwechsel findet statt, indem er praktiziert, quasi "gelebt" wird. Und alte, überkommene Strukturen und Gewohnheiten durch neue ersetzt werden.

Wie so viele andere Absichtserklärungen, wie z.B. die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zu verbessern, Kinderrechte zu stärken, verantwortungsbewußt mit Geldern umzugehen, usw. usw. usw.
zeigt sich in der praktischen Umsetzung ob und wie die Leute hinter ihren Erklärungen stehen.

Alles Gute wünscht

Oetken1
26. Juni 2011 18:28 # 9
Registriert seit: 26.09.2009
Beiträge: 76

@ Oetken

Ich dachte, dass diese Ansichten in vielen Einrichtungen schon zum "alten Eisen" gehören! Ich bin noch nicht so lange im Beruf und habe folglich noch nicht so viele Einrichtungen durchlaufen, dennoch dachte ich, dass immer mehr Ergo`s, den Menschen als Ganzes sehen und nicht nur nach Diagnosen, oder festgefahrenen Verhaltensweisen arbeiten?

LG


27. Juni 2011 19:39 # 10
Registriert seit: 12.01.2010
Beiträge: 68

hey ich danke euch für eure antworten.



29. Juni 2011 13:49 # 11
Registriert seit: 17.06.2010
Beiträge: 318

Geändert am 29.06.2011 13:51:00
Hallo Kathi 09,

kleiner Tipp: Achte bei deiner Zielsetzung auf die SMARTI- Kriterien: Die Zielsetzung mit SMARTI sind
• Spezifisch
• Messbar
• Aktivierend
• Realistisch
• Timed
• Inspirieren
und sind natürlich ausgerichtet auf Betätigungen.

Also wenn du als Ziel Erhalt der Selbständigkeit wählst, dann mach dies so konkret wie möglich.
Spezifisch könnte der spezielle Bereich sein, wie z.B. Körperpflege am Morgen; Messbar wird es durch die Konkretisierung, wenn du dein Ziel überprüfen kannst, z.B. durch Beobachten, wie deine Klientin die Körperpflege am Morgen durchführt.
Aktivierend ist ein Ziel, das auf die gewünschte Betätigung ausgerichtet ist, also die Klientin tut selbst etwas und wird nicht nur therapiert, bleibt also nicht passiv, sondern wird aktiv.
Erreichbar wird dein Ziel durch eine ralistische Einschätzung deiner Klientin - also wählst du etwas, von dem du meinst, dass deine Klientin es auch schaffen kann.
Außerdem wählst du einen bestimmten Zeitpunkt, an dem das Ziel erreicht sein soll. Das dient der Genauigkeit und Überprüfbarkeit.
Inspirierend ist ein Ziel, wenn es eine Herausforderung oder eine wichtige Angelegenheit für den Klienten ist und das Ziel dazu befähigt, eigene Ideen und eigenen Antrieb zu entwickeln - also wie sehr regt es deine Klientin an, ihr Leben (oder einen kleinen Teil davon in Bezug auf das Ziel) selbst in die Hand zu nehmen und nicht nur zu tun, was du ihr sagst?

Wenn du all diese Kriterien für dein Ziel berücksichtigst, dann wird es für dich und die Kleintin sehr nachvollziehbar und kann für euch beide als Leitfaden für die Behandlung dienen. So wird auch die Interventionsauswahl viel leichter, weil du ja genau weißt, wo es hingeht und deine Klientin weiß es auch!

Idealer Weise entwickelst du das Ziel gemeinam mit der Klientin, also du fragst sie, was sie gerne wann erreichen möchte, z.B. kannst du gut das COPM als vorbereitende Grundlage zur Ermittlung der Prioritäten benutzen.

Wenn deine Klientin das kognitiv nicht schafft, kannst du auch Teile aus dem MOHO verwenden, das ist ideal für unstrukturierte Interviews, also freies Reden. Für viele Klienten ist es einfacher, frei zu erzählen und du sortierst es nach den Kriterien des MOHO für dich ein und fragst nach.

Das geht aber auch ohne Modelle, wenn du unsicher bist - wichtig ist, dass du auf jeden Fall eine Übereinstimmung bei der Zielfindung mit deiner Klientin bekommst. Du kannst ihr dazu auch ganz konkrete Vorschläge machen, wenn sie kognitiv nicht so fitt ist, sich selbst etwas zu überlegen. Das mache ich auch oft bei kognitiv eingeschränkten Klienten und es hilft vielen Klienten bei der Wahl der Ziele. Dabei solltest du aber aufpassen, dass du nicht über den Kopf des Klienten hinweg redest, denn manche wollen sich auch keine Gedanken machen und meinen, man würde das als Therapeut schon richtig machen. Klingt jetzt viel, ist aber nicht so schwer, wie es sich anhört.
Im Gespräch über die Ziele kommt ihr sicher gut auf Ideen. Die konkrete Formulierung kannst du ja dann außerhalb der Therapie machen und danach die Klientin fragen, ob die Formulierung mit ihren Vorstellungen übereinstimmt. Das ist dann etwas einfacher, als die Formulierung mit den SMART-Kriterien in der Therapie zu machen.

Ein Beispiel könnte für ein Langzeitziel z.B. sein (Partizipationsziel), oder Richtziel, wie ihr es nennt - (der Ausdruck ist im Übrigen nicht wirklich glücklich und veraltet, aber das soll dich nicht stören):
Frau.... versorgt sich in drei Monaten ohne Hilfe eines Pflegedienstes durch geeignete Hilfsmittel und Kompensationsstrategien im Alltag selbständig bezüglich Körperpflege, Bekleiden, Nahrungsvorbereitung und Nahrungsaufnahme .

Viel Glück!
Liebe Grüße,
Dattel

1. Juli 2011 19:46 # 12
Registriert seit: 12.01.2010
Beiträge: 68

nochmal danke für die vielen antworten. Ich finde es dennoch schwer die passenden zielformulierungen zu finden, aber ich denke das ich dies mit der zeit auch hinbekomme.

danke

2. Juli 2011 13:08 # 13
Registriert seit: 02.06.2005
Beiträge: 3215

Zitat:

nochmal danke für die vielen antworten. Ich finde es dennoch schwer die passenden zielformulierungen zu finden, aber ich denke das ich dies mit der zeit auch hinbekomme.

danke



Hallo kathi09,

welche Vorschläge sind euch denn im Unterricht vermittelt worden was die Zielfindung angeht?
Bzw. falls euch welche vermittelt wurden, was macht es dann so schwer für dich, diese Vorgaben zu nutzen?

Vielleicht wird so ein Schuh draus....

Grüße von


Oetken1
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