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Erstgespräch mit Suchtpatienten

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25. September 2011 11:06 # 1
Registriert seit: 27.09.2009
Beiträge: 24

Hallo ihr!

Ich bin ET Studentin und momentan im Praktikum.
Kommende Woche darf ich zum ersten Mal(!) ein Erstgespräch mit einem Suchtpatienten
durchführen. An der UNI hatten wir aber so gut wie keinen Unterricht über Suchtproblematik und
die ET Rolle bei solchen Patienten.

Zur Hand hätte ich da zB. das COPM - wobei ich nicht weiß, in wie fern das dafür geeignet ist.
Teilweise halte ich es für geeignet, da es alle möglichen Bereiche des Patienten analysiert.
Allerdings finde ich es dabei schwer, um damit ausreichend auf das Suchtverhalten des Patienten dabei einzugehen. Wann trinkt er, wann nicht, was empfindet er dabei, usw?

Könnt ihr mir vielleicht weiterhelfen und mit Tipps geben, welche Fragebögen/Instrumente da noch geeignet wären (und evt. wie ich an diese kommen könnte)?!
Das wäre echt super!!! (o:

Groetjes, Teresa

25. September 2011 11:40 # 2
Registriert seit: 20.05.2007
Bundesland: Schleswig-Holstein
Beiträge: 722

Hallo Teresa,

wie werden denn normalerweise Erstgespräche bei euch geführt? Du brauchst ja nicht das Rad neu erfinden..
Was ist das Ziel des Gesprächs? In welchem Setting arbeitest du (Praxis, Klinik, Tagesklinik, Wohngruppe..)?
Deine Rolle als Ergotherapeutin hängt in erheblichem Maße mit dem Konzept deiner Einrichtung, den anderen Berufsgruppen und auch mit dem Kostenträger zusammen. Bei uns geht es in der Ergotherapie beispielsweise kaum um die Sucht an sich, sondern um das Thema Arbeit. Die Sucht berührt diesen Bereich in dem Sinne, dass erfragt wird, in welcher Weise und in welchem Ausmaß sich Suchtmittelkonsum und Arbeit bei dem Patienten gegenseitig bedingen. Vieles brauche ich selbst auch gar nicht erheben, weil das schon an anderen Stellen geschieht (Bezugstherapeut, Arzt, Physiotherapeut, Sozialdienst).

Gib doch noch ein Paar Informationen, dann kann dir auch besser geholfen werden

Liebe Grüße, Kinaa

25. September 2011 11:57 # 3
Registriert seit: 27.09.2009
Beiträge: 24

Oh, jaa, da ist was dran! (o;

Aaalso:
Ich arbeite momentan in der Forensischen//Suchtpatienten Abteilung in Bedburg Hau in der Landesklinik.
Es geht bei unseren Patienten eig. fast 'nur' um die Sucht und alles drumherum...
Sprich, wann trinke ich, warum trinke ich, wie kann ich anders vorgehen als zu trinken,
was erfahre ich wenn ich trinke, oder wenn ich nicht trinke, usw.

In der med. Anamnese wird hierauf shcon in kleinen Stücken eingegangen.
Sprich es wird herausgefunden, was in welchen Mengen und seit wann konsumiert wird.
Evt. Familiengeschichte und Soziale Kontakte, Arbeitstelle usw.
Allerdings wird hier wirklich immer nur in kurzen Worten wiedergegeben, was erfahren wurde...

Bei uns kommt der Patient dann zur Gestaltungstherapie - sprich er wird aufgefordert sich mit sich selbst und seinen Interessen zu beschäftigen, etwas herzustellen (egal was und wie!) und manchmal wird dies dann auch innerhalb der Gruppe analysiert.
Um nun ein besseres Bild von den Patienten zu bekommen, die sich für eine Langzeittherapie (sprich nicht nur Entgiftung) entschieden haben, wird auch von uns ein Erstgespräch durchgeführt, bei dem wir den Patienten näher kennen lernen wollen.

Zur Vorbereitung auf dieses Gespräch bekommen die Patienten immer wie diese Fragen mit:
* Welche Beweggründe für ihr Trinken kennen Sie? Was wollen Sie bei sich ändern?
* Gab es Zeiten, in denen Sie trocken waren, nicht getrunken haben? Welche Gründe hatten Sie für Ihr NICHT-Trinken?
* Was an Ihrer Persönlichkeit soll sich NICHT verändern während der Therapie?
* Woran erkennen Sie selbst und andere, dass es Ihnen besser geht?
* Wie wirkt der Alk. bei Ihnen persönlich? Was haben Sie davon?

Das sind Fragen, die das Praxisteam zusammen erstellt hat.
Ich hätte aber gerne noch ein Model/Instrument, an das ich mich da während meines Erstgespräches halten. kann, und welches Evidencebased ist.
Das COPM wäre da wie gesagt eine Alternative, aber ich bin mir sicher, dass es da Instrumente gibt, die geeigneter/extra dafür entwickelt worden sind...?

Sooo, ich hoffe dich/euch jetzt nicht mit zuuu viel Info überrumpelt zu haben!!! (o;

Groetjes!

25. September 2011 14:49 # 4
Registriert seit: 20.05.2007
Bundesland: Schleswig-Holstein
Beiträge: 722

Hallo Teresa,

hm, darüber muss ich mal nachdenken Bei uns ist die Struktur wie gesagt ganz anders und die Aufgaben anders abgegrenzt als bei euch. Ich überleg mal, was mir noch so einfällt und melde mich dann.

Was mir nicht so richtig klar wird ist, wozu genau das Erstgespräch dient. Du schreibst, es geht um das Kennenlernen, darum, ein Bild von dem Patienten und seiner individuellen Krankheitsausprägung zu bekommen. Das COPM ist sicherlich keine schlechte Idee, nur frage ich mich, worauf das hinauslaufen soll. Du beschreibst, die Patienten kommen zur Gestaltungstherapie und machen dort "irgendetwas irgendwie". Aber welche Ziele können damit tatsächlich erreicht werden? Unter Ergotherapeuten wird viel befundet und erhoben, werden Ziele aufgestellt und vereinbart, aber letztendlich läuft das alles oft ins nichts, weil die vereinbarten Ziele mit den vorhandenen Mitteln gar nicht erreicht werden können und/oder die erhobenen Daten schließlich irgendwo hübsch abgeheftet werden, aber an keiner Stelle Verwendung finden.
Sprich: Mein Rat ist, dir erst zu überlegen, was du mit den Patienten erreichen kannst, in welche Richtung ihr arbeitet und dir dann ein geeignetes Instrument herauszusuchen. Damit habe ich zumindest die besseren Erfahrungen gemacht. Um ein Beispiel zu geben: Ich kann mit meinen Patienten nicht explizit an seiner psychischen Verfassung arbeiten, weil der Rahmen, in dem ich Arbeite, dies nicht zulässt.

Ich finde die Zielsetzung, die Richtung und der Schwerpunkt der Ergotherapie in deiner Einrichtung jedenfalls sehr wichtig, um daran angelehnt sinnvolle Instrumente auszuwählen.

Ach, und keine Sorge, dass du jemanden "überfluten" könntest! Informationen sind wichtig, um dir einen Rat geben zu können und du schreibst strukturiert und klar

Liebe Grüße, Kinaa

25. September 2011 15:04 # 5
Registriert seit: 27.09.2009
Beiträge: 24

Hmm... ja, das ist ein guter Ansatz!
Ich finde das selbst persönlich seeehr schwer, das genaue Ziel von diesem Erstgespräch zu erkennen. :o/
Werde sonst morgen mal in der Praxis noch mal ganz genau nachfragen!
Am. Mi. habe ich dann wohl schon das Gespräch, mal schauen wie das dann alles so klappt.... *bibber* (o;

Aber soweit, wie ich das von meiner Begleit-Therapeutin verstanden habe, geht es vorallem darum, zu analysieren
* Warum trinkt der Patient
* Wann wohl / nicht
* Wie gestaltet der P. seinen Alltag (wo zB. entstehen Lücken, die ihn zum Trinken bringen)
* Was will er selbst verändern/was nicht
* Was erwartet er von der Therapie

Das Gestalten in unserer Praxis ist dabei eher das Mittel zum Zweck, damit der P. wieder mehr in 'Bewegung' kommt und in seinem Zustand nicht verharrt. Manche sind wirklich sehr geschockt von ihrem Aufenthalt in der Klinik und manche sind vom Leben 'draußen' her so aus der Bahn geworfen, dass sie erst mal lieber nichts tun, als dass sie wieder was falsch tun.
Es geht also vor allem darum, dass sie wieder irgendetwas tun, und daran vll sogar erkennen, dass sie doch was zustande bringen können, und wenn nicht, zu analysieren, warum nicht und was sie anders tun könnten usw.

Also, so fern ich morgen mehr über die ganz genauen Ziele weiß, lass ich es dich/euch wissen! (o:

Groeten!

26. September 2011 18:06 # 6
Registriert seit: 27.09.2009
Beiträge: 24

Aaalso liebe Kinaa/ihr alle,

ich habe mich heute mal schlau gemacht... (o;

In diesem Erstgespräch soll eingegangen werden auf folgende Punkte:
-Beschreibung/Einschätzung zur eigenen Person
-Erfahrungen bezüglich Therapie allg. und Gestaltungstherapie
-Interessen/Wichtigkeiten
-Wo werden Problematiken /Unsicherheiten wahrgenommen, was will/soll/muss verändert werden, ev.

Zielformulierung:
Was ist für Sie wichtig? Was können Sie mit der Gestaltungs-/Drama-/…therapie erreichen?

Patientin ist sehr unruhig, nervös, ungeduldig, wertet viel ab,
Frage an Patientin: Wie können Sie das ändern?
(Zb: Sich selbst annehmen, nicht zu nieder machen/demotivieren & Geduld überprüfen – ist es Ungeduld? Oder etwas anderes?)

Dh als Ziel steht vor allem im Vordergrund einen Weg zu finden die Patientin in Bewegung zu bringen, sprich sie darin zu begleiten/leiten eine Mögleichkeit zur veränderung zu finden.

Joa. So viel zu den noch offenen Fragen.
Und, fällt dir/euch da jetzt mehr zu ein? (o:

Nouja, ich schau mal, ob mir nochmehr einfällt! (o;

Groetjes! Teresa

26. September 2011 23:02 # 7
Registriert seit: 03.07.2007
Beiträge: 490

Hi Teresa,

Denke du hast schon viele potentielle Gesprächthemen für das Erstgespräch.
Was ich auch wichtig finde, ist, dass Du authentisch bleibst und die Person einfach erstmal kennenlernst.
Eine gute Mischung aus professioneller Distanz aber auch Raum um den Patienten als Mensch kennenlernen finde ich jedenfalls wichtig um ein gutes therapeutisches Verhältnis aufzubauen.

lg Ceilidh

27. September 2011 06:45 # 8
Registriert seit: 27.09.2009
Beiträge: 24

Danke (o:

Jaa, das sehe ich genauso!
Und von daher wil ich auch am liebsten einfach ins Gespräch rein kommen mit ein paar verinzelten Fragen/Denkanstößen, doch meine UNI will grad unbedingt, dass wir in der Praxis gebrauch von Modellen machen :o/

Wobei ich das nicht immer gnaz passend finde... Naja.
Ich werde vermutlich das COPM zur Stütze mit rein nehmen ins Gespräch, mich aber an die wichtigsten Fragen halten, die ich noch habe.

Groeten, Teresa

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