Anzeigen:
Sie sind hier: Forum >> Schüler & Studenten >> Grobmotorik vor Feinmotorik

Diskussionsforum

Grobmotorik vor Feinmotorik

Optionen:
26. Oktober 2011 20:47 # 1
Registriert seit: 21.01.2009
Beiträge: 25

Für meine Sichtstunde (Pädiatrie) habe ich zuerst Übungen für die propriozetive und vestibuläre Wahrnehmung gewählt, dann kommt eine Feinmotorikübung.
Ich weiß, dass diese Reihenfolge richtig ist, aber ich kann einfach nicht in Worte fassen, warum. kann mir da jemand helfen?
Liebe Grüße,
Moni

26. Oktober 2011 22:58 # 2
Registriert seit: 14.06.2005
Beiträge: 189

Hallo Moni!

Es ist schwierig deine Frage zu beantworten...weil wir aufgrund dieser wenigen Informationen auch nicht wissen, warum du das so machen willst Es wäre beispielsweise schön mehr über das Kind zu wissen, was du in der Sichtstunde behandelst...
Wie alt ist das Kind?
Warum kommt das Kind?
Welche Schwierigkeiten hat es im Alltag (Selbstversorgung, Kindergarten/Schule, Freizeit)? Welche Situationen/Aktivitäten kann das Kind aufgrund seiner Probleme nicht bewältigen?
Welche Ressourcen hat das Kind?
Was sind die Ziele des Kindes und der Eltern?
Warum machst du Übungen zur Förderung von propriozeptiver & vestibulärer Wahrnehmung?

Wenn man mit einem alltagsorientieren Ansatz arbeitet, sehe ich das Prinzip "Grobmotorik vor Feinmotorik" als überholt an. Ein Kind, was lernen möchte seine Schuhe zu binden, kann dies auch lernen, wenn es in der Grobmotorik eingeschränkt ist, z.B. mit dem CO-OP Ansatz!

Lass uns einfach ein wenig mehr wissen...

Liebe Grüße
Akay

26. Oktober 2011 23:30 # 3
Registriert seit: 02.06.2005
Beiträge: 3215

Geändert am 26.10.2011 23:39:00
Hallo Moni88,

diese Reihenfolge ist vom therapeutischen Standpunkt überhaupt nicht richtig.

Aber ich gehe davon aus, dass du eine gute Zensur bekommst, wenn du sie anbringst.

Der "Trick" an der Argumentation, die du anbringst und die du vermutlich vermittelt bekommen hast ist, dass sie sich richtig anhört.

"Propriozeption", "vestibuläre Wahrnehmung" = für Laien klingt das sehr professionell.

Ehrlich gesagt würdest du wenn du mich als Prüferin hättest, damit eine 6 bekommen.

Aber: ich würde dir so einen Schwachsinn auch nicht vermitteln.

Insofern: mach irgendwie dein Examen, dann kannst du immer noch therapieren lernen.

Ach so: der Aufbau ist so richtig, weil laut mechanistischem, "bottum-up"-Ansatz immer erst an "der Basis" gearbeitet werden muß, bevor "höhere" Funktionen dazu kommen.

Diese Sichtweise ist zwar schon lange überholt, aber Ergotherapeuten denken ja am liebsten mit dem Bauch, vielleicht ist da das "Neue" noch nicht angekommen.

Falls du dich für wirklich Relevantes interessierst: Link

Aber verrate das bloß niemandem in der Schule, v.a. nicht deinen Lehrkräften

Halte dich wacker und immer schön kritisch bleiben.

Grüße von


Oetken1

P.S. "Übungen" - das lesen die verordnenden Ärzte gar nicht gerne. Nach der motorischen Lerntheorie ist die Übungsphase die Routinierung von neu Gelerntem. Und wenn man das Wirtschaftlichkeitsgebot der Sozialgesetzgebung anschaut (SGB V), dann gehört das "Üben" nicht in den therapeutischen Bereich, sondern ist ein Teil der Übertragung in den Alltag.
Du als Therapeutin vermittelst Neues, regst das Lernen an. Die Eltern und das Kind routinieren das Gelernte im häuslichen Alltag nach deiner Anleitung.
Alles Andere ist Ressourcenverschwendung.

Wenn dir das an der Praktikumsstelle so vorgelebt wurde, dann vergiß das so schnell wie möglich. Mit so einem Vorgehen gewinnen wir keinen "Blumentopp", sondern vergrößern die Misere, weil wir unglaubwürdig werden. Das Vetrauensverhältnis zwischen Arzt und Therapeut wird gestört.

Ergotherapeuten können mehr - sie sind keine "Übungsleiter" für spaßige "Wahrnehmungsspielchen" sondern Experten für die Alltagsbewältigung.

Wer das nicht mit tragen kann, soll doch Volkshochschulkurse geben oder als Übungsleiter in den Sportclub wechseln.
27. Oktober 2011 09:53 # 4
Registriert seit: 14.01.2011
Beiträge: 976

Geändert am 27.10.2011 10:02:00
@oetken
Danke!!!
Ich kriege irgendwann noch das Grausen.

Liebe Moni, das hat nichts mit dir und deiner Frage zu tun sondern bezieht sich auf die Ausbildungsinhalte mancher Schulen und leider auch noch mancher Praxisanleiter.
Dir viel Erfolg.


"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
27. Oktober 2011 10:45 # 5
Registriert seit: 02.06.2005
Beiträge: 3215

Zitat:

@oetken
Danke!!!
Ich kriege irgendwann noch das Grausen.

Liebe Moni, das hat nichts mit dir und deiner Frage zu tun sondern bezieht sich auf die Ausbildungsinhalte mancher Schulen und leider auch noch mancher Praxisanleiter.
Dir viel Erfolg.


"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)


Hallo Fine43,

ja vor ein paar Tagen habe ich im Kollegenkreis diskutiert, warum doch ein nicht unerheblicher Teil der Ergoschaft so sehr am Gewohnten festhält. Wo doch die Erkenntnisse der forschenden Ergotherapeuten und Bezugswissenschaftler in eine ganz andere Richtung weisen.

Wobei: andere Berufsgruppen, sogar solche, die für sich in Anspruch nehmen, "total" wissenschaftlich und evident zu arbeiten, machen es ja im Endeffekt nicht anders als die Ergos

Ich nenne es mal "Medizinhokuspokus".

Zur Show gehört erstmal eine "wichtige" Berufsbezeichnung. Außerdem jede Menge "Tests", eine spezielle Fachsprache und - ganz wichtig - mysteriöse, möglichst abgehobene "Therapieverfahren" die dann auch ganz bedeutsame Namen tragen.
Und ganz wichtig: das gläubige, erwartungsfrohe Publikum.

Dann

Zaubervorführung "krankes Häschen" wird gesund.

1. Akt: ganz, ganz viele Untersuchungen machen mit dem kranken Häschen, um ganz viele Symptome und Diagnosen zu finden. Das erhöht die Spannung im Publikum. Der Zauberer hat dabei Routine, insofern ist das Ganze für ihn nicht so anstrengend.
2. Dann dem Publikum erklären, wieso die Situation aufgrund der Symptome ganz dramatisch ist, aber - und das ist ganz wichtig - gleichzeitig ankündigen, das Rettung in Sicht ist. Der Zauberer kennt ein Zaubermittel
3. Die spezielle Behandlung. (Was das Publikum nicht weiß: so speziell ist die Behandlung nicht, letztendlich ist sie fast immer gleich).
4. "Verbesserung" versprechen.
5. Die "spezielle Behandlung" jetzt so lange durchführen, bis das Publikum unruhig wird. Oder das Häschen, denn in Wirklichkeit hat es eine ganz andere Krankheit, oder gar keine.
6. Die Vorführung beenden. Eine neue "Untersuchung" machen und feststellen, dass der Zauber gewirkt habe. Der Hase ist gesund.
7. Darauf achten, dass die Behandlung dem Häschen gefällt, sonst macht es "Zicken".
8. Ganz wichtig: auch dem Zauberer sollte das Behandeln gefallen, sonst wird ihm langweilig. Immerhin geht es hier nicht um den Hasen, auch wenn der Zauberer das behauptet. Es geht um den Zauberer. Er will "ohne Streß" Geld verdienen und dafür noch Beifall bekommen.

Tja, so ist das.

Was aber nun, wenn Tierschutzorganisationen "Hasenzauber" verbieten oder das Publikum skeptisch wird, oder - noch schlimmer - die Hasen das Sprechen erlernen und ihre Anliegen vortragen?

Eben - an dem Punkt sind wir.

Die "Zauberschulen" der verschiedenen Professionen sollten umdenken und umlernen. Sonst bleibt irgendwann das Publikum weg - die Hasen sowieso

Es ist nur die Frage, welche Profession am schnellsten umdenkt. Und da sehe ich bei den Ergotherapeuten zwar ein Potential, aber gleichzeitig auch viele Hemmschuhe.

Zum Beispiel einige KollegInnen, die Therapieabläufe, die v.a. auf ihrer eigenen Bedürftigkeit aufbauen, mit pseudoethischen Argumenten zu verteidigen suchen. Sowas ist schnell und leicht durchschaubar und macht uns alle nicht glaubwürdiger.

Im Übrigen zählen zu diesen "Bedürftigen" auch durchaus promovierte KollegInnen

Also - nicht blenden lassen!

An ihren Taten sollt ihr sie erkennen.

Packen wir es an!

Grüße von


Oetken1
30. Oktober 2011 16:57 # 6
Registriert seit: 21.01.2009
Beiträge: 25

Danke für eure Antworten! Hab mir schon gedacht, dass die Frage nach genaueren Angaben kommt, aber ich wollt es eigentlich nur allgemein wissen.
Ich hab mir jetzt mal meine Gedanken dazu gemacht und bevor ich mich jetzt weiter verunsichern lasse, frag ich lieber nicht weiter nach. Sonst geh ich nur mit einem schlechten Gefühl in die Sichtstunde. Anscheinend sieht das ja eh jeder anders. Trotzdem danke!

30. Oktober 2011 18:15 # 7
Registriert seit: 02.06.2005
Beiträge: 3215

Zitat:

Danke für eure Antworten! Hab mir schon gedacht, dass die Frage nach genaueren Angaben kommt, aber ich wollt es eigentlich nur allgemein wissen.
Ich hab mir jetzt mal meine Gedanken dazu gemacht und bevor ich mich jetzt weiter verunsichern lasse, frag ich lieber nicht weiter nach. Sonst geh ich nur mit einem schlechten Gefühl in die Sichtstunde. Anscheinend sieht das ja eh jeder anders. Trotzdem danke!



Hallo Moni88,

kann mir vorstellen, dass die einzelnen Informationen erstmal verwirrend sind. Aber das ist ja auch das Spannende an unserem Beruf, sich da trotzdem zu orientieren.

Zitat:
Anscheindend sieht das ja eh jeder anders


Das war lange tatsächlich der Fall. Im Grunde konnte jeder Ergotherapeut in der Behandlung machen, was er wollte, Hauptsache er hatte die Absicht irgendwas "zu verbessern".

Aber die Zeiten ändern sich. Es wird mehr und mehr auf die Orientierung an den HMR geachtet und es werden Leitlinien für Therapien entwickelt. Für "Aufmerksamkeitsstörungen" und "UEMF" gibt es die schon.

Guck da ruhig mal rein, sobald die Sichtstunde geschafft ist. Stehen im Netz.

Bis dahin: Mach einfach "Übungen zum Überkreuzen der Mittellinie, um die Vernetzung der beiden Gehirnhälften zu verbessern" und dann wird das schon.

Du weißt schon: "Abklatschen", liegende Acht, Rollbrettparcours, usw.

Das ist immer richtig und schadet auf keinen Fall. Macht auch so gut wie allen Kindern Spaß, so dass das mit der Motivation kein Problem wird.

Und immer kritisch bleiben und zuerst mal selbst nachdenken....

Toi, Toi, Toi,

Oetken1
Optionen:

nach oben scrollen