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Zeit für Berichte an den Arzt

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16. Dezember 2011 17:03 # 1
Registriert seit: 11.06.2002
Beiträge: 63

Hallo ihr lieben,
heute wende ich mich mal mit einer Frage an euch. Wie haltet ihr es mit der Zeit die ein Mitarbeiter bekommt um Berichte an den behandelnden Arzt zu schreiben?
Bei mir scheint es so als ob meine Mitarbeiterin nicht genug Zeit bekommt um Berichte zu schreiben. Nie sind die Berichte fristgerecht fertig. Meist gehen sie zuspät an den Arzt. Es gibt eine Anweisung bei mir in der Praxis. Berichte sind zur 8. Therapieeinheit zu beginnen und nach der 10. Th.-Einheit mir unaufgefordert vorzulegen.
Die Berichte erhalte ich aber erst auf mehrmalige nachfrage und dann gehen sie erst 2-3 Wochen später zur Post.
Erhält die Mitarbeiterin schon in der 10 Th.-Einheit eine Verordnung schreibt sie erst gar kein Bericht.
In meiner Praxis hat sie in der Woche ausreichend Zeit für Berichte ich kann nicht sagen warum das nicht klappt. Überstunden kann und will ich ihr aber für Berichte auch nicht geben.

Nun hoffe ich ich bekomme wertvolle Tips von euch und Anregungen aus eurer Praxis

LG Darja

16. Dezember 2011 17:06 # 2
Registriert seit: 14.01.2011
Beiträge: 976

Hallo Darja,
die Frage wäre ja wieviel Zeit steht denn dafür tatsächlich zur Verfügung?
Möglich wäre hier mal eine Betatigungsanalyse in eigener Sache um dem Problem auf den Grund zu gehen.

"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
16. Dezember 2011 17:10 # 3
Registriert seit: 11.06.2002
Beiträge: 63

Ja über eine Betätigungsanalyse habe ich schon nachgedacht. Aber ich glaube Sie verbraucht zuviel Zeit bei der Dokumentation.
Doku im PC-Programm
und zusätzlich dokumentiert sie es noch einmal für sich in einem Buch.
Die Analyse werde ich 2012 mal für 2 Wochen durchführen lassen.

LG Dagmar

16. Dezember 2011 18:42 # 4
Registriert seit: 06.12.2006
Beiträge: 3149

Berichte werden in der Zeit von Therapieausfällen geschrieben und zusätzlich gibt es eine Stunde bezahlte Bürozeit. Die benötigt aber keiner. Faxen macht auch jeder selber und wenn die Zeit knapp ist, dann übernimmt dies jemand anderes. Wir arbeiten im Team. Auch wir schreiben die Berichte nach dem 8. mal. Jedoch muss ihn mir nach der Einarbeitungszeit keiner mehr vorlegen. Ich habe super Mitarbeiter. Doku wird kurz und knapp geschrieben und eine einheitliche Legende in Form von Abkürzungen genutzt.
Die Praxissoftware (Starke Praxis) läd den Bericht aus der vorherigen Verordnung automatisch hoch und dieser muss nur noch aktualisiert werden.

Sorry, aber bei Dir stimmt etwas nicht. Du nennst es Anweisung, jedoch wird diese Anweisung nicht umgesetzt und ist somit keine Anweisung. Vielleicht solltest du an den Strukturen arbeiten, denn ohne Struktur hast du Schwierigkeiten sicher zu führen.

Also musst du erst mal inhaltlich arbeiten und dann kannst du ein Mitarbeitergespräch mit Zielvereinbarung führen. Dies wird schriftlich festgehalten und unterschrieben.
Mitarbeitergespräche, natürlich unter vier Augen, sind wichtig, denn auch wenn Nichts zu besprechen gibt, dann ist es eben die Freude über einen guten Mitarbeiter, den du mitteilen kannst.


Grüße von

Maria2

16. Dezember 2011 19:08 # 5
chipchap
chipchap
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 1334

Geändert am 16.12.2011 19:10:00
Hallo Darja,

am Beispiel von Maria2 siehst Du, wieviel von vorgegebenen klaren Strukturen abhängt.
Hat Deine Mitarbeiterin diese klaren Vorgaben von Dir bekommen ?
Also: Länge und Form der Berichte, Nutzung einer Software und des PCs in der Praxis?
Hast Du noch mehr MAs und kommen diese mit der von Dir vorgegeben Zeit zurecht ?
Habe alle Berichte die gleiche Struktur?

Ich selbst habe als MA im ambulanten Bereich gearbeitet.
Berichte wurden in Ausfallzeiten geschrieben. Die Form des Berichtes
war im PC bereits vorgegeben. In der Regel habe ich zwischen 10 bis 15 Min
für einen Bericht benötigt. Den Stoff habe ich aus meiner Verlaufsdoku (pro
TE ca. 2 - 3 Sätze) gezogen.
Der Bericht wurde gefaxt, das spart enorm Zeit und Aufwand !!
Die Berichte waren inhaltlich aussagekräftig, aber kurz! Weil es eben Kurzberichte
sind und faktisch nicht bezahlt werden...

LG, chipchap

16. Dezember 2011 19:53 # 6
Registriert seit: 11.06.2002
Beiträge: 63

Hallo zusammen,
in der Praxis gibt es eine Struktur für den Bericht. Doku am PC Programm Tim. Ich habe auch mit der Mitarbeiterin gesprochen. Sie hat immer eine Ausrede warum der Bericht nicht fristgerecht raus geht. Mal ist es der PC der zu langsam ist , Vorbereitungen für die Therapie muss sie auch machen etc. Die Sache mit der Bürozeit für Berichte ist nicht verkehrt. In der Woche muss sie ca.2-5 Berichte schreiben. LG Darja

16. Dezember 2011 20:46 # 7
Registriert seit: 06.12.2006
Beiträge: 3149

Geändert am 16.12.2011 20:54:00
Dann würde ich ein Mitarbeitergespräch mit Protokoll vorschlagen und beginnen die privaten Aufzeichungen zu unterbinden. Es gibt eine Patientenakte und Punkt. Dann musst du sicherstellen, dass ihre Aufzeichnungen die Praxis nicht verlassen - Datenschutz. Möchte sie etwas intensiver ausarbeiten, dann ist dass keine Arbeitszeit. Die Berichte stehen mit der Doku also an erster Stelle und alles andere ist Privatvergnügen.
Bei 5 Berichten sollten die bezahlten Ausfallzeiten ausreichen, sollte sie jedoch noch nicht so viel Übung haben, dann eben eine feste Bürozeit festsetzen.

Es ist schwierig Chef im Team zu sein, aber es ist deine Aufgabe dies zu steuern. Mir ist es sehr schwer gefallen dies zu lernen, aber ich kann dir sagen, dass es sich lohnt, denn so ist ein viel besseres Arbeiten möglich. Du schaffst dir selber Sicherheit, schaffst Transparenz gegenüber deinen Mitarbeitern und schaffst somit bei den Mitarbeitern auch die Sicherheit.

Viel Erfolg!


Grüße von

Maria2

P.S. Bei einer Zielvereinbarung wird der Termin für ein neues Gespräch besprochen. Bis dahin erwartest du die Umsetzung. Sonst passt sie nicht zu dir oder in dein Team. Da hilft kein rumeiern. Wenn du sonst mit ihrer Arbeit zufrieden bist, dann mach dies bitte deutlich!!!!
17. Dezember 2011 12:24 # 8
Registriert seit: 02.06.2005
Beiträge: 3215

Hallo Darja,

du sprichst mehrere Punkte an, die wichtig, aber nicht so einfach zu händeln sind.

a) Doku/Berichtszeit: laut Kassenverträgen haben wir Vor- und Nachbereitungszeit mit den Kostenträgern vereinbart. Dass die entsprechende Vergütung lausig ist, ist klar. Diese mittelbare Behandlungszeit (also nicht direkt mit der Behandlung des Patienten verbracht) sollte man den Mitarbeitern auch in irgendeiner Form zur Verfügung stellen.

b) Dokumentationen bilden ja für gewöhnlich auch einen Teil des Behandlungsprozesses ab. Je klarer und eindeutiger die Struktur der Behandlung, desto leichter ist es, den Bericht zu schreiben. Insofern kann die Mühe, die deine Mitarbeiterinnen mit dem Verfassen haben auch auf eine unzureichende Behandlungsstruktur an sich zurückzuführen sein. Neben "Schlusigkeit" oder "Bequemlichkeit". Oder LRS...?

c) Motivation etwas zu tun - deine und die deiner Mitarbeiter: hier sollte man sich klar machen, dass die Motivationen ganz unterschiedlich sein können. Bestenfalls bringt man sie übereinander d.h. deine Interessen ergänzen die der Mitarbeiter und umgekehrt. Aber das ist nicht immer so einfach und häufig ein längerer Prozess. Du könntest einen Teamtag einberufen, an dem ihr eure verschiedenen Positionen feststellt, vorstellt und gemeinsam überlegt, wo sie übereinstimmen, wo nicht und was das praktisch bedeutet. Inkl. Zielvereinbarungen. Und da bietet sich genauso wie in der Therapie ein "smartes" Formulieren an. D.h. "Ende März beim nächsten Teamtag stellt jeder von uns seine derzeitige Doku vor und wir einigen uns dann auf eine Methode für alle".

Bsp.: was ist für dich als PI das wichtigste, was für die Mitarbeiter? Wie erreichst du deine Ziele, wie tun es die Mitarbeiter?

Wichtig ist es, genau an den Punkten wo unterschiedliche Interessen bestehen, Kompromisse zu schließen.
Und für die Motivation und die Identifikation ist es wertvoll, wenn die Mitarbeiter an diesem Prozess teilnehmen.

Am einfachsten ist es, wenn sich Vorteile für die Mitarbeiter ganz von selbst und vollkommen konsequent ergeben. Denn: du als PI verdienst unmittelbar nur an den Behandlungen, die du selbst erbringst. Jede Kontrolle, jedes Gespräch, jedes Hinterhertragen, -fragen, -bitten, kostet dich Zeit, die du woanders abknappsen mußt. Und an der du nichts verdienst. Und von der du auch erstmal nichts hast.

Und: Arbeitszeit ist auch Lebenszeit. Gerade in Phasen in denen die Rolle der PI einen vielleicht nicht so erfüllt fällt es besonders ins Gewicht, wenn man dann auch noch Zeit und Kraft mit Dingen verbringt, die von außen betrachtet überflüssige Kraft- und Geldräuber sind.

Ich habe das bei mir so gelöst, dass meine Mitarbeiter umsatzabhängige Gehälter bekommen. Alle mittelbaren Arbeiten (Doku, Supervision, Team, VB, Ämter, Orga usw.) haben feste Zeitkontingente. Wer schneller ist, kann sich freuen, wer langsamer ist, hat selbst schuld und kann das zum Anlaß nehmen, entweder seine Arbeitsweise zu optimieren oder das einfach so zu akzeptieren. Menschen sind unterschiedlich. Nur: es ist natürlich nicht meine Aufgabe, langsames Arbeiten zu subventionieren.

Ein spezifischer Bericht nach einem bestimmten Muster ist obligat für die Anrechnung der entsprechenden Umsätze. D.h. kein Bericht - kein entsprechender Umsatzanteil.

Ich stehe meinen Mitarbeitern für Begleitung, Supervision usw. regelmässig zur Verfügung. Da aber die Mitarbeiter genauso dafür Lebenszeit zur Verfügung stellen wie ich, ist das eine hohe Motivation für beide Seiten, diese Zeit gut zu nutzen und nur in Anspruch zu nehmen, wenn es notwendig ist.

So habe ich versucht, die Kontrollarbeiten so weit wie möglich zu reduzieren. D.h. ich versuche, eine Art "automatische Selbstkontrolle" einzuführen, die sich aus praktischen Konsequenzen ergibt.

Z.B. versäumt, einen neuen Patienten anzunehmen - weniger Umsatz und weniger Geld.
Oder: dicht und effektiv gearbeitet - mehr Zeit und mehr Geld.

Oder: schlusige, unstrukturierte Doku = Mehrarbeit beim Berichteschreiben
effektive, kurze, aussagekräftige Doku = roter Faden ermöglicht schnelles Schreiben.

Und - ganz wichtig: bevor du das so umsetzt, gehe in dich oder begebe dich in Beratung, um rauszufinden, wie du deine Rolle als PI siehst.

Ich habe in fast 12 Jahren als PI auch mehrere "Häutungen" durch.

Zuerst war bei uns alles ganz familiär und klein, dann wurde es größer.

Zuerst habe ich meinen Betrieb so aufgebaut, wie ich es von zuhause kannte (ich bin in einem Familienbetrieb aufgewachsen).

Dann habe ich festgestellt, dass das aus unterschiedlichen Gründen so nicht geht.

Ich mußte auch meine Rolle reflektieren: jeder Mitarbeiter wünscht sich eine immer zugewandte, freundliche, unterstützende Chefin.

Ich habe mich lange sehr wohl gefühlt als "liebe Chefin".

Aber dann festgestellt, wieviel Zeit, Geld und Kraft mich das kostet.

Aus dieser Erfahrung heraus habe ich Schritt für Schritt etwas verändert. Und mein Harmoniestreben und auch meine Konfliktscheu bearbeitet (dabei hat mir systemische Supervision sehr geholfen. Ebenso wie ein Seminar zu "Familienrekonstruktion". Hatte auch positive Auswirkungen auf meine therapeutische Arbeit... )

Das mit dem "Emotionsmülleimer" ist in so einer Fortbildung entstanden.

Jetzt bin ich sicher häufig unbequemer als früher, fühle mich aber viel wohler. Und freier.

Es ist auch gegenüber den Mitarbeitern fairer, wenn ich weiß, dass ich nichts subventionieren muß. Denn gerade wenn es mal nicht so läuft, kann daraus enormer Frust entstehen.

Alles Gute wünscht


Oetken1
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