Registriert seit: 11.10.2006
Beiträge: 21
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Hallo,
wie sollten die Eltern damit umgehen, wenn ihr Kind (erste Klasse, "Sandwichkind", ADS) sämtliche im Elternhaus geltende Regeln umgeht, beginnt zu lügen, Schränke aufbricht etc. um z.B. an Fussballsammelbilder in Schokoladenriegeln zu kommen? Ist dieses Verhalten konkret auf ADS zurückzuführen, wenn das Kind ansonsten sehr positiv auf eine Regelleiste mit Belohnungssystem anspricht?
Vielen Dank für eure Antwort! Fellea
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chipchap
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 1334
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Ich sehe da eigentlich keinen Zusammenhang mit ADHS. Ich versuche mich mal in das Kind hineinzuversetzen... In der Familie bin ich nicht der "kleine Süße" und nicht der "schon so groß!!", irgendwie bin ich nicht so besonders und beachtenswert. Wegen der ADS werde ich beachtet und auch behandelt. Allerdings bedeutet das auch, daß mit mir irgendwas nicht stimmt.. In der Schule sammeln gerade alle anderen Jungs die Fussballbilder, tauschen sie und beschäftigen sich damit. Ich habe keine/zu wenig/die Falschen und stehe deswegen abseits. Weil ich aber ein eher geringes Selbstwertgefühl habe, tut es mir weh, nicht dazu zu gehören. Es ist mir nicht egal. Also brauche ich diese Bildchen unbedingt, um in der Klasse Freunde zu finden und von den Anderen anerkannt zu werden. (Hineinversetz Ende Wenn das Kind in dieser Sache entgegen seinem bisherigen Verhalten so eklatant Regeln bricht, kann es nur unter einem sehr hohem Druck stehen, und es sieht offenbar keinen anderen Ausweg ! Das Kind sollte hier unbedingt zu Wort kommen und äußern können, WIESO es für ihn so wichtig ist, seine Wünsche erfüllt zu bekommen. LG, chipchap
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Registriert seit: 16.04.2011
Beiträge: 50
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Liebe Fellea,
ich erlebe diese Form von Verhalten recht häufig bei Kindern mit ADHS, mit der Unterform des impulsiv-oppositionellen Verhaltens. Ich kannte Mütter, die Schlösser und Ketten vor ihren Süssigkeitenschrank gemacht haben. Ich sehe es vielleicht zu häufig, aber es ist nichts Außergewöhnliches.
Neben der anderen Neurotransmitterlage liegt das Problem oft in mangelnder oder inkonsistenter Konsequenz des Elternhauses und , wie ChipChap erläuterte, im mangelnden Gesehenwerden, insbesonders wenn mal was gut läuft. (Was es übrigens auch immer tut, nur ist der Fokus im negativen).
Grüße, SK
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Registriert seit: 11.10.2006
Beiträge: 21
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Hallo zusammen,
die mutter selbst war schon im Aufnahmegespräch sehr mitgenommen, weil sie sich der negativen aufmerksamkeit, die sie ihrem Kind schenkte sehr bewusst war. Mit einem "Sonnenseitentagebuch" ist sie gut zurecht gekommen, doch hat sie das in den letzten beiden WOchen nicht mehr konsequent fortgeführt. (Ich habe den Jungen seit 6 WOchen in Behandlung). Okay, dann appelliere ich beim nächsten Termin nochmal an die elterliche Konsequenz bzgl der "Hausaufgaben für die Eltern" und dass das Kind zu WOrt kommt. Bzw. falls es sich anbeitet, ich gleich solche Situationen bei mir mit Eltern und Kind bespreche.
Danke, hat mir schon mal weitergeholfen!
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Registriert seit: 14.01.2011
Beiträge: 976
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Hallo Fellea, dein Klient zeigt ein häufiges anzutreffendes komorbides Störungsbild, hier besteht dringend Handlungsbedarf und zwar mit der gesamten Familie und nicht nur Mutter und Kind. Solltest du entsprechende verhaltenstherapeutische Fortbildungen haben ist es möglich hier zunächst tätig zu werden, wenn nicht empfehle ich dir die Familie zu einer Familientherapie zu schicken. Derzeit befindet sich das Kind und die Familie in einer hohen Stresssituation wo schnell massive Probleme entstehen und alle Familienmitglieder (auch die anderen Kinder und das neue Elternpaar) leiden, deshalb ist es wichtig alle gut aufzuklären und zu unterstützen. Alltagsrelevante Probleme (auch in der Schule) kannst du parallel angehen, aber mit Absprache aller Beteiligten.
"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
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