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neue ideen für ergo bei demenz

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26. März 2006 21:05 # 1
Registriert seit: 11.08.2005
Bundesland: Sachsen
Beiträge: 842

hallo!

ich arbeite in einer ergopraxis und betreue eine demente patientin im altenheim zusätzlich zu dem dort stattfindenden angebot. mein problem ist, dass sie auf vieles ablehnend reagiert und vieles kindisch findet, was ich mit ihr mache.

sie mag keine spiele - halma o.ä. sind daher nicht möglich.
ich habe schon viel übers riechen, schmecken, fühlen gemacht; sprichwörter und redewendungen bis zum abwinken. soweit wie es als ergo von außen geht, mache ich auch ADL-training mit ihr. ich zerpflücke auch immer wieder stundenentwürfe für gruppen, um sie für meine patientin zu nutzen.
es finden immer mal veranstaltungen statt (kindergartengruppen singen usw.), zu denen ich mit ihr auch gehen würde. diese veranstaltungen sprengen aber meinen zeitlichen rahmen und vom pflegepersonal ist niemand bereit, sich den rest der zeit mit ihr gemeinsam dort hinzusetzen.
draußen spazieren gehen gestaltet sich schwierig, weil sie immer wieder sagt, sie wolle ausreißen. es gibt auch nicht wirklich viel zum beine vertreten - das, was draußen zum heim gehört, hat man mit 5 schritten durchquert.

zur zeit arbeite ich viel mit musik und HLT nach stengel. auch lockere gespräche sind oft nicht möglich. fotos von früher anschauen sind "alte kamellen" wie sie immer sagt.
langsam gehen mir die ideen aus. wer hat vorschläge für meine therapie?

27. März 2006 16:37 # 2
Registriert seit: 22.09.2005
Beiträge: 244

Ich würde an den Tätigkeiten anknüpfen, die sie früher gerne gemacht hat. Wenn sie es selbst nicht mehr weiß, wäre es vielleicht sinnvoll die Angehörigen zu befragen (so fern es welche gibt).
Vorschläge meinerseits wären z.B:
- Waffeln, Kuchen etc. backen oder kochen
- Stricken
- Häckeln
- Nähen
- Bügeln
Ich denke einfach es wäre gut, Dinge zu machen, die alte Damen ihr Leben lang (of´t sogarn auch sehr gerne) gemacht haben. Gerade da gilt es zu erhalten!

Ich hoffe ich konnte dir etwas weiterhelfen. Du kannst ja mal schreiben, was du jetzt letztendlich machst und wie es läuft.

Ich wünsch dir viel Erfolg!

27. März 2006 20:52 # 3
Registriert seit: 11.08.2005
Bundesland: Sachsen
Beiträge: 842

hi!

an die dinge, die du vorgeschlagen hast, hab ich auch schon gedacht. aber meine patientin sieht nur noch schlecht (brille = fehlanzeige, da künmmern sich die angehörigen überhaupt nich drum) und feinmotorisches arbeiten geht auch nich mehr. hab ich schon probiert.
kochen wär ne idee. könnte man versuchen, aber ich denke, dass ich da beim pflegepersonal auf taube ohren stoße, die sind nämlich nicht wirklich kooperativ

29. März 2006 13:41 # 4
Registriert seit: 29.03.2006
Beiträge: 37

hallo,
ich habe mehrere jahre in einer gerontopsychiatrie gearbeitet. die problematik die du erzählst ist mir wohl bekannt. mein tipp: vermeide fragen, da die antwort sowieso negativ ausfällt. versuche es über die schiene - ich bäuchte mal ihre hilfe (natürlich bei dingen die nur zu zweit gehen wie bettlaken zusammenlegen, zerknüllte wolle neu aufwickeln....) oder zum thema fotos, kannst du versuchen ihr fotos von dir zu zeigen (das ist mein neuer hund, katze...etc oder kinder kommt immer gut - mein sohn meine tochter ----auch wenn es nicht unbedingt stimmt :o) darüber kommt man oft ins gespräch, gerade über kinder - lass dir tipps zur erziehung geben o.ä.


29. März 2006 21:22 # 5
Registriert seit: 11.08.2005
Bundesland: Sachsen
Beiträge: 842

hi tupenga!

der tipp mit den fotos is gut, das werd ich probieren.
über die schiene ratschläge von ihr einholen geh ich schon oft, funktioniert ganz gut - natürlich abhängig von der tagesform.
hab heute herausgefunden, dass sie gern zum kegeln gegangen ist - da weiß ich ja, was ich nächste woche zu ihr mitnehm

30. März 2006 21:30 # 6
Registriert seit: 29.03.2006
Beiträge: 37

ja, aber sei da vorsichtig. aus meiner erfahrung ist gerade in der gerontopsychiatrie das thema: ich knüpfe an den ehemaligen gewohnheiten und hobbys an, sehr heikel. da die meisten alten menschen das bedient werden auch sehr genießen. viele sind auch offen für was neues. ich habe z.b. in gruppentherapie einen wandteppich gemacht in form einer patchworkdecke. jeder sollte ein stoffteilchen gestalten. egal wie. und immer wenn ein neuer bewohner hinzukam kam auch ein neues kästchen dazu. das kam sehr gut an

31. März 2006 20:05 # 7
Registriert seit: 31.12.2003
Beiträge: 3

wie ich sehe hast du schon sehr viel probiert...

meine frage : warum behandelst du sie weiter?
sie scheint nicht zu wollen.
ich arbeite nach dem grundsatz, dass der klient "könig" ist. und wenn er nicht will... ich kann niemandem zu seinem glück zwingen.

oftmals mache ich allerdings die erfahrung, dass wenn ich es anspreche (Abbruch oder Beenden der Therapie) dass die menschen oftmals zum nachdenken kommen und plötzlich klarere ziele formulieren können und neue motivation zeigen...
und das nicht die therapeutin, sondern der klient sein ziel selbst formuliert (wie auch immer) erachte ich als sehr wichtig. ob ich dann als ergo die richtige person bin zeigt sich dann...


2. April 2006 20:14 # 8
Registriert seit: 11.08.2005
Bundesland: Sachsen
Beiträge: 842

hi elalea!

ich denke schon, dass die behandlung was bringt ... wer weiß. wo sie ohne uns wäre (wir behandeln sie inzwischen 4 jahre).

ich habe meine patientin auch schon in einer situation in der gruppe erlebt, die ihr besser bekommt, als die ständige einzeltherapie (ist meine meinung). sie ist dort richtig aufgeblüht, während sie bei mir ziemlich unmotiviert war.

für sie ist es auch schon wichtig, dass ich komme und zeit mit ihr verbringe ... die familie lässt sich nicht oft blicken. sie freut sich unheimlich, wenn sie mich sieht; auf der anderen seite sind - wie schon gesagt - lockere gespräche oft nicht möglich. und dasitzen und däumchen drehen is auch nich toll. das ist eben das schwierige an der situation - es tut ihr gut, wenn ich komme; im nächsten moment findet sie aber alles albern, was man mit ihr machen will.

3. April 2006 05:02 # 9
Registriert seit: 10.08.2004
Beiträge: 2

hallo juanita,
wohin will sie denn ausreissen? manchmal ergibt sich daraus auch ein thema in richtung biografie.
da sie keine brille hat und anscheinend noch relativ gut orientiert ist, kannst du versuchen ihr aus der tageszeitung vorzulesen. gestalte es nach möglichkeit lebendig, kurze passende kommentare, ihr horoskop einschieben, den witz des tages etc. hebe dir ein thema auf, über dass du dich im anschluss mit ihr unterhalten kannst. wenn es klappt hast du ein schönes ritual, kognitive anforderung und eine gute stimmungslage.
wie lange und wie oft hast du sie genau?

viel erfolg...

die zahnfee
3. April 2006 05:06 # 10
Registriert seit: 10.08.2004
Beiträge: 2

... ein kaffee und ein keks dazu kommt auch immer gut an

die zahnfee
3. April 2006 08:19 # 11
Registriert seit: 11.08.2005
Bundesland: Sachsen
Beiträge: 842

hi zahnfee!

das mit der zeitungsschau is echt ne gute idee ... dass ich da ne selber drauf gekommen bin. das ham wir in meinem praktikum im altenheim auch immer gemacht.
ich hab meine patientin 2x pro woche für jeweils eine stunde.

6. April 2006 16:28 # 12
Registriert seit: 22.08.2004
Beiträge: 24

Hallo!!
Ich nehme zu einem dementen Patienten immer seinen "Kumpel" von früher mit. Zwischen uns beiden alleine kommt selten ein richtiges Gespräch zustande, aber sein Kumpel wirkt Wunder. Manchmal redet auch nur sein Kumpel, aber mein Patient hört zu und gibt hin und wieder treffende Kommentare.
Vielleicht hat deine Patienin ja auch eine gute Freundin im Heim, die du einfach mal (beim Kaffee?) zusammenführen kannst.

Viel Erfolg
Miriam
15. November 2006 19:44 # 13
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Bundesland: Sachsen
Beiträge: 842

hallo!

ich muss den beitrag nochmal auffrischen. hab ja schon viele ratschläge bekommen, aber im moment habe ich das gefühl, dass außer musik nix anderes zu meiner patientin vordringt. auf fragen oder anregungen oder auch nur auf den versuch einer unterhaltung reagiert sie nicht und wenn, dann spricht sie so verwaschen, dass ich sie nicht verstehe. und wenn ich nachfrage wird sie ganz schnell aufgebracht. sie kuckt immer sonstwohin und dich habe das gefühl, ich könnte genauso gut mit der wand reden. ich kann auch gar nicht einschätzen, ob überhaupt etwas von dem gesagten zu ihr vordringt, oder ob sie "nur" nicht darauf reagieren kann.

hab jetzt immer viel mit sitztanz versucht und hab mir bissl musik besorgt aus der zeit, als sie jung war. aber nicht mal so ganz einfache sachen wie schunkeln zur musik klappt. obwohl ich sie dann auch an den arm nehme und ihr viel zeit gebe.

hab's auch über die schiene wohlfühlen probiert (igelball, bürste usw.), das will sie aber meist auch nich. wenn ich sie frage, was sie jetzt gern machen würde, kommt nix.

biographisches arbeiten schlägt nich wirklich an.

nur das reine musik hören - da hellt sich die miene auf (an guten tagen) und an nicht so guten tagen mach ich eher ruhige musik zur entspannung. aber ich kann sie doch nicht 2x die woche 1 stunde lang mit musik berieseln. dafür braucht sie keinen therapeuten.

bin ich wirklich so auf dem holzweg und mach alles falsch?!

vielleicht hat ja noch jemand vorschläge für die therapie.

lg

16. November 2006 07:11 # 14
Registriert seit: 29.10.2006
Beiträge: 6

Hallo Juanita,

hast du es schon mal mit einer ungewöhnlichen Tageszeit versucht? Ich bin leider erst in einem Praktikum, aber könnte mir vorstellen, dass deine Patientin morgens nach dem Frühstück oder abends nach dem Abendessen anders reagiert als zur Mittagszeit. Vielleicht ist auch das Essen selbst ein Thema (gut oder schlecht) - mal ein Wunsch von Ihr? Oder lässt sich deine Stunde mit einem Bad oder unter der Dusche halten? Die Altenpfleger wird das sicher freuen. Jetzt läßt sich schon das ein oder andere Zimmer etwas weihnachtlich dekorieren (bunte Sterne an die Fenster kleben, Nüsse und Äpfel auf die Tische legen) da wird doch bestimmt ihre Hilfe gebraucht

Nadine

16. November 2006 18:14 # 15
Registriert seit: 04.04.2002
Beiträge: 41

Zitat:
hast du es schon mal mit einer ungewöhnlichen Tageszeit versucht? Ich bin leider erst in einem Praktikum, aber könnte mir vorstellen, dass deine Patientin morgens nach dem Frühstück oder abends nach dem Abendessen anders reagiert als zur Mittagszeit. Vielleicht ist auch das Essen selbst ein Thema (gut oder schlecht) - mal ein Wunsch von Ihr? Oder lässt sich deine Stunde mit einem Bad oder unter der Dusche halten? Die Altenpfleger wird das sicher freuen. Jetzt läßt sich schon das ein oder andere Zimmer etwas weihnachtlich dekorieren (bunte Sterne an die Fenster kleben, Nüsse und Äpfel auf die Tische legen) da wird doch bestimmt ihre Hilfe gebraucht


Super Vorschlag. Arbeoze selbst in einem Pflegeheim für schwerst demente Bewohner.Es ist jeden Tag aufs Neue anstrengend die Bewohner zu motivieren.
An manchen Tagen ist es schon ein Erfolg, wenn sie dir beim
Äpfel schälen (und dabei naschen), dekorieren u.ä. zuschauen. Allein dadurch kommt man ins Gespräch- außerdem können sie einem dann "mal schnell zur Hand gehen" oder bieten ihre Hilfe an oder kritisieren deine Vorgehensweise- ist auch ein Erfolg (sie nehmen dich zur Kenntnis).
Körperpflege allein ist schon ein umfangreiches Thema- Frisuren ausprobieren, den Badschrank oder Nachttisch aufräumen, ein ausgedehntes Bad.
Wenn deine Patientin nicht bereit ist zu sprechen (aus verschiedensten Gründen) arbeite nonverbal. Auch ich genieße mal die Ruhe und bin immer wieder überrascht, wie man sich doch verständigen kann.Es ist mir auch zu anstrengend den ganzen Tag zu reden- wie soll es denn sein den ganzen Atg zuzuhören (dem PP, der Ergo, den Bewohnern, der dudelnden Hintergrundmusik...)

Viel Erfolg

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