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Zitat:Wenn viele Jahre später die Erinnerung durch ein Ereignis wieder wachgerufen wurde, erlebten sie intensiven Schmerz, weil sie schließlich ihren Missbrauch aus der Perspektive eines Erwachsenen verstanden. Diese Fälle sind als wiedergewonnene Erinnerungen an sexuellen Missbrauch zu werten, aber nicht als traumatische dissoziative Amnesie. Das bedeutet, dass die Ereignisse, als sie geschahen, nicht als traumatisch empfunden wurden. Es gibt keinen Beweis dafür, dass diese Erinnerungen in den Jahren, als nicht daran gedacht wurde, unzugänglich waren.
Sexueller Missbrauch ist nicht zwangsläufig traumatisch im Sinne von allumfassend Furcht einflößend. Moralisch ist er selbstverständlich in jedem Falle verwerflich, auch wenn er nicht zu bleibenden psychiatrischen Symptomen führt. Read more at http://www.project-syndicate.org/commentary/the-folklore-of-buried-memories/german#7TMbOjgyGAMwfQp2.99 Halo Kolleginnen, ich weiß ich sollte dies nicht aus dem vollständigen Zusammenhang reißen (vorangegangener link), aber hier blieb mir dann doch der Atem Stocken. Ich kenne viele Missbrauchopfer aus Kindesalter, keine/r hat die Situationen/Erinnerungen anders als furchteinflößend, schmerzhaft, extrem befremdend, erschreckend oder ähnliches bezeichnen. Sicher kommt im Erwachsenendenken noch der moralische Aspekt dazu aber diese Aussage macht mich wütend. "Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
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Geändert am 15.11.2012 18:11:00
Zitat:Interessanter Artikel, ich denke er passt in diesen Thread: Link"Niemand ist so verrückt, dass er nicht einen noch Verrückteren findet der ihn versteht." Nietzsche Hallo Leos1980, ein gut geschriebener Artikel, der aber wegen seiner Kürze missverstanden werden kann. Menschen, die sehr früh traumatisiert wurden, wie das bei Pädophilen mutmaßt wird, haben keine explizite Erinnerung daran, auch keine "verschüttete" oder abgespaltene. Alles, was vor dem dritten Geburtstag erlebt wird, wird nicht sprachlich gespeichert, sondern emotional oder über das Körpergedächtnis. Das, was die Psychotraumtologen als "dissziative Amnesie" bezeichnen, ist dann schädlich für Leben und Gesundheit, wenn immer wieder Erinnerungsfetzen an den Missbrauch oder die Misshandlung auftauchen, aber nicht in einen Kontext eingeordnet, also auch einem Erlebnis zugeordnet werden können. Bestes Beispiel sind Menschen, die auf bestimmte Gerüche, eine bestimmte Musik, Begriffe oder etwas Ähnliches, an sich banales mit Panik oder großer Aufregung reagieren. Wie wir es von den typischen "PTBS" oder auch "Borderline"-Patienten kennen. Diese Reize nennt man "Trigger". Eine der größten Herausforderungen in der Traumatherapie ist es, die dazugehörigen Erinnerungen mit dem Trigger in Verbindung zu bringen und die Erinnerung bearbeiten und emotional der Vergangenheit zuzuordnen zu lassen. Erst dann kann sie explizit als etwas aus dem "Früher" angesehen werden und der Trigger verliert an Kraft. Was die Missbrauchsopfer in den USA angeht, die ihre Eltern angezeigt haben: das ist eine extra Geschichte ("False-Memory-Association" ). Etwas sarkastisch gesagt, ein Beispiel für einen rundum gelungene PR-Aktion. Stelle im Folgenden zwei links zu den Themen ein. Grüße von Oetken1
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Geändert am 15.11.2012 18:19:00
achtzehnte AktualisierungLiebe KollegInnen, hier etwas zur "False-Memory-Bewegung", bzw. zum angeblich vorhandenen Phänomen der "falschen" bzw. "induzierten" Erinnerung an Missbrauch. LinkVG Oetken1
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neunzehnte AktualisierungLiebe KollegInnen, auf dieser homepage findet ihr viele Informationen zum Thema "Psychotraumatologie", u.a. die Hintergründe der angeblich "therapeutisch induzierten" Erinnerung. LinkVG Oetken1
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Geändert am 06.05.2013 20:22:00
Guten Abend, zwanzigste Aktualisierung. Auf einer Veranstaltung zum Thema sprach mich die Erziehungswissenschaftlerin Milena Noll an. Sie plant ein Forschungsvorhaben, in dem sie untersuchen will, wie die Abklärungsprozesse aus Sicht der Opfer und ihrer Angehörigen verlaufen, wenn ein Verdacht auf sexuellen Missbrauch besteht. Im Folgenden das Abstract des Projektes: Stimmen gesucht für das erziehungswissenschaftliche ForschungsprojektPrekärer Abklärungsprozess bei geäußerten Verdacht auf sexuellen Missbrauch – Erfahrungen von Betroffenen und Verfahrensweisen in der Fachberatungsstelle, Jugendhilfe, bei Familiengerichten und in der Begutachtung Sehr geehrte Damen und Herren,ansprechen möchte ich alle in Deutschland lebende Menschen, die Ihre Stimme für das Forschungsprojekt „Prekäre Verdachtsabklärung bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder“ geben möchten. Erwachsene Kinder, (Stief-)Mütter, (Stief-)Väter in hetero- oder gleichgeschlechtlichen Familien sind eingeladen beim ausgesprochenen (auch später bestätigten) sexuellen Missbrauchsverdacht über Ihre Erfahrungen im Umgang mit dem Jugendamt, Beratungsstellen und evtl. Gericht/Gutachter zu erzählen. Die Interviews werden sehr vertraulich behandelt. Anonymität und Vertraulichkeit wird Ihnen voll und ganz zugesichert. Wo und wie verläuft das Interview? Sie suchen einen Ort aus, wo wir ungestört sprechen können. Das Interview ist offen und frei angelegt, also nicht standardisiert. Mich interessieren Ihre individuelle und einzigartige Lebensgeschichte und Ihre Erfahrungen in dieser Gesellschaft. Für weitere Fragen und Ihre Beteiligung an diesem Forschungsprojekt können Sie mich gerne per Email: milena.noll@gmx.de kontaktieren, ggf. auch telefonisch erreichen. Ich würde mich sehr über Ihre Stimme, für Ihren Veränderungsbeitrag bei der prekären Verdachtsabklärungspraxis bei sexuellem Missbrauch freuen.Mit freundlichen GrüßenMilena NollErziehungswissenschaftlerin, Dissertation: Sexualisierte Gewalt und Erziehung. Auswirkungen familialer Erfahrungen auf die Mutter-Kind-Beziehungen Barbara Budrich Verlag, gepl. Veröffentlichung: Juni 2013Lehrbeauftrage an der J.W.-Goethe Universität und der Fachhochschule Frankfurt am MainViele Grüße von Angelika Oetken
Oetken1
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Zitat / Fine43 hat geschrieben:Zitat:Wenn viele Jahre später die Erinnerung durch ein Ereignis wieder wachgerufen wurde, erlebten sie intensiven Schmerz, weil sie schließlich ihren Missbrauch aus der Perspektive eines Erwachsenen verstanden. Diese Fälle sind als wiedergewonnene Erinnerungen an sexuellen Missbrauch zu werten, aber nicht als traumatische dissoziative Amnesie. Das bedeutet, dass die Ereignisse, als sie geschahen, nicht als traumatisch empfunden wurden. Es gibt keinen Beweis dafür, dass diese Erinnerungen in den Jahren, als nicht daran gedacht wurde, unzugänglich waren.
Sexueller Missbrauch ist nicht zwangsläufig traumatisch im Sinne von allumfassend Furcht einflößend. Moralisch ist er selbstverständlich in jedem Falle verwerflich, auch wenn er nicht zu bleibenden psychiatrischen Symptomen führt. Read more at http://www.project-syndicate.org/commentary/the-folklore-of-buried-memories/german#7TMbOjgyGAMwfQp2.99 Halo Kolleginnen, ich weiß ich sollte dies nicht aus dem vollständigen Zusammenhang reißen (vorangegangener link), aber hier blieb mir dann doch der Atem Stocken. Ich kenne viele Missbrauchopfer aus Kindesalter, keine/r hat die Situationen/Erinnerungen anders als furchteinflößend, schmerzhaft, extrem befremdend, erschreckend oder ähnliches bezeichnen. Sicher kommt im Erwachsenendenken noch der moralische Aspekt dazu aber diese Aussage macht mich wütend. "Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer) Liebe Fine43, es ist mir erst jetzt aufgefallen, dass ich dir noch gar nicht geantwortet hatte. Dein Entsetzen angesichts dieses Artikels kann ich nachvollziehen. Die Hintergründe zur "False-Memory-Bewegung" sind komplex und absolut typisch für die ganze Thematik. Empfehlungen dazu: http://www.false-memory-syndrome.de/http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GEDAECHTNIS/VergessenForschung.shtmlVG
Oetken1
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Ich habe mich gerade mit einem Thema beschäftigt, dass ich nur am Rande mitbekommen haben. Zeitungen, Nachrichten usw. fanden bei uns andere Themen wichtiger. Danys Phantasien und Träume LinkZitat / FAZ hat geschrieben:„Ich bin nicht nur ein Papierwichser“
Unterdessen stellt sich heraus, dass es unter Cohn-Bendits Verantwortung weit mehr pädophile Äußerungen gibt, als bisher angenommen. Im „Pflasterstrand“, einem Stadtmagazin für die Frankfurter Linke der Jahre 1977 bis 1990, finden sich immer wieder abstoßende Texte. „Letztes Jahr hat mich ein 6jähriges Genossenmädchen verführt“, heißt es 1978 in den „Gedanken eines Sauriers“. „Es war eines der schönsten und sprachlosesten Erlebnisse die ich je hatte...und es ist jetzt auch nicht wichtig, ein Traktat über das für und wider von Päderastie zu schreiben.“ Cohn-Bendit zeichnete als presserechtlich Zuständiger für den „Plasterstrand“. Zitat / FAZ hat geschrieben:In seinem Grußwort warb Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) für Verzeihen, auch wenn die Äußerungen seines Parteifreundes „höchst prekär“ und „unakzeptabel“ seien: „Vergebung ist in der Demokratie elementar, es macht gerade ihre Stärke aus.“ Sie biete die Chance, wieder neu anfangen zu können. Die Demokratie habe auch ihm persönlich nach „linksradikalen Verirrungen meiner Studentenzeit“ die Chance auf einen Neuanfang gewährt, sagte der Regierungschef. Diese Doppelmoral ist soooooooooooo widerlich und es ist mal wieder alles FriedeFreudeEierkuchen. Und ich könnte kotzen.
Grüße von
Maria2
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Geändert am 07.05.2013 14:35:00
Zum Fall Daniel Cohn-Bendit, der im übrigen viel weitere Kreise zieht als es erstmal den Anschein hat hier mehr: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2013-05/Missbrauch-Cohn-Bendit-InterviewDie Reaktionen der Öffentlichkeit haben bei den Grünen anscheinend schon zum Umdenken geführt. Im neuen, vorläufigen Wahlprogramm sprechen sie sich für eine unabhängige Untersuchungskommission aus. VG
Oetken1
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saloia
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zu cohn-bendit noch dies als ergänzung: Link
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zweiundzwanzigste AktualisierungGuten Abend, vor ein paar Tagen ist dieses Online-Hilfeportal gestartet LinkDort kann man sich über Hilfsangebote für Missbrauchsopfer und Beratung für alle Interessierten informieren. Es gibt auch extra für Kinder und Jugendliche einen link LinkGrüße von
Oetken1
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Dreiundzwanzigste AktualisierungLiebe KollegInnen, in diesem Vortragsskript schildert die Autorin sehr fundiert und realitätsnah, was es mit dissoziativen Störungen auf sich hat und warum sie so häufig falsch diagnostiziert und deshalb auch nicht effektiv behandelt werden LinkVG
Oetken1
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Geändert am 04.08.2013 18:57:00
Guten Tag, hier gibt es statistisches Material zum Thema MissbrauchLinkEine Hellfeldstudie: "Wer sind die Täter? Eine Hellfeld - Analyse rechtskräftig abgeschlossener Verfahren" LinkDie erste Analyse einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in Auftrag gegebene Untersuchung. Diese Ergebnisse wurden herangezogen, um öffentlich zu propagieren, die Missbrauchsfälle seien insgesamt zurückgegangen. Allerdings wurde das von Herrn Prof. Pfeiffer und seinem Team gewählte Forschungsdesign ebenso wie die Vorgehensweise sehr kontrovers diskutiert. Hier ein Beispiel: LinkVG
Oetken1
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Guten Abend liebe KollegInnen, vierundzwanzigste AktualisierungHier ein interessantes TV-Interview mit dem UBSKM, Herrn Johannes-Wilhelm Rörig. LinkVG
Oetken1
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Guten Abend, fünfundzwanzigste AktualisierungForschungLinkInformationen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Grüße von
Oetken1
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