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Mit welchen Erkrankungen darf man nicht Ergo werden??

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23. Januar 2012 14:17 # 1
Registriert seit: 26.03.2002
Beiträge: 25

Hallöchen! Bei mir in der Einrichtung (berufliche Reha) wollen so einige Leute gerne Ergo werden (bestimmt weil ich so nett bin :o)
Ich finde das aber zum Teil nicht wirklich gut (für alle Seiten)
Laut Gesetzt steht nur drin, das man eine Berufserlaubnis bekommt, wenn man "nicht in gesundheitlicher Hinsicht zur Ausübung des Berufs ungeeignet ist". Wann ist man das?? Gibt es dafür einen allgemeinen Standart oder ist das Ermessenssache. Bei mir musste damals meine Hausärztin ein Atest erstellen, das ich körperlich und geistig in der Lage bin, den Beruf auszuüben.
Wißt ihr mehr??
Ich danke schonmal


23. Januar 2012 14:57 # 2
Registriert seit: 02.06.2005
Beiträge: 3215

Hallo Rudolph,

Vielleicht kann dir dieser Verband weiterhelfen. Evtl. sind eure Ansichten und Interessen deckungsgleich.

Link

Grüße von

Oetken1
23. Januar 2012 16:56 # 3
Registriert seit: 25.01.2009
Beiträge: 22

Hallo Rudolph,

ich habe in der Psychiatrie/Psychosomatik ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich habe den Patienten aber meist davon abgeraten Ergo zu werden, zumindest so lange wie eine akute psychische Erkrankung besteht. Desweiteren habe ich den Pat. immer Infos über den Beruf und die Ausbildung gegeben, um deutlich zu machen, dass ich nur in einem kleinen Bereich von vielen arbeite und die Ausbildung sehr umfangreich ist.
Aber grundsätzlich muss sowas wohl individuell angegangen werden.

Liebe Grüße
Steffi

24. Januar 2012 20:20 # 4
Registriert seit: 26.03.2002
Beiträge: 25

danke bislang. Versuche auch im Gespräch immer die Vielfalt des Berufes und der Anforderungen klar zu stellen....reicht aber meist noch nicht aus als Abschreckung :o) Nunja. Bislang ist noch keiner von denen Ergo geworden....ich hoffe, es bleibt so...

24. Januar 2012 20:37 # 5
Registriert seit: 26.04.2003
Beiträge: 13

Ziel Ihrer beruflichen Rehabemühungen ist doch sicherlich eine Wiedereingliederung in das Berufsleben. Da gibt es sehr viele Berufe, u.a auch Ergotherapeut. Wollen Sie prüfen, ob jeder Ihrer Klienten explizit für den angestrebten Beruf geeignet ist? Ich denke es gibt eine freie Berufswahl. Bei vielen Berufen ist die Abgabe eines ärztlichen Attests zum Nachweis der beruflichen Eignung gefordert und die Entscheidung oder das Ermessen somit in ärztlicher Hand. Orthographie wird in den meisten Fällen auch ärztlich nicht geprüft.

24. Januar 2012 20:39 # 6
chipchap
chipchap
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 1334

Hallo Rudolph,

die ärztliche Bescheinigung über die körperliche, geistige und psychische Eignung für
den Beruf des/r ErgotherapeutIn
muss an vielen Schulen zu Beginn der Ausbildung,
spätestens aber vor dem Examen abgeliefert werden.

Was, wenn die Auszubildende die 3 Jahre halbwegs über die Runden kommt,
aber kurz vor dem Examen einen "Rückfall/psych.Krise" hat und in diesem
Moment vom behandl. Arzt nicht guten Gewissens diese Bescheinigung bekommt ??
3 Jahre umsonst gelernt und evtl. viel Geld ausgegeben...??

Körperliche Erkrankungen/Behinderungen sind mit Sicherheit besser mit dem Beruf
vereinbar (kenne querschnittgelähmte ETs, die gut zurechtkommen),
als psychische Erkrankungen.
Und hierbei geht es nicht mal so sehr um die Rückfallgefahr, die dem Arbeitgeber dann
Geld kostet,
sondern, daß wir als Therapeuten (ähnlich wie Mediziner/Pflege) einem großem
psychischem Druck ausgesetzt sind! Dafür müssen wir sehr charakterfest,
psychisch stabil und fähig sein uns von den Schicksalen Anderer abzugrenzen !!!!!
Auf das wir weder ein Helfer-Syndrom ausbilden oder uns ständig mit den
Patienten identifizieren.

Ansonsten ist es vielleicht auch sinnvoll, die Patienten auf den derzeitigen Arbeitsmarkt
hinzuweisen. Das heißt: der Mangel an tariflich bezahlten, unbefristeten Vollzeitstellen
für Ergos. Und den Überhang an unterbezahlten, befristeten Teilzeitstellen oder Mini-Jobs !

Klar, man kriegt Arbeit ! Aber wo in der Republik und zu was für einen Preis ???

LG, chipchap

24. Januar 2012 20:52 # 7
Registriert seit: 02.06.2005
Beiträge: 3215

Geändert am 24.01.2012 20:53:00
Hallo Rudolph,

ich finde es aus verschiedenen Gründen sehr anerkennenswert, dass du dir über dieses Thema Gedanken machst und nach den Hintergründen fragst.

Wenn du innerhalb der beruflichen Reha arbeitest, wäre es dann nicht möglich, beide Aspekte zu verbinden?

Zum Einen ein Eignungsprofil aus ergotherapeutischer Perspektive für deine Patienten anzubieten und für die, bei denen das Profil ergibt, dass sie geeignet sind, so eine Art "Schnupperpraktikum" zu organisieren. D.h. die Patienten können innerhalb der Ergoabteilung im geschützten Umfeld mal in die Rolle des Therapeuten schlüpfen.

Denn ich weiß, dass in einigen BG-Kliniken innerhalb der beruflichen Reha auch Arbeitsplätze nachgestellt werden und die Patienten dann quasi "in vivo" ihre Reha machen.

Deine Schilderung ähnelt die eines Bekannten, der Sozialarbeiter in einer psychiatrischen Klinik ist. Er hat auch schon häufiger ganz besorgt berichtet, dass PatientInnen, die definitiv sehr große Probleme haben, sich selbst und ihre Fähigkeiten realistisch einzuschätzen, beabsichtigen, den Beruf des Ergotherapeuten zu ergreifen. Und zwar mit der Einschätzung, sie seien sehr kreativ und könnten Menschen gut helfen.

Das hat zwar auch mit dem Stellenwert der Ergotherapie in diesem Krankenhaus zu tun (es dient der Beschäftigung und Unterhaltung der Patienten, weniger deren Wiedereingliederung ins Leben "draußen", aber ich sehe diese Tendenz auch. Mit großer Besorgnis.

Während ich etliche eher körperlich behinderte oder Menschen mit Teilleistungsschwächen in Behandlung habe, die sehr gut geeignet wären, als Ergotherapeut zu arbeiten. Aber sie würden vermutlich in manchen tradiitonell-funktionellen Praktika die Anforderungen nicht schaffen bzw. wegen einer LRS beispielsweise evtl. die Prüfung nicht schaffen.

Ich glaube, hier wird einerseits Potential vergeudet, andererseits ist die Darstellung des Berufes immer noch zu unrealistisch und führt dazu, dass Ergotherapie als "Schlupfloch" für Menschen eingeschätzt wird, die einen "Schonraum" bzw. einen Beruf wählen möchten, der eher ihre eigenen Defizite ausgleicht, als das sie dort ihre Kompetenzen einbringen können.

Berichte mal, falls du was Konkretes rausfindest.

Grüße von

Oetken1
24. Januar 2012 21:10 # 8
Registriert seit: 26.04.2003
Beiträge: 13

Hallo Oetken, hallo Rudolph

was mich hier ein bisschen ärgert, ist diese Tendenz, anderen Leuten aufzwingen zu wollen, was für diese gut sein soll. Also körperlich behinderte oder Leute mit LRS sind geeignet als Ergotherapeut aber bitte bloß keine Leute mit psychischen Problemen oder mit Helfersyndrom oder was auch immer. Ich frage mich, wie man mit diesem Klientel arbeiten kann ohne auch nur eine Spur von Ressource entdecken zu können. Leben und Leben lassen, etwas mehr Empathie - bei aller gebotenen therapeutischen Abgrenzung - scheint mir hier sinnvoller als diese zwanghafte Suche nach

24. Januar 2012 21:17 # 9
Registriert seit: 26.04.2003
Beiträge: 13

dem Stein der Weissen. Und denselbigen zu werfen würde ich mir auch nicht zutrauen...

24. Januar 2012 21:30 # 10
chipchap
chipchap
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 1334

Hallo cuore,

bei allem Respekt, aber hier zeigt doch schon der gesunde Menschenverstand
die Grenzen auf, oder ?
Therapie ist nun mal nicht Maschinenbedienen, Blumenbinden, Aktenbearbeiten,
Regaleauffüllen, Brötchenbacken oder oder...

Ich habe einige Ergos zum Berufsstart und nach einigen Jahren Ergotätigkeit
scheitern sehen. Aufgrund psychischer Erkrankungen.
ALLE waren bereits vor der Ausbildung selbst in Behandlung,
haben aber irgendwie Gefälligkeitsatteste bekommen...
Dazu kommen noch die Auszubildenden, die schon die Ausbildung wegen psych.
Erkrankungen abbrechen mussten. Allein in meinem Kurs waren es zwei Personen.
Die Probleme begannen in den Praktika...

Ich will damit nicht völlig absprechen, daß es möglich sein kann.
Aber wäre es nicht fairer, eine realistische Einschätzung abzugeben ?
Es gibt Tausende Berufe...

24. Januar 2012 21:50 # 11
Registriert seit: 26.04.2003
Beiträge: 13

Hallo Chipchap,

bei allem Respekt, es gibt sicher auch psychisch instabile Maschinenbediener, Blumenbinder, Aktenbearbeiter, Regaleauffüller und Bäcker. Desweitern sicher auch psychisch instabile Ärzte, Manager, Polizisten, Lehrer, Torwarte, Politiker, Schriftsteller, Journalisten, Schuster, Maler und Anstreicher, Kunstmaler, Erzieherinnen, Krankenpfleger, Physiotherapeuten, Logopäden, Optiker....man könnte eben diese tausend Berufe herunterbeten, was macht den des Ergotherapeuten so verdammt besonders Also das kannst mir mal erklären...

24. Januar 2012 22:34 # 12
saloia
saloia
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 3624

Zitat:
Maschinenbediener, Blumenbinder, Aktenbearbeiter, Regaleauffüller und Bäcker. Desweitern sicher auch psychisch instabile Ärzte, Manager, Polizisten, Lehrer, Torwarte, Politiker, Schriftsteller, Journalisten, Schuster, Maler und Anstreicher, Kunstmaler, Erzieherinnen, Krankenpfleger, Physiotherapeuten, Logopäden, Optiker......



hi... du WILLST es nicht sehen, oder?? deine beispiele sind mehr als hinkend..
das es psychische erkrankungen in allen von dir genannten bereichen GIBT, ist unumstritten...aber wann haben optiker, aktenbearbeiter,journalisten etcpp über so einen langen zeitraum wie wir DIREKT mit evtl auch psychisch angeschlagenen menschen zu tun? und WIE haben sie mit denen zu tun... alles sehr kurzfristige begegnungen und nicht im ansatz so belastend, wie täglicher, stundenlanger umgang mit "der materie"...

physios und logos haben im übrigen ähnliche vorgaben und auflagen wie "wir"..
und ich wage die behauptung, daß der großteil der "instabilen" ärzte und hm-erbringer DURCH ihre tätigkeit und die umstände instabil geworden sind und nicht von vornherein waren..
ich kann chipchaps erfahrungen nur bestätigen: in meinem kurs waren es drei leute (eine davon im wiederholungsjahr WEGEN psych. probleme), die während/durch praktika "gekippt" sind und aufhören mussten.



gruß - saloia
-------------------------------------

>>Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben. << (g.b.shaw)



24. Januar 2012 22:40 # 13
Registriert seit: 26.04.2003
Beiträge: 13

Hallo Saloia,

wo ist also das konkrete Problem?
ich zitiere: >>Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben. << (g.b.shaw)
Ich verstehe die ganze Diskussion nicht
Und weiterhin finde ich diese Abgrenzung von ich normaler Therapeut und du unnormaler Patient sowas von fragwürdig. Aber da hat jeder so sein Menschenbild, gelle...


24. Januar 2012 23:00 # 14
Registriert seit: 05.04.2010
Beiträge: 894

ich kenne eine ergo mit LRS, kommt gut klar, lässt ihre berichte korrektur lesen, bevor sie zum arzt kommen.
eine weitere hat ein diagn. adhs im erwachsenenalter.... braucht hin und wieder strukturvorgaben, kommt klar.
ich selbst hab ne koordinationsstörung, hüpfen kann ich wegen unfall nicht und mache auch ganz passable therapien, denke ich.

wenn man es wirklich will und die med. voruntersuchung besteht, denke ich, sollte jeder die chance haben.


24. Januar 2012 23:07 # 15
Registriert seit: 02.06.2005
Beiträge: 3215

Zitat:

Hallo Chipchap,

bei allem Respekt, es gibt sicher auch psychisch instabile Maschinenbediener, Blumenbinder, Aktenbearbeiter, Regaleauffüller und Bäcker. Desweitern sicher auch psychisch instabile Ärzte, Manager, Polizisten, Lehrer, Torwarte, Politiker, Schriftsteller, Journalisten, Schuster, Maler und Anstreicher, Kunstmaler, Erzieherinnen, Krankenpfleger, Physiotherapeuten, Logopäden, Optiker....man könnte eben diese tausend Berufe herunterbeten, was macht den des Ergotherapeuten so verdammt besonders Also das kannst mir mal erklären...



Hallo cuore,

ein besonderer Beruf ist Ergotherapeut nicht.

Aber Ergotherapeut ist kein Handwerk, sondern ein therapeutischer Beruf. Die Aufgabe ist, Menschen zu rehabilitieren.

Psychosoziale Berufe ziehen etliche Menschen an, die mehr oder minder vorsätzlich versuchen, sich durch ihre berufliche Tätigkeit vor Reflektion zu schützen.

Herr Schmidbauer hat das schon vor Jahrzehnten schön beschrieben "Die hilflosen Helfer" und Frau Ursula Lambrou in "Familienkrankheit Alkoholismus" auch.

Auch in "Burnout bei Ärzten" ist das wunderbar anschaulich beschrieben.

Eine Erkrankung oder eine Disposition, mit der man umzugehen gelernt hat, kann eine ganz großartige Quelle großer Professionalität sein.

Wer allerdings in der Reha z.B. jeglicher Auseinandersetzung mit seiner Suchterkrankung oder einer ernsten psychischen Erkrankung aus dem Wege geht, in dem diese Person sich Ilusionen hingibt oder Verantwortung für sich abgibt, ist sicherlich in diesem Zustand/Stadium nicht in der Lage, einen therapeutischen Beruf auszuüben.

Das heißt aber nicht, dass dieser Mensch das nicht später könnte, wenn die entsprechenden Grundarbeitsfähigkeiten da sind. Die man sich u.a. durch Struktur, Initiative und Disziplin erwirbt.


Manchmal besuche ich psychiatrische Einrichtungen. Häufig finde ich, dass die Patienten dort nicht genug herausgefordert werden und viel zu lange da sind. Manche Einrichtungen machen einen nachgerade idyllischen Eindruck, wirken richtig familiär.

Ich bin nicht der Meinung, dass das die Rehabilitation fördert und evtl. wollen diese Einrichtungen auch nicht wirklich rehabilitieren.

Eine effektive Therapie ist harte Arbeit. Mit vielen unliebsamen, unbequemen und schmerzvollen Einsichten. Das weiß ich u.a. aus eigener Erfahrung.

Aber ich weiß auch, wie viele Profiteure unserer "Hilfeindustrie" es gibt. Darum bin ich ein großer Fan von klaren Prognosen. Wer was vorhat, der sollte eine effektive Unterstützung bekommen.

Wer es sich dagegen in der Krankheit gemütlich gemacht hat ("sekundärer Krankheitsgewinn", der hat eine Entscheidung getroffen und muß mit den Konsequenzen leben.

Auch dass andere Grenzen setzen.

Grüße von

Oetken1
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