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am t-shirt reißen/beißen

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26. August 2013 21:14 # 1
Registriert seit: 05.04.2010
Beiträge: 889

hallo zusammen,

eine kollegin von mir (logopädin) hat einen jungen (4 jahre) in der therapie, der wegen ein paar anlautdefiziten zur logopädie kommt. er ist motiviert, macht immer gut mit und zeigt auch sonst keine probleme, ist also sonst normal entwickelt.
aber er zeigt eine ganz massive verhaltensauffälligkeit. ich war heute mal mit dabei, um mir das anzusehen.
auch wenn er beschäftigt ist und ablenkung hat, reißt und beißt er ins shirt. immer linke kragenseite. zuerst reißt er mit der linken hand, dann beißt er rein.
laut mutter fummelt er sich schon immer am kragen, seit er baby ist, aber in den letzten wochen ist es massiv geworden. er beißt auch richtige löcher rein.
er selbst merkt es nicht, hört auch nur kurz auf, wenn man ihn darauf hinweist.

zu hause und in der kita ist wohl alles ok, keine probleme oder so. außer eben diesem tic (ist es ein tic? würde es aber so bezeichnen).
am donnerstag geht die mutti mit ihm zum kinderarzt und spricht das an.
psychologe oder spz hat bei uns monatelang (mind. 6-12 monate) wartezeit.
kann man da irgendwie intervenieren, um da was gegen zu machen?

danke schonmal für eure antworten!
lg rowdy
27. August 2013 09:04 # 2
Registriert seit: 27.10.2002
Beiträge: 123

Ein ähnliches Verhalten kenne ich von drei Personen:
1. Das Kind war extremer Daumenlutscher und drohte dadurch eine angeborene Kieferfehlstellung zu behalten. Daher wurde das Daumenlutschen im 2. Lebensjahr mit allen Mitteln (bitterer Geschmack auf den Fingernägeln, Handschuh,...) abgewöhnt. Das Kind begann daraufhin auf den Pullover (Ärmel, Kragen) zu beißen. Es bekam dann häufiger (auch tagsüber) ein Kuschelkissen, auf dessen Ecke es biss. Nachdem es im Kindergartenalter beschlossen hatte, dass es zu groß für Kuschelkissen ist, hörte es fast auf. nun im Schulalter tritt es nur noch in Stress-Situationen auf.
2. Die Person hat von klein auf eine taktile Wahrnehmungsstörung, ist extrem hyposensibel und beißt nicht nur in den Pullover, sondern auch tief in den Arm. Verschiedene Behandlungsansätze zeigen kleine Erfolge.
3. Der Junge mag nichts enges um den Hals haben und beißt und reißt deshalb am Halsausschnitt. Die Mutter hat deshalb nur mit großem Ausschnitt gekauft bzw. diesen umgearbeitet. Für die kalte Jahreszeit hat sie Tücher/Schals gekauft, die das Kind akzeptiert (sehr schwierig, aber möglich!). Und im Sommer läuft der Junge auch bei entsprechenden Temperaturen mit nacktem Oberkörper herum, wenigstens zu Hause.

Vielleicht sind in diesen Beispielen passende Ansätze?
27. August 2013 14:57 # 3
Registriert seit: 06.04.2013
Beiträge: 60

So ein ähnliches , 5- jähriges Kind hatten wir in der Praxis auch einmal- es war allerdings nur das begleitende Geschwisterkind des eigentlichen Therapiekindes. Es war wohl insgesamt stark taktil überempfindlich, konnte viele Kleidungsstücke nicht ertragen und zog sich häfig langärmelige Sachen aus, damit die Unterarme frei bleiben. Seine Mutter musste ihm im Winter die Jackenärmel abschneiden, weil er sonst keine Jacke anließ. Wir haben eine Behandlung empfohlen, die Mutter fand das allerdings nicht behandlungsbdürftig. Weiterhin kann die Problematik auf eine Schilddrüsenunterfunktion hindeuten- das kenne ich aus meiner Kindheit und Jugend: alle Schals, Rollkragenpullis und enge Ausschnitte mussten weg oder ich habe sie mit den Händen weit gezogen. Grund war, dass ich wegen hypertrophen Schilddrüsengewebes ein Gefühl am Hals hatte, als würde mich jemand würgen- sehr unangenehm. Alle dachten, es sei "psychisch", weil ich mal beim Schlittenfahren an einem Weidezaun mit dem Hals hängen geblieben war. Die Schilddrüsenunterfunktion wurde erst mit 23 Jahren entdeckt und behandelt. Danach war alles ok. Gruß, S. P.
27. August 2013 22:14 # 4
Registriert seit: 05.04.2010
Beiträge: 889

Hallo,

vielen dank für eure antworten. ich werde es mal der mutter mitteilen, vielleicht kann die kinderärztin tatsächlich dahingegen genauer schauen und weitere schritte einleiten.
mit der schilddrüse klingt wirklich interessant. hätte nicht gedacht, dass das möglich ist!

ich selbst hasse eng am hals. schals gehen gar nicht. im winter trage ich dreieckstücher. nähe selbst, da es aus fleece keine ohne kindermotive gibt ::scared::

bis denn rowdy
29. August 2013 23:03 # 5
Registriert seit: 16.02.2007
Beiträge: 185

hi,
ich hatte ein älteres kind mit ähnlicher problematik. dazu hab ich 3 erklärungsansätze in die therapie miteinbezogen:
- das verhalten dient der tonisierung (theoretisch auch beruhigung bzw stressabbau möglich)
- die mundmotorisch/orale entwicklung ist verzögert
- es besteht eine taktile hypersensibilität
entsprechend wurde die therapie gestaltet und das verhalten klang rel. zügig ab.
(genau inhalte ggf per pm?)
1. September 2013 20:21 # 6
Registriert seit: 05.04.2010
Beiträge: 889

hallo tekka,

würde mich über eine PM diesbezüglich freuen.
allerdings behandelt ihn ja die logopädin, aber umsetzbar dürfte es trotzdem sein.
danke schonmal :)
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