Hallo zusammen,
ich habe ein Kind (4;11) in Behandlung, derzeit Pause, fasse mal kurz zusammen: Probleme in der Koordination, malt äußerst ungern (hat bis er Ergo hatte alles malen mit Bocken verweigert, ich habe ihn wenigstens so weit gekriegt, den Stift wenigstens anzufassen), dementsprechende Rückstände in der Malentwicklung (malt einzelne Striche oder Kritzel, Defizite in der Stifthaltung), Verhaltensauffällig (Bocken bei Wunschversagen, Weinen, wenn er eine Aufgabe unterbrechen soll). Er ist insgesamt normal bis überdurchschnittlich intelligent, geht ungern zur Kita, ist dort laut Mutter unterfordert. Beim Essen verkippt er bei jeder Mahlzeit sein Getränk, er geht lieber auf allen vieren die Treppe rauf (kann es aber auch richtig, nach eigener Aussage "mag er wie ein Hund lieber"), kann keinen Einbeinstand.
Wir haben aufgrund der massiven Wahrnehmungsprobleme (Motoriktest war auch an der Grenze zum Unterdurchschnittlichen) einen FEW-2 gemacht. Dort hatte er im motorik-reduzierten Teil einen Quotienten von 115 und im Teil der visuomotorischen Integration nur 85. Dabei hat er in den räumlichen Beziehungen gute Werte, bei Abzeichnen und Auge-Hand unterdurchschnittlich. Mein Fazit: visuelle Wahrnehmungsstörung ist nicht Ursache für das "schlechte Malen", da liegen die Probleme eher in der Fein-/Graphomotorik, der Handlungsplanung und der Motivation.
Nun pausiert er in der Ergo und ist zur genauen Diagnostik erstmal im SPZ. Dort fand bisher nur ein Termin OHNE Kind statt. Anhand ein paar selbstgemalter Bilder (viele warens nicht) und den Erzählungen der Eltern (Verhaltensprobleme, Treppe steigen, Einbeinstand siehe oben) hat der Arzt eine visuelle Wahrnehmungsstörung diagnostiziert (und wohl erstmal NUR das). Nun hat mich die Mutter angerufen, dass sie das nicht versteht, wie ich im Test das eine feststelle und der Arzt ja nun was ganz anderes.
Meiner Meinung nach (wenn ich diagnostizieren dürfte) würde ich in Richtung sensorische Integrationsstörung oder globale Wahrnehmungsstörung gehen (ich habe auch schon einen Verdachtsmoment von FAS gehabt, der Mutter aber nichts erfragen können bzgl. dazu).
Nun meine Fragen: 1. Kann man anhand der beschriebenen Defizite eine visuelle Wahrnehmungsstörung schlussfolgern, OHNE das Kind zu sehen? Verstehe den Zusammenhang nämlich auch nicht. 2. Schließen gute Werte (was ja 115 ist) im FEW-2 eine visuelle Wahrnehmungsstörung aus oder kann ein Kind trotz unauffälligem Befund eine haben?
Vielen Dank schonmal für Eure Antworten und das Lesen dieses doch recht langen Beitrags :)
LG
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