Hallo,
erstmal wäre es wichtig, zu wissen,welche Diagnose die Patientin hat (ich schätze mal irgendeine Demenzform), wie lange die Erkrankung schon besteht, wo ihre Stärken und Fähigkeiten sind (was kann sie noch, welche sinn- und planvollen Tätigkeiten kann sie verrichten). Wie sieht ihr Alltag auf der Station aus, woran kann sie teilnehmen und welche Verhaltensweisen beeinträchtigen ihre Teilhabe dort. Wie sieht es aus mit der Selbstversorgung (Körperpflege, Essen, Toilette)? Dann würde ich nicht abstrakte Hirnleistungsübungen machen, sondern eng an ihren Fähigekiten / Einschränkungen / Interessen orientiert arbeiten. Z. B.: Pflanzenzweige oder Blumenbilder zuordnen / Blumen auf der Station gießen / welke Blätter abzupfen........... Unterstützung beim Essen: Anleitung beim Zerteilen / Einschenken / Streichen..... Zimmer ordnen: Nachttisch abwischen / Bettdecke aufschütteln / Stuhl an Tisch schieben.... Biografiearbeit: Bilder von engen Verwandten anschauen, Namen dazuschreiben- immer wieder abrufen, erzählen lassen....... Ihre weiteren Interessen herausfinden: Zeitschriften anschauen, wechselseitig vorlesen, darüber reden / einfache Dinge stricken / häkeln ........ Ich habe eine schwer an Alzheimer erkrankte Patientin, die hat mal professionell Querflöte gespielt und ist jetzt zunehmend stark zeitlich, örtlich und situativ verwirrt. Ich habe ihre größte Freude, das Flötenspiel aufgegriffen und meine 40 Jahre im Keller vergammelte Blockflöte "ausgegraben". Inzwischen suchen wir häufige die 3 Teile der Querflöte, tlw. ohne Ergebnis, polieren sie und versuchen einfache Duette. Manchmal klappt das noch, manchmal singen wir stattdessen Schubertlieder. Und häufig bleiben wir in ihrer betreuten Wohnung an Bildern, Fotos oder Büchern hängen, plaudern ein bisschen darüber (sie schweift dann sehr ab und bringt sämtliche Zeiten, Rollen und Verwandte durcheinander) und anschließend bringe ich sie zum Essen. Niemand sonst hat Zeit, das so mit ihr zu tun und es ist ihr absoluter Lieblingstag, wenn ich komme. Sie kann nebenbei auch ihre Angst besprechen, dass jetzt gleich der Tod sie holen wird oder dass ihre Kinder sie verlassen hätten (was beides nicht stimmt). Dann kochen wir schon mal zusammen Tee, ich massiere ihr den schmerzenden Rücken oder putze die trübe Brille, ein Stück Schokolade dazu und eine umarmung und schon ist sie wieder fröhlich bestimmt.
Vielleicht ist was dabei... Gruß, S. P. www.ergotherapie-ravensburg,.de
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