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Diskussionsforum

Patientin mit Verwirrtheitszuständen

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26. Januar 2014 13:09 # 1
Registriert seit: 24.09.2013
Beiträge: 1

Hallo,
ich bin Berufsanfänger und arbeite seit zwei Monaten auf einer geriatrischen Station. Nun haben wir eine Patientin bekommen, die motorisch nicht eingeschränkt ist, sondern wegen AZ-Verschlechterung und Verwirrtheitszuständen kommt. ALs ich sie das erste Mal sah, ertränkte sie gerade Trockenblumen mit Wasser. Als ich sie darauf ansprach, sagte sie, dass sie einen großen Garten habe und sich mit Pflanzen auskennt. Mein Physiokollege berichtete, dass sie seine Schuhe auch gießen wollte. Im Team wurde beschlossen an der Tagesstrukturierung und Orientierung zu arbeiten. Danach bin ich zu der Dame hin. Sie erzählte mir direkt, dass sie nachts nicht gut geschlafen habe wegen einer Mitpatientin, die die ganze Nacht durchgehustet habe. Dann berichtete sie, dass sie heute Morgen neben sich gestanden habe und ihre Bademäntel in die Gemeinschaftstoilette gehängt hätte und immer wieder umsortiert habe. Zuhause würden ihre drei immer im Bad nebeneinander hängen. Ich habe dann einen MMSE mit ihr durchgeführt, der 27 war. Ich war wirklich überrascht, dass sie gerade in dem Bereich Orientierung gut abgeschnitten hatte. Im weiteren Gespräch gingen dann ihre Aussagen immer weiter vom Thema weg. Zum Schluss äußerte sie dann, dass sie gerne mit mir weiterarbeiten wolle und insbesondere dabei der kognitive Bereich gefordert werden soll.
Ich bin jetzt etwas überfordert. Ist ein mit ihr erarbeiteter Tagesplan mit detaillierten Zeiten sinnig oder lieber ein klassisches Gedächtnistraining? Bin für Ideen sehr offen.
Bitte um Antworten.
Liebe Grüße
26. Januar 2014 14:52 # 2
Registriert seit: 06.04.2013
Beiträge: 60

Hallo,

erstmal wäre es wichtig, zu wissen,welche Diagnose die Patientin hat (ich schätze mal irgendeine Demenzform), wie lange die Erkrankung schon besteht, wo ihre Stärken und Fähigkeiten sind (was kann sie noch, welche sinn- und planvollen Tätigkeiten kann sie verrichten). Wie sieht ihr Alltag auf der Station aus, woran kann sie teilnehmen und welche Verhaltensweisen beeinträchtigen ihre Teilhabe dort. Wie sieht es aus mit der Selbstversorgung (Körperpflege, Essen, Toilette)? Dann würde ich nicht abstrakte Hirnleistungsübungen machen, sondern eng an ihren Fähigekiten / Einschränkungen / Interessen orientiert arbeiten.
Z. B.:
Pflanzenzweige oder Blumenbilder zuordnen / Blumen auf der Station gießen / welke Blätter abzupfen...........
Unterstützung beim Essen: Anleitung beim Zerteilen / Einschenken / Streichen.....
Zimmer ordnen: Nachttisch abwischen / Bettdecke aufschütteln / Stuhl an Tisch schieben....
Biografiearbeit: Bilder von engen Verwandten anschauen, Namen dazuschreiben- immer wieder abrufen, erzählen lassen.......
Ihre weiteren Interessen herausfinden: Zeitschriften anschauen, wechselseitig vorlesen, darüber reden / einfache Dinge stricken / häkeln ........
Ich habe eine schwer an Alzheimer erkrankte Patientin, die hat mal professionell Querflöte gespielt und ist jetzt zunehmend stark zeitlich, örtlich und situativ verwirrt. Ich habe ihre größte Freude, das Flötenspiel aufgegriffen und meine 40 Jahre im Keller vergammelte Blockflöte "ausgegraben". Inzwischen suchen wir häufige die 3 Teile der Querflöte, tlw. ohne Ergebnis, polieren sie und versuchen einfache Duette. Manchmal klappt das noch, manchmal singen wir stattdessen Schubertlieder. Und häufig bleiben wir in ihrer betreuten Wohnung an Bildern, Fotos oder Büchern hängen, plaudern ein bisschen darüber (sie schweift dann sehr ab und bringt sämtliche Zeiten, Rollen und Verwandte durcheinander) und anschließend bringe ich sie zum Essen. Niemand sonst hat Zeit, das so mit ihr zu tun und es ist ihr absoluter Lieblingstag, wenn ich komme. Sie kann nebenbei auch ihre Angst besprechen, dass jetzt gleich der Tod sie holen wird oder dass ihre Kinder sie verlassen hätten (was beides nicht stimmt). Dann kochen wir schon mal zusammen Tee, ich massiere ihr den schmerzenden Rücken oder putze die trübe Brille, ein Stück Schokolade dazu und eine umarmung und schon ist sie wieder fröhlich bestimmt.

Vielleicht ist was dabei... Gruß, S. P.
www.ergotherapie-ravensburg,.de


26. Januar 2014 15:00 # 3
Registriert seit: 22.08.2004
Beiträge: 387

Hallo,

Gedächtnistraining würde ich nicht durchführen. -Das bringt bei Verwirrtheitszuständen wenig. Sie scheint Orientierungsprobleme zu haben. Gib ihr Orientierungshilfen z.B. mit aufkleben von Symbolen an ihrer Zimmertür, an dem Platz, wo sie die Mahlzeiten einnimmt z.B. in Form von laminierten Platzdeckchen wo ihr Name und ein ihr wichtiges Symbol steht.
Blumenpflege (z.B. jeden 2. Tag mit ihr möglichst zur gleichen Tageszeit die Pflanzen der Station giessen, Kräuter säen mit ihr zusammen.)
Warum ist der AZ schlecht. Kann sie sich zu Hause nicht mehr alleine versorgen. Möchte sie es wieder können oder lieber z.B. "Essen auf Rädern" bestellen.


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