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Patient mit Hemianopsie und Neglect

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8. Februar 2014 18:48 # 1
Registriert seit: 08.02.2011
Beiträge: 29

Hallo zusammen,

es ist eine hypothetische Frage, das schon mal vorweg.
Wir sind kurz davor unser Examen zu schrieben und gehen grad einige alte Fragen durch.
ICh hoffe ihr könnt mir bei der Beantwortung helfen, das wäre echt super !

Also:

Pat hat nach einem Schlaganfall sowohl eine Hemianopsie und eines Neglectsymptomatik.
Frage:
Da beide Fehlleistungen diagnostiziert wurden, müssen sie sich entschieden, welche Symptomatik in ihrer Therapie Vorrang hat. Welche Fehlleistung beüben sie zuerst (Ziel) ?
::confused::

Habt ihr ne Idee ?
Vielen lieben Dank schon mal !! ::smile::
9. Februar 2014 09:21 # 2
chipchap
chipchap
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 1334

Den Neglect.
Ein Neglect ist eine Unawareness für eine Körper/Greifraum/Umwelt-Seite.
Ohne Awareness kann ich kein Explorationstraining bzw Kompensationstechniken
zur Hemianopsie durchführen.
9. Februar 2014 16:41 # 3
Registriert seit: 08.02.2011
Beiträge: 29

Hallo ChipChap,

vielen Dank für deine Antwort !!!! ::thumbup::
Das hilft uns sehr weiter...


Schönen Sonntag noch !
::smile::
10. Februar 2014 10:38 # 4
Registriert seit: 30.05.2008
Beiträge: 146

Hallo Chipchap und joerana
Die Erklärung mit der Awareness ist nicht ganz richtig.
Eine Hemianopsie ist eine Schädigung des primären visuellen Kortex, dh im Hirn werden keine visuellen Reize im betroffenen Gesichtsfeld verarbeitet.
Ein Neglect ist eine Schädigung des multimodalen Assoziationskortex, dh Reize aus allen primären Kortizies werden für eine Körperseite nicht/schlecht verarbeitet und es sind meist auch alle Sinnessysteme betroffen, mehr oder weniger ausgeprägt.
Zusammengefasst: wenn vom primären visuellen Kortex schon nichts kommt, kann auch im Multimodalen nichts visuelles verarbeitet werden, wenn aus den anderen primären Kortizies was kommt, dann könnte im Multimodalen etwas verarbeitet werden, tut es aber nicht, weil der Neglect da ist.
Vielleicht kannst Du daraus einen schlauen Behandlungsaufbau ableiten ;-)
Oft ist mit dem Neglect eine Unawareness verbunden, aber auch die Hemianopsie ist so, dass der Patient am Anfang sein Defizit nicht bemerkt, dh dort ist der erste Schritt, überhaupt wissen warum da manchmal Sachen einfach verschwinden und plötzlich wieder auftauchen. (das ist der Ansatzpunkt aus der HoDT, mehr Infos darüber im Buch "Ergotherapie im Arbeitsfeld Neurologie")
Grüsse
Nirtak
10. Februar 2014 18:08 # 5
chipchap
chipchap
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 1334

@nirtak70
"Ein Neglect ist eine Schädigung des multimodalen Assoziationskortex, dh Reize aus allen primären Kortizies werden für eine Körperseite nicht/schlecht verarbeitet und es sind meist auch alle Sinnessysteme betroffen, mehr oder weniger ausgeprägt." (Zitat)
Und DAS nenne ich eine Unawarness für "die Welt" auf einer Seite des Menschen...
Kurz: bei Hemianopsie sehe ich auf einer Seite nicht alles/nichts.
Bei Neglect existiert die Seite inkomplett/nicht (auch bei geschlossenen Augen bzw in der Vorstellung).
Logischerweise arbeite ich dann zunächst an der Existenz (vor dem Sehen)..
15. Februar 2014 13:57 # 6
Registriert seit: 17.06.2010
Beiträge: 318

Geändert am 15.02.2014 14:10:00
Ergänzung zu Chip-Chap: Die somatosensorische Negektierung kann manchmal sogar der richtige erste Ansatzpunkt für eine Therapie sein. Denn wie Nirtak schreibt, sind die Klienten tatsächlich in "doppelter Weise" betroffen. Über die Sensomotorik kann es für manche Klienten sogar einfacher werden, eine Awareness zu entwickeln und erste Kompensationsstrategien zu erwerben.
Das klassische Beispiel dafür ist das Anecken/Gegenlaufen gegen Hindernisse. Darüber kann den Klienten bewusst werden, dass sie gegen etwas gestoßen sind oder dass sie wegen irgendetwas nicht vorankommen, das sie nicht sehend, aber doch zuerst sensomotorisch wahrgenommen haben.
In diesem Fall beginne ich auch mit der Therapie des Neglekts, muss aber natürlich beachten, dass möglicher Weise selbst trotz auftauchender Awareness und erster Kompensation mit Kopfwendung unter Umständen visuelle "Auslassungen" da sind, die sowohl durch den Neglekt als auch durch die Hemi- oder Quadrantenanospsie im jeweiligen Feld sein können.
Das heißt, das Zeigen und ggf. Hinführen über die Sensomotorik zu dem nicht visuell Wahrnehmbaren spielt in dem Fall eine große Rolle.
Auch akustische Reize sind oft sehr hilfreich (Türen öffnen schließen, aber auch aktiv in der Therapie durch den Klient, z.B. Gegenstände, die mit der nicht betroffenen Hand in das betroffene Feld "geworfen" werden und dann laut aufschlagen etc..., unser Chefarzt pflegt es gern, Krach am Krankenbett zu machen ;-)) Als Literatur kann ich auch Kerkhoff empfehlen.
Liebe Grüße,
Dattel
16. Februar 2014 21:30 # 7
Registriert seit: 30.05.2008
Beiträge: 146

@ chipchap: weil ich kein Rezept, sondern Clinical Reasoning liefern wollte, sind aus meinen Aussagen falsche Schlüsse gezogen worden. Auch ich beginne natürlich mit dem Neglect, und versuche die sensorischen Kanäle zu benutzen die intakt sind, wie auch Dattel beschrieben hat und bei der visuellen Exploration an der Grenze des Wahrnehmbaren zu therapieren.
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