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Diskussionsforum

Händigkeitsanbahnung

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19. März 2014 20:39 # 1
Registriert seit: 14.06.2010
Beiträge: 11

Wer kann mir sagen, in welchen Schritten ich die Händigkeit eines Kindes anbahnen muß? Vom bilateralen Arbeiten über das KML-Kreuzen und dann? Gibt es dafür ein gutes Buch? Tausend Dank!!!
20. März 2014 12:27 # 2
Registriert seit: 15.03.2003
Beiträge: 944

Hallo,
da gibt es für mich kein Rezept, was man da machen soll...das kann meiner meinung nach nicht funktionieren....
Ich hab grad ein Kind in Behandlung, das war vor Schulbeginn (letzten Sommer) schon bei einer anderen Praxis in Behandlg. hat mit rechts malen und FM beübt bekommen...der Junge ist gar nicht rechtshändig...da kommste viel eher ins Schleudern, was jetzt zu tun sein könnte....
Gruß Sabine
"Die Kunst ist, den Kindern alles, was sie tun oder lernen sollen, zum Spiel zu machen."
John Locke
21. März 2014 21:05 # 3
Jona33
Jona33
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 73

Hallo,
ich mache in Bremen die Fortbildung "Entwicklungsbegleitung".
Dazu gehört auch ein Teil Lateralität.
Die empfehlen zu diesem Thema, Tätigkeiten anzubieten, die man mit beiden Händen, und auch einzeln ausüben kann.
"Mal rechts, mal links, mal beide".
Außer beim Schreiben, da müsse das Kind sich zur Einschulung auf eine Seite festlegen. Weil das Sprachzentrum in der linken Hirnhälfte liegt, und es das Kind verwirren würde, wenn die Hände noch wechseln, und dann die Hirnhälften immer wieder anders beansprucht werden.
Es gibt eine Untersuchung, nach der die Händigkeit noch bis zum 10. Lebensjahr wechselt.
22. März 2014 06:32 # 4
Mschiew.
Mschiew.
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 935

Geändert am 22.03.2014 08:02:00
@Jona:

Das Sprachzentrum liegt in der linken Hälfte ist so nicht ganz richtig. Michaelis und Niemann von 2011 haben veröffentlicht, dass die Verortung wechseln kann. Ganz unabhängig von der Händigkeit/Handpräferenz/Handdominanz!

Zum Wechseln der Händigkeit bis zum 10ten Lebensjahr würde ich mich freuen, wenn du die Studie mal angeben könntest. Ein Wechsel der Handpräferenz ist bei Sattler und Kraus in der Regel bis 6/7 angegeben. Sattler und Largo sprechen davon, dass die Händigkeit schon seit Geburt (wahrscheinlich dann auch seit Zeugung ::blush:: ) festgelegt bzw. beobachtbar ist. Kraus ist da etwas differenzierter in der Bewertung.

Im übrigen würde ich zur Ausgangsfrage empfehlen nach Artikeln von Elke Kraus zu suchen. Diese erscheinen mir derzeit als differenzierte Sichtweise sehr gut zu sein.

Michael
22. März 2014 10:54 # 5
Registriert seit: 14.06.2005
Beiträge: 189

Hallo zusammen,
jedes normal entwickeltes Kind hat spätestens mit dem 2. Lebensjahr eine Handpräferenz. Bedeutet, dass das Kind bei alltäglichen Aufgaben immer die gleiche Hand benutzt, z.B. beim Halten des Löffels. Mit spätestens 6 sollte die Handpräferenz klar sein, dann sollten die Hände besonders beim Schreiben nicht mehr gewechselt werden, damit die Bewegungsabläufe automatisiert werden können. Bei allen anderen Tätigkeiten finde ich es nicht schlimm, wenn Kinder mal die ein oder die andere Hand nutzen. Hauptsache es funktioniert und sie kommen gut klar. Es gibt ja auch das Phänomen der Beidhänder.

LG
17. Oktober 2014 13:23 # 6
Registriert seit: 30.07.2001
Beiträge: 12

Hallo, liebe Kollegen/innen,
ist ja lustig wie sehr sich uralte Vorurteile immer weiter durch alle Foren ziehen... Beidhänder, Händigkeit fördern, Kreuzen der Mittellinie als Indiz für irgendwas... und das wird immer weiter gegeben.
Sorry, aber Beidhänder gibt es nicht, die Händigkeit ist beim Kind schon längst vorhanden, WIR haben sie nur noch nicht erkannt, und es hat noch niemand belegt, was das Kreuzen denn bedeuten soll. Lässt sich wohl nicht ausrotten, zu keinem anderen Thema gibt es so viele Mythen und Sagen. Es gibt ja sogar schon Bücher über die historische Bearbeitung des Themas Linkshändigkeit!
Ich arbeite in einer Beratungsstelle und die Vorberichte, mit denen Eltern kommen, sind oft unglaublich. Man kann nur hoffen, dass in Zukunft präziser beobachtet wird und sich konsequenter schlau gemacht wird!
Mit besten Wünschen,
Arvid
17. Oktober 2014 21:37 # 7
Registriert seit: 19.05.2006
Beiträge: 542

Geändert am 17.10.2014 21:40:00
Zitat / Mschiew. hat geschrieben:
@Jona:

Das Sprachzentrum liegt in der linken Hälfte ist so nicht ganz richtig. Michaelis und Niemann von 2011 haben veröffentlicht, dass die Verortung wechseln kann. Ganz unabhängig von der Händigkeit/Handpräferenz/Handdominanz!

Zum Wechseln der Händigkeit bis zum 10ten Lebensjahr würde ich mich freuen, wenn du die Studie mal angeben könntest. Ein Wechsel der Handpräferenz ist bei Sattler und Kraus in der Regel bis 6/7 angegeben. Sattler und Largo sprechen davon, dass die Händigkeit schon seit Geburt (wahrscheinlich dann auch seit Zeugung ::blush:: ) festgelegt bzw. beobachtbar ist. Kraus ist da etwas differenzierter in der Bewertung.

Im übrigen würde ich zur Ausgangsfrage empfehlen nach Artikeln von Elke Kraus zu suchen. Diese erscheinen mir derzeit als differenzierte Sichtweise sehr gut zu sein.

Michael



Das was hier mit dem Wechsel der Händigkeit bis zum 10. Lebensjahr gemeint ist ist,, dass die Kinder auch dann nochmal ausprobieren könnten, mit der anderen Hand zu malen oder zu schreiben ohne dass man sich Sorgen machen muss, dass die Handigkeit nicht manifestiert ist ::smile::
Dabei sollte man auch nie vergessen, dass wir Menschen ja grundsätzlich die Dinge beidhändig erledigen und nur ganz spezielle feindifferenziertere Vorgänge eine dominantere Hand brauchen, die eben in der Lage ist, Dinge exakter auszuführen als die andere Hand ::smile::
http://www.therapaedia.de/publikation.html
facebook: Therapädia - Mobile Ergotherapie - Jugendhilfeträger des Landkreises Nienburg Weser und Diepholz

Therapädia - Inklusionsberatung und - coaching
30. November 2014 19:32 # 8
Registriert seit: 12.09.2002
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 278

Deine Frage kann nur beantwortet werden, wenn du uns das Alter des Kindes verrätst. Bei Schulkindern sieht das Vorgehen ganz anders aus als bei Kleinkindern.
Ansonsten stimme ich dem oben geschriebenen zu: Händigkeit wird nicht angebahnt, sondern in der Regel festgestellt und dann unterstützt bzw. trainiert.
Ich verwende bei Schul- und Vorschulkindern mit unklarer Händigkeit unterschiedliche Tests, um eine Handpräferenz/-Dominanz zu ermitteln (HDT oder PKT/LDK), ziehe gegebenenfalls Motoriktests wie die Zürcher Neuromotorik hinzu (der Seitenvergleich rechts-links wird dort sehr deutlich) und die Beobachtungsbögen von Barbara Sattler, berate dann Eltern und Lehrer entsprechend und führe ein Grafomotoriktraining mit der ermittelten Hand incl. Hausaufgaben durch.
30. November 2014 22:46 # 9
Registriert seit: 30.07.2001
Beiträge: 6

Zitat / Arvid hat geschrieben:
Hallo, liebe Kollegen/innen,
ist ja lustig wie sehr sich uralte Vorurteile immer weiter durch alle Foren ziehen... Beidhänder, Händigkeit fördern, Kreuzen der Mittellinie als Indiz für irgendwas... und das wird immer weiter gegeben.
Sorry, aber Beidhänder gibt es nicht, die Händigkeit ist beim Kind schon längst vorhanden, WIR haben sie nur noch nicht erkannt, und es hat noch niemand belegt, was das Kreuzen denn bedeuten soll. Lässt sich wohl nicht ausrotten, zu keinem anderen Thema gibt es so viele Mythen und Sagen. Es gibt ja sogar schon Bücher über die historische Bearbeitung des Themas Linkshändigkeit!
Ich arbeite in einer Beratungsstelle und die Vorberichte, mit denen Eltern kommen, sind oft unglaublich. Man kann nur hoffen, dass in Zukunft präziser beobachtet wird und sich konsequenter schlau gemacht wird!
Mit besten Wünschen,
Arvid


Hallo Arvid,

dann wären doch mal ein paar Tipps prima, wo man sich schlau machen kann, wenn man noch veraltete Vorurteile hat ;)

LG
Ursula
1. Dezember 2014 08:46 # 10
Registriert seit: 06.04.2013
Beiträge: 60

Viele Tipps enthält das Buch "Linkshänder na klar" Kollegiale Grüße, S. P. www.ergotherapie-ravensburg.de
1. Dezember 2014 09:26 # 11
Registriert seit: 31.08.2007
Beiträge: 518

Apropos Tests:
Hat jemand Erfahrung mit der "Grafomotorischen Testbatterie" (GMT) von H. Rudolf? Wer nutzt ihn und kann Infos über die Aussagekraft geben?

Danke und Gruß, ergotron
1. Dezember 2014 17:27 # 12
Registriert seit: 14.06.2005
Beiträge: 189

Hallo ergotron,
die Graphomotorische Testbatterie ist aus dem Jahre 1986 - die Normierung ist somit sehr alt und sollte nicht mehr genutzt werden. Inhaltlich ist sie dennoch gut und kann ideal als Screening eingesetzt werden. Es gibt leider nichts vergleichbares auf dem Markt - also müssen wir nehmen was da ist ::smile::

Liebe Grüße
Akay
2. Dezember 2014 09:15 # 13
Registriert seit: 31.08.2007
Beiträge: 518

Geändert am 02.12.2014 12:16:00
@Akay:
Danke für deine Einschätzung. Ich hatte gehofft, dass es eine neuere Normierung gibt, da der Test noch über die Testzentrale erhältlich ist. Werde ihn wohl mal als Screening einsetzen, da das erste Item etwas weniger "quälerisch" erscheint, als z. B. beim PTK, auch wenn die Aussagen nicht direkt vergleichbar sind.

Frage an Alle:
Nutzt jemand diesen Test nicht mehr und hat noch unbenutzte Antwortbögen zu verkaufen? Würde ihn gerne mal ausprobieren. Alle anderen Materialien, wie das Original-Manual, Auswertungsfolie- und schema sind vorhanden.

Danke und lieben Gruß, ergotron
17. Dezember 2014 13:13 # 14
Registriert seit: 17.12.2014
Beiträge: 2

Hallo egotron,
ich mache im Februar eine Fortbildung zur Händigkeit in Erding. Von Prof. Dr. Elke Kraus (die auch die FoBi durchführen wird) gibt es nämlich den Test "Händigkeitsprofil", mit dem man sehr genau feststellen kann, welche Händigkeit ein Kind hat. Im Gegensatz zur Graphomotorischen Testbatterie sehr aktuell und evidenzbasiert :)
18. Dezember 2014 08:34 # 15
Registriert seit: 31.08.2007
Beiträge: 518

Hallo laurinchen,

danke für den Hinweis, werde ich mich mal näher damit beschäftigen (ist natürlich leider fünfmal teurer als die "Grafomotorische Testbatterie", da würde ich Überzeugungsarbeit leisten müssen...).

Das "Händigkeitsprofil" ist insgesamt ja viel handlungsorientierter, also nicht nur mit Stift und Papier. Dies und dass er evidenzbasiert ist sprechen natürlich für den Test. Blöd ist nur, dass man für 300,- Euro eine Menge Plastikkram bekommt...aber naja, zu mäkeln gibt´s ja immer was...::tongue::

Lieben Gruß, ergotron
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