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Wie organisiert ihr euch den Tag in einer Pflegeeinrichtung?

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27. Mai 2014 09:02 # 1
Registriert seit: 20.05.2014
Beiträge: 30

Hallo ihr Lieben!

Da ich zuvor 2 Jahre in einer Praxis gearbeitet habe und nun vermutlich bald in einer Pflegeeinrichtung arbeiten kann, würde es mich interessieren wie ihr euren Tag in einer Pflegeeinrichtung strukturiert.

Zum Beispiel ist bereits allein die Befundaufnahme und Anamnese doch unterschiedlich zum normalen Praxisalltag, dementsprechend habe ich mir die Befundungsbögen angepasst und hoffe sie auch in der Realität umsetzten zu können.
Nun ist auch die Frage wie viel Zeit ihr pro BW beansprucht.
Ich persönlich würde hier gerne wie in einer Praxis reingehen.
Je nach Diagnostik (die i.d.R vorliegt) 30, 45 bis 60 Minuten planen.

Ich möchte mir gerne den Tag so gut wie möglich durchstrukturieren, dass ich mein SOLL schaffe und vielleicht noch 1-2 BW "vorarbeite" ^^

Was haltet ihr davon?
Habt ihr Tipps?
Oder könnt ihr mich aus euren Erfahrungsschatz schöpfen lassen? :)

LG Noraeia
"Wer ein Herz für seine Patienten hat kann das auch in der Öffentlichkeit zeigen-so wie Sie"
(Andenkenkärtchen an mich von einer ehem. Patientin)
27. Mai 2014 12:28 # 2
Registriert seit: 06.10.2006
Beiträge: 145

Geändert am 27.05.2014 12:30:00
Hallo,

ich arbeite seit 4 Jahren in unterschiedlichen Pflegeeinrichtungen.
Deine Idee mit dem Befundbogen finde ich super und bin gespannt, ob du die auch so umsetzen kannst.. bei uns ist das so, dass kurz und knapp in der Pflegeplanung beschrieben werden soll, was der Bewohner hat und welche Ziele wir verfolgen.

Ich vermute, dass du in einer Einrichtung nicht wie in einer Praxis arbeiten kannst.
Hier gehen Gruppenangebote vor, dass viele Bew. an einem Tag etwas von uns Therapeuten haben.
Einzeltherapie sind bei uns z.B. nur am Nachmittag oder zu den Mahlzeiten möglich.
Ich plane für eine Einzelangebote 20 bis 30 min. Gruppenangebote zw. 30 und 45 min.

Gruß Krises
27. Mai 2014 13:30 # 3
Registriert seit: 02.08.2013
Beiträge: 76

Hallo
Schließe mich meiner Vorrednerin an.
Konnte nur Mittags Einzeltherapien machen. Desweiteren habe ich früh alles vorbereitet, sowohl für die Gruppe als auch für einzel, so musste ich das dann nicht mehr machen wenn die Zeit knapp wurde.
Und Einzeltherapien waren nie länger als 30min.

27. Mai 2014 15:23 # 4
Registriert seit: 20.05.2014
Beiträge: 30

Hallo und danke euch erst einmal für eure Antworten :)

In der Pflegeeinrichtung habe ich das Glück, dass es >5 Betreuungsassistenten §87b gibt, die die großen Gruppenaktivitäten durchführen. Je eine am Vormittag und eine am Nachmittag.

Somit soll mein Ergo-Hauptaugenmerk auf die BW der Kurzzeitpflege gelten, sowie den Bewohnern die
a) keinen §87b haben
b) ausschließlich über den §87b betreut werden und "Schwerstfälle" sind

Deswegen mein "Ehrgeiz" die SOLL BW´s zu schaffen und ein wenig vorzuarbeiten, da ich zumindest jeden BW einmal gesehen habe (innerhalb 3 Monate) möchte.
Manchmal reicht auch schon ein "Tipp" an die Pfleger, wie man die tägliche Hygiene für den BW angenehmer gestalten kann.
Zudem soll ich dann ("bitte bitte") eine Erstsichtung (Dokument) erstellen mit Befund, daraus resultierendem Therapiezielen und eventuellen Hilfemaßnahmen für die Pflege und die §87b ´ler.
Darum mein bestreben den Tag gut durch zu strukturieren um den SOLL zu schaffen, die Pfleger und Paragrafler zu unterstützen und genügend Zeit mit den BW verbringen zu können (im Monat) um wenigstens am Ende eines Quartals adäquate Gespräche über den BW in der Team zuführen.

Da ich dort wirklich nur Ergo bin und die "Eventmanagerrolle", "Innen-und Außendekorateurin" und "Sekretärin" bereits verteilt wurden an die Paragrafler, bin ich mir sicher, dass ich den Anforderungen mit einer guten Tagesstruktur schaffen kann.

Aber deswegen frage ich eben hier im Forum :)
Weil ich gerne wissen würde wie andere Ergos sich strukturieren (auch eventuell mit Dokumentationen ect).

Lg Noraeia
"Wer ein Herz für seine Patienten hat kann das auch in der Öffentlichkeit zeigen-so wie Sie"
(Andenkenkärtchen an mich von einer ehem. Patientin)
27. Mai 2014 20:50 # 5
Registriert seit: 27.10.2002
Beiträge: 123

Bei uns sind es meist die Gruppen, die von uns Ergos abgedeckt werden, besonders die Gymnastik.

Befundbögen in dem Sinne gibt es nicht, wir haben bei einer Neuaufnahme und in regelmäßigen Abständen bestimmte Dinge, die wir überprüfen. Und einiges, wo wir mit der Pflege sehr eng zusammen arbeiten. Dann machen wir auch Gehtraining, Selbsthilfetraining etc.

Aber bis auf die festen Gruppen gibt es kaum feste Struktur, da einige Bewohner nicht lange aufnahmefähig bzw. belastbar sind. D.h. es gibt Bewohner, zu denen ich 3 Mal am Tag für je 5-10 Minuten gehe, wenn sie gerade mal wach sind.
16. Juli 2014 15:27 # 6
Registriert seit: 06.10.2006
Beiträge: 145

Hallo Noraeia,

gibt es schon etwas neues von dir? Mich interessiert, wie dein tag nun abläuft..

Gruß Krises
18. Juli 2014 20:15 # 7
Registriert seit: 20.05.2014
Beiträge: 30

Halli Hallo Krises!
Ja es gibt Neuigkeiten :)
Ich habe zum 1.7. die Stelle angetreten und mich ein wenig eingefummelt ^^
Zum Ersten: Ich habe extrem Glück, dass wir einige §87b´ler haben, da diese die Vormittags und Nachmittagsbeschäftigung machen (bei Bewohner die einen sogenannten grünen Punkt haben (also eine Sonderbetreuung genehmigt wurde))
Zum Zweiten sieht mein Tag (der sich nun ein wenig eingespielt hat) folgendermaßen aus.

6:00-06:30 Vorbereitung für den Tag, nochmal Überprüfen der "Aufgaben"(also Bewohner^^), event. Kopierarbeiten
06:30 ist eig. Arbeitsbeginn
06:30-08:00 WAT *
08:00-08:30 Essen reichen oder EssTraining
08:30-09:00 Pause :D!
09:00-09:30 Blitz (Teamtreffen sämtlicher Wohnbereichsleiter, der Residenzleitung, der Verwaltung, des SKD, der Küche/Reinigung, der Hausmeister zur tägl. Besprechung und Brainstorming
09:30-11:30 Zu den geplanten Bewohnern gehen und "Therapieren" (der Chef sagt "beschäftigen" -.-')
11:30-12:00 Essen reichen oder EssTraining
12:00-12:30 angefallene Doku vom Vormittag machen
12:30-13:00 Pause ^^
a.) 13:00-14:00 Begrüßen der Neuaufnahmen (Kurzzeitpflege oder Dauerpflege egal) (hier rechne ich generell eine Stunde ein, da ich die Biografie ausarbeite, die Risikomanagmentbefundung durchführe, die ATL´s ergänze und einen MMST durchführe, ggfs ist bereits ein kleienr Rundgang durch den Wohnbereich und sogar dem Garten möglich - je nach Verfassung des neuen Gastes
b.) 13:00-14:00 SCHULUNG/FOBI und Co. haben Vorrang (leider -.-') ebenso die Teams wobei ich hier einen Kompromiss mit dem Chef schließen konnte,sodass ich keine Stunde meiner begrenzten Zeit in einer Team absitze sondern die Ergofragen direkt geklärt werden oder ggfs. Aufträge an mich geleitet werden, dann kann ich wieder los
14:00-14:30 i.d.R Gesprächsführung mit einem KZPf´ler wie es ihm geht, ob er sich wohlfühlt, ober er Wünsche ect hat
14:30-15:00 Essen reichen oder Ess Training
15:00-15:30 restliche Doku vom Nachmittag eintragen
15:30 ist eigentliches Arbeitsende
ab 15:30 ggfs Besprechungen mit den Pflegekräften falls ich oder sie Fragen zu einem neuen Gast haben / organisieren des nächsten Tages, Papierkram wegarbeiten

Die Zeit für die jeweiligen Bewohner teile ich mir in 30, 45 und 60 Minuten ein-somit kann ich meinen Tag einfach besser durchplanen und strukturieren.
Zudem habe ich mir eine extra Tabelle gemacht in der eine Spalte für NAME steht und dahiner 31 Folgespalten für die Tage des Monats.
Dann kann ich alle Neueinzüge eintragen und am jeweiligen Tag an denen ich mit ihnen therapeutisch zu tun hatte einzeichnen.
Ich erhoffe mir davon, dass mir kein Neueinzug zu kurz kommt und es mir so eine bessere Übersicht verschafft.
Der Tag des Einzugs wird farblich gekennzeichnet, ebenso der Tag des Auszuges und dann gibts noch ein KH, falls der Bewohner in dieser Zeit im Krankenhaus ist-damit ich mich später nicht wundere, warum ich denjenigen so wenig Zuwendung gegeben habe ^^

Mein Tag endet je nach Bedarf zwischen16 - und 17 Uhr.
Am Mittwoch hatten wir Sommerfest, da endete er erst gegen 19 Uhr-danach bin ich dann aber auch ins Bett gefallen^^


Die §87b´ler übernehmen und planen die Feste, machen vormittags und nachmittags je 1 Stunde Beschäftigung und die Chefin des SKD-Teams (also der Paragrafler) macht außerdem die Dienstpläne für´s SKD und mich.
Schönerweise muss ich kein Wochenenddienst machen, weil meine Arbeitshierarchie folgendermaßen gemacht werden soll (siehe 1-3) und an den Wochenenden bei uns i.d.R. weniger Neueinzüge sind.

1.) Kurzzeitpflege (Neueinzüge) Begrüßen, Durchbefunden, Aktensichten und ggfs. ergänzen/korrigieren (Stichwort Biografiearbeit), permanenter Ansprechpartner für Angehörige der KZPf´ler sein, den Raum je nach Wünsche umgestalten-alles mit dem Ziel, dass sich der Kurzzeitgast später eventuell für uns entscheidet, sollte einmal eine Dauerpflege in Anspruch genommen werden müssen

2.) Dauerpflege (ohne Punkt-also ohne gesonderter Betreuung durchs SKD Team)
Evaluieren der Ressourcen und soweit wie möglich "hochpäppeln", damit sie so wenig Unterstützung wie möglich benötigen
- dient dem Selbstwert, der eigenen Motivation und dem Erhalt von Ressourcen

3.) Dauerpflege (mit grünem Punkt)
Falls die Fachkräfte das Gefühl haben, dass der Dauergast zu kurz kommt oder eventuell auch andere Zuwendung benötigt


Sooo - ich hoffe das hat eure Frage beantwortet ^^
Mein Tag ist vollgestopft, stressig und anstregend-kurz um-ICH LIEBE DAS!
Endlich wieder arbeiten, rackern und Erfolge erzielen! ::thumbup::


*WAT=Wasch und Anzieh Training
->hierbei habe ich mich durchgesetzt.
Ich mache zuerst bei den Kurzeitpflegen einen MMST-danach schätze ich ein wie sinnvoll ein WAT wäre und evaluiere die Möglichkeiten
a) nur Oberkörper
b) nur Unterkörper
c) nur beim Duschen
Mit den Pflegern ist abgesprochen, dass diese den Unterkörper ggfs. fertig machen oder vorbereiten, damit ich mir für das WAT im Oberkörperbereich genug Zeit lassen kann-damit habe ich bis jetzt auch durchgehend gute Erfahrungen sammeln können.
"Wer ein Herz für seine Patienten hat kann das auch in der Öffentlichkeit zeigen-so wie Sie"
(Andenkenkärtchen an mich von einer ehem. Patientin)
18. Juli 2014 21:28 # 8
Registriert seit: 06.10.2006
Beiträge: 145

Hallo Noraeia,
ich danke dir erst einmal für deine sehr ausführliche Beschreibung.
Hört sich aber prima an dein Tagesablauf/ neue Arbeitsstelle... wie man sich das wirklich als Ergo nur wünschen kann in einem Pflegeheim.
Ich habe aber trotzdem noch eine Frage ;-)
Wie du schreibst bist du nur (?) für die Kurzzeitpflege zuständig oder?
Was ist denn mit den Bewohnern die keinen Anspruch auf zusätzliche Betreuungsleistungen nach §87b haben? Macht du mit denen auch was oder habt ihr dafür noch andere Leute sprich sozialen Dienst?

Gruß Krises
19. Juli 2014 00:03 # 9
Registriert seit: 02.02.2002
Beiträge: 38

Hallo noraeia,
Ich hatte dir grade eine sehr lange Nachricht geschrieben, die versehentlich per Klick im cyberspace entschwunden ist ::scared::
Aber vielleicht ist das auch besser so, denn dein Bericht hat mich sehr traurig gemacht.
Ich hoffe, du bist noch sehr jung und wirst noch verstehen lernen, dass du mit Menschen arbeitest und nicht mit "Aufgaben", bei denen " der Unterkörper fertig gemacht oder vorbereitet " wird.::ohmy::
Zu mehr Antwort bin ich leider nicht mehr in der lage::unsure::, aber ich gehe, falls du möchtest, gerne nochmal darauf ein, was mich so bestürzt an deinen Worten, ok?!
So nur noch ein Text zur guten Nacht, ich wünsche dir einen schönen, ruhigen, warmen Tag, voller Begegnungen mit Menschen, denen du helfen darfst, wenn sie dich annehmen.
---------------------------------------------------------------------------------
Wenn wir beabsichtigen einen Menschen
zu einer bestimmten Stelle hinzuführen,
müssen wir uns zunächst bemühen,
ihn dort anzutreffen,
wo er sich befindet und dort anfangen.
Jeder, der dies nicht kann, unterliegt einer Selbsttäuschung,
wenn er meint, anderen helfen zu können.

Wenn ich wirklich einem anderen helfen will,
muss ich mehr verstehen als er,
aber zu allererst muss ich begreifen,
was er verstanden hat.

Falls mir dies nicht gelingt,
wird mein Mehr-Verständnis für ihn keine Hilfe sein.
Würde ich trotzdem mein Mehr-Verständnis durchsetzen,
dürfte dieses wohl in meiner Eitelkeit begründet sein.
Ich möchte meine Unterstützung durch seine Bewunderung ersetzen.

Aber jede wahre Kunst der Hilfe muss mit einer Erniedrigung anfangen.
Der Helfer muss zuerst knien vor dem,
dem er helfen möchte.
Er muss begreifen, dass zu helfen nicht zu herrschen ist,
sondern zu dienen;
dass Helfen nicht eine Macht,
sondern eine Geduldausübung ist.

Sören Kierkegaard, 'eine einfache mitteilung'
-------------------------------------------------------------------------------------------------
Grüße von Pam
19. Juli 2014 14:48 # 10
Registriert seit: 29.09.2007
Beiträge: 785

Hallo noraeia,

wenn ich richtig rechne hat Dein Tag damit ca. 9,5 - 10 Arbeitsstunden? Das finde ich aus versichiedenen Gründen SEHR fragwürdig: sowas hält man eine Weile durch - und dann meist irgendwann nicht mehr. Oft genau dann, wenn eben nicht die erhoffte Anerkennung von KollegInnen, Vorgesetzten und KlientInnen kommt. Aus genau dem Material wird Burnout hergestellt!

Schreibst Du die gesamte Arbeitszeit auf oder schenkst Du den Überschuss dem Arbeitgeber??? Wie baust Du Überstunden ab? Das kann zu heftigen Verwerfungen im Team führen wegen dann langer Abwesenheitszeiten...

Außerdem ist es rein arbeitsrechtlich fragwürdig, regelmäßig so lange Arbeitszeiten zu haben: Vorschreiben kann Dir das Dein Arbeitgeger nicht. Und zuschauen darf er aufgrund seiner Fürsorgepflicht als Arbeitgeber dabei auch nicht.

Also Dein Engagement in allen Ehren - aber der Schuss kann mehrdimensional nach hinten losgehen.

Gruß
nimis
20. Juli 2014 09:52 # 11
Registriert seit: 20.05.2007
Bundesland: Schleswig-Holstein
Beiträge: 722

Hallo Noraeia,

nimis spricht an, was auch mir beim Lesen sofort in den Kopf kam, auch bei mir schrillen da die Alarmglocken. Ich will deine Arbeitseinstellung nicht schlecht machen, ich selbst bin auch recht ehrgeizig, leistungsorientiert und einsatzbereit. Jedoch wurde mir das irgendwann auch zum Problem und ich passe mittlerweile sehr bewusst auf. Allzu schnell schlittert man sonst in Situationen, die so nicht in Ordnung sind, oft sogar, ohne es zu merken (im Gegenteil: Man fühlt sich noch "gut und edel" dabei!). Ich habe die Quittung dafür in Form massiver gesundheitlicher Probleme mit fast ZWEI Jahren Arbeitsunfähigkeit und erheblichen psychischen, körperlichen und sozialen Folgen bekommen, an deren Behebung ich noch immer schwer zu schaffen habe (und die sich teilweise auch gar nicht mehr beheben lassen, sodass ich jetzt lernen muss, damit zu leben). Das Ganze ging so weit, dass ich als erwerbsunfähig eingestuft wurde und Rente beantragen sollte, der Kelch ist aber glücklicherweise noch an mir vorüber gegangen. Damit du das noch besser einordnen kannst: Ich bin nicht mal 30...

Ich rechne jetzt beim schreiben schon damit, dass du mein Geschreibsel ablehnen wirst, dir ganz sicher bist, dass DIR so etwas nicht passieren wird, du bagatellisieren wirst. Vielleicht fühlst du dich von meinen Zeilen sogar angegriffen und hast das Gefühl, dich wehren zu müssen. Hätte ich früher auch alles gemacht (und erwische mich manchmal immer noch dabei) ;)

Allein bei solchen Sätzen

Zitat / Noraeia hat geschrieben:
Mein Tag ist vollgestopft, stressig und anstregend-kurz um-ICH LIEBE DAS!


dreht sich mir schon ein bisschen der Magen um. Ich wette, ein großer Teil der Patienten in psychosomatischen Kliniken wird dir bestätigen, dass diese Aussage auch von ihnen stammen könnte. Ich selbst habe auch gern mal "Power-Tage", an denen ich nonstop ackere und kann die "Hochgefühle", die das auslöst, auch gut nachempfinden. An sich finde ich das auch unproblematisch, wenn es dafür einen Ausgleich gibt und nicht JEDER Tag sich so gestaltet. Auch deine Aussage, dass Teamsitzungen und Bildung LEIDER Vorrang haben, gibt mir zu denken, ebenso wie der grundlegende Stolz auf dein Verhalten, der da für mein Empfinden überdeutlich durchschimmert.

Wenn ich es richtig verstanden habe, verbringst du JEDEN Tag MINDESTENS eine Stunde bei der Arbeit, die weder erfasst noch per Zeitausleich oder Bezahlung ausgeglichen wird. Dasselbe hast du laut deiner anderen Beiträge auch schon in der Praxis, in der du vorher warst, gemacht. Das ist in mehrerer Hinsicht problematisch: Für dich bedeutet es Mehrarbeit ohne Ausgleich, welche dich vermutlich auf Dauer unzufrieden machen wird, weil du irgendwann feststellst, dass es dir niemand dankt (wieso auch? Es hat dich ja auch niemand darum gebeten, wenn ich das richtig sehe). Durch dein Verhalten läufst du langfristig Gefahr, krank zu werden. Dein Verhalten hat aber auch Auswirkungen auf andere: Du senkst selbst deinen reellen Stundenlohn, während andere um eine angemessene Vergütung kämpfen und - entschuldige die Formulierung - versaust damit die Preise. Bei uns im Betrieb gilt dein Verhalten sogar als explizit unkollegial, was auch durchaus sinnig ist, da dadurch der Eindruck entsteht, da es ein schlechtes Licht auf diejenigen wirft, die ihre Überstunden korrekt aufschreiben: Es sieht aus, als seien sie "Minderleister", da laut deiner nicht der Realität entsprechenden Arbeitszeittabelle die Aufgaben ja in der regulären Arbeitszeit schaffbar sind.

Einige Dinge, auf die ich seit meiner Erkrankung achte für dich als Denkanstoß: ALLES, was ich für die Arbeit mache, ist Arbeitszeit und wird auch entsprechend erfasst. Ich frage mich, bevor ich Aufgaben übernehme, bewusst, ob mich überhaupt jemand darum gebeten hat, ob ihre Erledigung verlangt wird und ob sie in meinen Zuständigkeitsbereich fallen. Kommen Vorgesetzte oder Kollegen mit einem Anliegen auf mich zu, nehme ich mir bewusst eine kurze Atempause bevor ich antworte, sonst rutscht zu schnell ein "ja" raus, das ich später bereue. Eine gute Lösung ist auch oft ein "ich überlege es mir". Arbeit ist Arbeit und Freizeit ist Freizeit. Wenn ich zu Hause etwas für die Arbeit tue, schreibe erfasse ich die Zeit in Absprache mit meinem Chef als "Home Office"-Zeit ganz normal in der Arbeitszeittabelle. Wenn ich merke, dass ich in Stress komme und nicht mehr weiß, was wichtig ist und was warten kann, alte ich Rücksprache mit meinem Chef, um besser Prioritäten setzen zu können. Oft kommt dabei heraus, dass manche Aufgaben gar nicht sooo wichtig oder dringend sind, wie ich angenommen hatte. In der Pause verlasse ich mein Büro und begebe mich bewusst an einen meiner "Pausen-Orte", sonst ist die Gefahr groß, nur nebenbei zu trinken und zu essen, während ich weiter arbeite (und somit eigentlich keine richtige Pause mache). Wenn ich mich dabei "ertappe, mal wieder zu stolz auf meine "Wahnsinns-Leistungsfähigkeit" und Einsatzbereitschaft zu sein, vielleicht sogar abwertend über Kollegen denke, die nicht so handeln, mich innerlich über sie erhebe, nehme ich das als Warnzeichen und versuche bewusst, einen Gang zurück zu schalten und meine Gedanken zu korrigieren.

Selbstreflexion beschränkt sich für mich nicht nur auf die direkte Arbeit mit Patienten, sondern ergibt auch in Bezug auf die eigene Arbeitseinstellung Sinn. Vielleicht hast du Lust, diese mal zu beleuchten. Ich wünsche dir alles Gute, pass auf dich auf! Kinaa
Nicht alles, was Hand und Fuß hat, hat auch Herz und Hirn.
20. Juli 2014 13:12 # 12
saloia
saloia
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 3624

danke Nimis: die Stundenangaben fielen mir auch sofort ins Auge, aber ich schreib hier nicht mehr viel..

und danke Kinaa: aus -leider auch - eigenem Erleben kann ich deine Worte nur doppelt und rot unterstreichen.


21. Juli 2014 13:54 # 13
Registriert seit: 06.05.2008
Beiträge: 1191

Geändert am 21.07.2014 14:00:00
Von deinen angegebenen 8-10 Arbeitsstunden , bist du nur ca. 6 Stunden am Patienten und davon ca. 1,5 Stunden mit Essen eingeben / oder Esstraining beschäftigt.
Wie lange sind denn die Patienten in der Kupf in der Regel? Wo kommen sie her, wo sollen sie danach hin?
Soweit ich es kenne gehen die Therapeuten der Praxen auch zu ihren Patienten, die gerade in der Kupf sind. Welche Pat. sind das denn die dann in den Genuss der Hauseigenen Ergoth. kommen?
Bin ja gespannt wie lange deine Vorgesetzten das so laufen lassen. Meist schauen sie ja eine Weile zu.
Zu den Arbeitsstunden kann ich nichts mehr hinzufügen, das schrieben viele schon hier. Als erstes dachte ich, hat die Frau kein Privatleben und als 2. wie lange kann sowas gut gehen.

Was ich auch nicht verstehe du machst den Minimentalstate und entscheidest anhand der Punktzahl ob Waschtraining Sinn macht???? Ab wieviel Punkten macht es keinen Sinn ?

21. Juli 2014 18:21 # 14
Registriert seit: 29.09.2007
Beiträge: 785

Zitat:
Was haltet ihr davon?
Habt ihr Tipps?
Oder könnt ihr mich aus euren Erfahrungsschatz schöpfen lassen? :)

Hallo Noraeia,

Interessieren Dich die Antworten auf Deine Fragen denn noch - oder wolltest Du eher einfach mal darstellen was Du alles machst? Oder ist das jetzt zuviel der kritischen Anmerkungen?

::confused:: Gruß
nimis
24. Juli 2014 18:23 # 15
Registriert seit: 20.05.2014
Beiträge: 30

Hallo an Alle :)
@ nimis-ja mich interessieren eure Meinungen weiterhin und nein mich haben eure Meinungen zu meiner Arbeitseinteilung nicht verschreckt-ich bin nur nicht mehr so oft im Internet, eben weil ich nicht mehr arbeitslos bin.

Sooo und nun.... :)

Ich habe mir all eure Antworten natürlich fleißig durchgelesen und nach 3 Wochen "Powerwalk" selbst die Bremse gezogen, nicht weil ich es "nicht weiter so schaffen könnte", sondern, weil ich bemerkt habe, dass die Bewohner "hinunter fallen" aufgrund meines vollgestopften Zeitplanes -.-
Das hat bei mir zu Frust geführt und ich dachte ich müsste mich noch effektiver gestalten (also meinen Tag) aber dann habe ich mich mit meiner Bürogenossin unterhalten.

Auch sie äußerte Bedenken zwecks meines Arbeitseifers und hatte die gleichen Argumente wie ihr, dann bin ich nach Hause gefahren und in mich gegangen.
Hat sie wirklich recht?
Habe ich, wenn ich meinen Tag anders strukturiere, trotzdem das Gefühl etwas geschafft zu haben?
Bekomme ich alles Wichtige unter einem Hut und kann ich Anfragen auf Übernahme (von den Pflegern zum Beispiel) auch mit einem guten Gewissen einfach mal verneinen oder ggfs. an die richtige Stelle weiterleiten?

JA ich kann.
Ich habe jetzt 4 Bewohner, die ich mir an einem geplanten Tag angucken und mich mit ihnen sinnvoll und ressourcenorientiert beschäftigen will. Da bleibt dann genug Zeit um in Ruhe die Doku zu machen, unangekündigte Teamsitzungen werfen mich nicht mehr in meinem Plan durcheinander und ich kann mir dadurch auch Zeit nehmen für kleine "Pläusche" mit den Bewohnern und den Pflegekräften.
Obwohl mein Tag dadurch erstmal wesentlich entspannter ist und ich mich dadurch auch nicht mehr selbst so unter Druck setzte gehe ich 15:30 Uhr aus der Tür mit dem Gefühl-ich habe heute gute Arbeit geleistet, ich konnte meine eigene Ruhe auf die Bewohner übertragen und bin somit vermutlich auch angenehmer als jmd. der permanent unter Strom steht.

-Ich danke euch also für eure offene Kritik diesbezüglich-ich habe für mich verstanden das ich mich nicht Tod schuften oder selbst stark unter Druck setzten muss um mir selbst das Gefühl zu geben etwas erreicht zu haben.
-Und danke kinaa das du ebenfalls so offen über deine eigene Erfahrung sprichst und mir dadurch die "andere Seite der Medaille" aufzeigst.


Nun zu der Frage von roo22
Nein nein-da habe ich mich echt schlecht ausgedrückt-sorry.
Für mich dient der MMST als Hilfe um zu erkennen inwieweit der Bewohner orientiert ist und wo welche Ressourcen rauszuholen sind.
Dann halte ich Rücksprache mit den PK´s erfrage wie das Essgeschehen ect. bei demjenigen Bewohner ist, welche Erfahrungen sie bereits gemacht haben und wir erstellen dann gemeinsam ein Fallgesprächsprotokoll über die Zielsetzung.
Es hängt also nicht "nur" vom MMST ab, eben auch von der objektiven und subjektiven Meinung der Mitarbeiter.

Finde leider gerade nicht wer das gefragt hatte, aber ich möchte trotzdem auf die Aussage/Frage(?) antworten warum die Teams/FoBis und Schulungen mit LEIDER versehen wurden.
Aus dem einfachen Grund: Die meisten Schulungen und FoBis haben sehr wenig bis teilweise gar nichts mit meinem Fachgebiet zu tun.(Die sind dann in dem Sinne also für mich ersteinmal verschenkte Zeit gewesen.)
Es ist natürlich nicht schlecht solche Sachen mitnehmen zu können, aber wenn ich z.B.: an einem Tag 3 Neuaufnahmen habe die alle am Nachmittag erst kommen, dann wird es echt eng mit meiner vorherigen Planung.
Aber da ich mich und meinen Tagesablauf nun umstrukturiert habe bin ich wesentlich positiver den Schulungen eingestellt, einfach weil der von mir selbst gestaltete Druck nicht mehr da ist.

So ich hoffe ich konnte ersteinmal soweit alles beantworten und zum Teil auch richtig stellen (hier nocheinmal-sorry^^)
Wie habt ihr euch denn den Tag nun geplant-wie geht ihr an die Sache ran?
Vielleicht kann ich mir noch mehr Tipps rausziehen und diese anwenden um nicht nur mir sondern auch den Bewohnern und den Pflegekräften eine entspannte Ergotherapeutin zu geben.
(Der Satz hört sich i-wie komisch an oO)

Lg Noraeia
"Wer ein Herz für seine Patienten hat kann das auch in der Öffentlichkeit zeigen-so wie Sie"
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