Hallo Yarafia,
bei solchen Aufgaben geht es i.d.R. nicht nur um den Inhalt an sich ("Ergotherapie in Irland"), sondern vor allem um die übergeordneten Ziele, planvolles Vorgehen zu üben und Informationskompetenz zu erwerben. Dies ist für deinen späteren Berufsalltag unabdingbar und meiner Erfahrung nach eine der größten "Baustellen" bei Ergotherapie-Schülern. Deshalb ist es, wenn man bei mir ein Praktikum macht, auch eine der Standard-Aufgaben, selbständig eine edukative Einheit auszuarbeiten und durchzuführen. Da habe ich schon so einiges erlebt, was mich nur noch den Kopf schütteln ließ. Selbst zu den gängigsten Themen, von denen ich weiß, dass es eine Fülle von Informationen gibt, wird "so gut wie nichts" gefunden, Recherche beschränkt sich zudem meist auf das Internet. Bücher, Fachzeitschriften, Kontaktaufnahme zu Institutionen usw. scheinen irgendwie "out" zu sein. Auch die Frage nach der Seriosität einer Quelle wird sich eher selten gestellt. Ich könnte jetzt z.B. einfach behaupten, mich super mit deinem Thema auszukennen und dir den größten Mist erzählen, den du dann in deine Ausarbeitung übernimmst und evtl. auch noch unter der Schülerschaft deiner Klasse verbreitest.
Also: Nutze die Chance, Informationskompetenzen zu erwerben und so in Zukunft selbständig zu sein, wenn solche Aufgaben an dich herangetragen werden. Falls du dich fragst, was das mit deinem späteren Beruf zu tun haben soll, hier einige Beispiele aus meinem ganz normalen Berufsalltag:
Mein Chef bittet mich, einen Fachvortrag zu einem bestimmten Thema auszuarbeiten und vorm Behandlerteam zu halten.
Ich konzeptioniere ein neues edukatives Gruppenangebot, im Rahmen dessen ich den Patienten in mehreren Modulen Informationen zu verschiedenen Themen vermitteln möchte. Vorlagen oder ein fertiges Manual dazu gibt es nicht, ich muss also jedes Modul selbst ausarbeiten.
Noch 15 Minuten bis zur Interaktionsgruppe und ich stelle fest, dass mehrere der Patienten auf meiner Liste schon zu lange an der Gruppe teilnehmen und alle Module bereits kennen. Da muss ich mir schnell etwas (sinnvolles!) aus dem Ärmel schütteln, eine gruppendynamische Übung muss her, inklusive passender Reflexionsmethode und der nötigen Hintergrundinformationen, um das alles in einen theoretischen Kontext einbetten zu können, sodass eine runde Sache daraus wird. Wenn ich in einer solchen Situation erst mal einen " Hilferuf" im Ergotherapie-Forum aussenden und auf Antworten warten müsste, wäre ich aufgeschmissen.
Wir sind unzufrieden mit unserem aktuell verwendeten Diagnostikinstrument, es muss ein anderes her. Hierzu brauche ich aber Informationen über die verschiedenen Tests, ihre Durchführung, die Gütekriterien etc.
Ich könnte noch zahlreiche andere Beispiele anführen, aber das soll erst mal reichen. Zurück zu deinem ursprünglichen Beitrag:
Überleg doch mal, wie du an die Aufgabe herangehen könntest. "Mein Arbeitsstil" wäre es z.B. vom Allgemeinen zum Speziellen zu gehen. Das heißt, ich würde erst mal Informationen darüber beschaffen, wie der Arbeitsmarkt und die -bedingungen in Irland sind und wie es sich generell verhält, wenn man als Ausländer in Irland arbeiten möchte. Wie sind die grundsätzlichen Voraussetzungen, unabhängig davon, in welchem Beruf man tätig ist? Welche verschiedenen Möglichkeiten gibt es (z.B. zeitlich begrenzter/unbegrenzter Aufenthalt)? Was muss man beachten, was vorbereiten, wo liegen eventuelle Einschränkungen/Grenzen oder Fallstricke, welche Institutionen können bei der Aus- und Einwanderung helfen usw.
Erst dann würde ich zum Speziellen, also zur Ergotherapie, übergehen. Ich würde mich fragen: Wer könnte über für mich relevante Informationen verfügen? Die Kontaktaufnahme irischen und evtl. auch deutschen Berufsverbänden könnte sinnvoll sein, um z.B. an das Ergotherapeutengesetz zu kommen, ebenso die Kontaktaufnahme zu irischen Ausbildungsstätten, die ja vielleicht so nett sind, dir ihr Curriculum und die Ausbildungsordnung zukommen zu lassen, was deine Frage "Wie läuft die Ausbildung ab?" und auch evtl. die nach der Anerkennung deutscher Berufsabschlüsse beantworten könnte. Ebenso können Bücher und Fachzeitschriften weiter helfen.
Also: Nimm es als Herausforderung und als Möglichkeit, einige der wichtigsten grundlegenden Kompetenzen für deinen späteren Beruf zu erwerben. Viel Spaß dabei! Kinaa
Nicht alles, was Hand und Fuß hat, hat auch Herz und Hirn.