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Setzt Euch für Eure Rechte ein!

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24. Juli 2014 14:25 # 1
Jona33
Jona33
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 73

Geändert am 24.07.2014 17:43:00
Hallo Kollegen,

eine weitere Anekdote zum Thema Arbeitsbedingungen.
Praxis 1: Es wurde nach Stunden bezahlt, es gab kein festes Monatsgehalt. So weit, so gut. Allerdings: Es wurden pro Monat lediglich 4 Wochen abgerechnet, der Rest hieß Überstunden. Und nun ratet mal, was mit diesen "Überstunden" geschah!
Klar, die wurden bei Patientenausfällen abgebaut. Und blieben doch welche übrig, sollten die am besten noch über Benzingutschein vergütet werden. Man spart, wo man kann!
Ein Gespräch mit der PI hierüber war doch sehr interessant.
Wie sehr sich diese Frau im Recht sah, seit Jahren das Arbeitsrecht zu beugen. ("Alle in der Umgebung machen das so!")
Große Empörung, wenn man diese Praxis hinterfragte. Erstaunlich, wie die Tatsachen verdreht wurden.
Mir wurde angeraten, mir einen Nebenjob als Putzfrau zu suchen und mal meinen Lebensstandard zu überdenken.

Praxis 2: Für 27 Wochenstunden sollten 32 Patienten behandelt werden. Dafür sage und schreibe 1100,- brutto.
Stellte sich am Jahresende heraus, dass man die Ausfälle gut kompensiert hat, gab es einen satten Bonus von 100 € ( oder waren es nur 50?). Und das mit mehrjähriger Berufserfahrung!
Soll auch Arbeitgeber geben, die Weihnachtsgeld zahlen...

Nun kann man sich über asoziale, ausbeuterische Arbeitgeber beschweren. Die beiden sind ja leider keine Ausnahme.

Aber ich wundere mich genauso über die Angstellten, die das mitmachen. Nur deswegen gibt es Praxen, in denen solche Bedingungen gang und gäbe sind.
Warum lässt man sich das bieten? Ich versteh es nicht.
Zum Teil scheint es richtig verpönt, ja, auch unter anderen AN, sein Recht zu fordern.
Man will den Mund nicht aufmachen, man will sich beim Chef einschmeicheln, keine Ahnung. Man kommt sich so edel vor? Erklär mir das bitte jemand!

Wenn Patientenausfälle als Minusstunde angerechnet werden, wenn die Vorbereitungszeit nicht reicht, Berichte in der Freizeit geschrieben werden müssen, dann stimmt da was nicht!


Und das ist nur zum Teil die Spezies Minijobber. Manche Hobby-Ergotherapeutinnen und Supermuttis, die nicht auf das Geld angewiesen sind. Dann wird das goldige Söhnchen 16, und Mutti fällt auf einmal ein: "So, ich muss jetzt was für meine Rente tun." Dann wird auf sagenhafte 20 Wochenstunden aufgestockt, "Aber ich kann nur vormittags arbeiten, ich habe Kinder!"
Solidarität?? Nullanzeige.

Manche PI sagen, sie könnten nicht mehr zahlen.
Angesichts großer sozialer Ungleichheiten in manchen Praxen erscheint das nicht immer glaubwürdig.
Da trägt die Angestellte Second-Hand, und die Frau vom PI Designerklamotten, arbeitet aber nur 10 Stunden pro Woche.
Weitere Stichpunkte: BMW und Mercedes.


Ich finde, es ist ein Armutszeugnis für unseren Berusstand, was hier teilweise läuft.
Und ich finde, es sollte sich was ändern!!!!!
24. Juli 2014 15:16 # 2
Registriert seit: 18.10.2012
Beiträge: 1476

Geändert am 12.09.2014 13:44:00
Oh ha da haste ja wirklich nur Pech gehabt. Das Problem kenne ich. Ich hatte auch mal für eine Praxis gearbeitet wo die Bedingungen absolut mies waren, bin jedoch ziemlich schnell gegangen. Die Patienten hatten sich schon bei mir beschwert, da ich schon die dritte Ergotherapeutin bin die sie behandelt und dazu kommt, dass der Therapeutenwechsel innerhalb einer sehr kurzen Zeit statt gefunden hatte. Ich war teilweise die dritte Ergotherapeutin innerhalb eines Rezeptes.::mad:: Ich frage mich wie viele die armen Patienten noch nach mir an Therapeuten mitmachen mussten. Aber kein wunder bei so miesen Arbeitsbedingungen. Aber es ist halt auch schwierig. Ich denke mal viele Ergotherapeuten haben keine andere Wahl. Die sind auf das Geld angewiesen und bekommen womöglich wo anders keine Stelle. Du kannst ja nicht so einfach ohne irgend was anderes in Aussicht zu haben kündigen, da man ja erstmal kein Geld vom Amt bekommt, wenn man selber kündigt. ::mad::
Wobei 1000 € für 27 h wären mir viel zu wenig gewesen. Die Stelle hätten se gleich behalten können. Da zahlt ja die Zeitarbeitsfirma ja besser. Ich habe mal bei so einer als Ergotherapeutin in einer Klinik gearbeitet und da hatte ich wirklich ein besseres Gehalt gehabt. Plus Fahrgeld für alleine die Hinfahrt zur Arbeit und für die Rückfahrt. Hatte Netto sogar genau so viel raus bekommen, als wenn ich brutto mehr verdient hätte und kein Fahrgeld bekommen hätte. Und bei jeder Zeitarbeitsfirma wo ich mich auch beworben habe, hätte ich mehr Geld bekommen als da.

Übrigens ich bin selber PI und weis daher was man so im Durchschnitt verdient. Komme zwar aus Bayern, aber ein angemessenes Gehalt ist auch im Osten drin. Wobei ich finde das Risiko sollte schon der PI tragen und nicht der AN. Gott sei Dank gibt es auch Praxen die wirklich auch angemessen bezahlen und zwar nach Stunden nicht nach Anzahl der Patienten und die Doku und Berichte muss man nicht in seiner Freizeit schreiben.
Ich gebe dir Recht ein PI kann doch nicht als Ausrede haben, ja das macht ja jeder so. Wo kommen wir da hin. Leider gibt es noch viel zu viele schwarze Schafe.
Wobei ich bin zwar PI aber einen BMW oder Mercedes kann ich mir trotz dem nicht leisten. ::wink:: auch wenn ich voll ausgelastet wäre. Markenklamotten trage ich zwar, aber die waren ja auch nicht teuer und die meisten waren herunter gesetzt.
Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren.
24. Juli 2014 17:05 # 3
Registriert seit: 01.04.2014
Beiträge: 599

Hallo Jona33,

ich wundere mich genauso wie Du, dass Arbeitnehmer das immer wieder mit machen. Denn nur so kann es überhaupt zu dieser Ausbeutung kommen. Ich bin auch der Meinung, dass wir ET's als Angestellte unsere Rechte haben und diese auch einfordern sollten. Das fängt bei einem fairen Arbeitsvertrag an und geht dann bei fairen Arbeitsbedingungen weiter. Manchmal frage ich mich, ob das Ausbeuten funktioniert, weil das Selbstwertgefühl gering ist oder woran das liegt. Aber kein Kaufmann, Handwerker, technischer Zeichner.... (männlich und weiblich) würde das mit sich machen lassen. Kann es sein, dass wir in der Ausbildung zu wenig über unsere Rechte aufgeklärt werden und dass zu wenig Soft Skills, damit meine ich auch Auftreten udn Verhandlungsgeschick, vermittelt bekommen?

Ich kann nur allen raten lieber etwas länger nach einem fairen Arbeitsplatz mit ethischen Bedingungen zu suchen als das erst beste anzunehmen, denn jeder der was finden will, findet auch etwas. Und jeder der sich etwas wert ist, braucht sich nicht unter Wert zu verkaufen.

In diesem Sinne allen die auf Arbeitssuche sind viel Erfolg und allen frisch Examinierten: Ihr habt einen tollen Beruf erlernt, Ihr habt was auf dem Kasten, verkauft Euch für einen angemessenen Wert!
11. September 2014 19:43 # 4
Registriert seit: 23.05.2008
Beiträge: 125

Hallo ihr zwei!!!

Schlechte Arbeitsbedingungen habe ich auch schon erlebt! Dann heißt es schnell weg und sich den Mist nicht bieten lassen! Aber Woher kommen diese Häufungen? Der Ursprung allen
Übels ist die schlechte Vergütung der Rezepte von den Kassen! PI können häufig nicht so gut zahlen wie sie gern würden.
Ich denke irgendwann stumpfen viele ab. AN lassen sich auf die schlechten Bedingungen ein, weil sie es häufig
auch nicht besser wissen. Hier liegt wieder das Problem der schlechten Ausbildung.

Wenn ihr unzufrieden seid, dann werdet doch aktiv;) Am 11.Oktober 2014 findet in Frankfurt am Main eine
Demo statt!!!::thumbup:: Für bessere Vergütung;) Näheres unter: www.bund-vereinter-therapeuten.de

12. September 2014 12:35 # 5
falladar
falladar
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 1376

... hallo Jona 33,

was hast du daran geändert? Warum suchst du dir solche Arbeitsangebote und unterstützt somit diese Unternehmen die du hier als Aushängeschild unseres Berufsstandes darstellst? Wie soll unsere Außendarstellung mit dieser und deiner Art der "Berichtserstattung" verbessert werden?

MfG falladar
12. September 2014 15:09 # 6
Registriert seit: 09.02.2012
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 423

Geändert am 12.09.2014 15:11:00
@falladar:
Woran machst du bitte fest, dass sie sich immer noch solche Angebote aussucht? Das steht nirgendwo! Und man kann auch nicht einfach pauschalisieren á la "Dann such dir sowas nicht aus." Denn leidergottes entdeckt man die miesen Bedingungen eben erst, wenn es zu spät ist und man den Vertrag bereits unterschrieben hat (ja, auch mit Hospitation). So einfach ist das nämlich nicht. Ein Grund, weshalb ich in kürzerer Zeit öfters den Job gewechselt habe und es mir egal war, wie oft ich einen Wechsel habe - solange die Bedingungen gut sind! "Jobhopper" haben aber auch ihr Für und Wider und ich kann verstehen, wenn das manche nicht möchten.

@Ninechen:
Das teilweise auf die miese Rezeptvergütung zu beziehen ist vermutlich durchaus berechtigt. Allerdings kann man nicht sagen, dass das immer so ist! Ich habe schon in Praxen gearbeitet, wo der Inhaber einen schönen dicken Mercedes gefahren ist - und damit kein Problem hatte, seine Angestellten für unter 9,00 EUR Lohn arbeite zu lassen. Ich weiß auch, dass er nach wie vor extrem gut von seiner Praxis leben kann. An der miesen Bezahlung hat sich trotzdem nix geändert. In meinen Augen ist das Risiko, dass auch Praxisinhaber/innen schlichtweg geld- und profitgeil sind, kein Tabugedanke und sollte Berücksichtigt werden! Ich weiß, nun werden wahrscheinlich wieder viele PIs empört und entsetzt aufschreien - ist mir aber ziemlich egal. ;)

Zitat / Wenn ihr unzufrieden seid, dann werdet doch aktiv;) Am 11.Oktober 2014 findet in Frankfurt am Main eine hat geschrieben:

Schön und konstruktiv! Sowas sollte es öfters und verbreiteter geben... nicht jeder hat die Möglichkeit, dorthin zu fahren. :)
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