Geändert am 24.07.2014 17:43:00
Hallo Kollegen,
eine weitere Anekdote zum Thema Arbeitsbedingungen.
Praxis 1: Es wurde nach Stunden bezahlt, es gab kein festes Monatsgehalt. So weit, so gut. Allerdings: Es wurden pro Monat lediglich 4 Wochen abgerechnet, der Rest hieß Überstunden. Und nun ratet mal, was mit diesen "Überstunden" geschah!
Klar, die wurden bei Patientenausfällen abgebaut. Und blieben doch welche übrig, sollten die am besten noch über Benzingutschein vergütet werden. Man spart, wo man kann!
Ein Gespräch mit der PI hierüber war doch sehr interessant.
Wie sehr sich diese Frau im Recht sah, seit Jahren das Arbeitsrecht zu beugen. ("Alle in der Umgebung machen das so!")
Große Empörung, wenn man diese Praxis hinterfragte. Erstaunlich, wie die Tatsachen verdreht wurden.
Mir wurde angeraten, mir einen Nebenjob als Putzfrau zu suchen und mal meinen Lebensstandard zu überdenken.
Praxis 2: Für 27 Wochenstunden sollten 32 Patienten behandelt werden. Dafür sage und schreibe 1100,- brutto.
Stellte sich am Jahresende heraus, dass man die Ausfälle gut kompensiert hat, gab es einen satten Bonus von 100 € ( oder waren es nur 50?). Und das mit mehrjähriger Berufserfahrung!
Soll auch Arbeitgeber geben, die Weihnachtsgeld zahlen...
Nun kann man sich über asoziale, ausbeuterische Arbeitgeber beschweren. Die beiden sind ja leider keine Ausnahme.
Aber ich wundere mich genauso über die Angstellten, die das mitmachen. Nur deswegen gibt es Praxen, in denen solche Bedingungen gang und gäbe sind.
Warum lässt man sich das bieten? Ich versteh es nicht.
Zum Teil scheint es richtig verpönt, ja, auch unter anderen AN, sein Recht zu fordern.
Man will den Mund nicht aufmachen, man will sich beim Chef einschmeicheln, keine Ahnung. Man kommt sich so edel vor? Erklär mir das bitte jemand!
Wenn Patientenausfälle als Minusstunde angerechnet werden, wenn die Vorbereitungszeit nicht reicht, Berichte in der Freizeit geschrieben werden müssen, dann stimmt da was nicht!
Und das ist nur zum Teil die Spezies Minijobber. Manche Hobby-Ergotherapeutinnen und Supermuttis, die nicht auf das Geld angewiesen sind. Dann wird das goldige Söhnchen 16, und Mutti fällt auf einmal ein: "So, ich muss jetzt was für meine Rente tun." Dann wird auf sagenhafte 20 Wochenstunden aufgestockt, "Aber ich kann nur vormittags arbeiten, ich habe Kinder!"
Solidarität?? Nullanzeige.
Manche PI sagen, sie könnten nicht mehr zahlen.
Angesichts großer sozialer Ungleichheiten in manchen Praxen erscheint das nicht immer glaubwürdig.
Da trägt die Angestellte Second-Hand, und die Frau vom PI Designerklamotten, arbeitet aber nur 10 Stunden pro Woche.
Weitere Stichpunkte: BMW und Mercedes.
Ich finde, es ist ein Armutszeugnis für unseren Berusstand, was hier teilweise läuft.
Und ich finde, es sollte sich was ändern!!!!!