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rechts-links-Unterscheidung/Dyskalkulie

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29. Juli 2014 15:02 # 1
Registriert seit: 11.10.2006
Beiträge: 21

Hallo zusammen :-)

Ich habe ein Mädchen (nennen wir sie Marie) in Behandlung, kommt in die zweite Klasse, sitzt wegen Spina bifida im Rollstuhl, wird mit INtegrationshelferin in einer Regelgrundschule unterstützt und bekommt Fördereinheiten durch eine Lerntherapeutin (die zugleich Dyskalkulietrainerin ist). Zusätzlich hatte sie einen Hydrozephalus, mit Shunt aber nun unproblematisch. Ihr Kleinhirn ist bis zum zweiten Halswirbelkanal abgerutscht.

Marie war schon als Vorschulkind bei mir in Behandlung, damals mit dem Schwerpunkt zuerst auf der Feinmotorik (Hier gibt es keine mir bekannten Probleme mehr). Im weiteren Verlauf der Behandlung vor Schuleintritt besonders im Bereich Mengenverständnis, Raum-Lage, räumliche Beziehung. Sie hatte die Zahlen und Mengen bis 3 begriffen.
Ihre Eltern habe ich beraten und angeleitet, u.a. wie sie das Mengenverständnis fördern können (TIsch decken für 4 Personen, Dinge abzählen, sortieren etc.).
Nicht aufgefallen war mir eine Schwäche in der Rechts-Links-Unterscheidung.
Nach Schuleintritt war eine Therapiepause von gut einem halben Jahr, dann kam Marie mit Diagnose Dyskalkulie zu mir zurück.
In Zusammenarbeit mit der Lerntherapeutin soll ich nun besonders weiter Raum-Lage und räumliche Beziehung sowie die Rechts-Links-Unterscheidung in den Fokus der Therapie stellen. Die Lerntherapeutin fragt außerdem nach Anregungen, wie sie die Förderung von rechts und links in ihre Einheiten einbauen kann.

Nun meine Fragen an euch:

Wie mache ich das mit einem Mädchen im Rollstuhl??? Soweit ich weiß entwickelt sich dieses Verständnis über das "Erleben am eigenen Körper", sprich auf, über, unter Dinge klettern, sich zwischen Dingen befinden. "vor" und "hinter" sein erleben und so die Begriffe verstehen und sie später auf den Zahlenraum übertragen können (Vorgänger, Nachfolger von Zahlen etc.)
Auch die Rechts-Links-Unterscheidung kommt doch dadurch zustande? Wie lässt sich das mit diesem Mädchen umsetzen?
In der Vorschule arbeitete ich mit Hindernisparcours etc. Marie tut all diese Dinge ihren Möglichkeiten entsprechend krabbelnd, aber sehr, sehr langsam. Spielerische Umsetzung der Therapieinhalte nimmt sie gern an, doch scheint sie dann so auf das Spiel fixiert, dass sie die Dinge, um die es mir geht, nicht mehr aufnehmen kann.
Wie fördere ich konkret die Rechts-Links-Unterscheidung? Die Lerntherapeutin fragte nach Anregunge, die sie in ihre Einheiten einbauen kann.

So, ich hoffe ihr fühlt euch nach diesem Text nicht direkt wie erschlagen... Ich freue mich über jede Anregung und Hilfe!

Liebe Grüße,
Fellea

29. Juli 2014 20:53 # 2
Registriert seit: 05.04.2010
Beiträge: 894

hallo :)

ist sie selbst in der lage, sich mit rollstuhl fortzubewegen?
du kannst hindernisparcours machen, wo du sachen einbaust wie "links am baussteein vorbei, dann den rechten ball nehmen und in den linken eimer legen" usw.
als eselsbücke kannst du ein lila und ein rotes band ums handgelenk binden.

auch bei lük gibts viele aufgaben zur räumlichen orientierung.

ich habe auch oft figuren und bausteine genommen und die kinder aufgaben erfüllen lassen. den hund auf den kleinsten stein setzen, die rote spielfigur rechts neben den gelben stein, die ente vor den grünen baum usw.

viel spaß :)
lg
29. Juli 2014 23:20 # 3
Registriert seit: 15.03.2003
Beiträge: 944

OOH,
sie ist 6. wird 7 vermute ich mal und beherrscht die Menge 3? Weiter kommt sie noch nicht? Das ist dann aber nicht nur ne Dyskalkulie...aber das ist ne Vermutung (habe lange mit körperl. und geistig gehandicapten Kindern gearbeitet), dafür weiß ich zu wenig...
Gruß Sabine

"Die Kunst ist, den Kindern alles, was sie tun oder lernen sollen, zum Spiel zu machen."
John Locke
30. Juli 2014 09:16 # 4
Registriert seit: 15.03.2003
Beiträge: 944

Nachtrag,
erstelle doch mal ein Entwicklungsprofil...dann siehst du wo sie in ihrer Gesamt entw steht. Dann ist auch klarer, was sie warum nicht/ nocht nicht können kann, zusätzl zu ihren körperlichen Handicaps....
Gruß Sabine
Solltest du Fragen haben,gerne PN
"Die Kunst ist, den Kindern alles, was sie tun oder lernen sollen, zum Spiel zu machen."
John Locke
30. Juli 2014 09:55 # 5
Registriert seit: 18.10.2012
Beiträge: 1476

Geändert am 30.07.2014 09:58:00
Ich würde ihr an der rechten Hand ein rotes Bändchen anbringen. Mein kleiner Bruder geistig Behindert hatte mit dieser Methode gelernt rechts und links voneinander zu unterscheiden. Da wo sein rotes Bändchen am Handgelenk war, wusste er dann, dass sich da rechts befindet. Seine Linke Hand hatte kein Bändchen gehabt. Wenn sie mit dem Rollstuhl fahren kann würde ich auch einen Hindernisparkur mit dem Rollstuhl machen. Roter Klotz recht vorbei fahren. So hat sie auch noch eine Eselsbrücke. Rot =Rechts. Gegenstände sortieren. Die einen kommen in die rechte Ecke und das andere in die linke Ecke. Das Bändchen hatte ihm sehr geholfen.
Sonst kann man noch Übungen machen wie zeige mir deinen Rechten Arm und jetzt mal deinen linken Arm.
Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren.
30. Juli 2014 11:33 # 6
Registriert seit: 11.10.2006
Beiträge: 21

Danke für eure Antworten :-)!

@Rowdy:
Marie fährt mit ihrem Rollstuhl umher. Sobald sie etwas transportieren soll, ist sie sehr sehr vorsichtig, dass ihr nichts runterfällt. Ich hatte schon mal angeregt, ihr eine Bauchtasche oder einen kleinen Ricksack zu geben, mit dem sie DInge im Rollstuhl transportieren kann. Das nahm sie jedoch nur wenig an.
Bei Lük ist das Problem, dass sie die Logik bzw. die Abfolge des Spiels nur mit Hilfe nachvollziehen kann. Daher befürchte ich, dass die eigentliche Aufgabe damit unter geht.

Die Idee mit dem Bändchen am Handgelenk find ich gut. Das muss sie dann nur auch den ganzen Tag tragen, aber das sollte funktionieren. Sollte ich dann auch noch die Körperwahrnehmung dazu nehmen, damit sie nicht nur auswendig lernt?

Dazu baue ich HIndernisparcours mit "Fahranweisungen" wo es lang geht und Aufgaben dazu. Gibts noch etwas, was sie auch zu Hause machen kann? Sowas wie Mengen vergleichen, Paare finden hatte ich der Mutter schon mal geraten.

Liebe Grüße,
Fellea
30. Juli 2014 12:40 # 7
Registriert seit: 20.05.2007
Bundesland: Schleswig-Holstein
Beiträge: 722

Im Alltag bieten sich doch für die Eltern viele Möglichkeiten, das Thema unterzubringen. So aus dem Stehgreif:

Aufräumen: Alle Bücher links/rechts ins Regal, alle Pullover auf die linke/rechte Seite, alle T-Shirts auf die linke/rechte Seite des Schranks usw.

Tisch decken: Glas oben rechts, Messer rechts, Gabel links..

Straße überqueren: Nach links-rechts-links schauen

Waschen und anziehen: Hier gibt's viel rechts und links: Arme, Hände, Beine, Füße, Ohren.. Ärmel, Hosenbeine, Socken, (Hand-)Schuhe..

Ich bin sicher, dir und den Eltern fällt da noch mehr ein. Alltagstätigkeiten lassen sich dann in verschiedenen Varianten nutzen: Kind selbst benennen lassen (z.B. "Welchen Schuh hast du zuerst angezogen?" - "Den linken/rechten.") oder auch selbst benennen und auffordern ("Stell mal alle Bücher links/rechts ins Regal.").

Mit etwas Kreativität lassen sich auch selbst erfundene oder vorhandene abgewandelte Geschichten nutzen, sodass eine Bewegungsgeschichte daraus wird, z.B.: Es war einmal ein König, der besaß ein prunkvolles Schloss rechts des großen Flusses (Kind hebt die rechte Hand). Er hatte zwei wunderschöne Zwillingstöchter (Kind zeit zwei Finger), die er für absolut einzigartig hielt. Um diese Einzigartigkeit zu unterstreichen, wählte er bei ihrer Geburt zwei außergewöhnliche Namen (Kind zeigt zwei Finger), auf dass kein anderes Mädchen im Königreich diese Namen tragen würde: Er nannte sie "Prinzessin Links" (Kind hebt die linke Hand) und "Prinzessin Rechts" (Kind hebt die rechte Hand). Prinzessin Rechts (Kind hebt die rechte Hand) und Prinzessin Links (Kind hebt die linke Hand) glichen einander äußerlich wie ein Ei dem anderen. Um sie besser auseinander halten zu können, schenkte der König den beiden zur Geburt jeweils einen Ring, welchen Prinzessin Rechts (Kind hebt die rechte Hand) Tag und Nacht am rechten Ringfinger (Kind hebt die rechte Hand oder zeigt den rechten Ringfinger), Prinzessin Links (Kind hebt die linke Hand) an ihrem linken Ringfinger tragen (Kind hebt die linke Hand oder zeit den rechten Ringfinger) tragen sollte.
Die Prinzessinnen, stets nur Flausen im Kopf erlaubten sich gerne, ihrem Vater Streiche zu spielen. So kam es vor, dass Prinzessin Links (Kind hebt die linke Hand) ihren Ring zuweilen auf der rechten Seite trug (Kind hebt die rechte Hand), Prinzessin Rechts (Kind hebt die rechte Hand) ihren auf der linken (Kind hebt die linke Hand). Der König brauchte oft eine ganze Weile, um das Spiel zu durchschauen, ein Mal sogar ganze vier Tage (Kind zeit vier Finger)! Die Prinzessinnen konnten sich während dieser Zeit nur schwer das Kichern verkneifen, so viel Spaß hatten sie dabei. Der König liebte seine Mädchen sehr und konnte ihnen daher nicht böse sein. Trotzdem stampfte er jedes Mal gespielt wütend drei Male (Kind zeit drei Finger) mit dem linken Fuß auf (Kind stampft mit dem linken Fuß), rief: "Na wartet, ihr zwei (Kind zeit zwei Finger)! Wenn ich euch erwische..!" und jagte sie um das Schloss. Die Mädchen wussten genau, was passieren würde, wenn der König sie erwischte: Er würde Prinzessin Links (Kind hebt die linke Hand) und Prinzessin Rechts (Kind hebt die rechte Hand) durchkitzeln, bis ihnen vor lachen die Bäuche weh taten und anschließend würden sie gemeinsam ein großes Eis essen gehen, mindestens drei Kugeln (Kind zeit drei Finger) für jeden, denn großzügig war er, der König, und hätte seinen Prinzessinnen keinen Wunsch abschlagen können.


Usw... den Rest musst du bzw. die Eltern dir selbst ausdenken, kann jetzt hier keine komplette Geschichte schreiben.

Vielleicht sind ja ein paar Anregungen dabei :) Viele Grüße! Kinaa
Nicht alles, was Hand und Fuß hat, hat auch Herz und Hirn.
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