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Unglücklich in Förderstätte

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16. Oktober 2014 10:34 # 1
Registriert seit: 16.10.2014
Beiträge: 1

Geändert am 16.10.2014 13:49:00
Hallo ihr Lieben,

ich muss nach dem gestrigen Tag einfach mal alles loswerden und vielleicht hat jmd ähnliche Erfahrungen gemacht, bzw. fühlt sich in seinem Job alles andere als wohl.

Ich bin 23 Jahre und seit vier Jahren ausgelernte Ergotherapeutin. Seit zwei Jahren arbeite ich in einer Förderstättengruppe für relative junge, männliche Autisten. Zusammen mit meinem Kollegen (HEP) habe ich die Gruppe aufgebaut, jedoch vorübergehend in einem alten Gebäude bis die neuen Räume 2016 fertig werden. Hört sich bis hierher egtl ganz gut an, finde ich. Ehrlich gesagt hat mich die Arbeit mit Autisten schon lange interessiert, allerdings sind meine drei Betreuten hier zusätzlich auch noch schwerst-mehrfachbehindert.

Ich habe das Gefühl als würde mich die Arbeit hier verblöden, unterfordern aber trotzdem extrem anstrengen. Zum Einen ist jeder Tag gleich (klar, ich arbeite ja auch mit Autisten zusammen..), ich muss täglich bis zu hundert Mal die gleichen Sätze sagen, alle drei sind sehr fremdaggressiv, extremst sturzgefährdet, lautieren und speicheln sehr stark. Zum Anderen ist mein Kollege zwar meistens im Haus, aber dann egtl nie in der Gruppe (muss sich irgendwie überall anders wichtig machen) oder sitzt vor dem Computer. Da ich die drei "Spezialisten" jedoch nicht mal im Nebenraum unbeaufsichtigt lassen kann, kann ich während meiner Arbeitszeit also nicht mal auf die Toilette, oft auch keine Pause machen oder z.B. Arbeitsmaterial am PC herrichten (wir arbeiten nach TEACCH, es gäbe also viele Möglichkeiten kreativ zu werden). Ist mein Kollege dann mal da und ich hätte die Chance ins Büro zu gehen und genau so etwas zu erledigen, stellt er sich (anstatt den Gruppendienst weiter zu führen) teilnahmslos ins Büro (wartet also egtl nur drauf dass ich seinen Thron wieder verlasse..) oder schaut mir direkt in den Bildschirm und kontrolliert alles was ich mach. Er traut mir nicht mal zu dass ich die Getränke richtig bestelle, obwohl ich doch diejenig bin ich die die drei Betreuten am besten kennt. Von anderen verantwortungsvollen Aufgaben brauch ich also gar nicht reden...
wir beide sind Fachkräfte, allerdings fühle ich mich, so wie ich behandelt werde, eher wie eine Praktikantin die seit zwei Woche da ist, aber gut genug um die Gruppe immer allein zu schmeißen bin ich anscheinend.

Ich bin also schon länger am überlegen ob ich nicht lieber kündigen sollte, da ich einfach das Gefühl habe dass mich die Arbeit von meiner egtl Kompetenz als Ergo entfernt und ich einfach viel zu wenig "normal" sein kann (ich bin also 9 Stunden mit den nichtsprechenden Autisten in der Arbeit ohne dass währenddessen mal ein Kollegen hier mal vorbeischaut, da wir ja eben in dem abgelegenen, alten Gebäude sind). Allerdings spricht dagegen dass ich hier einen unbefristeten Vertrag habe und dass mir die Einrichtung eine Fachweiterbildung (Menschen mit Autismus verstehen und begleiten) bezahlt hat (wofür ich aber nichts unterschrieben habe, dass ich mich dafür verpflichten werden..).
Letzte Woche hatte ich wieder einen Kurs (Thema: Arbeiten und Wohnen) und wir hospitierten in einer unglaublich tollen Einrichtung, sodass ich wieder total viel Lust hatte auf die Arbeit mit Autisten... bis ich Montag wieder in meine Arbeit kam...

Ich würde am liebsten in den Bereich Gesundheitsförderung/Prävention oder Orthopädie gehen, also wieder richtig THERAPEUTISCH und nicht so viel pflegerisch arbeiten. Wie aber wenn ich noch kein Gramm Berufserfahrung in diesen Bereichen habe (bisher war das funktionelle Arbeiten einfach nicht Thema) und ich mir z.B. einen Kurs für die Manualtherapie nicht leisten kann?


17. Oktober 2014 16:03 # 2
Registriert seit: 07.04.2010
Beiträge: 50

Hallo Insnll,
na, das klingt wirklich ein bisschen nach beruflicher Krise. Und vielleicht ist ja jetzt eine gute Zeit, Deinen fachlichen Horizont zu erweitern...
Auf keinen Fall würde ich einfach so kündigen. Denn das bringt Dich ja erst mal in eine noch schwierigere Situation. Ich würde Dir empfehlen, ergotherapeutische "Basisfortbildungen" zu besuchen. Z.B. "Einführung in das Bobath-Konzept", oder eine Fobi für Pädiatrie. Diese Fortbildungen umfassen meist nur ein Wochenende und kosten so zw. 200,- € und 250,- €.
Dabei lernst Du auch andere Ergotherapeuten kennen, erfährst etwas über deren berufliche Situation und kannst im Laufe der Zeit überlegen, ob ein anderer Bereich für Dich infrage kommt. Und wenn nicht, kannst Du das Gelernte sicher auch in Deiner Stelle gebrauchen.

Lass den Kopf nicht hängen. Solche Phasen, wie Du sie gerade hast, gehören zum Leben und bringen einen, wenn man sich traut und etwas wagt, auf jeden Fall weiter.

Alles Gute von
Marie-Lu
22. Oktober 2014 19:37 # 3
Registriert seit: 30.07.2001
Beiträge: 58

Hallo Insnll,
Das klingt echt frustrierend, vorallem die Zusammenarbeit mit Deinem Kollegen.
Habt Ihr schon einmal unter 4 Augen miteinander darüber geredet und hast Du ihm schon mal gesagt, wie es Dir geht?

Ich hatte auch mal eine sehr anstrengende Kollegin, Absprachen waren kaum möglich und ich war auch total unzufrieden. Leider hat es dann trotz mehrfachen Gesprächen einfach nicht mit uns geklappt, aber es war wenigstens ein Versuch.

Oder gibt es noch andere Fachkräfte, z.B. Sozialdienst o.ä. die Euch unterstützen und die vielleicht vermitteln können? Ist ja auch für Eure Betreuten keine gute Situation. Oder eben auch mal mit den Vorgesetzten reden, denn es sollte ja auch in deren Interesse sein, dass es den Mitarbeitern gut geht.

Ich denke ich würde zunächst versuchen, ob ich die aktuelle Situation irgendwie verbessern kann und auch meine Probleme offen ansprechen.
Sollte das nicht möglich sein, dann würde ich auch versuchen eine andere Stelle zu finden.

Auch wenn es ein Wechsel in einen ganz anderen Fachbereich ist, so wäre das ja nicht unmöglich. Ein Versuch schadet nie, vielleicht findest Du ja eine Einrichtung, die Dich auch als Anfänger in dem Bereich nimmt und Dich bei der Einarbeitung und ggf. Fortbildung unterstützt? Unmöglich ist das ja nicht und dann hast Du es wenigstens versucht.

Ich wünsch Dir alles Gute und lass Dich nicht unterkriegen!::thumbup::
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