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Lagerungsschiene/Orthese

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23. Juni 2015 16:21 # 1
Registriert seit: 04.10.2010
Beiträge: 72

Geändert am 23.06.2015 16:29:00
Hallo,
wann ist es sinnvoll einen Schlaganfallpatienten mit starker Spastik in der Hand mit einer Schiene /Orthese zu versorgen , oder ist es unsinn ? Was spricht dafür was spricht dagegen ? Welche sind gut und worauf muss geachtet werde?

Kann mir jemand helfen ?

Vg
Hsm
23. Juni 2015 16:31 # 2
Registriert seit: 23.02.2009
Bundesland: Hessen
Beiträge: 135

Geändert am 23.06.2015 16:31:00
Meines Wissens nach (und das ist natürlich begrenzt, teilweise veraltet, etc) macht eine Schienenversorgung bei Spastizität ganz pauschal gesagt wenig Sinn, wenn der Fokus auf der Anbahnung von Funktionalität liegt. Die Spastizität wird durch die Schiene nicht verhindert/unterdrückt, sondern eher begünstigt, da die Schiene als Unterstützungsfläche genutzt wird, gegen die sich die Hand abstützen kann. Ob das nun in jedem Einzelfall auch passiert...
Nun stellt sich der Leser die Frage, wie es dann sein kann, dass so viele Schienen an Patienten mit hypertonen Paresen "verkauft" werden: Die Schiene soll die biomechanischen Umbauprozesse für Zeitraum X aufhalten, d.h. Verkürzung/Einsteifung und für eben diesen Zeitraum X eine Belüftung der ansonsten verschlossenen Hautpartien ermöglichen.

Bsp: Spastische Hand, dauerhaft geschlossen, kein Licht, keine Luft, immer feucht => Hautpilz

Die Schiene soll der erarbeiteten Bewegungsausmaße nach therapeutischer Anwendung erhalten.

Ich bin kein Freund von Schienen, jedoch befürworte ich sie, wenn die Patienten durch ihre Spastizität und die daraus resultierenden Fehlstellungen Schmerzen/Ödeme haben/bekommen und die Schiene Linderung verschaffen kann.

edit: Mein Beitrag bitte nur auf Schienenversorgung bei Schlaganfallpatienten beziehen. Rheuma und Co stehen auf einem ganz anderen Blatt
24. Juni 2015 02:15 # 3
Registriert seit: 17.06.2010
Beiträge: 318

Hallo hsm,

ich bin jetzt auch schon seit einem Jahr nicht mehr in der Neurologie tätig, somit hoffe ich auf noch aktuellere Hinweise von anderen. Mein letzter Stand ist, dass es wichtig ist, Rigor von Spastizität zu unterscheiden durch gezieltes Testen (Beispiel Ashworth etc...). Spastik ist ein geschwindigkeitsabhängiger Dehnungswiderstand im Gegensatz zu Rigor. Das heißt, wichtig ist auch der Schädigungsort (extrapyramidal versus pyramidal). Bei Rigor ist der Widerstand relativ konstant. Mein Wissensstand ist der, dass bei einem Rigor somit der Widerstand auch nicht gut nachlässt und Schienenbehandlung eher kontraproduktiv ist. Viel wichtiger ist Mobilisation. Bei Spastizität hingegen ist Dehnung durchaus wirksam und auch sehr wichtig, um das Bewegungsausmaß zu erhalten. Deshalb kann eine Schiene hier durchaus sinnvoll unterstützen. Es ist wichtig, dann die Zeiten genau festzulegen, d.h. beim Gehen oder Herumfahren mit dem Rollstuhl ist es z.B. nicht sinnvoll ("assoziierte Reaktionen" bzw. Muskelsynergien, je nachdem wie man es nennen mag). Ich habe auch gute Erfahrungen mit Johnston Splints gemacht, da sich diese schön anpassen und viel propriozeptive Reize setzen, die das Nachlassen begünstigen. Es ist ein Mythos, dass man bei Spastizität nichts in die Hand geben soll, im Gegenteil, je mehr Kontrolle über den Muskeltonus vorhanden ist = aktives Nachlassen und Reagieren auf Reize, um so eher ist Spastizität beeinflussbar.
Das heißt: Dehnung und Bewegung sowie Üben von aktiver Kontrolle über den Muskeltonus sind hilfreich, am besten in Kombination. Wichtig: Klient anleiten zu Eigenübungen für alle drei Aspekte- das geht! z.B. Eigendehnung an Stuhlkante, Sich selbst Dinge in die Hand geben und vorsichtiges passives Selbstbewegen des Handgelenks, Öffnen der Hand mit der anderen Hand etc... Wenn aktive Bewegungsansätze vorhanden sind, immer so viel wie möglich aktiv üben und das in den Alltag integrieren- wie Cremedose, Zahnpastatube festhalten etc... Eine spastische Hand kann man viel besser nutzen als eine schlaffe- ich hab meine Klienten da immer ermuntert und alle haben gelernt, ihre Spastik für sich zu nutzen.
Eine Schiene kann unterstützen, muss aber gut toleriert werden. Rigor sollte ausgeschlossen sein. Soweit mein Stand...
Liebe Grüße, Dattel
25. Juni 2015 08:03 # 4
Registriert seit: 04.10.2010
Beiträge: 72

Hallo und guten Morgen,

herzlichen Dank für die Antworten .....

Kann noch jemand was dazu beitragen ?::biggrin::

Einen schönen Tag ::smile::
hsm
25. Juni 2015 19:34 # 5
Registriert seit: 05.01.2015
Beiträge: 86

Lieber hsm,

eine Schienenversorgung bei Spastiken ist immer eine Sache, die gut abgewogen werden sollte. Eine pauschale Antwort kann man da nicht geben, da jeder Patient ein kleines Bisschen anders auf die Schiene reagiert. Generell gilt, dass eine Schienenversorgung kontraproduktiv ist, wenn der Tonus in der Schiene hoch geht.
So aber in der Schiene eine Tonursegulation möglich ist und somit eine günstigere Position für die Gelenke erreicht werden kann, so wäre eine Schienenversorgung jedoch sinnvoll. Für ein effektives Aufdehnen, der sich in der Regel verkürzenden palmaren Strukturen, muss die Schiene dann in kleinen Schritten angepasst werden, um den Druck niedrig zu halten, der die Position der Hand/ des Arms korrigiert.
Dabei muss der Patient aber in der Lage sein, die Schiene bei einschießender Spastik selbständig abzulegen, da die Schiene sonst über ihren Widerstand die Spastik verstärken würde.

Orthopädietechniker haben zum Teil aber auch Gelenke für Schienen, die bei einschießender Spastik nachgeben und bei nachlassen des Tonus, die Hand dann in die korrigierte Stellung zurückführen. Den Hersteller kann ich aber eben nicht so einfach benennen.
Liebe Grüße R.Groth
www.handakademie.de
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25. Juni 2015 20:29 # 6
Niesky
Niesky
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 69

Geändert am 25.06.2015 20:53:00
Hallo,
wir haben gute Meinungen von der SaebeoStretch gehört. Gibt bei Tonuserhöhung nach und geht dann in die Ausgangsform zurück.
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2. Juli 2015 08:06 # 7
Registriert seit: 04.10.2010
Beiträge: 72

Guten Morgen,

ganz herzlichen Dank für die helfenden Antworten ::thumbup::

Kommt gut durch diesen heißen Tag

vg
hsm
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