Anzeigen:
Sie sind hier: Forum >> Ergotherapie-Forum >> Fachbereich Pädiatrie >> Kind 3,5 Jahre - bitte um Tipps

Diskussionsforum

Kind 3,5 Jahre - bitte um Tipps

Optionen:
5. November 2015 11:43 # 1
Registriert seit: 09.01.2004
Beiträge: 127

Hallo,
ich schildere euch mal einen Patienten und würde mich freuen über einige Tipps von euch:

3,5 Jahre, männlich, Kind geht in den Kiga (vorher Kita) . Dort ist er sehr unruhig, kann nur sehr kurzzeitg bei einer Aufgabe bleiben, Morgenkreis unterbricht er, Spielverhalten ähnelt einem 1,5 -2 jährigem, d. h. Schränke ausräumen, Knopfkiste durchwühlen, im Kiga-Garten noch am ehesten möglich ca. 10 Minute bei einer Aufgabe zu bleiben, Essverhalten auffällig (ist im Kiga nur weiche Kost)., zeigt z. T. STereotypien wie Licht ein/Licht aus oder Tür auf /Tür zu dies auch über längere Zeit......Schilderung der ERzieherin

Zuhause ist er auch sehr aktiv, kann nicht lange bei einer Aufgabe bleiben - spielt am allerliebsten mit Ipad (dies auch ausdauernder)! - Knete, Sand, Wasser mag er, fährt vorsichig Laufrad...

Ich hatte bisher drei Therapieeinheiten, bei den ersten beiden Therapieeinheiten war er sehr aufgedreht, konnte bei keiner Aufgabe bleiben, bei der dritten Einheit ruhiger, benötigte allerdings sehr klare Anweisung und STruktur.
Gleichgewichtsverhalten unsicher, kann für ca. 5 Minuten bei Aufgabe bleiben,benötigt aber oftmals die verbalen Instruktion der Aufgabe. Die Aufgabenstellung war z. B. im Bällebad - wir rollen einen gelben Ball die Rutsche hinunter.... beim nächsten Mal einen grünen Ball.....also vom Anforderungslevel eines jüngeren Kindes.
Turm bauen mit Stapelbecher hat er schnell erfasst und ausführen können.....
Bauchlage auf dem Rollbrett fällt ihm schwer, kann sich nur mit Unterstützung Schwung holen - legte sich z. T. quer auf das Rollbrett oder 180 Grad verdreht.....

Ich habe zur Therapie selten so "Kleine" - unser Klientel ist eher im Schulalter. Mein Sohn ist 4 Jahre, daher kann ich einige Parallelen ziehen.....
Für Tipps wie ihr in der Diagnostik weiter vorgehen würdet würde ich mich freuen!

lg::smile::
5. November 2015 22:31 # 2
chipchap
chipchap
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 1334

"....spielt am allerliebsten mit Ipad (dies auch ausdauernder)"

Wer in Gottes Namen lässt einen 3,5jährigen mit einem ipad spielen ???? ::scared::

Welche Diagnose hat der Kinderarzt ?
Wie sieht die Familien-Konstellation aus ?
Wie sieht die Woche des Kindes aus, außerhalb des KiGas?
Wie sieht es mit dem Medienverhalten der Familie aus? (Fernseher/PC)
Wieviel Schlaf bekommt das Kind?
Hält er noch Mittagschlaf?
Wieviel Zeit ist das Kind draußen spielen / in der Natur / toben ??

"...Essverhalten auffällig (ist im Kiga nur weiche Kost)."
Und zu Hause ????

"---zeigt z. T. STereotypien wie Licht ein/Licht aus oder Tür auf /Tür zu dies auch über längere Zeit......Schilderung der ERzieherin"
Und zu Hause ?? Und in der Therapie ?? Sind hier keine Stereotypien zu sehen?
5. November 2015 23:14 # 3
Registriert seit: 12.09.2002
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 278

Geändert am 05.11.2015 23:21:00
Zitat / chipchap hat geschrieben:
"....spielt am allerliebsten mit Ipad (dies auch ausdauernder)"

Wer in Gottes Namen lässt einen 3,5jährigen mit einem ipad spielen ???? ::scared::

@chipchap: dort, wo ich arbeite, mindestens jeder zweite ;-).

5. November 2015 23:22 # 4
Registriert seit: 12.09.2002
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 278

@CD77: mache einen Entwicklungstest und stelle den Entwicklungsstand in den verschiedenen Entwicklungsbereichen fest. Der gibt dir Aufschluss über evtl. Diskrepanzen oder auch ein harmonische (altersgerechte oder verzögerte) Entwicklung. Besprich mit den Eltern und Erziehern die bestehenden Probleme, z. B. mittels COPM a kids. Mache einen Besuch in der Kita und / oder zu Hause (Beratung zur Integration ins häusliche und soziale Umfeld), um Stärken und Schwächen im Alltag zu ermitteln. Und wenn du dann noch Fragen hast, her damit...

Oder wie arbeitest du sonst?

Schönen Abend noch,
xxu
6. November 2015 09:42 # 5
Registriert seit: 09.01.2004
Beiträge: 127

Hallo,

@chipchap:
Dem Kinderarzt ist angeblich bisher nichts aufgefallen (laut Aussage der Mutter, U-Heft habe ich noch nicht gesehen). Die Verordnung bekamen sie nur, weil der KIga dies dringlich angeraten hat. Die Diagnose ist somit Entwicklungsstörung in allen Bereichen angegeben::smile::und somit nicht wirklich aussagekräftig. Die Familien-Konstellation ist Vater, Mutter, Schwester (6 Jahre) im eigenen Haus mit Garten. Er geht täglich bis Mittag in den Kindergarten, nach dem Mittagessen schäft er ca. 2 Stunden, 2-3 Stunden Spielezeit, Abendessen, evtl. nochmals spielen dann Bett gehen. Er schläft gut und nachts ca. 11 Stunden, kommt auch abend gut zur Ruhe.
Er darf täglich ca. 30 Min. fernsehen, und angeblich erhält er nur vom Papa das I-Pad.

Die Mutter ist zwar bemüht, verdrängt die Probleme und ihre Aussagen sind z. T. nicht ganz aussagekräftig bzw. mit Ausreden behaftet. In Bezug auf Essen, angeblich ist er zuhause alles, Brotrinde z. B. mag die Mama selber nicht, daher mag sie der Kleine auch nicht.....
Thema Stereotypien: Licht / Tür an/aus bzw. auf /zu macht er zuhause auch, ebenso in der Therapie. Hier auch z. B. auf der Brettschaukel, hinlegen/aufsetzen im Wechsel, lässt sich dann aber mit einer Aufgabe davon abbringen...


@xxu:
welchen Entwicklungstest würdest du empfehlen? Da diese Altersstufe nicht sehr häufig in unserer Praxis vertreten ist, haben wir keinen für dieses Alter... Die Situation im Kindergarten zu beobachten, wäre auch mein nächster Schritt gewesen... Eigentlich würde ich ihn auch gerne beim SPZ vorstellen, denke aber, dass die Eltern hierzu zumindest momentan noch nicht bereit sind. Daher wäre eine weitere Überlegung, Logopädie anzuraten auch im Hinblick auf die sprachlichen Probleme, evtl. auch das Thema SVE-Kindergarten ansprechen...

Vielen Dank erstmal für die Anregungen....
8. November 2015 19:46 # 6
Registriert seit: 12.09.2002
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 278

Hallo CD77,

ich arbeite mit dem ET 6-6-R (Entwicklungstest 6 Monate bis 6 Jahre). Damit habe ich einen guten Überblick über die Entwicklung in den Teilbereichen Sprache, Körpermotorik, Handmotorik, Kognitive Entwicklung, Sozial-Emotionale Entwicklung und bei den älteren Kindern noch den Subtest Nachzeichnen.

Bei uns dauert es ca. 1 Jahr, bis Kinder einen Termin im SPZ bekommen, daher ist eine saubere Diagnostik im Vorfeld extrem wichtig. Wenn es sich um eine globale und gravierende Entwicklungsverzögerung handelt (mehr als -2SD zur Altersnorm in allen Bereichen), empfehle ich häufig - nach Rücksprache mit dem Kindergarten - entweder eine Frühförderung oder einen Integrativplatz im Kindergarten zu beantragen. Wenn du mit deiner Vermutung richtig liegst (Entwicklungsstand entspricht einem etwa 1,5-Jährigen, d. h. Retardierung um mehr als die Hälfte des Lebensalters), dann reicht das für einen I-Platz auf jeden Fall aus. Und abzuwarten, bis das SPZ eine Einschätzung vornimmt, heißt wertvolle Zeit vergeuden.

Bei dem Verhalten, das du schilderst, wäre für mich der Besuch im Kindergarten extrem wichtig. Das klingt nach einem stark erhöhten Betreuungsaufwand, der im normalen Kindergartenalltag oft gar nicht angemessen abgedeckt werden kann. So kann eine zusätzliche Integrativkraft nicht nur das Kind, sondern auch die ganze Gruppe und die Erzieherinnen unterstützen, indem sie das Kind im Kindergartenalltag begleitet und in seiner Selbständigkeit unterstützt, aber auch mal aus der Gruppe nimmt, wenn es den Ablauf zu sehr stört und es in dieser Zeit einzeln fördert.

Logopädie ist wahrscheinlich für den Kleinen noch eine Überforderung, bei der kurzen Konzentrationsspanne.

Schönen Abend noch,
xxu
8. November 2015 20:23 # 7
Registriert seit: 09.01.2004
Beiträge: 127

Hallo,

@xxu:
vielen Dank für deine Antwort! Sehr interessant die fachliche Diskussion!::smile::
1 Jahr für einen Termin im SPZ ist sehr lange!! Dies ist bei uns nicht so lange, ca 6-8 Wochen! Schwierig wird noch, dies den Eltern zu vermitteln.... Bezüglich Logopädie muss ich dir Recht geben, meine Hoffnung wäre gewesen, wenn die Eltern von verschiedenen Seiten(KIga, Ergo, Logo,) die Situation geschildert bekommen, dass sie dies besser akzeptieren könnten, aber bei uns warten die meisten ca. 6 Monate auf einen Logopädie-Termin!

Worin siehst du bei einer Integrativkraft im Kiga den Vorteil im Vergleich zum SVE Kindergarten?

Einen schönen Abend
8. November 2015 21:35 # 8
Registriert seit: 12.09.2002
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 278

@CD77: verstehe nicht ganz, WAS sollen die Eltern akzeptieren, wenn sie es von verschiedenen Seiten geschildert bekommen?

SVE-Kindergarten kenne ich nicht, kann ich daher auch nicht beurteilen...Bei uns (NRW) gibt es die Möglichkeit Kindergarten oder Kindergarten und Integrativplatz=Heilpädagogische Förderung im KIndergarten, wird über den Landschaftsverband auf Antrag finanziert, wenn das Kind eine Behinderung hat.

LG
9. November 2015 13:04 # 9
Registriert seit: 09.01.2004
Beiträge: 127

Hallo,

@xxu:
Die Eltern des Kindes verdrängen seine Defizite bzw. wollen sie nicht wahrhaben. Laut Erzieherin hat es Monate gedauert, bis die Eltern den Schritt zur ERgotherapie gewagt haben.
SVE = schulvorbereitende Einrichtung - Merkmale sind kleine Gruppen (8 Kinder - 2-3ERzieherinnen) und das Personal ist heilpädagogisch ausgebildet.
Vielen Dank für deine hilfreichen Tipps

lg und schönen Tag
26. November 2015 12:32 # 10
Registriert seit: 05.07.2007
Beiträge: 4

Hallo,

was hast du dir denn in der Befunderhebung angeschaut? Ich finde den MAP z.B. einen ganz guten Test für die Kleineren. Was sind deine Hypothesen, warum er sich so verhält? Ich würde bei deinen Schilderungen an Dyspraxie, Überempfindlichkeiten oder Autismusspektrum denken. Wie spielt er denn zu Hause? Kann er sich zielgerichtet beschäftigen? Hat er Ideen, wie er mit Spielmaterial umgehen kann bzw. variiert er spontan? Gibt es Hinweise auf Überempfindlichkeiten taktil, auditiv oder evtl. visuell. Vielleicht steht das stereotype Verhalten im Kindergarten ja im Zusammenhang mit Überforderung bzw. Schwächen in der Modulation. Ansonsten würde ich in dem Zusammenhang natürlich auch immer an Autismusspektrum denken. Wie ist er denn in der Interaktion und Kommunikation? Nimmt er Blickkontakt auf, verwendet er nonverbale Gesten zur Kommunikation, zeigt er mit dem Finger, reagiert er auf seinen Namen, wie spielt er mit anderen Kindern...?
26. November 2015 20:56 # 11
Registriert seit: 09.01.2004
Beiträge: 127

Hallo,

danke dir für die Antwort. Den MAP kenne ich nicht. Zuhause spielt er am liebsten, dies auch ausdauernder mit dem Ipad. Den Kindergarten hatte ich diese Woche besucht. Hier beschäftigt er sich ebenfalls nur kurzzeitig, läuft viel im Raum herum. In Anwesenheit einer Erzieherin steckt er Knöpfe in eine Dose mit Schlitz. (ähnlich Spardose) Er liebt Massagen mit Bällen, streicheln.....Die Gruppenkinder sind vom Alter zwischen 2,5 und 5. Er hat in der Gruppe einen Sonderstatus als "Baby", dem vieles zugestanden wird.
Kontakt kann er aufnehmen, spricht zwar schlecht, aber manches verständlich. Autismus denke ich jetzt eher nicht. Mein Verdacht geght auch eher in die Richtung Dyspraxie und Wahrnehmungsstörung. Die Körperwahrnehmung erscheint mir schlecht, sicher auch auditiv und visuelle Wahrnehmung..... Es sind soviele Baustellen,.....
Nächste Woche habe ich einen Termin zum Elterngespräch vereinbart und werde auf jeden Fall einen Termin im SPZ anraten.
lg
1. Dezember 2015 13:14 # 12
Registriert seit: 05.07.2007
Beiträge: 4

Ja, hört sich so an als gäbe es einige Baustellen. Was du erzählst, hört sich in jedem Fall sehr
dyspraktisch an. Was sonst noch alles dabei ist, sollte man sich wahrscheinlich in einer umfassenden
Entwicklungsdiagnostik anschauen. SPZ ist sicher eine gute Idee...
1. Dezember 2015 20:22 # 13
Registriert seit: 09.01.2004
Beiträge: 127

Hi,

danke dir für deine Antwort. Ich sehe meine Einschätzung bestätigt.

lg und schönen Abend
Optionen:

nach oben scrollen