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Alleingelassen im AT Praktikum

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28. April 2016 15:43 # 1
Registriert seit: 28.04.2016
Beiträge: 4

Hallo Ihr Lieben.

Ich befinde mich im 2ten Lehrjahr(seit knapp 2 Wochen) der Ergotherapie Ausbildung.
Derzeit absolviere ich das 1te Fachpraktikum in einer WfbM,im Textilbereich.


Ich fühle mich überhaupt nicht vorbereitet und mich regelrecht erschlagen,von den schwammigen Aussagen Seitens der Ausbildungsstätte und der Fachanleitern.
Support ist nicht vorhanden.Wenn ich nach einer Aufgabe Frage,dann heisst es,ich solle "zusehen" was die Teilnehmer machen.
Ich bin seit knapp anderthalb Monaten im Praktikum, die erste Sichtstunde ist bereits gelaufen.
An Teambesprechungen nehme ich nie Teil,weil ich nicht gefragt werde.Mir würde das enorm helfen,einen besseren Einblick in die Abläufe zu bekommen,um eine Struktur entwickeln zu können.

Ich weiss momentan einfach nicht weiter und habe das Gefühl,nur im Weg rumzustehen.

Ich würde gerne eure Meinung dazu hören,wie ihr es empfinden würdet wenn ihr am ersten Tag von einer Teilnehmerin über die Abläufe informiert werdet und nicht von dem Praxisanleiter,der natürlich einen professioneller Blick auf die Arbeit hat...


Vielen Dank fürs Lesen:)

Liebe Grüße
28. April 2016 16:16 # 2
Registriert seit: 23.02.2009
Bundesland: Hessen
Beiträge: 135

Moin,

als Praktikant war ich auch nicht sonderlich glücklich darüber im AT-Bereich allein gelassen zu werden. Hatte Glück, dass die Ergotherapeutin vor Ort sich meiner angenommen hatte...

Nun weg vom Gejammer über schlechte Strukturen, miese Vorbereitung und nicht vorhandene Betreuung, etc. Wir wollen ja eine Lösung für dich generieren damit das Praktikum nicht ein einziger Alptraum ist.

Was muss man mMn aus seinem AT Praktikum mitnehmen:
- Assessments wie MELBA, d.h. Assessments welche die Grundarbeitsfähigkeiten einschätzen, testen, whatever
- Umgang mit körperlich, geistig, psychisch behinderten Menschen erlernen, d.h. wie gehe ich mit Impulskontrollgestörten Menschen um die sich den ganzen Tag mit der Hand im Schritt manipulieren und dir dann die Hand geben wollen, Menschen die dich denn ganzen Tag umarmen und küssen wollen oder Menschen die den Tag in Zwangsabläufen durchleben und dabei noch produktiv sein sollen. Stichwort: Nähe/Distanz
- Einsatz von Hilfsmitteln, werden Hilfsmittel bei euch eingesetzt, wenn ja wie, wer hat die entworfen, wer hat die gebaut
- Grundarbeitsfähigkeiten differenzieren können, was ist Aufmerksamkeit, was Konzentration...
- Grundarbeitsfähigkeiten therapieren können, wie passe ich den Arbeitsplatz meines Klienten an, dass er weniger ablenkbar ist, wie schaffe ich es meinen Klienten zu motivieren, 30 Minuten ohne Aufzustehen am Arbeitsplatz bleibt und arbeitet...
---
So ungefähr war mein AT Praktikum und ich fand es sehr bereichernd. Naturlich hatte ich das Glück, eine ET als Ansprechpartnerin zu haben, allerdings bin ich davon überzeugt, dass das völlig auf sich allein gestellt Sein auch eine Chance bieten kann. Für's erste Praktikum ein bisschen fies, aber darüber brauchen wir uns jetzt nicht weiter auslassen. Du hast halt Pech und musst jetzt zusehen, dass du aktiv deine Situation verbesserst.

Erste Schritte: Du willst an Teamsitzungen teilnehmen, tu es. Es muss dich niemand einladen und du kannst begründen warum du die Informationen für deine Behandlungen benötigst.
Frag den Leiter der WfbM ob du mal einen Termin mit ihm haben kannst. Frag Ihn nach dem Konzept, wie er die Rolle der ET in seinem Haus sieht und biete ihm eine für dich bessere Alternative an. Konkret: Die ET ist halt da und macht ihr Ding (oder auch nicht) ist sein Standpunkt. Dein Standpunkt könnte sein, die ET ist im engen Kontakt zu den Bereichsleitungen, zieht sich gezielt Klienten zur Einzeltherapie raus, wobei vorher abgestimmt wird, welche Grundarbeitsfähigkeit verbessert werden müsste (deine Einschätzung und die Einschätzung der Bereichsleitung). Dazu musst du jetzt ordentlich Literatur wälzen um ausreichend vorbereitet zu sein und dich gedanklich sortieren, damit man dich auch ernst nimmt -> kleine Ziele sind eher zu erreichen als große, wer mit utopischen Vorstellungen oder Vorwürfen kommt macht sich unbeliebt.

Ich hoffe, ich konnte etwas helfen
28. April 2016 16:38 # 3
Registriert seit: 28.04.2016
Beiträge: 4

Vielen Lieben Dank für deine Antwort,hat mir sehr weitergeholfen.

Vielleicht ist es auch ein innerer Wiederstand der in mir herrscht,bezüglich Arbeitstherapie.
Man kommt ja dann doch aus der Theorie(in der vieles romantisiert wird) und findet sich in der knallharten Realität wieder.
Stichwort Klientenzentrierung und die Kluft die zur At besteht.Viele Teilnehmer sind abhängig von der Platz dort,da sonst Leistungen gestrichen werden.
Ich sollte da einen professioneller Blick drauf bekommen.

Darf ich dir mal meine Idee und das dazugehörige Fallbeispiel offerieren?


Klientin:

60 Jahre,Hemiplegie nach Unfall,linke Seite ist betroffen´.Zudem ist ihr Sprachzentrum betroffen,weshalb Sie sich nur schwer ausdrücken kann,wenn Sie sich Ausdrückt,dann über "konvetionelle" Floskeln..Bitte,Danke,zudem kann Sie Richtungsbezeichnungen angeben.

Ich sehe Ihre Ressoucen klar in Ihrer positiven Lebenseinstellung,der sich für mich durch Ihre positive Ausdrucksweise bemerkbar macht.Weitere Ressource ist eine hohe Kreativität,die in ihren Bildern ausdruck findet und ihrer sehr akkuraten Arbeitsweise.
Derzeit stickt sie in der Arbeit an einem adaptieren Stickrahmen Motive,die sie selbst in der kunsttherapie gestaltet hat.

Was mir aufgefallen ist,ist das sie eine Kiste voller Stickgarn vor sich an Ihrem Arbeitsplatz stehen hat,in dem die Wolle wild durcheinander liegt.Immer wieder muss Sie Hilfe beanspruchen,um die richtige Farbe aus dem Wulst zu kramen.
Es kommt vor,das ihr eine Farbe angeboten wird,die nicht ihren Vorstellungen entspricht,aus Höflichkeit macht sie dies jedoch nicht bemerkbar.
Zudem finde ich es wertvoll,wenn sie selbst auswählen kann,wie sie ihr bild gestaltet.

Meine Idee:
Die Farben nach Nuancen mit ihr gemeinsam sortieren,in eine entsprechende Vorrichtung bringen,mit dem Ziel,das Sie eigenständig an das Garn rankommt.Zudem würde ich gerne Karten mit den entsprechenden Farben mit ihr anfertigen und diese anbringen,das sie falls das Garn ausgeht,formulieren kann(durch ablesen) welche Farbe fehlt.
Weiter würde ich gerne eine Vorrichtung für Sie herstellen bzw mit ihr gemeinsam,die es ihr ermöglicht,Selbständig den Faden in die Nadel einfädeln zu können.

Das Ziel bei der Anpassung des Arbeitsplatzes ist die Förderung der Selbstädnigkeit am Arbeitsplatz.


Ist das ein Ergotehrapeutisches Ziel?


Vielen Lieben Dank im Voraus für eure Rückmeldungen





Klare Ressourcen die ich beobachtet ´´´´´´´´´´´´´´´´´´´´´´
28. April 2016 16:52 # 4
Registriert seit: 01.04.2014
Beiträge: 599

Die Idee ist gut. Mach das, setz es um und wie T. Hanke bereits geschrieben hat, nimm es selber in die Hand. Dein Ziel solltest Du noch konkret nach SMART formulieren und dann geh mit deiner Idee zu deinem Anleiter/in.

Welche Ideen von T. Hanke wirst Du umsetzen?

Schreib uns mal anschließend, was Du gemacht hast, wie die Reaktionen waren und bitte auch, wie dann der Abschluss deines Praktikums war und was Du mitgenommen hast aus den Monaten.

Viel Erfolg! Du machst das schon!
28. April 2016 17:04 # 5
Registriert seit: 28.04.2016
Beiträge: 4

Hallo Pflümli:)

Danke für deine Antwort und der damit verbundenen Motivation die du mir gegeben hast,das brauchte ich;)

Was ich umsetzen werde,ist das ich mir erstmal klar mache,welche Grundarbeitsfähigkeiten relevant sind für die Klienten.
So werde ich auch selbstsicherer an die Therapie rangehen können und mir eine Struktur verschaffen.
Zudem lasse ich meinen Falschen Stolz beiseite und fordere ein,was ich benötige,um eine gute Arbeit zu leisten um den Menschen in der Werkstatt helfen zu können.
Daher werde ich das Gespräch suchen.

Ich werde euch hier auf dem laufenden halten,wie das Praktikum weiter verläuft...

Liebe Grüße
28. April 2016 17:38 # 6
Registriert seit: 23.02.2009
Bundesland: Hessen
Beiträge: 135

Sehr gut, so muss das mMn laufen. Mögliches Ziel gut ausgesucht, am Besten noch mit der Klientin besprochen bzw. diese in die Adaptation aktiv einbeziehen ::thumbup::
SMART ist ein super Hinweis, hilft Klarheit zu schaffen und macht Ziele erreichbar
29. April 2016 08:16 # 7
Registriert seit: 01.04.2014
Beiträge: 599

Du scheinst mir sehr reflektiert zu sein. Das wird Dir helfen, gut zu formulieren, was Du dir vom Praktikum erhoffst, was Du lernen möchtest und welche Unterstützung Du von der WfbM benötigst. Wenn sie Dir helfen deine Lernziele zu erreichen, unterstützen sie gleichzeitig dabei eine gute Ergotherapeutin auszubilden.

Habt Ihr eigentlich Reflexionstage an der Schule? Wie gehen deine Mitschüler mit ähnlichen Situationen um? Vielleicht hilft Dir ein Austausch mit deinen Klassenkameraden.

Ich drück Dir die Daumen für dein Gespräch!
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