Moin Susanne,
grundsätzlich sollte bei der Sehnenscheidenentzündung differenziert betrachtet werden, in welchem Stadium der Wundheilung sich das Gewebe befindet.
Bei einer hoch akuten Entzündung wäre die Querfriktion für mich auch eher eine Kontraindikation. In diesem Fall wäre auch nicht zu erwarten, dass der Schmerz (beginnend anfänglich bei ca. 6 VAS) innerhalb der ersten 20-30 Sekunden Friktion weniger wird. Dies sollte jedoch grundsätzlich der Fall sein.
In die Praxis kommen aber ja häufiger Patienten, bei denen das Gewebe eher chronisch entzündet ist. Bei diesen Patienten könnte die Querfriktion durchaus indiziert sein.
Im Folgenden findest du die 3 Wirkungsmechanismen die sich aus der Querfriktion ableiten lassen (Kolster 2003):
- Mechanisch = Lösen von Adhäsionen, bzw. Cross-Links
- Biochemisch = verbesserte Durchblutung durch eine gesteigerte Histaminausschüttung (3-5 Min.) und Einleitung eines erneuten vorübergehenden entzündlichen Prozesses durch Prostaglandin E2 (15-20 Min.)
- Neuroreflektorisch = Schmerzlinderung und Hemmung der somatosympathischen Reflexe
Durch das Reizen des Golgi-Sehnen-Organs wird zusätzlich der Tonus des zur Sehne gehörenden Muskels gesenkt.
Während die kurzzeitige Querfriktion primär das Ziel verfolgt Schmerzen zu reduzieren, Adhäsionen zu lösen und die Durchblutung zu verbessern, kann mittels der langen Querfriktion versucht werden das Gewebe in einen akuten Entzündungszustand zu versetzen. Dies macht jedoch nur Sinn, wenn der Patient im Anschluss seine Belastung an die Wundheilungsphasen anpassen kann.
Bewehrt hat sich die Querfriktion besonders in der Kombination mit einer Ultraschallbehandlung.
Somit habt ihr eigentlich doch beide Recht.
Vielleicht hilft Euch die etwas differenzierte Betrachtungsweise ja weiter!?!
Herzliche Grüße
Micha
M. Dawils
(PT, HP, Osteopath)
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