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Tendovaginitis de Quervain Differentialdiagnose

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16. Juni 2016 19:02 # 1
Registriert seit: 17.11.2015
Beiträge: 152

Geändert am 16.06.2016 19:03:00
Sehr geehrte Kollegen,

ich habe zur Zeit eine Patientin welche Mitte 80 ist und an fortgeschrittenen Rheuma leidet, welches sich vor allem im Beriech der Hand bemerkbar macht (starke Einschränkung der Beweglichkeit und Belastungs - und Bewegungsschmerz).

Sie klagt vor allem über Schmerzen im Bereich des Daumensattelgelenks und GG. Außerdem hat sie einen leichtauslösbaren stark einschießenden Schmerz bei moderaten Druck entlang des 1. SSF.

Ich habe versucht den Finkelsteintest durchzuführen, jedoch ist es der Klientin aufgrund der stark eingeschränkten Beweglichkeit nicht möglich den Daumen ansatzweise in der Faust zu umschließen. Ich versuchte nun die bestmögliche Flexion zu erreichen und führte den Test trotzdem durch und sie hatte wieder einen starken einschießenden Schmerz im Bereich des 1. SSF und des DSG. Da die Dame kognitiv eingeschränkt ist können nur schwer konkrete Aussagen getroffen werden in welchen konkreten Situationen im Alltag sie Schmerzen hat. Das einzige was sie mir sagen konnte ist, dass sie große Probleme hat 0,33 Flaschen und volle Kaffeetassen zu halten ohne, dass diese ihr aus der Hand rutschen.

Um eine Rhizarthrose auszuschließen mobilisierte ich das DSG unter Kompression wobei sie keine Schmerzen hatte. (aussagekräftig?)

Fragestellung :

Wenn die Beweglichkeit des Daumens so stark eingeschränkt ist, dass ein klassischer Finkelsteintest nicht möglich ist wie kann ich testen ob ggf. eine de Quervain vorliegt?

Ich freue mich schon auf eure Ideen.

LG Invictus
18. Juni 2016 09:04 # 2
Registriert seit: 05.01.2015
Beiträge: 86

Hallo Invictus,

wenn das CMC1 (Daumensattelgelenk) auf Kompression nicht schmerzhaft reagiert, ist das ein sehr deutlicher Hinweis darauf, dass es zumindest keine stark fortgeschrittene Rhizarthrose hat. Um sicherer zu gehen, kannst Du die Kompression mit einem zusätzlichen leicht Rotationsimpuls verstärken. Wenn dann keine Schmerzen auftreten, ist es ziemlich sicher, dass das CMC1 nicht der Übeltäter für die Schmerzen ist.

Das Halten von Gewichten, die die Hand nach Ulnar hinziehen (Kaffeebecher, Getränkeflasche), muss von der Muskulatur gegenstabilisiert werden. Hier arbeiten dann vor allem der Abduktor pollicis longus (1. SF) und der Extensor carpi radialis longus (2.SF). Hier muss zwischen dem M. de Quervain und einem Intersektionssyndrom unterschieden werden.

Beim Intersektionssyndrom tritt der Schmerz an der Überkreuzung der Sehne der beiden radialen Extensoren des Carpus mit dem Muskel-Sehnen-Übergang des APL und EPB auf. Also ein Stück weiter proximal. Um dies auszuschließen, bringt man das Handgelenk in Palmarflexion und Ulnarduktion bei extendiertem Ellenbogen. Tritt nur der typische Schmerz auf, wäre der Test positiv zu werten.

Für den M. de Quervain kann man noch zusätzlich den Brunelli Test durchführen. Dazu lässt man den Patienten gegen einen moderaten Widerstand am Daumen in Extension gegenspannen. Tritt dabei der übliche Schmerz über dem SF auf, gilt der Test als positiv. Man kann auch die Tests nach During durchführen. Dazu lässt man den Patienten den Unterarm auf die Tischfläche legen, wobei die Hand über die Tischkante hinausragen muss. Der Unterarm wird in Nullstellung positioniert. Nun lässt der Patient die Hand in Ulnarduktion durch die Schwerkraft fallen (herabsinken). Treten hierbei bereits die Schmerzen auf, müssen die weiteren beiden Tests nicht mehr durchgeführt werden. Im zweiten Teil, führt der Untersucher die Hand passiv weiter in Ulnarduktion (also deutlicherer Dehnimpuls). Wenn hier schon der klassische Schmerz auftritt muss der dritte Test nicht mehr durchgeführt werden. Reicht das noch nicht aus, wird vom Untersucher der Daumen passiv zusätzlich noch in die Flexion hinein geführt.
Oder aber den Finkelsteintest komplett passiv durchführen, aber da ist eben die Schwierigkeit mit dem Daumen...

Generell wäre aber auch eine lokale Gewebeschwellung über dem Sehnenfach zu erwarten, wenn es sich um eine Tendovaginitis handeln sollte.
Viel Erfolg weiterhin mit der Patientin
Liebe Grüße
R.Groth
www.handakademie.de
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22. Juni 2016 08:59 # 3
Registriert seit: 05.01.2015
Beiträge: 86

Noch ein kleiner Nachtrag meinerseits. Näheres zum M. de Quervain gibt es auch hier noch nachzulesen:

Link

Liebe Grüße
R.Groth
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23. Juni 2016 15:21 # 4
Registriert seit: 17.11.2015
Beiträge: 152

Viele dank Frau Groth für ihren großartigen Beitrag! Ich werde ihre Vorschläge beim nächsten Termin umsetzten und bin schon gespannt was sich herausstellt!
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