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Therapieeinheit Pädiatrie

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22. Juni 2016 18:16 # 1
Der Phil
Der Phil
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 12

Moin ihr Lieben,

ich habe eine Frage, vielleicht könnt Ihr mir helfen.
Im Fach Pädiatrie-BV müssen wir als Leistungsnachweis bzw. Prüfung eine volle Therapie-Einheit mit einer fiktiven Klientin (wird durch eine Schülerin gespielt) planen, vorbereiten, durchführen und reflektieren, unter Verwendung von Sensorischer Integration.
Soweit so gut. In anderen BV-Fächern läuft es bei uns genauso, und das hat mir nie Probleme gemacht. Geriatrie, MoFu... alles kein Problem. Aber Pädiatrie liegt mir einfach nicht, und ich hab einfach NULL Ideen, was ich in der Einheit machen könnte. Absolut keine Idee. Zumal wir nichts machen dürfen, was andere Schüler im Kurs bereits gemacht haben (ich bin als vorletzter dran), so dass die wenigen Dinge, die mir vllt. noch eingefallen wären, auch schon durch sind.

Habt Ihr vllt. ein paar grobe Ideen, was man machen könnte? So als Impuls, den ich dann weiterspinnen kann?

Meine "Klientin":
Mädchen, 5 Jahre alt.
Entwicklungsstörung der Grobmotorik, Zervico-zephale Symmetriestörung
Indiziert: sensomotorisch-perzeptive Behandlung
Das Kind stürzt oft und hat Gleichgewichtsprobleme, es mag deshalb nicht draußen spielen. Sie kann nicht auf einem Bein balancieren oder schaukeln, verweigert das Fahrradfahren. Allgemein bewegungsscheu und eher ängstlich.
Aufmerksame Beobachterin und sie liebt Zahlen und Zahlenspiele, Natur und Geschichten.

Fällt Euch was ein? Ich hab bei ihren Vorlieben irgendwie schon gedacht, darauf aufzubauen (ressourcenorientiert), aber keine Ahnung wie ich das mit SI verbinden soll.

Falls Ihr ne Idee habt, wäre ich super froh.
23. Juni 2016 15:50 # 2
Registriert seit: 14.01.2011
Beiträge: 976

Hallo Phil,
vielleich wäre es günstig erst mal zu klähren welche Wahrnehmungsverarbeitungsstörung denn bei deiner Klientin vorliegt und was hat es mit der Schulter-Nacken-Symmetriestörung auf sich??? Was und woher soll das kommen?
Wenn ihr nach SI behandeln sollt, sollte eben auch WVS vorliege, die im Alltag des Kindes Probleme macht, ist die Entwicklungsverzögerung der Grobmotorik jedoch durch einne andere Diagnse bedingt macht SI nicht unbedingt Sinn.::confused::
"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
24. Juni 2016 20:33 # 3
Der Phil
Der Phil
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 12

Hi,

danke für Deine Antwort. Dummerweise ist das das einzige, was ich an Infos von meiner Dozentin bekommen habe... ich stimme Dir zu, dass das nicht gerade sehr sinnvoll ist, und es macht die Sache leider auch nicht einfacher für mich. Zumal uns im gleichen Atemzug doziert wurde, dass die Wirksamkeit von SI gar nicht wissenschaftlich erwiesen sei.

Ich könnte jetzt stundenlang über die Sinnigkeit dieser Aufgabe lamentieren, aber ich versuch lieber, das beste draus zu machen.
Sagen wir einfach, die kleine hat Gleichgewichtsprobleme und grobmotorische Defizite, und ich muss entsprechend eine sinnvolle Einheit machen.
Als "Warmup" dachte ich, ich spiele etwas Luftballon-Tennis mit ihr: Kreislauf hochfahren, spielerisch in Bewegung kommen, leichte Koordinationsübung, bei der man ein wenig springen und abfedern muss.
Aber dann weiß ich nicht weiter...
24. Juni 2016 21:35 # 4
Registriert seit: 14.01.2011
Beiträge: 976

Geändert am 24.06.2016 21:54:00
Hallo Phil,
ich will mal versuchen dir ein wenig zu helfen, auch wenn SI nicht mein Spezialgebiet ist. Auch dieses Schulter-Nacken-Syndrom ist echt ominös für mich::confused::
Ich denke du solltest von einer Diskriminationsstörung im Vestibülär-probriozeptiven Bereich ausgehen.
(Sensorische Diskriminationsstörung – Schwerpunkt vestibulär/propriozeptiv)

Kennzeichen für die vestibuläre Diskriminationsstörung:
Aufrichtung gegen die Schwerkraft in BL und RL erschwert; wenig Möglichkeiten Bewegungen (besonders des Kopfes) zu dissoziieren. Gleichgewichts- Haltereaktionen ungenügend ausgebildet; Hypotonus.
Kennzeichen für die propriozeptiven Diskriminationsstörung:
Rückmeldung aus Bewegung und Stellungen herabgesetzt, daraus folgt auch u.U. Probleme in Bewegungsplan und Stellungssinn; gestörte Tonusregulation
Vestibuläre Reaktivität („Empfindungen“):
z.T. Bewegungshunger; sucht Bewegungsreize zu Tonisierung.
z.T. Haltungsunsicherheit wegen Hypotonus und damit verbundenen schlechten Anpassungsfähigkeiten bei passivem Bewegt werden, wenn Kinder sich dabei selbst stabilisieren müssen/ihr Gleichgewicht anpassen müssen.
Bewegungsentwicklung (Anamnese):
Die Aufrichtung gegen die Schwerkraft fällt schwer. Häufig kein Robben und Krabbeln, schnell in der Senkrechten. Wenig Zwischenpositionen, wenig differenzierte Bewegungsformen. (Aufrichtung braucht weniger Tonus als Krabbeln – Kinder haben heute deutlich weniger Rumpfmuskulatur)

Verhalten und Vorlieben des Kindes:
1. Einige Kinder zeigen Bewegungshunger; suchen Bewegungsreize zum Aufbau von mehr Muskelspannung: (sind häufig in Bewegung und auf Suche nach Bewegungsreizen, dabei sind die Bewegungen oft überschießend, hastig, schnell. Gezielten Bewegungsanforderungen weichen diese Kinder oft aus. Das Halten von Positionen und langsame Bewegungen fallen schwer. Besondere Vorlieben für Schaukeln, Karussell, Spielen im Freien → können danach aber auch ruhige Sachen machen)
2. Andere Kinder bewegen sich eher nicht viel, zeigen sich träge auch aufgrund der geringen Muskelspannung. (Manche dieser Kinder sind haltungsunsicher und bewegungsängstlich, weil sie eine schlechte Gleichgewichtsanpassung haben. (Bevorzugen ruhige Aktivitäten)
Die Kinder wrden oft in die Ergo überwiesen weil es zu: Problemen in der feinmotorischen Entwicklung und Rumpfrotation, erhöhter Ablenkbarkeit, mangelnde Konzentration und Ausdauer, unklarer Händigkeit, Probleme in der Form- u. Raumwahrnehmung kommt.
Grundlegende Behandlungsansätze wären:
-Tonisierung zur Erarbeitung einer stabileren Rumpfkontrolle (z.B. über lineare Beschleunigung in Bauchlage, besser propriozeptiv wie z.B. Aktivitäten gegen Wiederstand)
-Arousal steigern
-gezieltes Angebot - Orientierung an Alltagsauffälligkeiten und Betätigungsperformanz-Problemen
z.B. Aufbau von gleichgewichtsanpassenden Reaktionen in unterschiedlichen Positionen - Angebot anpassen, Kind soll nicht frustriert sein!

Also erst Tonisierung entweder über das vestibuläre oder besser noch probriozeptive System - nicht alles vermischen!!!!
Dann Anbahnung von gleichgewichtsanpassenden Reaktionen (Alltag beachten) - von langsam zu schnell, gezielte Reize - dem Kind Zeit lassen diese Reize zu verarbeiten!!! Hausaufgaben geben am Ende der Stunde nicht vergessen, am Besten mit Erziehungsberechtigter Person (falls das bei euch so vorgesehen ist)
Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen.
Viel Erfolg::thumbup::
"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
25. Juni 2016 12:44 # 5
Der Phil
Der Phil
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 12

Liebe Fine,

nochmals danke für Deine engagierten Antworten. Super nett von Dir. Leider hilft mir das aber nur begrenzt, wobei das aber wohl vor allem daran liegt, dass ich mich wohl auch nicht so klar ausgedrückt habe.
Du schreibst:

Zitat / Fine43Grundlegende Behandlungsansätze wären:
-Tonisierung zur Erarbeitung einer stabileren Rumpfkontrolle (z.B. über lineare Beschleunigung in Bauchlage, besser propriozeptiv wie z.B. Aktivitäten gegen Wiederstand)
-Arousal steigern
-gezieltes Angebot - Orientierung an Alltagsauffälligkeiten und Betätigungsperformanz-Problemen
z.B. Aufbau von gleichgewichtsanpassenden Reaktionen in unterschiedlichen Positionen - Angebot anpassen, Kind soll nicht frustriert sein!

Also erst Tonisierung entweder über das vestibuläre oder besser noch probriozeptive System - nicht alles vermischen!!!!
Dann Anbahnung von gleichgewichtsanpassenden Reaktionen (Alltag beachten) - von langsam zu schnell, gezielte Reize - dem Kind Zeit lassen diese Reize zu verarbeiten!!! Hausaufgaben geben am Ende der Stunde nicht vergessen, am Besten mit Erziehungsberechtigter Person (falls das bei euch so vorgesehen ist)
Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen.
Viel Erfolg::thumbup::
[/quote hat geschrieben:


Das ist natürlich schon mal gut zu wissen! Danke! Aber es ist auch sehr allumfassend. Was ich gesucht habe, sind ganz simple Übungsvorschläge für das Kind. Also nicht so sehr, welchen Ansatz ich verfolgen soll, sondern ganz einfach WAS sich da anböte. Wenn Du schreibst, Tonisierung und Arousal steigern, weiß ich was gemeint ist, aber mir fehlen konkrete Übungen, mit denen man das auch erreichen kann. Leider bekommen wir da in der Ausbildung kaum Input. Wir hören alles mögliche über Kindesentwicklung, Reflexbildung, Assessments etc., aber mal ein paar konkrete, bewährte Übungsvorschläge (die man dann ja individuell entwickeln kann) sind leider kaum dabei. Und auch im Netz findet man kaum was, sondern fast nur Theorie über SI an sich.
Ich hab zB überlegt, das Kind in eine Schaukel zu legen, mit der Anweisung dass sie ein paar Mattenwände umtreten soll, indem sie erst mit Hilfe, dann alleine die Schaukel zum Schwingen bringt. Aber ich habe keine Ahnung, ob das wirklich eine sinnvolle Sache wäre...

Wenn Du da noch irgendeine Idee hättest, wäre ich sehr dankbar. Aber so oder so, auf jeden Fall danke für Deinen Input!
25. Juni 2016 14:44 # 6
Registriert seit: 14.01.2011
Beiträge: 976

Hallo Phil,
Also dann mal anhand eines Beispiels:
Welche Reize werden propriozeptiv Wahrgenommen?
Alles über Gelenke, Muskeln, Sehnen, Knochen etc.
Würde praktisch wie folgt aussehen:
z. B. ein Spiel auf einem Rollbrett, wo das Kind sich an einem Seil in Bauchlage/Schneidersitz/Kniend selbst ziehen muss = propriozeptiver Reiz aber nur wenig Vestibulär, da große - kleine Unterstützungsfläche (Kind liegt auf gr. Rollbrett oder direkt rutschige Bodenmatte o. Teppichrest (wenn vestibulär noch sehr schwierig), dies steigert den Tonus und das Arousal!
Je weniger Unterstützungsfläche, je instabiler und je höher vom Boden entfernt umso anspruchsvoller für das vestibuläre System. (z. Plattformschaukel in unterschiedlicher Höhe aufgehängt).
Dann
Aufbau von gleichgewichtsanpassenden Reaktionen in unterschiedlichen Positionen:
Balancieren auf diversen Untergründen (Steine, Matten, Seile etc.) zu Musik. Bei Musik stopp (oder anderes Signal, muss das Kind gefrieren, in Zeitlupe weitergehen, oder ganz schnell oder hüpfend auf einem Bein usw.
oder beim Schaukeln im Schneidersitz auf Plattformschaukel Dosen werfen (je noch Fähigkeit Ballgröße anpassen).
Zeitlassen um Reize zu verarbeiten - bestimmst du durch das Tempo je höher umso weniger Zeit!!!
Mach deinem "Patienten" in der Reflexion bewusst was er/sie heute gelernt hat und was gut geklappt hat, durch geschicktes Fragen!!!! z.B. Was haben wir heute gemacht? was hat den gut Geklappt? Was war für dich leicht, was vielleicht noch schwer? etc.
Hausaufgaben, das könnte sein: Zuhause mit Mamma beim Spazieren gehen auf dem Bordstein oder Mäuerchen zu balancieren!
Das sind nur Tipps.
Überlege welche Tätigkeit welches Sinnensystem vorrangig anspricht wie du sie vereinfachen oder steigern kannst. Klare, starke und eindeutige Reize sind zu Therapiebeginn wichtig um das Kind in einen Zustand (Arousal) zu versetzen, nachkommende für sie ja "schwierige" (in diesem Fall vestibuläre) Reize besser verarbeiten zu können und sie eben zu integrieren.
Ich hoffe dies hilft dir weiter.::thumbup::
"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
25. Juni 2016 14:46 # 7
Registriert seit: 14.01.2011
Beiträge: 976

Geändert am 25.06.2016 15:53:00
Hallo Phil,

hab noch vergessen, dass du die Angebote mit den Vorlieben des Kindes verbinden solltest, Tierlaute, Geschichten oder auch ein Zahlenspiel.
Soll scheichen wie eine Katze, Trampeln wie ein Elefant, kriechen wie eine Schnecke, so schnell rennen wie ein Pferd, still stehen wie eine Antilope die Gefahr wittert usw.
"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
27. Juni 2016 19:30 # 8
Der Phil
Der Phil
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 12

Das sind super Tipps, vielen Dank. So etwas habe ich gesucht. Schade, dass wir in der Schule keine Schaukel-Vorrichtung haben (eigentlich echt ein Unding), dadurch fällt einiges an Möglichkeiten weg. Aber aus Deinen Ideen kann ich was machen bzw. adaptieren.

Danke Dir!
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