Anzeigen:
Sie sind hier: Forum >> Patienten-Forum >> Laufen lernen mit Hemiparese

Diskussionsforum

Laufen lernen mit Hemiparese

Optionen:
7. Juli 2016 15:19 # 1
Registriert seit: 07.07.2016
Beiträge: 3

Hallo ins Forum,

meine Mama hatte vor drei Jahren mit 74 Jahren einen ischämischen Schlaganfall media rechts. Seit dieser Zeit ist sie linksseitig gelähmt und sitzt im Rollstuhl.

Die Rehaphase wurde durch einen Neglect und eine beginnende Depression sehr erschwert, sodass wir die Empfehlung bekamen, meine Mama in einem Pflegeheim unterzubringen, da ein selbstständiges Leben nicht mehr möglich war.

Während der Rehazeit hat sie dem linken Bein ganz gute Fortschritte gemacht. Sie konnte unter Hilfestellung mit dem Deipunkt-Gehstock ein paar Schritte laufen und mit großer Unterstützung sogar ein paar Treppen steigen. Mit dem linken Arm konnte kaum trainiert werden, da sich ein Schulter-/Armsyndrom ausgebildet hat. Zudem wurde der Arm aufgrund starker Wassereinlagerungen mit einem Kompressionsstrumpf versorgt.

Ich habe habe meine Mama nach der Rehazeit zu mir geholt und gemeinsam mit ihr ein ordentliches Pflegeheim ausgesucht. Wir sehen uns jeden Tag und fahren mit dem Rollstuhl durch einen anliegenden Stadtwald, sie hat Freunde gefunden und mittlerweile empfindet sie auch wieder Zufriedenheit.

Sie war früher ein sehr aktiver Mensch. Durch das Leben im Rollstuhl und eine lange Medikamentenliste hat sie 30 kg zugenommen (jetzt 109 kg).

Sie bekommt seit dem Einzug ins Pflegeheim täglich wechselnd Physiotherapie, Ergotherapie, Lymphdrainage und eine manuelle Terapie (Bowen). In den drei Jahren haben sich mit viel Geduld und noch mehr Übung kleinere Fortschritte eingestellt. Sie kann den gelähmten Arm bis in halbe Höhe anheben, leicht nach einer Hand greifen ohne fest zuzufassen und sie wischt mit einem Lappen ihren Therapietisch ab, wobei hierbei die Bewegung mehr aus dem Oberkörper kommt. Der Arm hat von der Muskulatur her abgebaut. Das kann man deutlich sehen. Meine Mama bewegt sich mit dem Rollstuhl trippelnd vorwärts. Das gelähmte Bein kann sie leicht anheben. Fußfehlstellungen gibt es keine.

Heute hat sie mich gemeinsam mit ihrer KG dahingehend überrascht, dass sie am Rollator gelaufen ist. Mich hat das wirklich sehr berührt. Glück und große Anstrengung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Nun hab ich bei all der Freude doch eine Frage: Wie sinnvoll ist es, sich mit einem gelähmten Arm ohne Greiffunktion der Finger an einem Rollator festzuhalten (Der Griff klemmt quasi in dem Spalt zwischen Daumen und Zeigefinger)? Wäre es sinnvoller, das Gehen mit dem Dreipunkt-Gehstock zu üben, so, wie es in der Rehaklinik begonnen wurde?

Beim Zuschauen fiel mir spontan ein, dass man den Rollator eigentlich umbauen müsste. Auf der gelähmten Seite müsste man den Griff wie bei einem Fahrradlenker drehen, damit die Hand (die sowieso eine leichte Greifhaltung hat), diesen wirklich umfassen kann. Vielleicht denke ich auch zuviel.

Entschuldigung für den langen Text. Ich denke aber, dass man sich für eine Antwort auch erst einmal ein Bild machen muss.

Vielleicht gibt es ja Erfahrungswerte oder gute Hinweise. Ich wäre so dankbar dafür.

Liebe Grüße
Kerstin
7. Juli 2016 16:50 # 2
Registriert seit: 19.10.2010
Beiträge: 110

Geändert am 07.07.2016 16:52:00
Hallo,
ich würde direkt mit der Therapeutin darüber sprechen, sie hat bestimmt Gründe für ihr Vorgehen.
Das Gehen mit dem 3 Punkt Stock erfordert ein deutlich besseres Gleichgewicht, und noch andere Leistungen, als das Gehen mit Rollator.
Es gibt sogenannte Hemirollatoren für Halbseitengelähmte, mit verschiedenen "Sonderausstattung en" für die betroffene Hand.
Die machen aber nur Sinn, wenn der Patient ohne Hilfsperson gehen kann.
grüssle, tilman
7. Juli 2016 17:04 # 3
Registriert seit: 07.07.2016
Beiträge: 3

Hallo tilman,

der Hemi-Rollator ist ein guter Hinweis. Vielen Dank! Sie läuft sehr langsam und ohne jegliches Hilfsprogramm. Die KG schiebt für den Fall der Fälle einen Rollstuhl hinter ihr her. Leider redet sie nicht sehr viel, obwohl wir uns wirklich mögen. Ich wollte das Glück heute einfach nicht zerreden. Es sah nur irgendwie gefährlich aus.

Danke und liebe Grüße
Kerstin
7. Juli 2016 17:13 # 4
Registriert seit: 19.10.2010
Beiträge: 110

Sorry, mein tablet hat aus "Hilfsperson" "Hilfsprogramm" gemacht, habs korrigiert :)
sie sollte also ohne Hilfsperson gehen können, damit der Hemirollator Sinn macht.
Lg, tilman
7. Juli 2016 17:18 # 5
Registriert seit: 07.07.2016
Beiträge: 3

Kein Problem. Bis es ganz ohne HIlfe klappt, wird es wohl noch dauern, zumal im Pflegeheim ja immer auf Sicherheit gearbeitet wird. Dann frag ich wohl mal nach, damit ich es besser verstehe. Liebe Grüße
7. November 2018 15:20 # 6
Registriert seit: 25.10.2006
Beiträge: 100

Geändert am 09.11.2018 11:57:00
Hallo Waltraud, ich habe bei meinen Hemipatienten immer viel Erfolg gehabt, wenn ich darauf gedrängt habe, viel zu stehen. Das sollte natürlich mit allen Vorsichtsmaßnahmen erfolgen. Wenn Deine Mutter in einem Pflegeheim ist, werden vermutlich überall Handläufe sein? Dann wäre die Frage, ob man irgendwo unterhalb des Handlaufs ein Polster anbringen kann? Das muss ca 15 cm dick sein (so etwas wie ein Rückenpolster von einem Sessel) Es soll verhindern, dass Deine Mutter beim Stehen in die Knie sackt und gleichzeitig eine gute Rückmeldung gibt, dass da ein "Halt" ist.
Sie muss dann mit der gesunden Hand die gelähmte Hand mit zu dem Handlauf nehmen und möglichst mit beiden Händen (übereinander) sich an dem Handlauf festhalten (das ist wegen der Symmetrie wichtig). Am Anfang sollte eine Begleitperson an der betroffenen Seite aufpassen, dass sie nicht zur Seite kippt. Der Rollstuhl muss hinter ihr stehen bleiben, damit sie sich jederzeit wieder setzen kann.(Achtung dabei unbedingt die gelähmte Hand festhalten!)
Damit das auf Dauer nicht langweilig wird, an der Wand wechselnde Bilder oder sogar einen digitalen Bilderrahmen aufhängen mit ständig wechselnden Bildern.
Bei den Hausbesuchen habe ich das oft so gemacht und so eine "Haltestelle" auf dem Weg zur Toilette bzw. zurück eingerichtet. Eine Greifstange muss dann in Taillenhöhe angebracht werden.
Das Stehen an sich wird nach meiner Meinung viel zu wenig beachtet, dabei aktiviert es das Gehirn enorm.
Optimal wäre es, wenn die Einrichtung extra einen Therapietisch anschafft, da kann dann noch viel mehr erreicht werden.

[Beitrag vom Admin moderiert]
Spezialgebiet:
Entwurf von Therapiemitteln
7. November 2018 16:08 # 7
falladar
falladar
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 1376

@Ulli-K
... Tips geben ist erlaubt, Werbung im Forum für die eigenen Produkte jedoch nicht. Dafür gibt es die Möglichkeit einer kostenpflichtigen Anzeige bei ergoXchange. Das nächste Mal ruhig auch Produkte der Mitbewerber aufführen.

LG falladar
7. November 2018 20:34 # 8
Registriert seit: 14.01.2011
Beiträge: 976

Alle die die Möglichkeit haben sowohl finaziell als auch sprachlich empfehlich ich die Klinik von Prof. Perfetti in Italien. Perfetti wäre gerade bei einem Schulter-Arm-Schmerzsyndrom sowieso mein Mittel der Wahl. Ich habe nirgendswo in Deutschland eine solch individuell angepasste Therapie gesehen wie dort., keine die Angehörige so aktiv in die Therapie einbindet und den Patienten wieder in die Lage versetzt für ihn relevante Alltagstätigkeiten wieder selbständig auszuführen.
"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
Optionen:

nach oben scrollen