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Wichtigkeit von Ergotherapie/Mobilisation vs HLT/Kennen die Ärzte Ergotherapie

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1. September 2016 18:25 # 1
Fee89
Fee89
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 19

Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen,

meine Frage ist nicht fachspezifisch, sondern ich möchte gerne Erfahrungen zu diesem Thema von anderen erfahren:
Und zwar arbeite ich in der Akutgeriatrie und die Patienten werden mit der Information zu uns verlegt "Ja da lernen Sie dann das Gehen" also kurz gesagt wird den Patienten vermittelt, dass da nur ne Therapeutin zum Gehen üben kommt. Bei Patienten wo wirklich fast ausschließlich die Gehfähigkeit/Mobilität im Vordergrund steht ist ja da nichts einzuwenden.
Jetzt bekommen wir aber Patienten die merklich auch andere Defizite haben als nur, dass sie nicht gehen können. Dann ist es immer wieder mal so, dass ich das erste Mal zum Patienten komme und meine Tests mache und dann immer wieder die Aussage von Patient selbst oder Angehörigen kommt "Ja hier wird doch nur das Gehen geübt warum schauen sie dann das und das an". Und ich muss dann sooo oft aufklären-was dann glücklicherweise für die meisten Patienten bzw Angehörigen einleuchtend ist.

Haben es auch schon den Ärzten gesagt, dass man doch bitte besser aufklärt was eine "Komplexbehandlung" ist und dass da mehr Transparenz herrscht! Aber irgendwie stößt man noch teilweise auf taube Ohren.::scared::
Ich fühle mich bzw die Arbeit die ich mache deshalb nicht immer ausreichend gewürgt so nach dem Motto "braucht man das?". Mich nervt es irgendwie dass dann die Physiotherapeuten (die eben hauptsächlich für das Gehtraining verantwortlich sind) alsdie "Größten" dargestellt werden und wenn ich z.B. mit einem kognitv total auffälligen Patienten Hirnleistungstraining machen will ist das"nicht so wichtig"::confused::

Machen andere von euch auch die Erfahrungen gemacht? Hätten gerne etwas Austausch-ich würde mich gerne als Ergotherapeutin wieder als "wichtig für den Patienten empfinden"-mein Beruf macht mir ja "eigentlich" richtig Spaß ::thumbup::

1. September 2016 19:55 # 2
Registriert seit: 01.04.2014
Beiträge: 599

Sehr nett dein "Versprecher": "Ich fühle mich bzw die Arbeit die ich mache deshalb nicht immer ausreichend gewürgt"

Zum Thema:
Ich denke, dass kennen viele. Vielleicht bietet Ihr den Ärzten mal einen genauen Einblick in die Ergotherapie an. Je nach dem, wie sie bei Euch drauf sind, könnt Ihr es direkt machen, in einem Vortrag mit Fallbeispielen auf Klienten von Euch bezogen oder über einen Flyer, mit dem Hinweis, dass Ihr gerne für Nachfragen bereit steht. Falls bei Euch auch Ärzte aus/weitergebildet werden, dann schlagt ihnen doch vor mal bei Euch vorbeizuschauen, dann bekommen wenigstens die jungen Ärzte mit, was Ergotherapeuten alles tun.

Viel Erfolg!
2. September 2016 08:32 # 3
falladar
falladar
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 1376

... du hast also die Wahl zwischen mehr Öffentlichkeitsarbeit mit/bei deinen "Zulieferern" oder der Einzelaufklärung jedes einzelnen Patienten. Wozu hast du mehr Lust und Zeit? Was ist für dich effektiver?

MfG falladar
2. September 2016 22:03 # 4
Registriert seit: 18.10.2012
Beiträge: 1476

Geändert am 03.09.2016 10:06:00
Ich selber kenne das Gott sei Dank recht wenig. Muss aber dazu sagen, dass ich noch nie in einer Akutgeriatrischenreha gearbeitet habe. Ich habe jedoch in Rehakliniken gearbeitet und da wussten die Ärzte was wir Ergotherapeuten machen und unsere Arbeit wurde immer gewürdigt.
Ich selber besitze seit über drei Jahren eine eigene Praxis und es gibt Ärzte die wissen nicht was wir Ergotherapeuten machen habe diese besagten Ärzte auch schon mal aufgeklärt ( wobei das waren ganz wenige) und die waren zumindest interessiert gewesen.
Wobei getan hat sich nix, der Unfallchirurg obwohl er eine komplette Mappe bekommen hatte verschreibt weiterhin nur Physiotherapie, weil er mit Ergotherapie nicht so viel anfangen kann. Es sei denn der Patient war vorher in einer Klinik und im Bericht wurde der Vorschlag gemacht, dass der Klinikarzt Ergotherapie empfiehlt.
Ich hatte auch mal ein BG Fall da hatte sich der Patient sich alle Finger gebrochen und dann wurde 5 Mal die Woche Ergotherapie verordnet. Insgesamt 20 Einheiten. So da die Fingerbeweglichkeit soweit wieder hergestellt ist, das er die Finger wieder fast ohne Einschränkungen bewegen kann, bekommt dieser nur noch Physiotherapie mit der Begründung es muss nur noch an der Kraft gearbeitet werden und da ist die Physiotherapeutin zuständig. Ich als Ergotherapeutin war für die Manuelle Therapie zuständig gewesen. Also das wiederherstellen der Beweglichkeit, da bei meinem Patienten kein Faustschluss mehr möglich war plus eben auch das er die Finger wieder strecken kann.
Also würde ich mal sagen aus ärztlicher Sicht ist die Ergotherapie schon eine Wichtige Aufgabe in diesem Fall.

Eine Hausärztin verschreibt gerade besonders viel Ergotherapie Die weis auch was wir Ergotherapeuten alles so leisten.
Die Patienten bekommen von ihr gesagt warum sie Ergotherapie verschrieben bekommen und das nicht weil sie so oft stürzen oder bisschen Probleme haben mit der Motorik, sondern, auch damit sie wieder in ihrem Alltag zurecht kommen.

Aber in meinem Kaff gibt es auch leider Gottes auch Ärzte die einen belächeln. Ja wir würden eher was Basteln. Eine meiner Patienten wollte ein Rezept für Ergotherapie haben, weil sie ein Schlaganfall hatte, diese hat auch ein Rezept bekommen und ihr wurde vom Arzt erzählt, dass wir basteln würden.
Wobei die Patientin vorher schon mal auf Reha Ergotherapie bekommen hatte und daher auch schon wusste, dass wir eben nicht nur basteln würden.
Wo ich am meisten das Gefühl hatte, dass unsere Arbeit als Ergotherapeut nicht so sehr gewürdigt werden würde, war als ich mal im Altenheim gearbeitet habe sowohl als Ergotherapeutin als auch als Praktikantin (nicht bei jedem Altenheim) Da wurden wir als "Beschäftigungstanten" angesehen. Die mit den Bewohner ein bisschen Gymnastik machen, Singen, Gedächtnistraining etc machen.
Ich haben den Eindruck es kommt auch immer darauf an wo man als Ergotherapeut tätig ist, wie sehr die Arbeit gewürdigt wird.
Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren.
5. September 2016 15:15 # 5
Registriert seit: 30.05.2008
Beiträge: 146

Hallo
ich möchte noch die Sicht der Klienten einbringen:
was hat die Einweisung auf die Akutgeriatrie ausgelöst?... Sturz? medizinisches Problem? Verwahrlosung?
was braucht es um im gewohnten Umfeld wieder zu funktionieren?...sichere Mobilität? ausführen von Rollen? welche bedeutungsvolle Betätigungen?
was kann einen Rückfall verhindern?...wissen um kognitive Defizite und deren Auswirkungen im Alltag? Information von Angehörigen? Installieren eines Betreuungsnetzwerks?
und
Meist sind sich Klienten ihrer Defizite schon etwas bewusst, schämen sich vielleicht dafür und wollen sie sich nicht eingestehen und sehen den Zusammenhang mit der aktuellen Situation nicht.
und darum:
was ist der Beitrag der Ergotherapie für diese Bereiche?
Eine Frage noch: wie viele Einheiten, wie viel Zeit/ Einheit hast Du zur Verfügung?
Gedanken dazu:
einzelne Tests vs. Analyse der Möglichkeiten und Schwierigkeiten innerhalb einer bedeutungsvollen Betätigung
Training von Funktionen vs. Strategien im Umgang mit den Einschränkungen im Alltag und Kompensation der Defizite

Eine provokative Frage:
Welche Evidenz für HLT im stationären Setting der Akutgeriatrie für einen Übertrag in die Alltagsfunktion im häuslichen Umfeld gibt es?
und eine provokative Aussage: Kernkompetenz der Ergotherapie ist die Förderung der Funktionsfähigkeit im Alltag und nicht das Testen und Trainieren von einzelnen Funktionen sei es motorisch oder kognitiv.
Dort präziser zu werden, kann helfen das Berufsbild der Ergotherapie im interdisziplinären Team zu schärfen.

bin gespannt auf Deine Gedanken.
Grüsse
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