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Neurodermitis als Ergotherapeut

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1. Februar 2017 15:38 # 1
Registriert seit: 01.02.2017
Beiträge: 3

Hallo,

bisher habe ich leider keinen passenden Thread gefunden. Derzeit bin ich in meinem letzten Ausbildungsjahr und mache mein Mofu Praktikum. Ich habe Neurodermitis, leider auch an sichtbaren Stellen (Handgelenke, Daumen). Mofu ist auch der Bereich, der mich am meisten interessiert. Mein Anleiter meinte allerdings, dass es mit Neurodermitis in diesem Bereich schwierig wird. Als ich eine Woche krankheitsbedingt gefehlt habe, haben ihn wohl einige Patienten darauf angesprochen. Ich weiß allerdings nicht, was sie sagten.

Mein Anleiter, hat mir nun nicht völlig die Hoffnung genommen und meinte ich könne mich auf Spinaldynamik, Grobmotorik, Ganganalyse, Sporteinheiten oder ähnliches spezialisieren, was wenig Hautkontakt erfordert. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, wo ich da nach meiner Ausbildung Arbeit finden soll und ob Arbeitgeber in diesem Bereich überhaupt Menschen mit Hauterkrankungen einstellen.

Den ganzen Tag Handschuhe während der Einheiten zu tragen wäre ja auch nicht möglich, weil das die Neurodermitis eher verschlechtern würde. Um ehrlich zu sein habe ich mir vorher auch gar nicht so viele Gedanken dazu gemacht, weil es bisher auch niemand als problematisch angesprochen hatte. Leider zweifle ich mittlerweile an meiner Berufswahl und hoffe, dass ich hier ein paar Hinweise, Tipps oder Erfahrungsberichte finde.

Vielen Dank
roeschen
1. Februar 2017 17:58 # 2
Registriert seit: 01.04.2014
Beiträge: 599

Ich kenne eine Ergotherapeutin, die während der Ausbildung auch ziemlich stark Neurodermitis hatte. Sie hat danach in einer Praxis gearbeitet und u.a. mo-fu Klienten gehabt.

Hast Du mal überlegt eine Reha in einer Hautklinik zu machen, z.B. auf Borkum im Hochseereizklima? Das hat schon vielen geholfen bei Neurodermitis.
2. Februar 2017 13:16 # 3
Registriert seit: 18.10.2012
Beiträge: 1476

Ich selber kenne auch eine Ergotherapeutin mit Neurodermitis und die hatte in keinen Bereichen Probleme gehabt. Ich selber sehe da keine Einschränkungen in unserem Beruf.
Wie schon Pflümi schrieb, könntest du ja evt mal eine Kur machen.
Mein Freund hatte auch mal Neurodermitis gehabt. Jetzt ist diese Erkrankung kaum noch da. Ab und an mal taucht die minimal wieder auf. Er selber hatte damals eine Bioresonanztherapie durchgeführt, weil er auch unter anderem bestimmte Lebensmittel nicht vertragen hatte. Dadurch ist auch seine Neurodermitis besser geworden. Eine Patientin von mir deren Bekante mit Neurodermitis macht wohl auch so eine Bioresonanztherapie, was ihr sehr geholfen hat. Musst du jedoch selber zahlen.
Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren.
4. Februar 2017 11:16 # 4
Registriert seit: 22.08.2004
Beiträge: 387

Hallo,

ich habe selbst auch Neurodermitis. Mit dieser Erkrankung ist es schwierig in Krankenhäusern zu arbeiten z.B. im Fachbereich Neurologie. Du musst dir dann vor und nach jedem Patienten die Hände desinfizieren. Selbst wenn du Einmalhandschuhe verwendest ist dies mit Neurodermitis auf Dauer schwierig, geschweige denn wenn zusätzlich eine Latexallergie besteht, wo man zusätzlich auf latexfreie Handschuhe achten muss.
Ich selbst war oft in Rehas u.a. auch 2X auf Borkum, was nur einige Wochen geholfen hat.
Du musst dich mit der Erkrankung arangieren und dir Arbeit suchen, wo das nicht entgegen der Hauterkrankung steht.
Der Bereich Handreha und Pädiatrie vorallem mit Säuglingen und Kleinkindern kann auch schwierig werden, da ja dann auch taktiler Kontakt eher stattfindet und Kinder bei unangenehmen Empfinden bei Hautberührung dies äußern und du auf Ablehnung stößt.
Ich selbst arbeite bei einem Seniorenheim. Man kann auch in der Psychiatrie mit der Erkrankung arbeiten, wenn der Umgang mit bestimmten Materialien wie z.B. Ton oder Peddigrohr überwiegend vermieden werden kann.
Ich würde auf jeden Fall die Ausbildung abschließen.


5. Februar 2017 13:37 # 5
Registriert seit: 07.12.2003
Beiträge: 38

Hallo,

ich kann deine Bedenken verstehen, denn ich habe selbst auch Neurodermitis und arbeite sehr gerne im funktionellen Bereich einer Praxis.
Du arbeitest nicht nur mit Handschuhen. Sicherlich fasst Du Menschen an, aber wenn Du kein Thema darausmachst, ist es auch keins. Und auch ganz klar, wenn Du Patienten mit offnen Wunden behandelst, dann zieh Dir unter die Gummihandschuhe einfach dünne Bindenhandschuhe an. Bei wässrigen Haushaltsaufgaben auch! Die gibt es in jeder Apotheke.
Und auch mußt Du wissen, dass Desinfektion besser als Händewaschen ist. Denn Wasser spült die Fettpartikel aus der Haut raus und tötet nicht alle Keine ab. Desinfektion lässt Dir die Fettpartikel in der Haut und tötet eindeutig alle Keime ab, bei korrekter Desinfektion. Zusätzlich hast Du sicherlich eine wertvolle Handlotion/-creme, um dein Problem im Griff zu behalten.
Ich desinfiziere nach jedem Patient (etwa 10-13x/Tag) und benutze meine Eucerinlotion früh und abends und bin beschwerdefrei.
Die BG für Gesundheitsdienst und Wophlfahrtspflege bat mir mal 2 Seminare an:Hautpflege in unserem Arbeitsbereich und das andere war Streßbewältigung. Hat mir echt geholfen, das Problem soweit zu reduzieren, dass es kein Problem mehr ist. Dazu mußt Du mit Deinem Hautarzt mal reden. Der leitet Dich weiter.

Also, alles kein Thema, wenn Du Dich selbst kontrollieren kannst. Viel Erfolg bei der Arbeitsplatzfindung,
Ramona 13
5. Februar 2017 16:32 # 6
Registriert seit: 30.04.2016
Bundesland: Sachsen
Beiträge: 20

Nachdem ich schon mein ganzes Leben mit Neurodermitis zu tun habe und die nun einmal weil erblich nicht loswerde, kann ich nur dazu sagen, dass pauschale Therapie-Empfehlungen alles andere als hilfreich sind. Die Mechanismen der Erkrankung an sich sind zwar stets gleich, aber es gibt viele verschiedene auslösende Faktoren wie Umweltreize, Stress (ein großer Punkt hierbei). Manche haben zusätzlich Allergien, andere nicht, das kann man nie pauschal sagen. Es ist auch nur bedingt ratsam, eine Kurzzeittherapie, die dem einen geholfen hat, anderen zu empfehlen. Wie oft hört man als ND-Patient den Satz: "Mache doch mal Urlaub am Schwarzen Meer oder auf Island, das hat schon YX geholfen..." Das ist alles andere als hilfreich. So viel dazu.

Ich habe mich trotz meiner Erkrankung für die Ergotherapie entschieden, weil der Beruf genau das ist, was ich lange gesucht habe. Ich bin auch der Meinung, dass man gerade mit ND sehr intensiv auf sich achten muss und vor allem bei zu viel Wasserkontakt bzw. mit Desinfektionsmitteln (genau wie scharfen Reinigern) vorsichtig sein muss. Aber auch Stress am Arbeitsplatz spielt eine große Rolle, den man bis zu einem gewissen Grad selbst steuern kann. Dadurch, dass man als Ergo momentan die freie Auswahl hat wo man hinmöchte, ist ein Stellenwechsel bei einem beginnenden (schweren) Schub theoretisch durchaus möglich. Man muss nicht immer sofort arbeitsunfähig werden, manchmal reicht schon eine veränderte Arbeitsumgebung bzw. andere Rahmenbedingungen.

Zusätzlich zur eigenen Introspektive muss aber auch Aufklärung betrieben werden. Es kann nicht sein, dass Klienten in jeder Lage Respekt und Unterstützung erwarten, aber selbst nicht solche minimalen Defizite tolerieren können. Die Erkrankung ist weder ansteckend noch sonstwie gefährlich, wenn man sich gut darum kümmert. Infektionen der kleinen Kratzwunden sind Dauerthema, aber es wäre mir neu, dass man damit irgendwen anstecken kann, der sich im normalen nicht sterilen Umfeld bewegt. Trockene, manchmal schuppende Haut an sich ist noch lange kein Drama. Es ist freilich gesellschaftlich nicht gut angesehen, aber eben nur, weil viele negative Gerüchte über die Erkrankung bestehen, die man ausmerzen kann. Man hat es also auch als Ergo selbst in der Hand.
Mit dem AG sollte man schon vorher sprechen, auch in schubfreien Zeiten. In der Regel schränkt die Erkrankung nicht im Arbeitsalltag ein. Problematisch kann es werden, wenn man mit Schweiß zu tun hat. Sei es im Sommer, wenn es in der Praxis sehr warm wird oder ein sehr schwitzender Patient vor einem sitzt. Auch damit kann man arbeiten, sich bspw. mit Wasser auf kleinen Hautstellen einfach abkühlen, das beugt zu starker Durchblutung der Haut und somit starkem Juckreiz vor. Sport ist auch ein Faktor, mit dem man die Erkrankung verbessern kann und natürlich ist es wichtig, sich wenigstens 20min am Tag in der Sonne aufzuhalten. Im schlimmsten Fall können auch Medikamente das Hautbild verbessern. Die Forschung ist dahingehend inzwischen weit genug, wenn man sich nur richtig informiert und ausprobiert, was einem selbst hilft.
8. Februar 2017 20:38 # 7
Registriert seit: 01.02.2017
Beiträge: 3

Vielen Dank für die vielen Antworten. Es hilft ungemein, dass mal von Betroffenen zu hören.

Vielleicht habe ich mir da zu viele Gedanken gemacht, weil ich leider auch zu oft schon Abneigung aufgrund sichtbarer, offener Stellen gespürt habe. Wenn ich offene Stellen habe, ist es natürlich selbstverständlich Handschuhe anzuziehen, zum Selbstschutz und zum Schutz des Patienten. Aber dass das nicht den ganzen Tag geht, isz ja klar. Von diesen speziellen Handschuhen habe ich bisher auch noch gar nichts gehört und müsste das mal ausprobieren. Vielen Dank für diesen Tipp.

Und ja, Kommunikation ist alles. Es wird zwar immer Menschen geben, die kein Verständnis haben, aber wenn man drüber redet und aufklärt, ist das ja für viele kein Problem.

Ihr habt mir diesbezüglich wieder Mut gemacht, vielen Dank 🙂
8. Februar 2017 22:12 # 8
Registriert seit: 05.02.2011
Beiträge: 242

Hallo roeschen87,

ich denke, dass sich die meisten Menschen angesichts Hautveränderungen und offener Stellen fragen, was das ist und vor allem ob das ansteckend ist. Offenheit und Informationen können da äußerst hilfreich sein. Angst vor Ansteckung ist sicherlich der Hauptgrund für das, was dir wie Abneigung erscheint. Dagegen kannst du etwas tun: Versteck dich nicht, sondern steh zu deiner Krankheit und klär die Leute in deinem Umfeld auf. Niemand muss Angst vor Hautkontakt mit dir haben. Offenheit ist bestimmt auch gut für deine Psyche und damit auch für die Neurodermitis. Ich wünsche dir Mut und alles Gute!
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