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Selbstwert/Selbstbewusstsein steigern?? Stehe vor einer Sackgasse.

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9. März 2017 10:46 # 1
Registriert seit: 09.03.2017
Beiträge: 4

Hallo ihr Lieben,
ich befinde mich gerade in meinem 3. Praktikum in einer WfbM mit dem Schwerpunkt Psychosozial.
Die Sichstunde steht bald an und ich stehe in einer Sackgasse.

Mein Sichtstunden Patient hat die Diagnosen: Intelligenzminderung(ICD-10 F70.0) und Umschriebene Entwicklungsstörung der Motorischen Funktionen (ICD-10 F82). Er weißt außerdem Depressieve Phasen auf, die allerdings nicht vom Arzt Diagnostiziert sind. In diesen Phasen kommt es auch zur Selbstverletzung.

Der Patient hat ein sehr geringes Selbstwert Gefühl und wenig Selbstvertrauen. Daran möchte ich mit ihm Arbeiten, und er sagt auch selbst, das er daran Arbeiten möchte. (Klientenzentrierung und so ::laugh::) Außderdem kann er nicht Lesen und schreiben, was er aber verbessern möchte.
Er intetressiert sich sehr für Fußball (1FC Köln) er Bastelt gerne und Arbeitet auch gerne Handwerklich. In der Werkstatt arbeitet er hauptsächlich an CC Drehmaschienen.

Jetzt meine Frage:
Habt ihr eine Idee wie ich die Sichtstunde mit ihm gestallten kann? Ich habe momentan eine Blockade und mir fällt einfach nichts passendes ein wie ich es schaffe, seinen Selbstwert steigern zu können. Am liebsten würde ich das mit Lese- und Schreibtraining kombinieren, da ich der Meinung bin, dass es ihm bestimmt mehr Sicherheit und Selbstwertgefühl gibt, wenn er Lesen bzw. schreiben kann, da er dann nicht mehr auf so viel Hilfe angewiesen ist, da er bei jedem Wort was er irgendwo Lesen muss Hilfe braucht.

Es würde mich freuen wenn ihr ein paar Ideen für mich hättet :))
Danke für eure Ideen :)

Beste Grüße
Lukas :))
9. März 2017 11:44 # 2
Registriert seit: 01.04.2014
Beiträge: 599

Hallo Lukas,

willkommen hier im Forum.

Der erste Weg um deine Blockade abzubauen sollte sein, dass Du dich mit deinem Anleiter vor Ort austauschst. Er kennt deinen Klienten und die Bedingungen, die Ihr vor Ort habt.

Das zweite, in Bezug auf Klientenzentrierung: Kannst Du mit deinem Klienten oder einer Bezugsperson das COPM durchführen, um SMARTe Ziele zu erheben? Was will dein Klient? Was ist das Ziel? Wo soll es hingehen? Vielleicht fühlt er sich ja ganz wohl, dass er nicht lesen kann und es ist gar nicht sein Ziel. Wenn Du die Ziele kennst, kannst Du auch dahingehend mit ihm arbeiten und deine Sichtstunde entsprechend aufbauen.

Noch ein weiterer Tipp: Analysier die Bedingungen mal nach einem Modell, z.B. dem bio-psycho-sozialen, welches die Grundlage der ICF ist oder dem CMOP. Damit kommst Du zusätzlich weiter. Evtl. ist ja auch eins davon Grundlage eurer Berichtstruktur.

Viel Erfolg!
9. März 2017 13:29 # 3
Registriert seit: 09.03.2017
Beiträge: 4

danke für die schnelle Antwort.

Mit meinem Anleiter Sprechen ist nicht möglich momentan, da er Krankgeschrieben ist, und auch erst dann wieder kommt, wenn ich den Bericht schon abgeschickt haben muss. Genau das gilt auch, für einen anderen Gruppenleiter meiner Gruppe der sich mit meinem Klienten auskennt. Das ist ja mein Problem, das ich momentan keine andere Möglichkeit habe, ausser alles auf eigene Faust heraus zu finden.

Mein Klient fühlt sich Unwohl dabei, nicht lesen und schreiben zu können, er sagte mir, das er sehr gerne lesen und schreiben könnte.
Habe bereits mit ihm die Interessen und Rollenchecklisten des MOHO Modells behandelt.
Das Reha ziel steht ja eigentlich schon fest... ( Selbstwertsteigerung) aber hier fehlt mir momentan die nötige Kreativität.
9. März 2017 13:40 # 4
Registriert seit: 01.04.2014
Beiträge: 599

Geändert am 10.03.2017 08:39:00
Und was sind die Ergebnisse des MOHO? Welche Ziele nach SMART ergeben sich daraus? Wie kannst Du diese Ziele auf einzelne Therapieeinheiten herunterbrechen?
9. März 2017 15:33 # 5
Registriert seit: 27.12.2016
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Beiträge: 67

Hallo Lukashe360,
ich würde erst mal einen ergoth. Befund machen, dann hast du alles was theoret. auch Behandlungsziel sein könnte.
Dann musst du überlegen, welches Ziel in welchem Zeitraum zu realisieren ist, an welchen Zielen du in der Stunde arbeiten willst. Es macht sich immer gut neben langfristigen Zielen (Lesen, Schreiben,Selbstwert) auch in der Stunde abrechenbare Ziele zu haben. Der Pat. lernt ja nicht lesen in der Stunde, er wird ein wenig gefördert. Ihm als Ergo Lesen und Schreiben beizubringen empfinde ich fast eine Nummer zu groß. Wurde er gar nicht beschult?
Ansonsten könnte es evt. eine Projektarbeit sein und die Sichtstunde ist ein Teil davon. Der Anreiz für den Pat. muss groß genug sein, etwas was er gerne macht, wo er sich im Prinzip sicher fühlt und dennoch genügend Förderpotential enthalten ist.
Vielleicht vom Thema Fußball ausgehend, mal so in den Raum gesprochen: ein Tor bauen oder so eine "Lochwand" zum Draufschießen. Kann man später evt. in der Pause mal nutzen. Die Bauanleitung kann bebildert sein und wenige Schlüsselwörter oder Wortgruppen könnten erlesen werden. Das kann nat. in der Sichtstunde nicht das erste Mal passieren, soviel Zeit ist ja da auch nicht. Oder ein Memory herstellen mit den Spielern des 1. FC Köln... .
Kann alles sehr unpassend sein aber mal so als Anregung...
10. März 2017 12:17 # 6
Registriert seit: 09.03.2017
Beiträge: 4

den ergotherapeutischen Befund habe ich bereits durchgeführt. Komme aber auf keinen Grünen Zweig welche Zwischenziele ich mit ihm erreichen könnte. Das Rehaziel ist ja klar. Selbstwert steigern. Doch mein Problem ist, wie ich dahin komme. Er ist Therapie motiviert, und hat eigentlich viele Interessen die in Richtung Handwerk und sport gehen.

Doch er wurde beschult, aber anscheind zu wenig. Er wurde auch null von seinen Eltern unterstützt und wurde immer aus der Familie ausgeschlossen aufgrund seiner Behinderung.

Stehe momentan einfach vor einer Riesigen Wand und komme einfach nicht weiter mit ihm... Das treibt mich momentan zur verzweiflung::sad::

aber danke für eure Beiträge::smile::
10. März 2017 12:55 # 7
Registriert seit: 27.12.2016
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Beiträge: 67

Hallo,
wenn Du einen Befund hast, hast Du ja auch Defizite des Patienten. M.E. geht es doch nun darum, zu überlegen welche Defizite bearbeitet werden sollen und das als Ziel zu formulieren. Z.B. "Störung H-H-Koord.", dann "Verbesserung "H-H-K" oder "Verbesserung Feinmot." Ich weiss nicht, ob heute so die Ziele formuliert werden in der Ausbildung.
Verbesserung bzw. Erwerb der Lese-und Schreibkompetenz (auf welchem Niveau auch immer) ist auch ein Ziel.
Denke nicht, dass Du alle Ziele während Deiner Begleitung erreichen kannst - aber Du arbeitest an ihnen. Du reflektierst was erreicht werden konnte und was nicht und warum. Nach Deinen Therapien wird der Pat. wahrscheinlich kein dauerhaft gesundes Selbstbewußtsein haben aber du kannst es stärken. Ein fertiges Werkstück macht Patienten in der Regel immer stolz und stärkt somit ihr Selbtwertgefühl. Selbstwertg. zu steigern ist also ein Prozeß und nicht in jeder Therapieeinheit sichtbar.
Eventuell hat der Pat. ja eigene Ideen, was er z.B. machen möchte, was er herstellen oder bauen will, es sich aber allein nicht zutraut.
Kannst Du Dir nicht Hilfe in Deiner Ausbildungseinrichtung holen, wenn vor Ort keine Betreuung ist?
Kopf hoch!
10. März 2017 19:05 # 8
Registriert seit: 14.01.2011
Beiträge: 976

Hallo Lukashe360,
wie ausgeprägt ist seine Intelligenzminderung, hat er ausreichend Ressourcen Schreiben und Lesen zu erlernen? Wenn ja, wäre es eher deine Aufgabe ihm dies zu ermöglichen, indem du folgende Dinge klärst: Wie kann er unterrichtet werden, wo und von wem in welchem Umfang, wer trägt die Kosten etc. Dies wäre ja ein Ziel, dass über einen sehr langen Zeitraum kontinuierlich erarbeitet werden muss. Kann er selbständig Unterschreiben? Wie sieht es mit Zahlen/Rechnen/Umgang mit Geld aus? Hier wären Ziele schneller zu erreichen, zumindest im Zahlenraum 10-100.
Fragen, die dein Befund ergeben sollte.
Zum Thema Selbstwertgefühl: seid ihr euch überhaupt einig, was das genau bedeutet und geht genau vom Gleichen aus? Woran macht ihr den fest, dass er mit mehr Selbstwertgefühl seinen Alltag besser oder zufriedener leben kann. Wann und wie scheitert er wegen dem Mangel an Selbstwert? In welchen Situationen? Wie kannst du Selbstwert messen, denn deine Ziele müssen messbar sein und sei es durch die Zufriedenheit des Klienten.
Versuche mit deinem Klienten herauszufinden, welche Situationen oder Aktivitäten ihm den Mangel an Selbstwert besonders deutlich machen? Ziel wäre dann die Situation oder Aktivität mit deiner therapeutischen Unterstützung so zu verändern, dass er sie als erfolgreich erlebt.
Selbstwert ist etwas, was nicht an einer isolierten Fähig- oder Fertigkeit wächst, sondern nur über einen sehr langen Zeitraum entsteht, gerade bei einer Kindheit die mit Ablehnung durch Eltern geprägt ist wirst du in der kurzen Praktikumszeit nichts verändern. Was du aber kannst, ist Situationen oder Betätigungen für ihn erfolgreicher zu machen.::thumbup::
"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
13. März 2017 18:56 # 9
Registriert seit: 09.03.2017
Beiträge: 4

Es wirkt sich sehr auf die Arbeit in der WfbM aus. Er traut sich sehr wenig zu aus Angst zu scheitern und fragt sehr viel nach, wo es garnicht nötig ist, nach zu fragen, damit er ja nichts falsch macht.
Vermögens Angelegenheiten erledigt sein gesetzlicher Betreuer. Rechnen kann er bis ca 100.
Überlege momentan an einer Idee, die ich mit ihm in der Sichstunde machen kann, da mir da bisher immer noch nichts konkretes eingefallen ist.
Dachte vielleicht, da er großer fan vom 1.FC Köln ist, dass ich mit ihm eine art Fotoalbum von den ganzen FC Spielern erstelle, wo er die Namen drunter schreiben soll (so gut es geht, mit meiner Hilfe). So hat er Motivation an der Stunde, hat etwas was ihn immer wieder dran erinnert, und er stellt was eigenständig her (voran er auch Freude hat) und es ist etwas, was er gut schaffen könnte, dass er mit einem guten Gefühl aus der Sichstunde raus geht.
was haltet ihr davon?
13. März 2017 20:04 # 10
Registriert seit: 15.10.2016
Beiträge: 26

Habt ihr in der WfbM villeicht eine Möglichkeit Lesen und Schreiben zu lernen?
Oder ein VHS Kurs, gibt es in vielen Städten, gerade auch extra für Menschen mit Lernschwierigkeiten.
So könntest du, im Hinblick auch auf ein längerfristiger Erfolg, mit ihm zusammen herausfinden: wo findet der Kurs statt, wann findet der Kurs statt, wie kommt er dahin, wo muss er sich anmelden, etc.
4. August 2018 19:13 # 11
Registriert seit: 04.08.2018
Beiträge: 2

Ich kann auch nur zu einem VHS Kurs raten.
Dieser brachte bei meinen Patienten immer den erhofften Erfolg, meist sogar mehr als das!
Es spricht auch nichts dagegen, ich hoffe du findest für deinen Patienten einen Kurs in deiner nähe..

Lieben Gruß
Maren
4. August 2018 19:15 # 12
Registriert seit: 04.08.2018
Beiträge: 2

Geändert am 04.08.2018 19:16:00
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