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Körperwahrnehmung bei elfjährigem Patienten

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9. März 2017 17:46 # 1
Registriert seit: 26.11.2010
Beiträge: 3

Hallo liebe community,

Habe ein großes Problem mit einem meiner Patienten. Er ist elf und eigentlich mal in unserer Praxis in der physiotherapie aufgeschlagen wegen einer Haltungs Schwäche und fehlstatik der Wirbelsäule. Die konnte aber nicht mit ihm arbeiten, weil er einfach keinerlei körperspannung und körperwahrnehmung verfügt. Daher kam die Empfehlung zur ergotherapie. Die Mutter ist der Überzeugung, dass ihr Sohn Sport machen muss und wies mich gleich im ersten Kontakt darauf hin, dass ich nur nicht anfangen soll mit ihm zu basteln.
Nun ist es so, dass ich zwar Übungen für kleinere Kinder wüsste, mir allerdings für ihn nicht so viel einfällt, was ich ihm verkauft bekomme. Ich hoffe ihr wisst Rat und könnt einemir ziemlichen Berufsanfänger auf einzelposten aus der Klemme helfen.

LG Jette
9. März 2017 19:18 # 2
Registriert seit: 04.08.2002
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 1243

Hallo,
ersteinmal eine vernünftige Befundung! Was meint der Junge zur Problematik, wie sieht er sich?
Jetzt einfach irgendwelche Übungen bringt nix.
Was heißt, er hat keine Körperwahrnehmung?
Wieso lebt er dann überhaupt noch? Er könnte sich doch nicht bewegen oder nur mit großen Problemen. Wie war er als Baby, Kleinkind?
Warum willst du ihm was "verkaufen"? Es geht doch um klientenzentrierte Therapie Ein 11jähriger weiss schon eine ganze Menge, auch über sich.
Wir brauchen möglichst viele Angaben, um etwas vorschlagen, anregen oder empfehlen zu können.

Viel Erfolg und mach dir nicht zuviel Stress
Signaturen lesen ist Zeitverschwendung!
9. März 2017 20:53 # 3
Registriert seit: 27.12.2016
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Beiträge: 67

Hallo jettemv,
klar gehört eine Befundung dazu. Meist ist nicht nur der Tonus gestört, oft auch noch Gleichgewicht, Tiefensensibilität, manchmal die Oberflächensensib., räumliches Vorstellungsvermögen u.a. . Im Gespräch mit Mutter und Kind bekommst du raus, welche Probleme im Alltag bestehen (Familie, Schule, Freizeit). Hat er Freunde, kann er also befriedigende Sozialkontakte aufbauen, kann er überhaupt gut in Beziehung gehen? Was ist mit dem Selbstwert?
Und ja, es klingt danach, dass Du zunächst im grobmotorischen Bereich arbeiten solltest. Da kannst du alle o.g. Wahrnehhmungsbereiche bearbeiten und fast alles dient der Tonussteigerung. Ganz beliebt und sinnvoll: Parcours auch in Kombi mit kogn. Angeboten mgl.( diverse Klettermöglichkeiten>rauf,runter,drüber,durch<, springen in versch. Zusammenhängen, Hängematte insbes. in Bauchlage und als Steigerung noch etwas mit den Händen aŕbeiten>Ball fangen, rollen, Zielwurf, Memory u.ä.<,Rolle vorw.,rückw.,balancieren... .
Ich habe viele Jahre in der Pädi gearbeitet und den Kindern meist erst was angeboten und geschaut : wie kommen sie zurecht, wo liegen die Probleme, wie adaptiere ich die Therapie. Sehr bald habe ich die Kinder mit einbezogen, sie durften mit Ideen entwickeln. Wenn Kinder sich etwas aussuchen dürfen, bekommst du schon ganz viel mit: sind sie kreativ, mutig, ängstlich. Was meiden sie? Oft natürlich Dinge die sie nicht können, die sie ängstigen. Durch gemeinsame Therapieerfahrung bekommst du ein Gespür dafür, was beim Kind "dran" ist.
Selbst "simple" Sachen wie Fußball, Abwerfball, Federball, Lutballontennis sind sinnvoll. Da sind verschiedene Koordinationsleistungen gefragt, laufen und schnelle Richtungswechsel fordern Tonus, Gleichgewicht, Reaktionsvermögen ... heraus. Gleichzeitig gelten immer Regeln, an die sich das Kind halten sollte. Wenn ihm das schwer fällt gibt es auch dafür Gründe. Und im Vordergrund sollte möglichst der Spaß an der Sache stehen (geht nicht immer).
10. März 2017 16:17 # 4
Registriert seit: 14.01.2011
Beiträge: 976

Hallo Kollegin,
1. COPM mit Kind/Jugendlichem (11 ist ja schon Vorpubertär)
2. COPM mit Eltern!!!!! Mutter und Vater ggf. getrennt
3. Sollten Probleme in der Schule vorhanden sein, Kontakt zu Lehrer ggf. über Fragebogen oder Telefon.
Alle fragen, was SIE denken was die Ursache für die Problematik ist.
4. Betätigungsanalyse und Befund (was steht denn auf dem Rezept?)
Arbeitshypothese aufstellen - Behandlungskonzept überlegen, was kann ich was ist z.B. laut Leitlinien die evidenteste Behandlungsmethode.
Therapieplan mit den betroffenen erstellen und besprechen, Verantwortlichkeiten regeln etc.
z.B. Kind ist in Sport schlecht, Note 6
ggf. Movement ABC machen um eine UEMF versus Wahrnehmungsverarbeitungsstörung zu erkennen
SI-Therapie in dem Alter sehe ich als wenig angebracht an, außer du arbeitest auf dem allen neuesten Stands und machst nicht diesen Parcours-Gedöns (kann ich mir nicht verkneifen::wink::)
Mit CO-OP kämest du bei einem Kind in dem Alter wohl am ehesten ans Ziel und das eben auch schnell und nicht erst in 5 Jahren. Kein pubertierendes Kind will gerne zur Therapie gehen!
Zu einem Sportler wirst du das Kind zwar nicht machen, kannst ihm aber Strategien vermitteln um mit seiner Problematik so umzugehen, dass er eben doch Erfolgserlebnisse erzielt. Dann noch den Lehrer ins Boot holen, aufklären und besprechen welche Veränderungen die Note verbessern würden.
Immer wieder überprüfen ob du auf dem richtigen Weg bist, COPM, Ziele ggf. anpassen
Therapie vor Frust beenden!
"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
14. März 2017 11:13 # 5
Registriert seit: 26.11.2010
Beiträge: 3

Danke erst einmal für eure Mühe. Leider habe ich in der Praxis hier extrem wenig Test- Materialien weder Co op noch copm und werde die auch so bald nicht bekommen. Das mit dem Verkaufen war nur eine Floskel......

Werde mal sehen, was sich so umsetzen lässt. Danke allen und bis bald.
14. März 2017 18:28 # 6
Registriert seit: 03.01.2011
Beiträge: 383

Das COPM ist ein halbstrukturiertes Interview. Die Bögen hierfür kosten 50 Stück 11€+ Versand und wenn ich das richtig weiß sind sie ncihtmal geschützt. Heißt das würde sich auch kopieren lassen (korregiert mich wenns nicht stimmt)
ielleicht solltest du dir mal diesbezüglich für dich selbst ein Buch kaufen wie man das durchführt.
z.B https://www.amazon.de/COPM-5th-Canadian-Occupational-Performance/dp/3824811405/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1489512204&sr=8-1&keywords=copm
gibt die addaptierte Version auch für Kinder
https://www.amazon.de/Kinder-Wort-kommen-lassen-kids/dp/3824803259/ref=sr_1_4?ie=UTF8&qid=1489512204&sr=8-4&keywords=copm
Im ersteren ist auch der offizielle Bogen drin. in der addaptierten Version bin ich mir gerade nicht sicher, glaube aber hier ist auch die addaptierte Version drin.

Coop hat nichts mit Befundung zu tun. Sondern ist eine Therapieansatz. Da brauch man kein besonders Material für, außer eben das was man in der Therapie einsetzt
15. März 2017 10:35 # 7
Sina12
Sina12
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 121

Wie erlerne ich denn COOP, außer an einer Fortbildung teilzunehmen? Obwohl es ein so nützliches Verfahren darstellt, kann ich es nur bei wenigen Anbietern, die mir persönlich auch viel zu weit weg sind, besuchen.
15. März 2017 23:10 # 8
Registriert seit: 06.01.2005
Bundesland: Baden-Württemberg
Beiträge: 8

Hallo,
ich habe den COPM-Kids im Internet gefunden und mir ausgedruckt.
Die Handlungsanweisung zu kennen ist von Vorteil, wenn die Befragung durchgeführt wird.
LG aus Heilbronn
16. März 2017 15:43 # 9
Registriert seit: 14.01.2011
Beiträge: 976

Zitat / Sina12 hat geschrieben:
Wie erlerne ich denn COOP, außer an einer Fortbildung teilzunehmen? Obwohl es ein so nützliches Verfahren darstellt, kann ich es nur bei wenigen Anbietern, die mir persönlich auch viel zu weit weg sind, besuchen.

Da du wohl noch nicht allzu viel Berufserfahrung besitzt (entnehme ich jetzt mal so aus deinen Äußerungen), wirst du über Fortbildungen nicht drum rum kommen. CO-OP ist nur 2 Tage und relativ gesittet was die Kosten anbelangt, da lohnt es sich schon mal eine Anstrengung und Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen. Sicher kann man sich auch das Buch kaufen, aber ohne Grundlegende Kenntnisse, Erfahrung in kognitiven Behandlungsmethoden, Wissen über motorisches Lernen etc. wirst du nur damit nicht gezielt arbeiten können. Zudem ist es wichtig zumindest grundlegend über das CMOP-E informiert zu sein.

"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
16. März 2017 18:19 # 10
Sina12
Sina12
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 121

Hallo Fine,

doch ich habe recht viele Jahre Berufserfahrung + Studium der Ergotherapie. Deshalb unterstütze ich dieses "Wissensbunkern" auf Seiten einiger Fortbildungsanbieter nur ungern. Ich finde ein gutes Konzept sollte zumindest theoretisch zugänglich sein, das Buch in Deutsch gibt es hierzu im Übrigen nicht mehr. Ich habe zudem Wissen über motorisches Lernen, top-down Prozesse sowie ergoth. Modelle auf Bachelorniveau, dass heißt, ich würde mir gern selbst ein Bild vom CO-OP machen, bevor ich hunderte an Kilometer dafür fahre + Arbeitsausfall + WB-Kosten etc.

Vielen Dank.
16. März 2017 19:24 # 11
Registriert seit: 03.01.2011
Beiträge: 383

Dafür das das Buch vergriffen ist, können die Fortbildungsinstitute ja nichts. Da müsste man schon eher an Thieme wenden, warum das Buch offenbar nicht mehr produziert wird, obwohl der Inhalt aktuell und nicht veraltet ist und es nichtmal wirklich alternativen gibt.
Das es nur wenig Anbieter gibt ist wohl wahr. Ich hab auch schon gesucht und es nur an wenigsten Stellen gefunden (wäre auch gern nicht ganz so weit gefahren). Das liegt wohl auch daran, dass es strenge Vorgaben darüber gibt, wer, wie und wie oft die Kurse gehalten werden dürfen (wie oft jeder Trainer darf). So wurde mir das zumindest erzählt
16. März 2017 20:19 # 12
Registriert seit: 14.01.2011
Beiträge: 976

Geändert am 16.03.2017 20:30:00
Zitat / Sina12 hat geschrieben:
Hallo Fine,

doch ich habe recht viele Jahre Berufserfahrung + Studium der Ergotherapie. Deshalb unterstütze ich dieses "Wissensbunkern" auf Seiten einiger Fortbildungsanbieter nur ungern. Ich finde ein gutes Konzept sollte zumindest theoretisch zugänglich sein, das Buch in Deutsch gibt es hierzu im Übrigen nicht mehr. Ich habe zudem Wissen über motorisches Lernen, top-down Prozesse sowie ergoth. Modelle auf Bachelorniveau, dass heißt, ich würde mir gern selbst ein Bild vom CO-OP machen, bevor ich hunderte an Kilometer dafür fahre + Arbeitsausfall + WB-Kosten etc.

Vielen Dank.

Ich hoffe ihr wisst Rat und könnt einemir ziemlichen Berufsanfänger auf einzelposten aus der Klemme helfen.]


Dann war das mit dem "ziemlichen Berufsanfänger" ein Scherz? ::confused::Auch müsste dir als ehemaliger Student bekannt sein, dass über die med. Bibliothek Köln das Buch ausgeliehen werden kann.::smile::
"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
16. März 2017 20:44 # 13
Registriert seit: 31.08.2007
Beiträge: 518

Zitat / Fine43 hat geschrieben:
Ich hoffe ihr wisst Rat und könnt einemir ziemlichen Berufsanfänger auf einzelposten aus der Klemme helfen.]


Dann war das mit dem "ziemlichen Berufsanfänger" ein Scherz? ::confused::Auch müsste dir als ehemaliger Student bekannt sein, dass über die med. Bibliothek Köln das Buch ausgeliehen werden kann.::smile::


Liebe Fine43,
der Ursprungspost (also auch das fettgedruckte Zitat) kommt von jettemv, nicht von Sina12...nur so, der Ordnung halber...::rolleyes::

Gruß, ergotron
16. März 2017 20:47 # 14
Sina12
Sina12
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 121

Das Zitat stammt nicht von mir sondern von demjenigen, der den Thread erstellt hat ::biggrin::
Aber danke für den Tip! Man muss sich sicherlich dazu anmelden um sich das Buch ausleihen zu können?
16. März 2017 22:09 # 15
Registriert seit: 20.10.2016
Beiträge: 31

Hallo in die Runde,
Fine43, wo kann man denn das Buch zur COOP- Fobi kaufen? ::confused:: Meines Wissens gibt es da seit 2013(?) keine neue Auflage mehr. Wenn ich das falsch weiß...bitte belehren! danke!::smile::
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