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Ergotherapie im Altersheim

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16. Januar 2018 17:39 # 1
Registriert seit: 16.01.2018
Beiträge: 6

Geändert am 16.01.2018 18:05:00
Hallo liebe Ergo-Kolleginnen,

ich weiß, dass es bereits schon solche Fragestellungen gibt, jedoch sind mir Antworten wie: Gedächtnisgruppe usw. zu vage, weil ich nicht weiß, wie dort die Umsetzung ausschaut bzw. was so eine Gedächtnisgruppe beinhaltet.

Ich befinde mich in der misslichen Situation, dass ich vor Kurzem mein Ergotherapiestudium abgeschlossen habe und seit ca. einem Monat eine Arbeitsstelle in einem Altenheim habe. Das blöde daran: Ich komme direkt aus der Schule, habe noch nie ein Praktikum in einem Altersheim absolviert und das schlimmste: Ich bin dort alleine als Ergo und vor mir war noch nie eine Ergotherapeutin dort angestellt. Niemand weiß dort was eine Ergotherpeutin überhaupt ist, niemand hat mir nur irgendwie bis jetzt helfen können, ich kam dort am ersten Tag an (niemand wusste dass ich überhaubt komme) und war von da an auf mich alleine gestellt. Aus diesem Grund renne ich seit einem Monat im Haus hin und her und habe irgendwie keinen richtigen Plan was ich dort anfangen soll. Ich habe nun bei ein paar Patienten ein ADL-Training begonnen, da man bei vielen die lange Inaktivität einfach anmerkt finde ich das als keine schlechte Idee. Aber sobald ich das ADL-Training fertig habe weiß ich nie weiter. Wenn ich eine Gruppe mache, so kommt mir das so vor als würden wir dort einfach was basteln und die Zeit vertreiben und ich weiß nicht ob ich so auf dem richtigen Weg bin. Viele Bewohner kenne ich noch nicht Mal und ich bin einfach total überfordert so auf mich allein gestellt.
Zusätzlich ist es so, dass es außer Blätter und ein paar alter Stifte (die Hälfte kaputt) nicht viel gibt was ich gebrauchen könnte, da ich wie gesagt die erste und einzige bin.

Wie macht ihr das? Mit Befund (welche Befundbögen sind sinnvoll), Einzeltherapie (Welche Inhalte), Gruppenangebote (nur "zielloses" basteln...) Zusätzlich kommt es mir so vor, als wäre es in der Realität nicht so einfach, in der Schule hatte der Klient A. genau diese Diagnose, die es zu Behandeln gilt und so konnte der Behandlungsplan erstellt werden....jedoch in einem Altersheim scheint es so als hätte da jeder seine ganz eigenen Diagnosen....
Macht ihr auch Gruppen zb Kochgruppen die so zusammengestellt ist, dass jeder Bewohner ein anderes Ziel hat (zb Frau X. muss an ihrer Ausdauer und Konzentration arbeiten und soll deshalb alle Karotten schneiden, Frau Y. hat Probleme in der Feinmotrik und soll deshalb das ganze Gemüse zerkleinern, Frau Z. hat generell Schwierigkeiten im Antrieb und braucht feste Vorgaben weshalb ich dieser immer nur teilweise Aufgaben erteile.....keine Ahnung.....) oder hat die Gruppe ein bestimmtes Thema und danach wird gearbeitet?
Ich bitte wirklich sehr um eure Hilfe!

Jede Idee und Hilfestellung ist willkommen und ich hoffe wirklich auf produktive Beiträge und nicht auf zusätzliches Niedermachen, da ich nun selber weiß, dass es keine gute Idee war aber ich versuche das Beste daraus zu machen.

Liebe Grüße
ilse ::sad::::unsure::
16. Januar 2018 19:07 # 2
falladar
falladar
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 1376

Was steht denn in deiner Stellenbeschreibung was du tun sollst?

Gibt es denn keine Ergopraxen oder andere Altenheime mit Ergotherapeuten in deinem Arbeitsumfeld bei denen du hospitieren könntest?

Was hattest du für Vorstellungen/für ein Konzept im Kopf als du dich für diese Stelle beworben hast? Das solltest du jetzt Schritt für Schritt umsetzen.

LG falladar
16. Januar 2018 21:07 # 3
Registriert seit: 16.01.2018
Beiträge: 6

Zur Funktionsbeschreibung im Heim: in der Personalabteilung hat man mir gesagt, dass sie gar keine Funktionsbeschreibung für Ergos haben und ob nicht ich das für sie zusammenschreiben könnte.

Meine Idee: Ich wollte den Personen zu mehr Selbstständigkeit im Alltag verhelfen und aktive Teilhabe an ihrem Umfeld... Aus diesem Grund mache ich ADL-Training und helfe beim Essen und schaue welche Hilfsmittel für die Bewohner geeignet wären.. Nur weiß ich nie wie ich die Lücke zwischen ADL und Essen füllen soll. Insgesamt haben meine Bewohner überhaupt zu gar nichts Lust und meinen wenn sie ihr ganzes Leben gearbeitet haben, warum sollen sie jetzt noch was tun.
Und wenn ich dann doch etwas mit ihnen bastle dann finde ich einerseits, dass es eine gute Übung ist, aber andererseits weiß ich nicht, ob ich das ganze nicht irgendwie therapeutischer angehen sollte...
Das letzte Mal z.b. habe ich mir gedacht ich bastle zusammen mit den Bewohnern einen großen Kalender mit Tag, Monat, Jahr und Jahreszeit zur Orientierung (ich habe die Zahlen ausgedruckt und sie sollten sie ausmalen oder verzieren wie sie wollten) dabei habe ich die fitteren einfach machen lassen, jene mit Konzentrationsschwierigkeiten genauere Vorgaben gegeben und jene die gar nichts machen wollten habe ich zuschauen lassen....aber ich weiß nicht ob ich damit auf dem richtigen Weg bin.

Liebe Grüße
ilse
18. Januar 2018 14:00 # 4
Registriert seit: 05.04.2011
Beiträge: 7

Achherje.... das klingt nicht toll. Das mit der Hospitation fände ich auch gut. Ansonsten hast du schon mal von 10- Minuten - Aktivierung oder basaler Stimulation gehört??? Genausogut Kontrakturprophylaxe. Setzt natürlich ein Zusammenspiel mit dem Pflegeteam voraus? Wie stehen die Pfleger den zur Ergo? Eigentlich müsstest du jeden Tag ein Vormittagsprogramm haben. Zeitungsschau, dann Gesprächsrunde HLT, Gymnastik, Sitztanz.... gibt doch soviel....!!! Hat das Heim den gar keine Hilfskräfte? Oder diese Dementenbetreuung? Bei uns ( ich bin in Praxis beschäftigt aber gebe FOBIS für Ergos im Pflegeheim) haben die ne 20 minutenbetreung in Einzel für jeden Bewohner!
Und zusätzlich noch Gruppenangebote! Jahreszeitlich oder Gespräche, Singen usw. Würde mit Heimleitubg sprechen und noch eine zusätzliche Kraft mit Erfahrung einstellen lassen.::confused::
18. Januar 2018 15:43 # 5
Registriert seit: 16.01.2018
Beiträge: 6

Ja, 10-Minuten-Aktivierung habe ich schon oft gehört, weiß aber ehrlich gesagt nicht genau was ich da machen soll. Geht es darum die Person einfach 10 Minuten lang kognitiv etwas anzustrengen egal womit?
Basale Stimulation auch oft gehört, wobei mir natürlich die Fortbildung dazu fehlt, ich würde einer bettlägrigen Person einfach irgendwelche Inputs versuchen zu vermitteln, sei es durch gezielte Berührungen oder Vibration usw....?
Zusammenspiel Pflege-Ergo: niemand weiß was eine Ergo ist bzw. macht....
Du meinst ein Vormittagsprogramm, welches ich mir selbst zusammenstelle und nachdem ich mich dann immer richte? Ginge es denn nicht auch dass ich bestimmte Gruppen plane, welche ich dann an fixen Zeiten abhalte und morgens meine ADL mache und die restliche Zeit einfach schaue, was ich denn mit wen machen könnte...also spontan?
Dementenbetreuung....bei uns gibt es eigentlich nichts eigenes für Demente, es wird auch keine Demenz diagnostiziert, nur bei Einnahme bestimmter Medikamente wird der MMSE durchgeführt.
Ich glaube nicht dass es eine gute Idee wäre sowas zur Heimleitung zu sagen...zudem immer nur eine bestimmte Anzahl von Therapeuten pro Bewohner vergeben wird und zusammen mit der Physiotherapeutin ist diese Anzahl erreicht.
Momentan bewege ich mich eben total frei und schaue spontan was ich mit den Bewohnern machen könnte, so mache ich morgens mit 2-3 Personen ein ADL-Training, wo ich sie gezielt zu mehr Eigeninitiative anrege oder ich nehme mir ein paar Bewohner und "spiele" mit ihnen Memory...wobei ich die Spielregeln an ihre Fähigkeiten anpassen muss...nur weiß ich nicht wirklich ob ich so richtig unterwegs bin.
18. Januar 2018 20:33 # 6
Registriert seit: 05.04.2011
Beiträge: 7

Also ich würde erst mal mit einem festen wochenplan arbeiten. 20 Minuten zeitungsschau jeden tag, dann täglich wechselndes Programm ca 30 Minuten. Bewegung mit oder ohne Geräte, Kochen BACKEN, Rätsel ( Reime, Lieder von frühe, Märchen, Berufe ...) kannste alles in Gesprächsrunde usw einbauen. Da haste mit Leute holen und wegbringen gut ne 1 1/2 zu tun. ADL ist ja gut. Aber alle kannste ja eh nicht. Und es gibt von Krankenkasse für jeden Bewohner diese Dementenbetreung gezahlt
Da muss man sich mal erkundigen. Ansonsten 10 min Aktivierung: ein Thema z.b. kochen früher! Besorge alte Töpfe, Kpchenutensulirn usw... und lass die Leutchen drüber reden... was und wie würde es damals gemacht... kannste auch mit allen Themen machen. Biografie Arbeit ist auch immer gut. Achja und man benötigt aber auch bissel Material. Viel kann man ja selbst zusammen suchen aber grade ei ihr gute Bücher zum HLT und Bälle Leichte Gewichte, usw müsste halt auch her... ! Ich weiss ganz schön viel aber irgendwo erst was aufbauen ist immer schwer. Aber im Internet findest du auch viele Anregungen! Ansonsten such dir was anderes.... was ist denn das für ein Heim...??? Sowas hab ich ja noch nie gehört!!
18. Januar 2018 20:42 # 7
Registriert seit: 05.04.2011
Beiträge: 7

Schau mal hier im shop. Da gibt's auch gute Bücher usw... bissel was investieren muss man halt...::wink::::sad::::laugh::
18. Januar 2018 21:08 # 8
Registriert seit: 05.04.2011
Beiträge: 7

Less mal nach :Paragraph 87b, Nennt sich Alltagsbetreuung. Gibts auch im Heim, wird von pflegekassen je nach pflegegrade übernohmen. Müsste deine Heimleitubg aber kennen...
19. Januar 2018 06:31 # 9
Registriert seit: 16.01.2018
Beiträge: 6

Ok ja, gute Vorschläge! Aber wie sollte ich die Gruppe am bestel einteilen? Und benutzt ihr im Altersheim auch Assessments?

Vielen Dank für die Hilfe!

Liebe Grüße
ilse
19. Januar 2018 08:36 # 10
Registriert seit: 16.01.2018
Beiträge: 6

Gibt es denn auch Bücher in denen verschiedene Stunden auch beschrieben werden? ZB was man alles in einer kognitiven Gruppe machen könnte usw....? Nur für den Anfang hätte ich gerne etwas, an dem ich mich halten kann...::sad::
19. Januar 2018 11:40 # 11
Registriert seit: 30.05.2008
Beiträge: 146

...du könntest Bücher zur Ansicht bestellen und dann schauen ob sie Deinen Bedürfnissen entsprechen...
Ich hoffe Du kennst aus der Ausbildung, die relevanten Verlage für ergotherapeutische und geriatrische Literatur.
Feedback von den Bewohnern einholen wäre auch eine Möglichkeit zu prüfen, welche Angebote geeignet sind weiter zu führen. Wichtig scheint mir möglichst homogene Gruppen zu bilden, so dass sich alle "abgeholt" fühlen und es nicht zum "Bespassungsprogramm" verkommt.
gutes gelingen wünsche ich Dir
19. Januar 2018 18:53 # 12
Registriert seit: 22.08.2004
Beiträge: 387

Hallo,
im Altenheim ist das Wichtigste, die Bewohner in Gruppen zu integrieren, je nachdem wo viele Interessen vorhanden sind, wegen der Isolation. Wenn du Vollzeit angestellt bist kannst/solltest du Morgens und Nachmittags eine Gruppe anbieten.
In Seniorenheimen, mit Bewohnern aus einfachen bis mittleren sozialen Schichtenkann man z.B. Kuchen backen und am Nachmittag eine Erzählrunde bzw. 1x im Monat Geburtstagskaffee und Willkommensrunde für Neu eingezogene Bewohner veranstalten. Du musst an frühere Hobbys anknüpfen. Hast du viele Bewohner mit akademischen Hintergrund kannst du das nicht anbieten. Ein "Muß" sind Bewegungs- oder Gymnastikrunden, Singegruppe (Volkslieder aus deren Zeit), Spielegruppe, Gedächtnistrainingsgruppe, Bingogruppe(Preise hierfür sind als Trostpreis Bonbons, als Hauptpreise, Schokoriegel o.ä.) und mindestens 1x im Monat Ausflug mit Behindertenbeförderungsbus. Zu wärmerer Jahreszeit auch Spaziergänge. Eine Kegelrunde mit Schaumstoffkegeln kommt gut an. Wenn du merkst, das viele Bewohner eine Tageszeitung aboniert haben, kannst du eine Zeitungsgruppe anbieten. Wir haben auch eine Wii Spielerunde, Mau Mau, Skat und Rommee Spielerunde
Zum Bestellen von Therapiemitteln sind folgende Kataloge hilfreich: Der Riedel, Wehrfritz, Sport Thieme.
Hinzu kommen die Planung von jahreszeitlichen Festen und besonderen Veranstaltungen mit Recherche von infrage kommenden Künstlern oder Musikern.



19. Januar 2018 19:23 # 13
Registriert seit: 22.08.2004
Beiträge: 387

Hallo,
wir haben Morgens auf jedem Wohnbereich eine Gruppe mit 45 Minuten. Eine Gruppe davon mache ich, meist die Gruppen, die die Betreuungsassistenten nicht gut können oder wollen wie z.B. Handgymnastik, Bewegung und Gymnastik oder Zeitungsgruppe, da hier ein Vorbereiten notwendig ist, da das Ziel ist, Gespräch oder Diskusion durch gezieltes Fragen nach der kurzen Information zu dem gelesenen Artikel zustande zu bringen und die Gedächtnistrainingsgruppe zu einem Thema mit einfachen Teilen, z.B. Sprichwörter ergänzen und schwierigeren Inhalten für die fitten.
Je nachdem wann du Morgens anfängst zu arbeiten, ist auch Unterstützung beim Frühstücken z.B. in Anlehnung nach Affolter sinnvoll oder eine Frühstücksgruppe für demente oder Schlaganfallpatienten.
Wasch- und Anziehtraining im Seniorenheim halte ich nicht für sinnvoll. Es ist nur für die Pflegeberufe eine Erleichterung, jedoch mit Vorsicht zu genießen. Denn viele Pflegekräfte möchten irgendwann, das du ihnen mehr Bewohner abnimmst. Du kannst dich dann nur schwer abgrenzen, zumal von der Berufsgruppe alleine dastehst und die Pflege in der Mehrheit ist, oft ein falsches oder keinen richtigen Schimmer von Ergotherapie hat, was das genau ist. Außerdem ist eine Besserung von Krankheitsbildern nicht wirklich gewünscht, da es weniger Geld einbringt.
Im Seniorenheim geht es doch darum, Interessen und Mobilität zu erhalten durch Aktivität, die wiederun der Isolation entgegenwirkt.
Nach dem Mittagessen bzw. wenn Zeit ist, gehe ich zu den Bewohnern, die kaum noch aus ihren Zimmer heraus kommen oder im Bett liegen.


19. Januar 2018 19:27 # 14
Registriert seit: 22.08.2004
Beiträge: 387

Hallo,
Es ist sinnvoll an jedem Wochentag immer ein bestimmtes Angebot anzubieten. Das gibt Struktur auch für dementere Bewohner.
Zudem ist es sinnvoll gleich starke oder gleichschwache Gruppen zu bilden.
Bei pflegebedürftigeren Bewohnern sind vorallem Bewegungsangebote gefragt


19. Januar 2018 23:31 # 15
Registriert seit: 22.08.2004
Beiträge: 387

Hallo Ilse,

empfehlenswerte Bücher für Gruppen z.B.
Gedächtnistrainingsgruppen für Seniorengruppen, 24 unterhaltsame Stundenfolgen für Gruppenleitungen,
Autor: Elisabeth Tanklage, Verlag: JUVENTA
Ergotherapie bei Demenzerkrankungen von Gudrun Schade
Bewegungstraining mit alten Menschen von Martha Scharll vom Trias Verlag
Aktivierung in Bewegungsrunden mit Alltagsmateriealien
Altengymnastik und kleine Spiele von Renate Beyschlag
Aktivieren und Bewegen ,n Marianne Eisenburger
Das Bewegungsbuch-Mit Alltagsmaterial trainieren und Spaß haben, Vincentz Verlag, Bettina M. Jasper
www.mal-alt-werden.de
Gedächtnistraining in 10 Themen von Anne Hallbach, Band 1 und Band 2
Aktivieren mit Handgymnastik: Übungen mit Alltagsgegenständen, Birgit Henze
Sinnesaktivierungen für Bettlägerige
Aktivieren mit Sprichwörtern, Liedern und Musik von Ulrike Eiring
Sitzen, tanzen kein Problem, 2x7 Sitztänze und Bewegungslieder, Vera Kern
Wer rastet, der rostet-Sitztanz, Denis Geier

einfach mal googlen.::thumbup::


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