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Diskussionsforum

Fingerquetschung

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8. April 2018 18:08 # 1
Registriert seit: 03.01.2011
Beiträge: 384

Hallo liebe Kollegen,
Ich habe derzeit einen Klienten in Behandlung, der nach einer Quetschung der Finger 3-5, sowie einen Bruch des Ringfingers zu uns in die Behandlung kommt. Das ganze ist nun schon eine Weile her (Ende November 2017).
Die Finger wurden eine Weile ruhig gestellt, damit alles heilen kann. Anschließend hatte er in einer anderen Praxis bereits Ergotherapie gehabt. Nun ist er vor ca 3 Wochen zu uns gewechselt.
Die Finger sind von außen betrachtet nicht mehr geschwollen, wir können sie mobilisieren, sodass er seine Faust wieder schließen kann. Eine kleine Faust ist allerdings auch mit der Mobilisation noch nicht möglich. Die DIP Gelenke der Finger sind nicht voll beweglich, weder aktiv noch passiv. Kraft fehlt ihm natürlich auch noch etwas, wobei wir da auf einen ganz guten Weg sind.
Das größte Problem ist eigentlich noch seine Steifigkeit in den Fingern. Laut eigener Aussage, dauert es keine Stunde (nachdem die Finger voll mobilisiert wurden und er sie aktiv wieder in den Faustschluss bekommt) und die Finger sind wieder steif und er bekommt die Faust nicht mehr zu (mehr als 1,5cm Abstand bis zur Handfläche). In dieser Zeit hat er die Finger normal im alltäglichen Gebrauch. Es wurde auch schon getestet, wie es ist, wenn er die Hand hoch lagert und leicht bewegt in der Zeit (falls es doch Wasseransammlungen sind). Das hat aber auch keinen Unterschied.
Ich habe es noch nie erlebt, das die Finger so schnell wieder steif werden und habe keine richtige Idee, woran das liegen könnte, und wie man dem abhilfe schaffen könnte. Es ist ja die eine Sache wenn die Finger morgens erstmal richtig in Gang gebracht werden müssen (er bekommt das mit etwas Geduld auch weitensgehend hin). Aber er kann dies ja nun nicht täglich jede Stunde machen, weil die Finger immer wieder steif werden.
Jemand Ideen woran das liegen könnte und was man tun kann?
10. April 2018 08:53 # 2
Registriert seit: 05.01.2015
Beiträge: 86

Hallo Mietzi,

was Du da berichtest kann auf eine Adhäsionsbildung in den Gleitgeweben hindeuten. Bei einer Quetschung kommt es zu Einblutungen ins Gewebe. Bei Fingern liegen diese Gewebeschichten nur leider sehr eng beieinander, so dass nur ein minimaler Raum zwischen den Gleitgeweben und den festen Strukturen besteht. Wird dann direkt nach der Verletzung immobilisiert, kann das Blut nicht resorbiert und somit abgetragen werden. Es kommt zur extrinsischen Heilung durch Verklebung.

Wenn nun mobilisiert wird, schaffst Du es mit viel Geduld, die Kollagengewebe dehnfähiger zu machen und somit Bewegung zu ermöglichen. Diese Dehnfähigkeit ist allerdings nicht für alle Gewebe sinnvoll, so dass der Körper sie schnell wieder zurück nimmt. Es braucht die Gleitfähigkeit der Gewebe zueinander, um langfristig die Bewegung zu ermöglichen. Diese lässt sich bei den kleinen Gleitamplituden am Finger jedoch nur sehr schlecht therapeutisch wiederherstellen.

Was man versuchen kann, ist durch eine Hitzeanwendung das Gewebe vorzubereiten und dann in der Bewegung zu mobilisieren. Da mit konzentrischen Bewegungen die Gleitamplitude am größten ist, würde ich diese in die Behandlung integrieren.

Ich hoffe, das gibt Dir schon einmal eine Idee.
Liebe Grüße
R.Groth
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10. April 2018 18:18 # 3
Registriert seit: 03.01.2011
Beiträge: 384

Puh, es hört sich kompliziert an. Hitzeanwendung machen wir schon als Vorbereitung mittels Paraffinbad. Er hat auch das Gefühl, das die Finger dann etwas leichter beweglich sind. Ohne Mobilisation allerdings nicht im gewünschten Bewegungsausmaß. Die Kontrinsischen Bewegungen kann ich mir gerade nicht so recht vorstellen. das ist vermutlich aber auch schwer zu erklären.
Wenn es nur schwer therapeutisch zu behandeln ist, wie sieht die Prognose für den Herren aus? Gibt es alternativen, was man da tun kann? (nicht unbedingt therapeutisch) oder muss er sich evtl auch darauf einstellen, das es nicht viel besser wird im Bereich Beweglichkeit (Kraft, damit er wieder richtig Sachen festhalten und tragen kann, daran arbeiten wir ja und sind auf einen ganz guten Weg). In welchem Zeitrahmen sollten sich hier Fortschritte abzeichnen (2-3 Behandlungen die Woche). Der Arzt sagt immer nur zu ihm er soll Geduld haben, aber der Herr ist selbstständig als Ein-Mann- Betrieb, da ist das verständlicherweise mit der Geduld nicht ganz einfach.
11. April 2018 07:30 # 4
Registriert seit: 05.01.2015
Beiträge: 86

Hallo Mietzi,

das Paraffinbad ist für eine Hitzeanwendung nicht unbedingt geeignet. Wenn man in die Nähe von Hitze kommen möchte, muss man auf jeden Fall nach jedem Eintauchen den Wachshandschuh von der Haut wieder entfernen. Ansonsten bekommt man lediglich eine Wärmeanwendung, die Crosslinks weit schlechter destabilisiert.

Konzentrische Muskelarbeit entspricht einer aktiven Verkürzung des Muskels. So wie es beim Zugreifen aus Sicht der Flexoren passiert. Dies kann man mit Widerständen als Therapiemittel einsetzen. Bei Sehnenscheidenentzündungen am Handgelenk kann man dies gut einsetzen, jedoch ist dort die Gleitamplitude der Sehnen weit größer. Dort setzt man zusätzlich eine Querfriktion ein, um die Sehne zu lösen. Das ist aber am Finger wegen des engen Ringbandsystems bei weitem nicht so effektiv.

Eine Prognose zu geben ist nach einer reinen Beschreibung sehr schwierig. Eine Vorstellung beim Handchirurgen zur genaueren Abklärung wäre aus meiner Sicht aber anzuraten.

Liebe Grüße
R.Groth
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11. April 2018 08:32 # 5
Registriert seit: 03.01.2011
Beiträge: 384

Oke also das mit der konzentrischen Muskelarbeit hab ich verstanden (hatte das Wort vorher wörtlich übersetzt und war deswegen etwas ratlos).
Wie könnte man denn eine bessere Hitzeanwendung bekommen. Jedesmal das Wachs wieder abmachen ist ja sehr aufwendig auch rein zeitlich schon. Bohnenbäder oä sind aber ja bei weitem nicht so warm wie Paraffin. Warmes Wasser? da würde man sich das "abmachen" ja sparen? und wie warm sollte das dann sein (will ja keinen verbrühen, das Paraffinbad ist für manche am Anfang ja schon Grenzwertig, er kanns allerdings ganz gut ab und sagt nicht das es ihm zu warm wäre)

Handchirugen sprech ich mal mit ihm durch. Ich bin gerade nicht sicher, zu welchem Arzt er denn regelmäßig geht. Er ist ja in Ärztlicher Betreuung. Der sagt aber immer nur er muss Geduld haben.
12. April 2018 08:37 # 6
Registriert seit: 05.01.2015
Beiträge: 86

Hallo Mietzi,

für eine Hitzeanwendung bietet sich eine heiße Rolle am ehesten an. Das ist dann nur heißes Wasser, was man nicht extra wieder entfernen muss. Aber es kann sehr gezielt am gewünschten Ort eingesetzt werden. Auch der muskuläre Anteil kann damit gut behandelt werden.

Liebe Grüße
R.Groth
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12. April 2018 16:58 # 7
Registriert seit: 03.01.2011
Beiträge: 384

oke danke für deine Ratschläge und schnellen Antworten.
Heiße Rolle hab ich an der Hand noch nie gemacht.
Ich werde alles ausprobieren und mal schauen, ob wir ihm so weiterhelfen können.
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