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Den Phantomschmerz mit Training reduzieren

Das Gehirn erinnert sich fehlender Gliedmaßen - Schmerzforscher der Uni Jena finden anatomische Veränderungen im Gehirn von Amputierten

Phantomschmerzen können Patienten das Leben zur Hölle machen. Nahezu jeder Patient berichtet nach einer Amputation von sogenannten Phantomsensationen. Diese Empfindungen können von leichter Intensität sein, etwa in Form von Wetterfühligkeit, aber auch so heftig, dass manche Patienten als letzten Ausweg den Suizid in Erwägung ziehen.

Es handele sich keineswegs um ein singuläres Phänomen, sagt Prof. Dr. Thomas Weiß von der Universität Jena. Immerhin verlieren in Deutschland jedes Jahr etwa 100.000 Menschen Gliedmaßen durch Amputation.

Weiß leitet eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe zur Erforschung von Phantomschmerzen am Lehrstuhl für Biologische und Klinische Psychologie von Prof. Dr. Wolfgang H. R. Miltner. In einem gerade beendeten Projekt wies das Forscherteam nach, dass im Gehirn das Volumen der für die Körperempfindung und Bewegung zuständigen Hirnstrukturen eines amputierten Armes abnimmt, während gleichzeitig Areale in ihrem Volumen zunehmen, die notwendig sind, damit ein Prothesenträger Greifbewegungen mit einer durch elektrische Motoren steuerbaren Prothesenhand erfolgreich ausführen kann. Die Zunahme des Volumens spiegelt diese erhöhte visuelle Kontrolle und Aufmerksamkeit beim Greifen mit der Prothesenhand wider. Bei gesunden Menschen laufen solche Greifbewegungen hingegen meist automatisiert und ohne erhöhten Kontroll- und Aufmerksamkeitsaufwand ab. Die visuellen Kontrollareale im Gehirn bei den Prothesenträgern wachsen offensichtlich mit der stärkeren Beanspruchung. Ein gleichartiges Phänomen lässt sich z. B. auch im Gehirn von Musikern für Kontrollareale von Fingern beobachten, mit denen Seiten einer Geige oder Gitarre gezupft werden.

Für die Schmerzforschung sind diese Erkenntnisse interessant, weil Patienten mit starken Phantomschmerzen eine geringere Volumenzunahme verzeichnen. Prof. Dr. Thomas Weiß sieht bei den Prothesenträgern ähnliche Vorgänge wie bei den Musikern: „Wer seine Prothese häufig benutzt, trainiert zugleich seine visuellen Kontrollareale im Gehirn.“

Für ihre Arbeit erhielten Dr. Sandra Preißler und Dipl.-Psych. Johanna Feiler stellvertretend für das Team am 18. Oktober einen mit 3.500 Euro dotierten Förderpreis für Schmerzforschung 2012 in der Kategorie Klinische Forschung.

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena

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