Hallo maura,
ich bin ebenfalls in einer Fachklinik für Abhängigkeitserkrankungen tätig und unter anderem für die Aufnahmestation zuständig. Diese durchlaufen die Patienten in den ersten zwei Wochen ihres Aufenthaltes. Zum ergotherapeutischen Teil gehört bei uns:
- Erheben der Berufsanamnese
- Erheben der Selbsteinschätzung der Patienten (Grundarbeitsfähigkeiten --> Melba)
- IDA
- Cogpack Screening (Cogpack liefert keine zuverlässigen Mittelwerte! Viel zu kleine Vergleichsgruppen! Ermöglicht aber eine erste Einschätzung der kognitiven Fähigkeiten)
- Befunderhebungsgruppe (Die Patienten stellen ein bestimmtes Werkstück her, ich dokumentiere Beobachtungen --> Verhaltensbeobachtung Melba)
- ggf. BET (Berufseignungstest)
- ggf. WRI (Worker Role Interview)
Du siehst: wir sind auf berufliche Rehabilitation ausgerichtet.
Wie deine Befunde aussehen sollen, hängt ja nicht unwesentlich davon ab, wie die Klinik, in der du arbeitest ausgerichtet ist und was du damit überhaupt anfangen willst (unglaublich, wie viel allerorts befundet und gemacht und getan wird, um damit letztendlich nichts zu machen, sieht halt schick aus, wenn man einen tollen Befund geschrieben hat
).
Nach den zwei Wochen besprechen wir die Patienten im Aufnahme-Team, tragen unsere Beobachtungen und Ergebnisse zusammen und planen das folgende Behandlungsintervall. Der Patient wird von allen Berufsgruppen, die in der Aufnahmestation beschäftigt sind, nach seinen Zielen befragt, jedoch kollidieren diese nicht selten mit den Ansprüchen des Kostenträgers (d.h. Patienten müssen u.U. an einer Belastungserprobung teilnehmen, auch wenn dies nicht ihr Ziel ist).
Danach gehen die Patienten in die Hauptphase ihrer Behandlung über. Die gesammelten Informationen stehen für alle folgenden Behandler (z.B. auch Ergotherapeuten in den Belastungserprobungen, oder auch mich selbst in meinen Gruppenangeboten) zur Verfügung und schließlich kann am Ende der Behandlung ein Abgleich, also eine Entlassevaluation stattfinden.
Die Zusammenarbeit im Aufnahmeteam nimmt jedem von uns eine Menge Arbeit ab. Durch die Motopäden, Ärzte, Sozialtherapeuten, Sozialarbeiter etc. kann sich jeder von uns vieles sparen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Du sagtest, die Zeit ist knapp, deshalb solltest du dir überlegen, was du unbedingt selbst erheben musst bzw. was durch andere Berufsgruppen abgedeckt wird und was zu erheben wirklich sinnvoll ist.
Mir hilft Melba wirklich sehr. Irgendwann hat man's im Blut und das Dokumentieren geht sehr schnell von der Hand. Außerdem sind die Beobachtungen später mit denen aus den Belastungserprobungen vergleichbar.
Viel Erfolg und viele Grüße, Kinaa