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erste Eindrücke eines Berufsanfängers und Fragen zur Arbeitszeit & Ausfallregelung

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28. Januar 2013 22:28 # 1
Registriert seit: 28.01.2013
Beiträge: 1

Geändert am 29.01.2013 00:11:00
Hallo, ich habe Ende letzten Jahres meine Ausbildung beendet und bin dann direkt in einer Pädiatrie-ET-Praxis untergekommen. Ich habe im Forum schon einige Themen durchgelesen, bin aber immer noch etwas ratlos. Daher bitte ich um eure Meinung. Ich umschreibe größtmöglich, da ich mir unsicher bin, inwiefern ich nähere Details schreiben darf.

1. Eindruck - Frage: Ist das rechtens?
Mit einem festen Gehalt soll ich bei einer festeglegten Anzahl Wochenstunden die gleiche Anzahl an Therapieeinheiten (45 Minuten plus 15 min Vor&Nachbereitungszeit) ableisten Hinzu kommen ca 2,5 Stunden Team / Putzen. Dies ergibt theoretisch 2,5 Stunden unbezahlte Mehrarbeit pro Woche, die ich durch Parallelbehandlungen ausgleichen soll. Telefonische Terminabsprachen / Berichte / Testauswertungen / etc. sind dabei nicht einberechnet.

2. Eindruck - Frage: Geht das?
Wöchentlich wird vom AN eine Übersicht an den AG abgegeben, worin vermerkt wird, welche Therapieeinheiten abgeleistet wurden. Hierbei zählen allerdings nur "unterschriebene" Behandlungen. Wurde zB die Verordnung durch den Patienten vergessen und die Behandlung trotzdem durchgeführt, zählt dies als Lücke und wird nicht gezählt. Die tatsächlich "unterschriebenen" Einheiten werden mit der festgelegten Anzahl aus dem Arbeitsvertrag gegengerechnet und als Minusstunde vermerkt. Zusätzliche "unterschriebene" Einheiten als Plusstunde. Nachträglich gegebene Verordnungen zählen dann ebenfalls mit zur nächsten Woche. Hier komme ich zu meinem -->

3. Eindruck:
Fehlt ein Patient recht kurzfristig, aufgrund von Krankheit (über Nacht oder im Verlauf des Tages) und muss deswegen den Termin für den Nachmittag absagen ohne dabei die 24-Stunden-Frist einhalten zu können, soll eine Unterschrift bzw. 30 Euro Ausfallgebühr bezahlt werden. Nun habe ich gelesen, dass eigentlich nur die Rechnung geschrieben werden darf, aber keine Unterschrift. Meine Frage hier, ist das irgendwo rechtlich geregelt? Wie soll ich mich deswegen gegnüber dem AG verhalten? Wie geht ihr mit sehr kurzfristig abgesagten Terminen um? (Aufgrund von mehreren spontanen Krankmeldungen erreiche ich eher Minusstunden, da ich das festgelegte Soll nicht erreichen konnte. So ist es passiert, dass herausgearbeitete und mehr geleistete Behandlungen in einer Woche (Plusstunden) durch in der nachfolgenden Woche mehrerer spontanen Krankmeldungen sich komplett in Luft aufgelöst haben. )

Eine letzte weitere Frage ist: Muss bei einer nicht-40-Stunden-Stelle im Arbeitsvertrag geregelt sein, an wie vielen Wochentagen man in der Praxis anwesend ist?

Ich bin gespannt, was ihr dazu zu sagen habt und danke schon mal im Vorraus für konstruktive Antworten ::smile::
29. Januar 2013 10:58 # 2
chipchap
chipchap
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 1334

Hallo,
ich könnte mich kurz fassen und auf deine Fragen antworten:
1.nein
2.nein
3.nein
4.ja
Also ausführlich:
Arbeit wie Team/Putzen/Telefonate mit Patienten/Berichte/Dokumentation sind selbstverständlich Arbeitszeit und sind somit vom AG zu vergüten. Dem AN stattdessen aufzuerlegen, die Zeit für diese Nebentätigkeiten durch (willkürlich festgelegte) Parallelbehandlungen "rauszuarbeiten" ist so nicht statthaft!! Denn dann ist diese Art der Behandlung nicht therapeutisch gewählt, sondern rein wirtschaftlich...
"Minusstunden" entstehen natürlich nicht durch TEs, die nicht vom Patient unterschrieben werden!! Denn die Leistung wurde erbracht (kurz: Du hast gearbeitet).
"Minusstunden" entstehen auch nicht dadurch, daß Patienten absagen oder nicht erscheinen!!!! (kurz: du warst am Arbeitsplatz und hast deine Arbeitskraft zur Verfügung gestellt). In diesen Lücken können ja auch prima die oben genannten Nebentätigkeiten gemacht werden, für die dich der AG auch bezahlen muss.
Und: es dürfen vom Patient nur Leistungen unterschrieben werden, die auch erbracht wurden. Alles andere ist Kassenbetrug und du bist zumindet Mitwisser...
Minusstunden können nur dort existieren, wo der AN SELBST entscheidet, früher zu gehen/später zu kommen oder seine Pause zu verlängern, weil er z.Bsp. was persönliches zu erledigen hat.
Minusstunden können auch (genau wie Plusstunden) dort entstehen, wo ein klares Arbeitszeitkonto (vertraglich) eingerichtet ist, d.h. aber auch daß der AN flexible Arbeitszeiten hat, über die er selbst bestimmt.
Da dies alles bei dir nicht der Fall ist (lese ich zumindest heraus) bekommst du also unrechtmäßig Minusstunden berechnet.
Hier wälzt der AG sein unternehmerisches Risiko unerlaubt auf den AN ab. Diese Vorgehensweise würde vor keinem Arbeitsgericht standhalten.
Und zu deiner letzten Frage: im Arbeitsvertrag MUSS geregelt sein, an wieviel Tagen in der Woche der AN arbeitet, egal ob Voll- oder Teilzeit. Weil nur dann der Urlaubsanspruch korrekt berechnet werden kann. Vor allem, wenn es zum Beispiel nur eine 4-Tage-Woche ist, muß klargestellt sein, an welchen Wochentagen der AN regelmäßig im Betrieb ist, damit die gesetzlichen Feiertage für den AN nicht verloren gehen...

Ich hoffe, Dir ein wenig Licht ins Dunkle gebracht zu haben.
LG, chipchap
29. Januar 2013 13:11 # 3
Registriert seit: 19.05.2006
Beiträge: 542

Mich würde interessieren, für was du das doch hohe Zeitkontingent d.h. 15 Minuten indirekte Leistungen nutzt, wenn nicht für Testauswertungen, Telefonate, Elternarbeit etc.
Für mich liest sich das so, dass dir der AG 40 x 15 Minuten pro Woche indirekte Leistungen bezahlt. Wenn man das nun in Stunden umrechnet, hast du 10 !!!!! Stunden pro Woche die du für Vor- und Nachbereitung bezahlt bekommst und "nur" 30, die du direkt am Patienten arbeitest.::blink::
Da scheint dein AG doch sehr großzügig zu sein und er hat meines wissens sehr gut das Recht, dass er das Zeitkontingent der indirekten Leistungen definiert, z. B. dass er sagt, das sind auch Dienstbesprechungszeiten.
Allerdings darf dafür natürlich nichts an zusätzlicher Zeit anfallen, das ist ja schon von chip-chap gesagt worden.

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Therapädia - Inklusionsberatung und - coaching
30. Januar 2013 15:02 # 4
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Beiträge: 12

Bezgunehmend auf LolleBolle, ist meine erste Frage , würde mich interessieren bei welchen Arbeitgeber?? ich habe nämlich habe selbst sowas komplett miterlebt und das vor ca. einem halben Jahr da habe ich das selbe durchgemacht und kenne dieses Vorgehen nur allzu gut, also wenn du irgendwie Tipps willst oder so kannst mich gerne privat auch anschreiben. Also kann das gut nachvollziehen, sobald du 39 Einheiten geplant hattest und die fielen einige aus, fielst du automatisch in die Minusstunden. Plusstunden waren immer gerne gesehen, bei mir war sogar der Fall, das sich meine Plusstunden die jeweilige Leitung sich gutgeschrieben hat. Also wie gesagt also ich habe das selbe ca. 9 Monate lang mitgemacht und kann dir nur sagen, mittlerweile bin ich auf meinen Überstunden sitzen geblieben und sogar meine Plusstunden an neue Mitkollegen abgeben müssen. Also ob das rechtens ist sei mal dahingestellt, die AG formulieren das um und tun dies auch komplett immer anders vor bestimmten Stellen formulieren.
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