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Diskussionsforum

Ausdruckszentrierte Methode

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7. August 2013 12:10 # 1
Registriert seit: 09.02.2012
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 423

Geändert am 07.08.2013 12:13:00
Hallo Ergos,

immer wieder diskutierten wir Ergos in der Gruppe, ob man für die Anwendung der ausdruckszentrierten Methode eine besondere Zusatzqualifiaktion als Ergo braucht. Wir alle wurden in unserer Schulzeit nicht daraufhin gewiesen, sondern das ausdruckzentrierte Arbeiten wurde wie andere ergoth. Bezeichnungen für Einheiten durchgenommen.
Als wir dann in der interdisziplinären Gruppenbesprechung heute über die ergoth. Methoden und Einheitsbezeichnungen zu sprechen kamen, sagte mir eine Psychologin, dass das ausdruckszentrierte Arbeiten nur von einer Kunsttherapeutin oder von einer Ergo mit einer kunsttherapeutischen Zusatzqualifikation gemacht werden kann. Ich bin jetzt irgendwie total verunsichert.
Auch im KTL der DRV steht nichts genaueres, sondern als befähigter Durchführer nur "Ergotherapeut/in". Auch eine Nachfrage bei der DRV brachte nichts.

Stimmt das?? ::confused:: Wozu haben wir das dann in der Schule durchgenommen und warum wurde uns so etwas Wichtiges nicht gesagt?? Gehört, dass das gemunkelt wurde, habe ich schon öfters. Ist das ein Vorurteil/Gerücht?
Ich kann das ehrlich gesagt nicht so ganz glauben, weil auch in der Zeit, in der ich in Praxen gearbeitet habe, wurden immer wieder die drei Methoden angewandt. Von ganz normalen Ergos ohne kunsttherapeut. Klimbim.

LG
Motte
Sag Menschen nicht, wie sie Dinge tun sollen. Sag ihnen was zu tun ist, und sie werden dich mit ihrem Einfallsreichtum überraschen.
7. August 2013 14:49 # 2
Registriert seit: 04.08.2002
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 1246

Hallo,
natürlich darfst Du ausdruckszentriert arbeiten.
In meinem Praktikum im psycho-soz. Bereich, habe ich meine Sichtstunde ausdruckszentriert gestaltet.
Wie stets muss man mit der nötigen Umsicht und klientenorientiert vorgehen. Nicht bei allen Patienten ist es angebracht so zu arbeiten, bei manchen Krankheitsbildernim psychischen Bereich sollte man sich mit anderen im team abstimmen, bzw. mit dem Arzt Rücksprache halten.
Fort- und Weiterbildungen sind bei intensiverer Beschäftigung oder Spezialisierung anzuraten.

Die Psychologin sollte ihre Ausführung nachweisen.

LG
Signaturen lesen ist Zeitverschwendung!
7. August 2013 15:00 # 3
Registriert seit: 05.04.2005
Beiträge: 927

Zitat / motte hat geschrieben:
Auch im KTL der DRV steht nichts genaueres, sondern als befähigter Durchführer nur "Ergotherapeut/in"


Wenn Sie das genau lesen....was lesen Sie dann da? Genau diese Selbstzweifel der Heilmittelberufler ermöglichen es
    den FoBi-Anbietern aus jedem Mist einen Dukatenesel zu machen
    den benachbarten Berufen, zu räubern bzw. den eigenen Bereich frei von "Überschneidung" zu halten
    den Kostenträgern die Daumenschrauben anzuziehen, weil die Berufsgruppe selbst im Dunkeln zu tappen scheint....


nix für ungut. Aber halten Sie sich doch einfach an den von Ihnen zitierten Textrahmen, anstatt sich von kommunikationsoptimierten Mitmenschen verunsichern zu lassen.



(Über die Qualität und den Inhalt der einzelnen Ausbildungsgänge sei hier nichts gesagt. Und selbstverständlich gibt es auch durchaus sinnvolle Weiterbildungskonzepte.)
8. August 2013 10:48 # 4
Registriert seit: 09.02.2012
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 423

gross: Das versuche ich ja. Wenn ich mich davon total hätte beinflussen lassen, hätte ich es nicht hinterfragt. ::smile::

Dass man es nicht bei jedem anwenden kann und gerade bei noch etwas akuteren Fällen eher davon abzuraten ist, ist mir klar. Allerdings kann ich die Patienten nicht nach meinen Einheiten einteilen, sondern sie werden in geschlossenen Gruppen zu mir geschickt. Folglich werde ich das dann etwas abwandeln für den einen oder anderen. Aber das ist machbar.

Gibt es SINNVOLLE Fortbildungen zum ausdruckszentrierten Arbeiten bzw. hat jemand bereits eine gemacht, die er empfehlen kann?

Danke & liebe Grüße
Motte
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11. August 2013 12:47 # 5
Registriert seit: 12.11.2009
Beiträge: 94

Hallo,

ich habe letzte Woche 3 Kunsttherapiestudentinnen angeleitet, die ein studiumrelevantes Projekt bei uns in der KJP durchgeführt haben. In diesem Rahmen habe ich mir noch mal selbst klar gemacht, was den Unterschied zwischen Kunsttherapie und Ergotherapie (zu welcher auch die Ausdruckszentrierte Methode zählt) ausmacht.

Grundsätzlich basiert die Kunsttherapie auf anderen Modellen und Annahmen, hier besteht eine wesentlich größere Analogie zur Psychotherapie. Zu dem 4jährigen Studiengang gehört (auf freiwilliger Basis) auch eine Lehr-/Eigenanalyse, wie wir es von den Analytikern kennen.

Solange wir in unserem Rahmen und bei den ergotherapeutischen Ansätzen bleiben, sehe ich kein Problem in der Ausdruckszentrierten Methode, ich halte sie sogar für sehr wertvoll - besonders im psychosozialen Arbeitsfeld.
Aber wir sollten eben auch nicht unsere Grenzen überschreiten und uns der psychotherapeutischen Methoden bedienen - es sei denn, wir sind hierfür qualifiziert. Gerade im Umgang mit tieferliegenden Emotionen und Konflikten besteht eben auch immer die Gefahr etwas auszulösen, was wir mit unserem Handwerkszeug nicht mehr auffangen können. Hier ist es aber meiner Meinung nach auch wichtig zu unterscheiden, wo man arbeitet. In der Psychiatrie gehe ich entspannter damit um, als ich es in einer Praxis machen würde. Ich arbeite eng mit Psychologen, Psychotherapeuten und Ärzten zusammen und könnte jederzeit Unterstützung einfordern oder abgeben, wenn ich das Gefühl habe, einer Situation nicht mehr gewachsen zu sein. Grundsätzlich sollte man natürlich immer im Hinterkopf haben, dass das Handeln und der konkrete Alltagsbezug immer im Zentrum unserer Therapie stehen sollte.

Viele Grüße
„Handeln, das ist, wozu wir da sind.“
Johann Gottlieb Fichte (1762-1814), dt. Philosoph d. Idealismus
28. August 2013 13:04 # 6
Registriert seit: 09.02.2012
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 423

Vielen Dank für eure zahlreichen Feedbacks! ::smile::

Ich habe mir nämlich extra Fachbücher über ausdruckzentrierte Methoden gekauft und auch in den gängigen Ergobüchern stehen Beispiele für ausdruckszentriertes Arbeiten mit versch. Klientel drin. Also so abgeschottet kann das ja dann auch nicht sein. Ich war nur sehr unsicher, weil das u.a. auch von meiner Chefin behauptet wurde (die aber halt leider keine Ahnung von Ergotherapie hat). Ich habe sie dann anhand meines Materials eines besseren belehrt und sie war sehr erstaunt und dankbar darüber. ^^ Nun kann ich auch mit einem besseren Gewissen an die Arbeit gehen. ::thumbup::
Sag Menschen nicht, wie sie Dinge tun sollen. Sag ihnen was zu tun ist, und sie werden dich mit ihrem Einfallsreichtum überraschen.
7. September 2013 22:34 # 7
Registriert seit: 10.08.2011
Beiträge: 41

Ich habe ein ähnliches Problem...
Vor kurzem hat mich eine Kollegin, die Gestalttherapeutin ist, darauf aufmerksam gemacht, dass ich ihr in die Arbeit grätschen würde (so hat sie es zwar nicht gesagt, aber inhaltlich war es ungefähr das)... nur weil ich es gewagt habe, in meiner interaktionellen Gruppe ein Thema auszuwählen, welches sie in ihrer Gruppe bereits durchführt. Nun hatte ich jedoch keinerlei bösartigen Hintergedanken dabei und maße es mir auch nicht an, ihre Arbeit zu ersetzen, da ich doch mit ganz anderen Voraussetzungen an dieses Thema (Garten) rangehe wie sie... Ich will mich auch gar nicht mit ihr vergleichen... Aber das Gespräch hat mich doch sehr nachdenklich werden lassen... Wo liegen die Grenzen zwischen den einzelnen Berufen und wann weiß ich, dass ich diese Grenze überschreite?
7. September 2013 23:27 # 8
Registriert seit: 23.02.2009
Bundesland: Hessen
Beiträge: 135

Interdisziplinäre Kommunikation wäre eine möglich Lösung
=
Ich habe mit Pat. X Aktivität/Thema Y geplant, passt das, oder stört sich jemand daran und wenn ja wieso...
8. September 2013 09:36 # 9
Registriert seit: 20.05.2007
Bundesland: Schleswig-Holstein
Beiträge: 722

Ich denke auch, dass Kommunikation der Schlüssel zur Lösung dieses Problems ist, allerdings wäre es zumindest für meinen Berufsalltag viel zu aufwändig, jedes Mal jeden Inhalt abzusprechen. Ich weiß nicht, wie es bei Kjella aussieht, aber ich habe in meiner interaktionellen Gruppen zwölf Teilnehmer, die völlig unterschiedliche Wochenpläne haben, also an ganz unterschiedlichen Angeboten teilnehmen. Ich müsste daher mit (nahezu) jedem Kollegen vor der Gruppe Absprachen treffen, das geht schon rein zeitlich nicht.

Ich denke, es wäre eher sinnvoll, die beiden Bereiche mal grundsätzlich voneinander abzugrenzen. Das kann man tun, indem man interne Fortbildungen veranstaltet (Was ist Gestalttherapie? Was ist interaktionelle Ergotherapie? Welche Methoden kommen zur Anwendung? Welche Ziele werden verfolgt? usw.) und/oder sich mal mit der betreffenden Kollegin zusammen setzt und ein Konzept erarbeitet, welches abgegrenzte Aufgaben und Arbeitsbereiche vorsieht und aus dem im Idealfall auch hervorgeht, wie sich die beiden Professionen ergänzen können, sodass für den Patienten eine sinnvolle Behandlung zustande kommt.

Auch würde ich schauen, wie es überhaupt zu der Situation kam. Wenn Kollegen so "angefasst" reagieren, scheint ja zumindest eine Bereitschaft da zu sein, Verhalten negativ zu interpretieren. So etwas kann auf einen grundlegenden Konflikt zwischen Kollegen hindeuten, den es zu bereinigen gilt. Oft ist daran auch die Führung nicht unbeteiligt, die ihre Aussagen und Arbeitsanweisung zu vage hält.

Wenn ich mit meinen Patienten im interaktionellen Gruppenangebot etwas Kreatives mache, würde unsere Kunsttherapeutin z.B. gar nicht auf die Idee kommen, ich hätte ihr das Wasser abgraben wollen, weil wir uns gut verstehen und sie gar nicht davon ausgeht, dass ich mit solchen Hintergedanken an meine Arbeit gehe. Würde sie mir soetwas irgendwann mal vorwerfen, würde ich mit ihr eher darüber sprechen, warum sie das so wahrnimmt, wie es zu diesem Eindruck kam etc., um das Problem aus der Welt zu räumen und nicht nur den Einzelfall zu klären.

Viele Grüße! Kinaa
Nicht alles, was Hand und Fuß hat, hat auch Herz und Hirn.
8. September 2013 17:14 # 10
Registriert seit: 10.08.2011
Beiträge: 41

Ja, ich glaube, das ist ein grundsätzliches Problem... die interprofessionelle Kommunikation... und sicherlich spielen da auch persönliche Anteile eine Rolle... Aber den Tipp mit der internen Fobi, um sich gegenseitig abzugrenzen bzw. sich zu ergänzen finde ich sehr schön... Leider ist für sowas kaum Zeit da... zumindest nicht innerhalb der Berufszeit... :/ Aber ich werde es im Hinterkopf behalten und mit mit der Kollegin eventuell noch mal zusammen setzen... Danke für die Gedankenanstöße - manchmal braucht man eine neutrale Stellungnahme dazu :)
8. September 2013 20:00 # 11
Registriert seit: 21.03.2002
Beiträge: 362

Den "Bart" dieses Themas gucke ich mir seit 1995 an.
Ich beziehe mich nur auf meine eigenen Erfahrungen in der psychosomatischen Reha und den wundervollen Kolleginnen, welche Kunst- und Gestalttherapeutinnen sind.

Diese "Schuster bleib bei deinen Leisten-Nummer" ist typisch für eine gestörte oder fehlende Kommunikation zum
Wohle und zur Rehabilitation der Patienten. Sie ist ebenso eine typisch deutsche Eigenart, die gern mal zum Stillstand und zu
wahnsinnig viel Zeitverlust und Papierstapeln führt.
Und sie ist so ergotherapeutisch, dass es die anderen Berufsgruppen überhaupt nicht interessiert, wenn wir diese drei Methoden mit unserem Berufsfachschulschubladendenken vor uns hertragen.

Nur interdisziplinär ist etwas zu erreichen.

Launisch, gebe ich zu

Lieber Gruß

Kai



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