Registriert seit: 10.08.2011
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Liebe Ergos,
ich hätte da mal Interesse bezüglich der Frage wie anderorts Ergotherapie in der Psychiatrie aussieht... Vermutlich ist diese Frage hier schon oft gestellt worden. Da ich aber gerade keine Antworten auf meine Fragen finde, stelle ich hier diese Frage noch mal... Mit welchen Konzepten arbeitet ihr? Arbeitet ihr stationsgebunden oder zentral? Welche Vor- und Nachteile bietet das ein oder andere? Wie wird Ergotherapie bei euch definiert? Arbeitet ihr mit Assessments? Wenn ja, mit welchen?
Und jetzt zu meinem spezifischeren Anliegen... Ich wurde vor einiger Zeit auf eine Station versetzt, die ich als Akutstation für affektive Erkrankungen bezeichnen würde... Das Altersspektrum reicht von 21 bis 90 Jahre.... Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen aus wohlhabenden Stadtteilen... Handlungsfähigkeit ganz unterschiedlich ausgeprägt... Behandlungsdauer von ein paar Tagen bis mehreren Wochen... ET ist laut Stationsregel pflicht... die ET-Leitung ist auf Handwerk fokussiert und es ist in der Klinik auch grundsätzlich der Tenor, dass wir ETs "Basteltanten" sind... Ich muss zugeben, dass ich mit dieser Heterogenität (oder wie man das bezeichnet) und der hiesigen Profilierung ein wenig überfordert bin, um ein sinnvolle ergotherapeutische Angebote zu machen... Es frustriert mich ein wenig... und ich frage mich, wie ich hier die ET in ein neues Licht rücken könnte bzw. mit welchen Angeboten (auch im handwerklichen Bereich) ihr positive Erfahrungen gemacht habt...
Würde mich über reichlich Input und Anregungen freuen...
PS: CMOP und COPM scheinen mir hier leider nicht umsetzbar... :(
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Registriert seit: 22.08.2004
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Hallo Kiella, so wie du das Arbeiten in der Psychiatrie erlebst, ist es leider noch in vielen psychiatrischen Krankenhäusern vertreten. Wenn du etwas verändern möchtest daran, würde ich (auch wenn dir verständlicherweise das Warten schwer fällt) aus eigenenen Erfahrungen erst ganz behutsam nach der Probezeit. Ich würde zumindest eine wenn nicht 2 Haushaltsgruppen anbieten mit Kochen und Backen. Da kannst du das Einkaufen der Zutaten mit einschliessen. Für die Suchtpatienten eignen sich auch ausdruckzentrierte Techniken z.B. mit Ton, malen zu einem bestimmten Thema und anschliessender Reflektion. Für Psychose Patienten eignen sich Handwerkstechniken mit klaren Arbeitsschritten z.B. Holz. Bei Senioren, wo die Frage ist, ob es anschliessend wieder nach Hause geht oder in ein Heim würde ich die ADL abklären oder auch z.B. Musik/Singenachmittage anbieten.
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Registriert seit: 21.08.2008
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Ich kann dich da voll und ganz verstehen, geht mir nicht anders... Bei mir wird das kochen von pflegekräften übernommen :(
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Registriert seit: 29.09.2007
Beiträge: 781
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Zitat:CMOP und COPM scheinen mir hier leider nicht umsetzbar... :( Doohoch - aber das ist wie mit "englichem Rasen" : alle 3 Tage mit der Schere 3 mm kürzen, dann kann er nach 200 Jahren ganz passabel aussehen... Aber im Ernst, mit viel Überzeugungskraft, viiieel Durchhaltevermögen, noch mehr Frustrationstoleranz, Geduld, und noch ein bischen Überzeugungskraft lernen die Patienten ziemlich schnell schätzen, wenn man sich für ihren Alltag und diesbezügliche Veränderungswünsche interessiert und kleine realistische Ziele mit ihnen verfolgt. Und manchmal muss man KollegInnen eben auch da abholen wo sie stehen... aber oft geht gaaanz langsam eben doch was - und manchmal mehr als man denkt. Also - verwirf es nicht gleich  Vorerst mal viel Erfolg! Gruß nimis
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Registriert seit: 22.08.2004
Beiträge: 382
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Hallo Kiella, gerade habe ich in den Infos gesehen, dass im März eine Fachtagung vom Fachkreis Psychiatrie zu deinen dich beschäftigenden Fragen bezüglich des Arbeitens in der Psychiatrie stattfindfet. Vielleicht kannst du das Flyer ja ausdrucken und an deine Kollegen verteilen oder selbst daran teilnehmen.  Frühjahrstagung „Ergotherapie in der Psychiatrie“ Vorträge, Workshops und Diskussionen am 15.03.2014 in Marsberg
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Registriert seit: 10.08.2011
Beiträge: 41
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hallo,
danke für eure beiträge :)
ja, für die fachtagung in marsberg habe ich mich schon angemeldet und bin ganz gespannt, was mich da erwartet...
ja, das backen wird leider den patienten von der pflege so überlassen, dass die patienten sich freiwillig melden können... und verständlicherweise sind das dann immer die gleichen... und diejenigen, die sich nicht trauen, werden übersehen... genauso schade finde ich, dass die pflege die freizeit-ausflüge mit den patienten übernimmt... dabei könnte man das so schön thematisieren mit auseinandersetzung bezüglich des themas "freizeit und orte, an die ich gehen, die schön sind und wenig geld kosten" (oder so ähnlich)... mit eigenerarbeitung... aber nein, das ist ein bereich, den sich die pflege nicht nehmen lässt... :(
adl - soweit man das im stationären setting abklären kann - übernimmt leider auch die pflege...
usw.
wir ergos sind (leider auch von der therapieleitung begrüßt) hier immer noch die "beschäftigungstherapeuten", wo "gebastelt" wird... und das finde ich sehr schade bzw. frustriert mich...
ich schaue, wie ich mir peu a peu vielleicht auch was anderes erarbeiten kann... aber ich habe immer das gefühl, dass man als ergo kämpfen und sich immer wieder erklären muss... das ist ganz schön anstrengend...
gut, wollte einfach wissen, wie es anderswo gehandhabt wird...
noch mehr erfahre ich vielleicht wirklich auf der tagung... freue mich :)
lieben gruß
ps: cmop habe ich immer im hinterkopf... aber einsetzen in diesen setting... vorerst wohl nicht... aber present ist es mir immer...
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Registriert seit: 22.08.2004
Beiträge: 382
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Hallo, ich kann dich gut verstehen. Ich würde mir schon innerlich eine Frist setzen bis zu der sich minimal etwas verändert haben sollte. Wenn das Ergebnis dann nicht befriedigend für mich wäre, würde ich mir eine andere Stelle suchen. In einer grossen Einrichtung ist man leider immer den Klinik internen Strukturen unterworfen. Die meisten langjährig dort arbeitenden Ergos wollen nichts verändern. Wenn du dann anders arbeiten möchtest, musst du aufpassen, dass du nicht gemobbt wirst, In einer Ergo-Praxis verdienst du oft weniger, kannst aber besser nach heutigem Standart arbeiten. In der von dir beschriebenen Einrichtung könnte man meiner Meinung nach besser das MOHO versuchen anzuwenden, da ja schon durch das "basteln", etc. der Freizeitbereich einen hohen Stellenwert hat. Wie wäre es denn, wenn du im Rahmen einer Stationssitzung einmal kurz versuchst in einfachen Worten anhand eines Modells und eines Patientenbeispieles die Tätigkeit eines Ergos in der Psychiatrie zu beschreiben.
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Registriert seit: 12.09.2012
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Hallo  Spontan fallen mir zwei Angebote ein die du dir anschuen könntest und mit denen du dich etwas besser etablieren könntest: 1. Sensorische Integration für Schizophrene Patienten ...ist für Akut/ subakut Patienten 2. Metakognitives Training für Menschen mit Psychose ...gibt es auch für Depressionen Hast du Ergo- Kollegen? was machen die so? Ich weiß nicht was du für Vorgaben/ Rahmenbedingungen hast, wenn es sehr wenig ist, nach dem Moto machen sie ein Angebot für alle, hast du immer eine sehr gute Chance alles nach deinem Sinn zu gestalten! Vergiss das nicht :-) Heißt aber auch echt oft Konzept- Arbeit, und Geduld. Und Leg dich nicht mit der Pflege an, die sind immer in der Überzahl  wink::, aber Grenz dich fachlich ab! Du bist Ergotherapeutin und hast deutlich mehr Kompetenzen!!!! Arbeitstherapeutische-angebote kommen auch immer gut an und lassen sich mit dem Handwerk verbinden... Du kannst natürlich auch HLT oder Gehirnjogging Kleingruppen anbieten. Mit (Gesellschafts-)Spielen kann man auch eine Art Soziales-Kompetenztraining - light machen... Ich hoffe das dir meine Vorschläge etwas weiterhelfen!? gruß
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Registriert seit: 01.04.2014
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sehr interessantes thema  ich habe leider dasselbe problem :( ich arbeite auf einer aku geschlossenen tstaion im krankenhaus.krankheitsbilder sind bunt gemischt von suchterkr. bis depressionen manie schizophrenie borderline etc. alles.wir haben im durchschnitte 20 patienten auf station. überwiegend wird handwerk angeboten.offene werkgruppen in jeder dass machen kann was er will.oft schwierig allen gerecht zu werden alleine als therapeut.eigentl nicht zumutbar auf einer akut station. handwerk findet mindestens zweimal täglich statt a 75 min. das is das angebot was am meisten besucht wird. zu den spielerunden muss ich patienten fast bettel.zu gedächtnistraining kommen fast alle regelmäßig zu spät und zum cogpack kann ich nur 2-3 patienten mitnehmen die ausgang haben da es ausserhalb der station stattfindet.gebacken wird einmal die woche. patienten und personal sind so extrem aufs handwerk fixiert.finde ich rictig schlimm.wir können mehr als das!richtig ernstgenommen oder angehört werde ich auch nicht.psychologen sind bei uns das wichtigste personal und natürlich die ärzte. was kann ich noch anbieten um mal ein wenig struktur reinzubekommen? ich mag nicht immer nur die basteltante sein :(
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Registriert seit: 03.10.2014
Beiträge: 1
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Hallo Ergos, habe jetzt einige Beiträge gelesen. Ich arbeite in einer Tagesklinik für Psychiatrie, hier ist Ergo Basistherapie, das heißt, ich habe alle Patienten, wenn sie nicht gerade einer anderen Therapie zugeordnet sind. Alle, kann heißen, das ich zwischen 3 und 23 Patienten anwesend habe, die alle an verschiedenen Handwerklichen Techniken arbeiten und das den ganzen Tag. So kann es sein dass neue Patienten 6Stunden in der Ergo sind. Pausen sind offiziell nicht erlaubt, da erst nach 3 Stunden eine Pause genehmigt wird und dass wäre ja schon wieder die Mittagspause. Leider ist es von der Kassenärztlichen Vereinigung so vorgegeben, dass in TK eine Gruppengröße von 12 bis18 Patienten durchzuführen ist. Ich würde gern in Gruppen arbeiten. Daher meine Frage wie organisieren sich andere Ergos in TK. Die einzigen Gruppen die ich zusätzlich organisiere ist 2x Haushaltstraining und 1x eine Stunde Sport in der Woche. Ich habe vorgeschlagen eine Kleingruppe einzuführen, abgelehnt, Spielstunde, abgelehnt, KBT, abgelehnt, PMR abgelehnt.
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