Anzeigen:
Sie sind hier: Forum >> Ergotherapie-Forum >> Fachbereich Pädiatrie >> Kindesmisshandlung:wie geht Ihr mit diesem Thema um?

Diskussionsforum

Kindesmisshandlung:wie geht Ihr mit diesem Thema um?

Optionen:
6. Februar 2014 09:58 # 1
Registriert seit: 11.08.2013
Bundesland: Niedersachsen
Beiträge: 52

Hallo liebe Leser!

Als Mutter und Krankenschwester verfolge ich jeden (öffentlich werdenden ) Fall und Bericht zum Thema Kindesmisshandlung.
Leider musste ich selbst auch schon eingreifen als eine Mutter ihr kleines Kind misshandelte.::sad::
Mich interessiert wie Ihr mit diesem Thema umgeht, ob Ihr auch schon eingegriffen habt weil Eltern handgreiflich oder verbal ausfallend( psychische Gewalt) ihrem Kind gegenüber geworden sind.
Im Freundes-,Bekannten- und Kollegenkreis gibt es leider auch Menschen die eher den Kopf in den Sand stecken.Die Kernaussagen jedesmal:das Jugendamt tut eh nichts oder die Kinder müssen doch eh wieder zurück zu ihren Peinigern.....

6. Februar 2014 20:15 # 2
Registriert seit: 11.08.2013
Bundesland: Niedersachsen
Beiträge: 52

Wenn die bisher 0 Antworten bedeuten daß noch keiner Erfahrungen mit dem Thema machen mußte,dann ist DAS natürlich
super!!!
Mich interessieren auch Eure Gedankengänge z.B.zum Verhalten von Behörden(diese Bezeichnung nehme ich bewußt) wenn diese wieder versagt haben.

7. Februar 2014 10:09 # 3
Registriert seit: 02.06.2005
Beiträge: 3215


@Prinzessin,

ich habe langjährige und vielfältige Erfahrung in der Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe. Das Thema ist aber zu komplex für eine pauschale Beantwortung.

Bitte habe bis morgen Geduld, dann habe ich Zeit und antworte ausführlicher.
Unter Angabe von Hinweisen, die für dich und andere ForistInnen hier hoffentlich hilfreich sind.

VG
Oetken1
7. Februar 2014 20:46 # 4
Jona33
Jona33
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 73

Hi,

meine Antwort hilft Dir vielleicht nicht so viel weiter.
Aber auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Leute, auch Ergos, den Kopf in den Sand stecken.
Die Eltern sind ja schließlich unsere Auftraggeber, und Kritik an Eltern war bei meinem Arbeitgeber und seiner Frau verpönt.

Ich denke, ich würde mich ans Jugendamt wenden und mich erst einmal erkundigen, was es überhaupt für Möglichkeiten gibt. Man kann ja auch anonym anzeigen...
7. Februar 2014 21:51 # 5
Registriert seit: 19.05.2006
Beiträge: 542

Zitat / Prinzessin hat geschrieben:
Wenn die bisher 0 Antworten bedeuten daß noch keiner Erfahrungen mit dem Thema machen mußte,dann ist DAS natürlich
super!!!
Mich interessieren auch Eure Gedankengänge z.B.zum Verhalten von Behörden(diese Bezeichnung nehme ich bewußt) wenn diese wieder versagt haben.



Nein ich denke es gibt genug Therapeuten oder andere, die schon oft mit diesem Thema konfrontiert worden sind und auch werden.
Bei uns gibt es einen allgemeinen Kinderschutzvertrag, der vom Jugendamt und allen möglichen großen Institutionen ausgearbeitet worden ist. Dieser wurde von sämtlichen Kitas, großen Einrichtungen und und und und unterzeichnet. Dort wird genau beschrieben, welcher Weg bei Verdacht gegangen werden muss.
Dieser Vertrag wurde allen Mitarbeitern ausgiebig vorgestellt und auch ausgehändigt.

Ich finde das total super, denn so bekommt man einfach eine Sicherheit, wie man zu handeln hat und vorallem wird auch einheitlich reagiert und man hat die Sicherheit, dass man die Verantwortung dafür abgeben konnte.

Auch ich bin des Öfteren schon Eltern begegnet, die mit Kindern absolut grenzwertig und gefährdend umgegangen sind. Ich besitze die Zivilcourage, und drehe mich nicht weg, sondern spreche die Eltern an.
http://www.therapaedia.de/publikation.html
facebook: Therapädia - Mobile Ergotherapie - Jugendhilfeträger des Landkreises Nienburg Weser und Diepholz

Therapädia - Inklusionsberatung und - coaching
16. Februar 2014 12:35 # 6
Registriert seit: 02.06.2005
Beiträge: 3215

Geändert am 16.02.2014 12:37:00
Hallo Prinzessin,

ich schließe mich dem an, was nitl oben geschrieben hat.

Die Misshandlung von Kindern ist in unserer Gesellschaft genauso verbreitet wie tabuisiert. Und unser Beruf bringt es mit sich, dass wir überproportional und direkt mit dem Thema konfrontiert werden.

Wie bei allen anderen schwierigen Dingen ist es wichtig, sich erstmal sachlich zu informieren. Das kann über die Kinderschutzbeauftragten der Jugendämter geschehen, Beratungsstellen, Supervision, Kurse, Bücher, das Internet.

Wollen wir intervenieren, dann brauchen wir ein gutes Konzept dazu. An erster Stelle sollte stehen, die notwendige persönliche Distanz zum Thema einzunehmen. D.h. eigene Traumatisierungen aus der Kindheit professionell aufzuarbeiten und in Expertise umzuwanden. Dann ist es ratsam, ein multiprofessionelles Netzwerk aufzubauen oder sich einem bestehenden anzuschließen.

Und was die eigene ergotherapeutische Arbeit angeht, zu überlegen, wie man die Elternarbeit gestaltet, inwieweit sie befähigend angelegt ist und ob man bereits über eine Haltung verfügt, die gleichzeitig klar genug ist und die therapeutische Beziehung nicht gefährdet.

Gerade für diejenigen unter uns, die selbst als Kind misshandelt wurden, oder die entsprechende Impulse, die sie gegenüber ihren eigenen Kindern verspüren nicht gut aufgearbeitet haben ist es notwendig, hier für eine ausreichende therapeutische Abstinenz zu sorgen. Nichts ist nämlich schlimmer, als wenn in Kinderschutzfällen aufgrund von nicht reflektierten Übertragungen falsch reagiert wird.

Ansonsten gehört es zu meinem täglich Brot zu intervenieren, was Eltern-Kind-Interaktion angeht. Ich bin dann auch sehr klar, aber von wenigen Ausnahmen abgesehen immer wertschätzend. Die meisten Eltern, es sei denn sie sind psychiatrisch sehr schwer erkrankt handeln aus Unvermögen heraus übergriffig. Oft weil sie es selbst nicht anders gelernt haben. Die Kinder, die zu uns in Therapie kommen haben ihre Symptome nicht umsonst.

Und da setze ich an: bei den Zielen, die die Eltern klar formuliert haben. Ich entwickle mit ihnen gemeinsam wie man die erreichen kann. Und zwar möglichst so, dass es allen dabei gut geht und sich alle wohl fühlen. Auch ich ::smile::

Die Ausnahmen: Anzeichen für Kindeswohlgefährdung. In den Fällen berate ich mich als Erstes mit den verordnenden Ärzten.

VG
Oetken1
17. Februar 2014 22:50 # 7
saloia
saloia
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 3624

guter Beitrag zum Thema: Link
18. Februar 2014 16:31 # 8
Registriert seit: 11.08.2013
Bundesland: Niedersachsen
Beiträge: 52

Auch hier nochmal ein Hinweis auf die Buchveröffentlichung von Michael Tsokos und Saskia Guddat:
Deutschland misshandelt seine Kinder, erschienen im Droehmer Verlag,ISDN 978-3-426-27616-7.

Das Buch habe ich auch gelesen und kann es nur empfehlen!!!!!
Optionen:

nach oben scrollen