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Dilemma: Es geht nicht mit und nicht ohne Kollegen

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23. November 2014 11:05 # 1
Registriert seit: 20.05.2007
Bundesland: Schleswig-Holstein
Beiträge: 722

Geändert am 23.11.2014 11:06:00
Hallo zusammen,

erfahrungsgemäß ist es gar nicht so einfach, anderen Menschen eine komplette Arbeitssituation in all ihrer Komplexität verständlich zu machen, aber ich versuche dennoch mal, mein Problem zu schildern. Wenn etwas unklar ist, fragt gern nach.

Meine Arbeit beinhaltet zwei große Bereiche. Zum einen ist da die Arbeit mit Patienten: Ich leite diverse Gruppenangebote und bin zuständig für die ergotherapeutische Aufnahme inklusive natürlich der entsprechenden Büroarbeit (Doku, Berichte, Auswertung von Testergebnissen/Screenings usw.). Der zweite Teil meiner Arbeit besteht aus Konzeptarbeit, also der Ausarbeitung und Implementierung neuer und der Überarbeitung/Optimierung bestehender Therapieangebote "mit allem Zipp und Zapp" (viel Recherchearbeit, Konzept schreiben, Umsetzbarkeit prüfen, schauen, wie das Ganze im Entlassbericht verarbeitet werden kann, Textbausteine für selbigen entwerfen, Kollegen in Bezug auf das neue Angebot bzw. die Angebotsveränderungen "coachen" usw.).

Ich muss sagen, dass mir diese Aufgaben sehr entsprechen. Ich habe großen Spaß am Entwickeln und Tüfteln, am Ausprobieren und Verwerfen und daran, den Spagat zwischen dem Anbieten sinnvoller Therapie, der Berücksichtigung der Bedürfnisse unserer Patienten und der gleichzeitigen Erfüllung der Vorgaben des Kostenträgers zu meistern. An sich eine super Aufgabe für mich.

Nun war es in der Vergangenheit so, dass ich für diese Dinge im ergotherapeutischen Team im Prinzip allein zuständig war. Ich machte die Konzeptarbeit, die Kollegen oder ich (je nachdem, wer von den Neuerungen/Änderungen betroffen war), setzten das Ganze dann um. So ein Vorgehen läuft natürlich nicht immer reibungslos. Die Kollegen bekamen im Prinzip von außen etwas "aufgedrückt", das sie dann durchführen sollten und an dessen Entwicklung sie keinen Anteil hatten. Ich habe versucht, individuelle Neigungen und Talente zu berücksichtigen, jedoch war das nicht immer möglich, da diese teilweise im Konflikt zu diversen anderen Aspekten (s.o.: Bedürfnisse und Vorgaben) standen. Es gab viel Widerstand und "Trotzreaktionen" seitens der Kollegen.

Nun könnte man natürlich sagen: Jeder entwirft seine Konzepte selbst. Das wäre eine gute Lösung, wurde auch versucht, ist allerdings nicht umsetzbar. Mein Chef war nicht zufrieden, also bekomme ich weiterhin diese Aufgaben, da er meint, er habe niemand anderen, der sie übernehmen kann. Es scheiterte einfach teilweise schon an solchen Dingen wie dem Ausdrucksvermögen und auch sonstiger Professionalität. Das Ausgearbeitete wirkte sehr "laienhaft" und musste im Anschluss eh noch mal umgeschmissen und neu gestaltet werden.

Mein Problem besteht nun darin, dass mein Chef beginnt, "Politik zu betreiben". Dies besteht im Prinzip darin, den Kollegen das Gefühl zu geben, sie würden mitwirken, damit sie sich besser mit den Neuerungen/Änderungen identifizieren können, obwohl eigentlich ohnehin schon feststeht, wie das Ganze am Ende aussehen wird. Das ist ja an sich ganz clever, aber ich fühle mich dadurch zunehmend beeinträchtigt. Die Umsetzung dieser "politischen Maßnahmen" besteht nämlich darin, dass ich mich ständig mit Kollegen zusammen setzen und Dinge "gemeinsam Ausarbeiten" soll. Das heißt auch: Ich darf mich mit dem Widerstand rumschlagen, ich darf die Dinge durchsetzen, von denen ich weiß, dass sie bedeutsam sind, auch wenn der Kollege es nicht einsieht und andere Vorstellungen hat usw. Nicht zuletzt kostet mich das alles auch sehr viel Zeit. Allein würden mir diese Aufgaben wesentlich weniger Zeit und Nerven rauben.

Um ein Beispiel zu geben: Aktuell geht es um das Entwerfen einer Vorlage mit Textbausteinen für Arbeitszeugnisse für Patienten, die bei uns eine Belastungserprobung durchlaufen haben. Ich habe so eine Vorlage bereits für andere Arbeitsbereiche geschrieben, sie muss nur geringfügig angeglichen werden, um für den neuen Bereich nutzbar zu sein. Die Handhabbarkeit hat sich im Alltag bewiesen, andere Kollegen nutzen sie bereits problemlos.
Mein Vorgehen allein wäre also, die vorhandene Vorlage - zackzack - anzugleichen. Fertig.
Nun muss ich in mühsamer Kleinarbeit über jeden zweiten Satz diskutieren, weil es ja (so der Auftrag des Chefs) "gemeinsam" mit dem Kollegen, der die Vorlage später auch nutzt, entwickelt werden soll.

Ich möchte nicht falsch verstanden werden: An sich ist es natürlich ein gutes Prinzip, den von den Änderungen betroffenen Kollegen aktiv teilhaben zu lassen, keine Frage. Aber nichtsdestotrotz nervt es mich eben auch und hält mich auf, frisst meine Arbeitszeit und Nerven, die ich an anderer Stelle besser gebrauchen könnte. Ich empfinde das für mich als Dilemma und weiß nicht, wie ich damit umgehen soll: Auf der einen Seite entsprechen mir diese Aufgaben an sich und machen mir Spaß, auf der anderen Seite nerven sie mich wahnsinnig ab, durch das neue Vorgehen meines Chefs. Am sinnvollsten wäre es meiner Ansicht nach, den Kollegen, der täglich mit den neuen Konzepten arbeiten soll, diese auch selbständig entwickeln zu lassen, dies ist aber aus o.g. Gründen nicht möglich. "Von außen aufdrücken" ist aber auch nicht von Erfolg gekrönt gewesen, geht also auch nicht.

Kennt ihr solche Situationen? Wie würdet ihr damit umgehen bzw. wie seid ihr damit umgegangen? Habt ihr sie lösen können? Was könnte ich tun, damit es mir mit der Situation besser geht? Wie könnte eine gute Lösung finden, den unterschiedlichen Ansprüchen (Kollegen, Patienten, Chef, Kostenträger und eben auch meinen eigenen) gerecht zu werden?

Ich bin gespannt auf eure Ideen. Ansonsten hat's aber auch schon geholfen, mein Problem mal niederzuschreiben ::wink::

Viele Sonntags-Grüße! Kinaa
Nicht alles, was Hand und Fuß hat, hat auch Herz und Hirn.
23. November 2014 14:09 # 2
Registriert seit: 01.04.2014
Beiträge: 599

Liebe kinaa,
wie gut kommst Du mit deinem Chef zurecht? Kannst Du dein Dilemma einmal mit ihm besprechen? Wie wird es bei den anderen Berufsgruppen gehandhabt? Ich denke hier z.B. an Sozialpädagogen/arbeiter? Was hat Dich weniger Nerven gekostet, die nicht Akzeptanz deiner Ausarbeitungen oder das gemeinsame Erarbeiten und wie ist die Akzeptanz der gemeinsym erarbeiteten Konzepte etc.?
Vielleicht helfen Dir die Fragen zum sortieren und ggf.für ein Gespräch mit deinem Chef.
23. November 2014 21:24 # 3
Registriert seit: 03.07.2007
Beiträge: 490

Dies ist ein sehr schwieriges Thema. Ich kenne es auch von beiden Seiten:

Wenn man keine Konzepte erstellt, ärgert man sich darüber dass man sich an existierende Konzepte halten muss, die man nicht erstellt hat, deren Sinn man manchmal nicht 100% versteht, deren Umsetzung manchmal gut klappt, manchmal aber auch nicht (wenn man diese nicht 100% vertreten kann - vom Fachlichen oder der Überzeugung her).

Wenn man selbst Konzepte erstellt, kann man sich ärgern dass man so viel (oft unbezahlte) Zeit und Fachwissen in die Konzepte steckt, sich dann noch mit dem Neid und der Ablehnung der Kollegen beschäftigen muss, aber sich am Ende freut, wenn man ein gutes Ergebnis und eine gute Rückmeldung vom Patienten erhält.

Ich denke Menschen sind Menschen... Jeder ist einzigartig. Ein einziges gemeinsames Ziel, eine Linie zu finden ist schwierig und wird immer schwierig bleiben.

lg Ceilidh
23. November 2014 23:19 # 4
Registriert seit: 26.06.2005
Beiträge: 520

Hallo Kinaa,

ich möchte es mal ein wenig provokant formulieren. Bitte fühle dich beleidigt, aber vielleicht hilft es dir ja weiter, wenn ich meine Gedanken zu deiner Problematik aufschreibe.

Mir fällt dazu ein, dass es keinen Sinn macht, wenn nur du die Konzepte entwirfst und die anderen arbeiten und folgen wie die Esel und leisten keinen konzeptionellen Beitrag. Sicherlich gibt es Dinge, die gut sind und dann auch von allen so ausgeführt und umgesetzt werden sollen (das hat aber ein Chef durchzusetzen). Aber wenn es darum geht etwas neu zu implementieren, muss ich alle mit ins Boot holen, um in der Einrichtung gute Arbeit leisten zu können. Es müssen sich alle damit identifizieren können, dh. auch allen ein Stück Verantwortung zu übertragen.

Ich bin zwar kein Personaler oder Psychologe, aber mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass es ein TEAM braucht, um TEAMarbeit zu leisten. Ich habe nur dann zufriedene, motivierte und gut arbeitende Arbeitnehmer und eine geringe Fluktuation, wenn Teammitglieder Verantwortung in ihrem Bereich bekommen, ein Mitbestimmungsrecht haben und flache Hirachien herrschen.
Ich würde unter den Umständen in deinem Team auch nicht arbeiten wollen, wo ich nur ausführendes Organ bin. Sicherlich mag es den ein oder anderen Kollegen geben, den das nicht stört, der keine Lust auf Verantwortung hat, aber ich nehme mal an, das ist nicht die Regel.
Für mich klingt das so, als müsstet ihr bzw. dein Chef erst einmal ordentliche Teamstrukturen schaffen, um ein fruchtbares outcome zu bekommen. Also muss er seine Mannschaft - genauso wie ihr eure Patienten - befähigen und empowern, um es mal mit den "Ergoworten" zu sagen.
Ich weiß jetzt nicht, ob dir das weiterhilft, aber das ist ja sowieso das Problem im deutschen Gesundheitswesen, dass die Ergotherapeuten ist zu wenig Mitspracherecht haben, zu wenig Einfluss (gerade in großen Klinikstrukturen) nehmen können und dann frustriert sind und die Arbeit keinen Spass macht.
Überleg doch mal, wann macht dir die Arbeit Spaß, wann bist du motiviert und leistest gute Arbeit? Nicht nur, wenn die Bezahlung stimmt, es gibt noch weitere Faktoren, oder?

Viel Erfolg für dich!
Christina


"Give a man a fish and he will eat for one day;
Teach a man to fish and he will eat for a lifetime..."
(Chinese Proverb)
24. November 2014 05:51 # 5
Registriert seit: 20.05.2007
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Beiträge: 722

Guten Morgen :)

Vielen Dank für eure Zeilen!
Keine Angst, ich fühle mich nicht beleidigt. Ich habe euch doch darum gebeten, eure Ideen zum Thema mitzuteilen und ich kann auch sagen, dass ich sie durchaus teile, auch deine Gedanken zum Thema Motivation, tinawi.

Mein Chef weiß von meinem Problem. Um ihn zu zitieren: "Hätte ich vier weitere von dir, würde ich sie einstellen und die Welt wäre schön. Hab ich aber nicht. Also muss ich nun mal mit den Mitarbeitern zurecht kommen, die ich habe."
Ist ja auch alles schön und gut, hätte ich nicht das Gefühl, deshalb dauernd zurückstecken zu müssen. Er sagt mir ausdrücklich, dass ich die einzige sei, die diese Aufgaben übernehmen könne. Das geht auch noch, solange es Dinge sind, die ich einfach erledigen kann. Aber dieses stundenlange lamentieren und diskutieren über Dinge, die in viel kürzerer Zeit, eben viel effizienter erledigt werden könnten, macht mich wahnsinnig.
Ich habe Schwierigkeiten damit, wenn ich ineffizient arbeiten muss und auch mit Umständlichkeiten. Das macht mich innerlich schrecklich "kribbelig", auch das weiß mein Chef. Sicher ist das eine meiner "Baustellen", an denen ich arbeiten muss. Dennoch bleibt das Gefühl, dass auf alles Rücksicht genommen wird (jeder soll sich involviert, beachtet, berücksichtigt, gesehen, wichtig und sonstwas und vor allem GUT fühlen), nur eben auf meine Problematik nicht (denn schließlich fühle ich mich damit alles andere als gut).

Natürlich sind Mitarbeiter motivierter, wenn sie zur Entwicklung beitragen konnten und hinter den jeweiligen Neuerungen stehen, keine Frage. Aber das sind m.E. die Gedanken und die Haltung einer Leitungskraft. Das bin ich aber nicht. Im Gegenteil: Ich habe diese Position explizit abgelehnt. Ich wollte sie nicht, eben gerade weil ich dafür m.E. zu wenig Geduld habe und mir das zu sehr an die Nerven gehen würde. Ich habe im Zuge dieser Ablehnung ausdrücklich gesagt, dass ich "einfach ganz normale Mitarbeiterin" bleiben möchte. Und nun bekomme ich diese Aufträge, die irgendwie doch für ein implizites hierarchisches Gefälle sorgen, das da eigentlich nichts zu suchen hat.
Bei den Psychotherapeuten übernimmt mein Chef diese Aufgaben eher selbst, weil er ursprünglich auch aus diesem Bereich stammt.

Mein Problem ist eben:
Allein machen - geht nicht, stößt auf Widerstand und wenig Akzeptanz.
Jeden die Ausarbeitungen für seinen Arbeitsbereich selbst machen lassen - geht nicht, die Qualität ist zu schwach.
Gemeinsam machen - geht (für mich) nicht, kostet sehr viel Zeit und Nerven.

Mir wäre es im Prinzip am liebsten, mein Chef würde sich mit dem jeweiligen Kollegen zusammen setzen und die "Theoriearbeit" hinter den Therapieangeboten machen. Das wird aber wohl ein Wunsch bleiben, dafür hat er schlichtweg keine Zeit, versteh ich ja auch.
"Empowerment" ist ja ein schöner Gedanke, aber die Frage ist, wo da anzusetzen wäre. Und ehrlich gesagt bin ich m.E. auch nicht diejenige, die sich diese Frage stellen muss, sondern eben mein Chef.

Ich suche einfach "nur" nach einer Lösung, wie ich damit besser zurecht kommen kann. Denn natürlich kann ich mein Genervtsein auch nicht völlig verbergen, was sich aber auch nicht gerade positiv auf die Stimmung im Team auswirkt, ist ja auch klar. Ich möchte eine gute Lösung finden - für die Kollegen, aber eben auch für mich. Ich vermute, das geht nur über eine Änderung meiner inneren Haltung, aber den Weg dorthin sehe ich gerade noch nicht.. ::confused::

Vielen Dank noch mal und allen einen schönen Wochenstart! Kinaa
Nicht alles, was Hand und Fuß hat, hat auch Herz und Hirn.
24. November 2014 09:56 # 6
falladar
falladar
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 1376

... dein Chef findet also bei dir die richtigen Knöpfe. Eigentlich findest du die Aufgabe und Verantwortung toll - die du jedoch überhaupt nicht machen willst? Eigentlich möchtest du zu den "normalen MA" dazugehören? Wenn dein Chef dich "bauchpinselt" wirst du jedoch wieder weich und läßt dich wieder in die Führungsposition hineindrängen. Cleverer Chef! Hast du überhaupt diese Führungsposition in deinem Arbeitsvertrag beschrieben? Hast du überhaupt Arbeitszeit für diese Aufgaben oder mußt du diese von deinen eigentlichen Aufgaben abzweigen? Was bleibt dann von deinen eigentlichen Arbeiten liegen? - und die anderen MA müssen diese Arbeiten evtl. mit übernehmen? Falls es diese Arbeitsverschiebung gibt, bringt sie per se schon Unfrieden und die Ablehnung deiner geleisteten Arbeit - unabhängig wie gut sie ist. Dann bist du die MA, die nur im Büro hockt und die anderen MA bevormundet und sich vor der eigentlichen Arbeit drückt.

Du solltest für dich klar werden, was du eigentlich willst. Wenn du deinen Rahmen abgesteckt hast und weißt was du willst und wo deine Grenzen sind, kannst du dies auch besser nach Außen vertreten.

Zu deinem Führungsproblem. Wenn jeder MA jedes Mal zu seinem Aufgabengebiet befragt und in den jeweiligen Prozess mit eingebunden werden soll, mußt du die Rahmenbedingungen genau definieren. Um so klarer du in der Aufgabenstellung bist, um so besser werden die Ergebnisse.

"Allein machen - geht nicht, stößt auf Widerstand und wenig Akzeptanz.
Jeden die Ausarbeitungen für seinen Arbeitsbereich selbst machen lassen - geht nicht, die Qualität ist zu schwach.
Gemeinsam machen - geht (für mich) nicht, kostet sehr viel Zeit und Nerven."

(Ich hoffe, du kommunizierst das nicht vor den anderen MA so ungefiltert.)

Versuch es einmal so:
Du definierts schriftlich die genaue Fragestellung, benennst das aktuelle Problem und beschreibst die geforderte Lösung/-smöglichkeiten. Der MA erhält die Aufgabe, die einzelnen Lösungen/Prozesse zu erarbeiten/auszuarbeiten. Du solltest ihm Hilfestellungen geben und auf schon bestehende Strukturen/Lösungen im Unternehmen verweisen, wenn du diese für sinnvoll oder notwendig für die Problemlösung erachtest oder diese Strukturen/Lösungen zwingend für interne Prozesse angeglichen/identisch sein sollen. Dem MA ein genau definiertes Zeitfenster mit Abgabedatum setzen. Beim nächsten Treffen läßt du ihm seine Arbeit erklären und kannst ihn mit gezielten Fragestellungen selbst Schwachstellen finden und korrigieren lassen. Ist die Aufgabe gelöst, kannst du die Lösung ins Unternehmen integrieren. Wenn die Lösung noch nicht optimal ist, die Aufgabenstellung anpassen und neu definieren und an den MA mit neuem Zeitfenster zurückgeben. Lehnt er es ab, die Aufgabe weiter zu bearbeiten, kannst du immer noch im Alleingang arbeiten und er kann die Lösung nicht ablehnen oder ignorieren sondern muß sie so akzeptieren.

(alles nur Vermutungen und Denkanstöße - nichts persönliches)

MfG falladar
24. November 2014 10:10 # 7
Registriert seit: 08.05.2009
Beiträge: 305

Liebe Kinaa

Du hast die Lösung schon selbst geschrieben. ::smile::

Ich stimme falladar absolut zu. Dein Chef drückt die richtigen Knöpfe. Abgesehen davon, dass ich denke, dass er das tut um dich zu manipulieren, finde ich es unmöglich von ihm, bei dir die Kollegen zu diskreditieren. (wow das ist mal wieder ein schwurbeliger satz, sorry)

Ich wünsche dir die nötige Kraft: Andrea
Ich liebe unseren Beruf!
:-)
24. November 2014 12:11 # 8
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Beiträge: 722

Hallo nochmal,

@falladar: Danke für deine Zeilen! Dass mein Chef sich manipulativ verhält, ist schon lange klar, allerdings weiß ich eben trotzdem nicht, wie ich für mich den bestmöglichen Umgang damit finden soll. JA, es macht mir Spaß, Konzeptarbeit zu machen und mich zu den Therapien auch mit dem "Drumrum" zu befassen. Was mir hingegen keinen Spaß macht, ist, mit anderen etwas für ihren Arbeitsbereich ausarbeiten zu müssen, weil der Chef meint, "sonst wird das nix" und nicht das erfüllt, was m.E. seine Aufgaben wären (nämlich das, was du unten mir vorschlägst).
Vielleicht ist nicht so ganz nachvollziehbar, was ich an der gemeinsamen Ausarbeitung so anstrengend und nervenzehrend finde. Vielleicht hilft zur Einschätzung die Erwähnung des Umstandes, dass ich ernsthaft darüber diskutieren muss, ob ein fachlicher Ausdruck bzw. eine professionelle Ausdrucksweise im konkreten Fall "schwul" (O-Ton) ist. ::blink::

Dass andere meine Aufgaben mit machen müssten, ist nicht der Fall. Ich erledige meine Sachen selbst. Auf das Weitere, was du schreibst, kann ich leider kaum etwas erwidern, da ich annehme, es basiert auf einem Missverständnis. Ich habe keine Führungsposition. Sie wurde mir angeboten und ich habe sie abgelehnt. Dementsprechend steht auch nichts dergleichen in meinem Arbeitsvertrag und es steht mir weder zu, Kollegen Aufgaben zu geben, von ihnen etwas zu fordern, Fristen zu setzen o.ä.

Zitat / falladar hat geschrieben:
"Allein machen - geht nicht, stößt auf Widerstand und wenig Akzeptanz.
Jeden die Ausarbeitungen für seinen Arbeitsbereich selbst machen lassen - geht nicht, die Qualität ist zu schwach.
Gemeinsam machen - geht (für mich) nicht, kostet sehr viel Zeit und Nerven."

(Ich hoffe, du kommunizierst das nicht vor den anderen MA so ungefiltert.)


Nein, natürlich nicht. Aber wenn ich mir hier konkrete Hilfe wünsche, hilft es wohl nicht, wenn ich meine Worte in einen rosa glitzernden Blumenstrauß verpacke. Wie gesagt: Mein Ziel ist es schließlich nicht, die Atmosphäre im Team zu vergiften, sondern, eine Lösung zu finden, mit der alle (aber dazu zähle nun mal auch ich) zurecht kommen können.

Zitat / Andrea60 hat geschrieben:
finde ich es unmöglich von ihm, bei dir die Kollegen zu diskreditieren.


Ich auch. Das ist leider eine seiner sehr unangenehmen Verhaltensweisen. Ich habe bereits im Hinterkopf, ihn zu bitten, sich mir gegenüber nicht negativ über meine Kollegen zu äußern, habe allerdings noch nicht die richtigen Worte gefunden. Vor allem hat das zwei Effekte, die ich beide mehr als ätzend finde:
1. Schürt er damit Konflikte im Team.
2. Verursacht er Unsicherheit, weil ich mir sehr sicher bin, dass er vor jedem Kollegen schlecht über die jeweils anderen spricht.

Danke erst mal, viele Grüße! Kinaa
Nicht alles, was Hand und Fuß hat, hat auch Herz und Hirn.
24. November 2014 13:04 # 9
Registriert seit: 06.05.2008
Beiträge: 1191

Vielleicht will er damit einfach Unfrieden stiften, denn ein sich gut vestehendes Team kann auch gern mal anderer Meinung sein als der Chef und hat dann eine gewisse Macht. daher versuchen Chefs sich gerne einen herauszupicken, der zuarbeitet und gerne auch mal als Spitzel fungiert.
Ganz ehrlich fände ich deine Position im Kollegenteam mehr als unglücklich. Da würde ich mich als Kollegin schon etwas komisch fühlen wenn eine gleichgestellte was ausarbeitet und ich keinerlei Einfluss darauf habe, obwohl ich damit arbeiten muss.
Weshalb hast du denn eine Leitungsposition ausgeschlagen? Dann würdest du es wenigstens bezahlt bekommen und genug Freiräume für das was du machst.
24. November 2014 19:47 # 10
saloia
saloia
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 3624

Geändert am 24.11.2014 23:14:00
gelöscht

nur kurz die Essenz: wie so oft stinkt der Fisch vom Kopf
24. November 2014 22:22 # 11
Registriert seit: 13.09.2013
Beiträge: 14

Geändert am 24.11.2014 22:24:00
Hallo Kinaa,

ich hab mir jetzt lange alles durchgelesen und ich bin immer wieder zu einem Entschluss gekommen:
ich an deiner Stelle, würde jegliche Ausformulierungen und Konzeptarbeiten für meine Kollegen - sofern dich der Chef darum bittet - freundlich ausschlagen. Ich würde ihn darauf aufmerksam machen, dass das dann die Arbeit von deinen Kollegen ist, da du immerhin keine Führungsposition hast. Und diese Aufgaben fallen (meiner Ansicht nach) mit unter einer Führungsperson.
Ganz klar: werd dir deiner Grenzen klar/bewusst, stecke diese Grenzen ab, halte selbst diese Grenzen ein und verteidige diese.

Wenn du natürlich diese Arbeit gerne tust (was du ja selbst sagst), dann würde ich mir an deiner Stelle überlegen, doch eine Führungsposition anzunehmen. 1. wird deine Arbeit auch geldlich gewürdigt, 2. kann ich mir vorstellen, dass es dir durch die neue Person zudem einfacher fallen wird, deine Ideen und Konzepte im Team besser darzustellen und umzusetzen.

Natürlich ist es aus der jetztigen Situation heraus nicht sehr einfach.
Und mir würde es genauso sch... ergehen und ich würde mich genauso schlecht fühlen und eine Lösungsmöglichkeit suchen. Doch, ich sehe wenig Chancen darin, wenn du nicht selbst deine Grenzen und auch deine Arbeitsgrenzen steckst und einhälst.

Auch Chefs können konstruktive Hinweise und Kritik ab haben (im Optimalfall ::biggrin::)

Ich wünsche dir ganz viel Kraft, Glück und Durchhaltevermögen! Du packst das!! ::thumbup::
26. November 2014 08:21 # 12
Registriert seit: 20.05.2007
Bundesland: Schleswig-Holstein
Beiträge: 722

Hallo, ihr drei,

auch euch danke ich für eure Rückmeldungen! :)

Zitat / roo22 hat geschrieben:
Vielleicht will er damit einfach Unfrieden stiften, denn ein sich gut vestehendes Team kann auch gern mal anderer Meinung sein als der Chef und hat dann eine gewisse Macht.

Den Gedanken habe ich, auch aufgrund anderer Vorkommnisse, auch. Es läuft gerade ohnehin einiges etwas "seltsam". Auf der einen Seite beschwert sich unser Chef, er wolle sich nicht ständig mit unseren Teamkonflikten beschäftigen müssen, auf der anderen Seite schürt er sie und fordert explizit dazu auf, ihn im Konfliktfall einzubeziehen. Er sagt mir in ein und demselben Gespräch, es nerve ihn, dass einer meiner Kollegen, sobald es Meinungsverschiedenheiten im Team gibt, sofort zu ihm komme UND es nerve ihn, dass ich das nicht so mache. Lauter widersprüchliche Aussagen. Funktioniert ja auch wunderbar: Ich bin verunsichert und weiß nicht mehr, wie ich handeln soll. Ziel erreicht. ::mad::

Zitat / roo22 hat geschrieben:
Weshalb hast du denn eine Leitungsposition ausgeschlagen? Dann würdest du es wenigstens bezahlt bekommen und genug Freiräume für das was du machst.

Ich habe mir das lange überlegt. Rein fachlich glaube ich schon, dass ich das könnte, aber menschlich/charakterlich nicht. Ich bin zu ungeduldig dafür und halte Disharmonien nur schwer aus. So etwas macht mich mürbe auf die Dauer. Ich glaube auch nach wie vor, dass es die richtige Entscheidung war, aber immer wieder muss ich auf der Hut sein, nicht "nebenbei" in die Position zu rutschen.
Im Mitarbeitergespräch mit der Geschäftsführung wurde ich gefragt, welche Vorschläge ich zur Verbesserung der Abläufe und meiner Arbeitssituation habe. Eines meiner obersten Anliegen war: Eine Leitungskraft für das Ergotherapie-Team. Ich habe auch namentlich einen Kollegen benannt, von dem ich denke, dass er am ehesten geeignet wäre und von dem ich auch weiß, dass er diese Position gern hätte und annehmen würde. Ich erhielt einige Wochen später eine schriftliche Rückmeldung zu diesem Gespräch. Ergebnis: Eine Leitungsstelle für die Abteilung Ergotherapie ist, seit ich sie ausgeschlagen habe, nicht mehr vorgesehen. ::unsure:: Ich war ziemlich enttäuscht, weil ich glaube, für mich (und auch für das Team) wäre einiges besser geworden, hätte man dem Kollegen die Stelle gegeben. Naja, ich hab's versucht..

Zitat / saloia hat geschrieben:
nur kurz die Essenz: wie so oft stinkt der Fisch vom Kopf

Ich habe deinen Beitrag noch rechtzeitig gelesen ;) Tja, was soll ich sagen, außer: Japp.

Zitat / mira.s hat geschrieben:
ich an deiner Stelle, würde jegliche Ausformulierungen und Konzeptarbeiten für meine Kollegen - sofern dich der Chef darum bittet - freundlich ausschlagen. Ich würde ihn darauf aufmerksam machen, dass das dann die Arbeit von deinen Kollegen ist, da du immerhin keine Führungsposition hast. Und diese Aufgaben fallen (meiner Ansicht nach) mit unter einer Führungsperson.

Tja, die Frage ist, ob das tatsächlich nicht zu meinen Aufgaben gehört. Es ist ja im Prinzip recht geschickt gemacht: Der explizite/offizielle Auftrag lautet "Im Team erarbeiten". Dagegen ist nichts zu sagen. Die Ausgestaltung des ganzen und der Hintergrund ist aber ein ganz anderer, da kommt dann tatsächlich ein "implizites Hierarchisches Gefälle" (ich weiß gerade keine bessere Formulierung) ins Spiel, das unpassend ist.
Verzeih mir die kleine Spitze, sie ist nicht bös gemeint, aber ich glaube nicht, dass du das "mal eben locker flockig" freundlich ausschlagen würdest ::wink::

Zur Führungsposition siehe oben: Ich will sie nicht. Weder explizit noch implizit. Es gelingt mir nur noch nicht immer, mich erfolgreich dagegen zu wehren.. ::confused::

Zitat / mira.s hat geschrieben:
Auch Chefs können konstruktive Hinweise und Kritik ab haben (im Optimalfall ::biggrin::)

Schön wär's.. ::blink::

Und zum Abschluss noch: Ich hatte gestern ein sehr gutes Gespräch mit einer sehr "klugen Person" :) Sie hat mit mir die Situation beleuchtet und mir ein paar neue Sichtweisen eröffnet und mir dabei geholfen, andere innere Haltungen in Erwägung zu ziehen, die ich für mich erproben werde. Es würde jetzt sehr weit führen, die ganzen Hintergründe zu schildern, ich hoffe, es ist nachvollziehbar, dass ich sie nicht weiter ausführe. Ich denke aber, ich bin durch das Gespräch ein ganzes Stück weiter gekommen, mein "Kopfchaos" zu sortieren.

Danke nochmals und viele Grüße! Kinaa

PS: @mira.s: Welcome back, ich freu mich, von dir zu lesen ::smile::
Nicht alles, was Hand und Fuß hat, hat auch Herz und Hirn.
26. November 2014 20:34 # 13
Registriert seit: 24.03.2009
Beiträge: 28

Hallo Kinaa
Es wurde schon viel Interessantes dazu geschrieben und darum will ich mich kurz halten. Ich hatte schon viele ähnliche Situationen mit Entwicklungsarbeit im Team usw.. Letztlich erscheint es mir in deinem Fall so, dass dein Chef sich fein aus der Verantwortung stiehlt und du auch keine klaren Bedingungen für den Auftrag einforderst.
Ich kenne ja die Details nicht genau, aber ich denke du müsstest den Auftrag genau präzisieren lassen und auch ein ausreichendes Zeitvolumen für die Entwicklung einfordern, denn erfahrungsgemäss dauert es im Team um einiges länger (wie du ja selbst treffend beschrieben hast), als wenn du es alleine machen würdest.
Die zweite Variante könnte sein, du setzt den Auftrag alleine um und ihr vereinbart einen befristeten Probellauf und sammelt danach die Rückmeldungen aus dem Team und macht notwendige Anpassungen. Auch hier ist das Team involviert und wird nicht übergangen. Das Problem könnte nur sein, du kommst hinterher vielleicht mit der Kritik an deinem "Baby" nicht klar.
Auf jeden Fall darf dein Chef nicht aus der Verantwortung genommen werden und es muss klar sein, dass du in seinem Auftrag handelst und er auch die Verantwortung dafür übernehmen muss.
Vielleicht hilft es dir weiter und viel Glück
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