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Diskussionsforum

Partizipationsebene, Aktivitätsebene, Strukturebene

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19. Mai 2015 23:32 # 1
Registriert seit: 15.05.2015
Beiträge: 18

Hallo Ihr Lieben Kollegen;

..ich habe eine Frage!

Ganz kurz gefragt könnt ihr mir die Ebenen erklären?
Nehmen wir mal an meine Pat. würde auf Partizipationsebene das T-shirt ausziehen und ich würde das erklären, was ist bei dieser Handlung dann die Aktivitätsebene und was die Strukturebene (wahrscheinlich was sie wie mit welcher M. macht).
Nur was ist jetzt der Unterscheid zwichen Patizipation und Aktivitätsbene? Danke ich stehe da gerade auf dem Schlauch.

In welche Ebenen würde man Fortbewegung und Hantierfunktionen einordnen.

20. Mai 2015 04:27 # 2
Registriert seit: 26.06.2005
Beiträge: 520

Hallo Lisa,

aber nicht wieder weinen...

nach ICF
Gegenstände anheben und tragen (d430) darunter fällt z.B. die Aktivität
- Anheben (z.B. Glas zum Mund heben, Kind ins Bett heben etc)
- mit den Händen tragen (z.B. einen Koffer tragen)
...

Feinmotorischer Handgebrauch (d435)
- einen Gegenstand aufnehmen ( z..B. Münzen zum Bezahlen aus dem Geldbeutel holen, sms schreiben)
- einen Gegenstand ergreifen
- einen Gegenstand handhaben
- einen Gegenstand loslassen
...

Hand- und Armgebrauch (d445)
- Ziehen, schieben, nach etwas langen (z.B. Plätzchen Teig ausrollen, eine Tür öffnen/schließen)

Mein Beispiel wäre also so:

Funktionsebene beeinträchtigt: Heimparese der oberen Extremität
Aktivität beeinträchtigt: Besteckgebrauch probelmatisch, Essen fällt von der Gabel
Teilhabe beeinträchtigt: geht nicht mehr zum monatlichen Treffen mit Bekannten ins Restaurant, bleibtt zu Hause, schämt sich, weil sie kleckert, nicht mehr richtig mit Messer und Gabel essen kann.

Fortbewegung kannst du auch in der ICF nachschauen, ist Aktivität und dazu zahlreiche Beispiele finden.
"Hantierfunktionen" habe ich dir oben erklärt.

Viel Erfolg
Christina


"Give a man a fish and he will eat for one day;
Teach a man to fish and he will eat for a lifetime..."
(Chinese Proverb)
20. Mai 2015 07:55 # 3
Registriert seit: 15.05.2015
Beiträge: 18

Danke!

Und bezogen auf das tshirt ausziehen was die Partizipation ist!
Ist dann was die Aktivität? Und was die Struktur..

Deine Beispiel kenne ich..herzlichen Dank.
Ich möchte es am eigenen Beispiel verstehen.

Was ist also die Aktivität wenn shirt ausziehen schon die partizipationsebene eben ist.
Denn genau das verstehe ich nicht. Für mich ist Aktivitätsebene und Partizipationsebene in dem Fall das gleiche.
Genau deshalb frage ich.
Danke schon mal im voraus.
20. Mai 2015 08:02 # 4
Registriert seit: 15.05.2015
Beiträge: 18

Noch eine Frage.
Funktionseben ist jetzt bei die die Aktivitätsebene oder die auf Paritzipation?? Oder meinst du mit Funktionseben die Strukturebene?

Also noch mal.
Es gibt diese 3 Ebenen:

- Strukturebene
- aktivitätsebene
' partizipationsebene

Was davon ist jetzt deine deklarierte Funktionsebene..
Und wo gehören jetzt hatierfunktionen hin, denn bei dir ist das jetzt extra und nochmals in mehreren Teilen aufgegliedert, das verwirrt mich noch mal mehr. Die Fortbewegung ist doch der Transfer, wäre das dann nicht auch ein einzelnes Thema??

Lustig ist das ich mich da echt nicht zu blöd anstelle, selbst unsere legerer streiten sich jnd jeder behauptet etwqs anderes.
Deine Auflistung ist wieder anders.. warum ksr das alles doppelt und hat keine einheiltiche Struktur??
Wahnsinn..
20. Mai 2015 08:05 # 5
Registriert seit: 15.05.2015
Beiträge: 18

Bei deiner Auflistung finde ich jetzt keine Strukturebene?
Selbst bei den ganzen anderen Ebenen finde ich in deinen beschrieben Handlungen keine Muskeln?

Wer kann das aufklären??
Ihr müsst euch doch alle damit auskennen?

Wahnsinn..
20. Mai 2015 08:59 # 6
Registriert seit: 01.04.2014
Beiträge: 599

Hallo,
ist Dir klar, dass mit Partizipation die Teilhabe gemeint ist? Bezogen auf dein T-shirt-Beispiel wäre die Aktivität z.B. das ausziehen und anziehen des T-shirts. Auf der Partizipationseben kann es sein, dass der Klient nicht mehr zum Sport geht, da er sein T-shirt nicht alleine anziehen kann.
Laut Schuntermann ist Aktivität "das , was eine Person in einem Lebensbereich tatsächlich tut" und was sie tatsächlich tun kann und könnte. Teilhabe/Partizipation "ist das einbezogen sein einer PErson in eine Lebenssituation bzw. einen Lebensbereich. Einschränkungen der Teilhabe sind PRobleme, die eine Person bezüglich ihres Einbezogenseins in Lebenssituationen bzw. Lebensbereiche erlebt."
Vielleicht hilft es Dir nochmal das bio-psycho-soziale Modell zu nehmen und dein Beispiel dort einzutragen, in dem Du dir die entsprechenden Items konkret aus der ICF raussuchst.
Vielleicht helfen Dir diese Fallbeispiele:
Link
Schau Dir auch mal das an, vorallem Folie Nr. 8, 21,22, 26, 27 Link
Und als letzte Empfehlung: Link
20. Mai 2015 11:59 # 7
Registriert seit: 11.07.2003
Beiträge: 326

Hallo Lisa,

die Erklärungen von pflümi und tinawi stimmen und widersprechen sich nicht!

Ich würde dir auch raten, das bio-psycho-soziale Modell der ICF noch ein Mal genauer anzusehen, um die Unterschiede der einzelnen Komponenten der ICF zu verstehen:

Die ICF besteht aus Komponenten:
Körperfunktionen: Komponente b (bodyfunctions)
Körperstrukturen: Komponente s (bodystructures)
Aktivitäten und Partizipation: Komponente d (daily activities)
Umweltfaktoren: Komponente e (environmental factors)

Hinzu kommen die personenbezogenen Faktoren, die jedoch nicht klassifiziert sind, also keine Codes haben.
Es gibt also SOWOHL Körperfunktionen ALS AUCH Körperstrukturen. Wenn du z.B. an eine Humerusfraktur denkst, dann wäre die Schädigung auf der Körperstrukturebene, die Struktur des Oberarms ist geschädigt. Daraus resultiert dann sehr wahrscheinlich eine Einschränkung auf der Körperfunktionsebene: Der Arm ist nicht mehr frei beweglich, die Kraft ist vermindert, er kann nicht mehr gehoben oder gebeugt werden. Hinzu kommen Schmerzen (die sind auch auf der Körperfunktionsebene).
Eine weitere Folge dieser Einschränkung kann sich auf der Aktivitätsebene zeigen, in deinem Beispiel: Das Anziehen des T-Shirts gelingt nicht mehr selbstständig.
VORSICHT! Die ICF als Klassifikation unterscheidet hier innerhalb der Kodierung nicht zwischen Aktivitäten und Partizipation, aber das Modell an sich schon! Wie bereits erwähnt, ist eine Aktivität die Durchführung einer Aufgabe oder einer Handlung durch einen Menschen. Partizipation (Teilhabe) ist das Einbezogensein in eine Lebenssituation. Um eine Vorstellung von der Bedeutung für die Partizipation eines individuellen Klienten zu haben, benötigen wir detailliertere Informationen: Welche Rolle kann jemand aufgrund dieser Beeinträchtigungen nicht mehr erfüllen? An welchen Lebensbereichen kann dieser Mensch nicht mehr teilhaben?
Auf dein Beispiel bezogen: Dein/e Klient/in kann ihr T-Shirt nicht mehr selbstständig anziehen. Auf der Partizipationsebene könnte dies zur Folge haben, dass der Job als Model nicht mehr ausgeführt werden kann; oder der/die Polizistin die Dienstkleidung nicht mehr anziehen kann; oder Einschränkungen beim Ausführen des Hobbies "Shoppen gehen" erfahren werden; oder wie pflümi bereits erwähnte, das Hobby "Zum Sport gehen" wegfällt. Die Folge der Humerusfraktur sind also für unterschiedliche Menschen von unterschiedlicher Bedeutung! Es kann auch sein, dass ein Mensch keinerlei Einschränkung auf der Partizipationsebene erfährt. Denke beispielsweise an kurzsichtige Menschen: Durch ein Hilfsmittel (Brille oder Kontaktlinsen) wird zwar nicht die veränderte Körperstruktur behoben, aber die Körperfunktion - also das Sehen - wird ermöglicht. Dadurch ist es kurzsichtigen Menschen möglich Aktivitäten ohne Einschränkung durchzuführen (z.B. lesen, Auto fahren) und am alltäglichen Leben innerhalb der Gesellschaft teilzunehmen. Stelle dir nun vor, was es bedeuten würde, wenn ein stark kurzsichtiger Mensch kein adäquates Hilfsmittel hätte und die Fehlsichtigkeit nicht korrigiert werden könnte. Welche Auswirkungen würden sich auf der Aktivitätsebene wohl möglich zeigen? Und welche Auswirkungen würde dies auf die Teilhabe eines Menschen- also die Partizipationsebene - haben?

In einem Link, den pflümi dir empfohlen hat, gibt es sehr gute Beispiele. Hier sind die Einzelheiten aus einem Fallbeispiel direkt in die Ebenen der ICF eingesetzt.

Ist es dir jetzt deutlich??
20. Mai 2015 13:59 # 8
Registriert seit: 08.05.2009
Beiträge: 305

Hallo ihr Antworter
Ich habe gerade das Bedürfnis euch ein DICKES Lob und Dankeschön auszusprechen. Ich bin zwar nicht die Fragende, lerne aber immer wieder einiges durchs Mitlesen. Welche Mühe ihr euch macht...wirklich toll!!!
Andrea
Ich liebe unseren Beruf!
:-)
20. Mai 2015 14:43 # 9
Mschiew.
Mschiew.
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 935

Hier hast du einen tollen Artikel als Refresher von der Ergopraxis vom Thiemeverlag.

link

Da kannst du alle Ebenen erkenne und nachvollziehen. Die ICF hat mehr als 3 Ebenen...

Grüße
20. Mai 2015 15:55 # 10
Registriert seit: 26.06.2005
Beiträge: 520

Wow,

da ist ja ganz schön was zusammen gekommen...
Ja das dicke Lob ist hier wirklich angebracht Andrea :-) finde ich auch!

Erna und Pflümi haben sich mächtig ins Zeug gelegt, super Literatur zusammengetragen und Beispiele gegeben.

Also wenn hier wieder mal jemand ICF bezüglich fragt, dann holen wir einfach den link zu diesem Beitrag hinzu, was meint ihr? Ach und an Lisa: die ganze ICF und alles was damit Zusammenhängt ist nicht in einer Nacht zu erlernen/verstehen. Da muss man sich einarbeiten und mit arbeiten, aber meiner Meinung nach gehts ohne ICF eigentlich nicht mehr, oder Michael :-)

Haha, ich denke gerade, wenn man den besten Beitrag des ersten Halbjahres 2015 auf ergoxchange küren könnte, hätte dieser hier Chancen auf Platz 1.
Christina


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22. Mai 2015 04:56 # 11
Mschiew.
Mschiew.
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 935

Geändert am 22.05.2015 20:53:00
Geht es noch ohne ICF? Nein, das wird es wohl nicht.

Vielleicht ein paar Anmerkungen. warum diese so wichtig ist. Die ICF ist ein anerkanntes Modell, konzipiert von den Akteuren der WHO. Auch in Deutschland hat sie schon ihren Platz gefunden. Auch wenn es manchmal noch sehr holprig erscheint.

Ich möchte nur kurz an das SGB IX erinnern. Ein Teilhabe!!!!Gesetz, dass im Geiste der ICF entstanden ist. Unsere Heilmittelrichtlinien agieren schon mit Aktivitätsebene, Funktionsebene und Co. Zwar nich immer ganz schlüssig, aber der Weg ist schon angezeigt.
In manchen Bundesländern, werden in Jugendämtern und Sozialämtern die Entscheidungen nach den ICF (ICFcy) Kriterien getroffen. Das heißt es muss auch die Zuarbeit dahingehend gelingen. Sachsen-weit gibt es vom BMS Modellregionen, die eine positive Resonanz erzeugt haben, so dass es möglicherweise noch im Jahr 2015 verbindlich wird für das Gesamte Bundesland die ICF nutzen zu müssen in den Bereichen der Sozialämter / Jugendhilfe.

Ihr seht: Nicht nur ein Modell, dass dem Zeitgeist rund um das Thema Gesundheit entspricht, sondern auch eine hohe Aktualität besitzt.

Umso schöner wie fundiert hier erklärt wird! Danke an alle Akteure hier. :) Und auch für die Frage!

Ich bin begeistert! :)

Viele Grüße

By the Way: Ich fahre gerade zu einem Landratsamt, jenes in der ICF schulen! :)

::thumbup::
22. Mai 2015 05:37 # 12
Registriert seit: 31.08.2007
Beiträge: 518

Geändert am 22.05.2015 05:52:00
Hallo,

nein, ich denke auch, auf lange Sicht geht es nicht ohne ICF, es bietet uns ja im Grunde dass optimale Instrument, um unsere Arbeit zu begründen und auch zu argumentieren...und eine gemeinsame "Sprache" ist enorm viel wert!

Wir (als Praxis) tun uns noch etwas schwer damit, haben noch genug damit zu tun, den CPPF-Prozess durchgehend in unsere Praxis zu implementieren. Im "Geiste" arbeiten wir schon nach ICF, insbesondere ICFcy. Allerdings haben wir es noch zurück gestellt, es flächendeckend in unsere Strukturen einzuführen, wir befürchten, es ist noch etwas zu viel für unsere KollegInnen und auch für manche Ärzte (die noch gar nicht wissen, was das ist!!!).

Nur macht dieser Thread wieder mal richtig Lust darauf, es begiert mich persönlich auch danach, es u. a. bald in unserem Berichtswesen einzuführen. Ich freue mich darauf, erst recht, wenn die ICF zwanglose Normalität in der interdisziplinären Kommunikation sein wird!

Wir arbeiten dran... ::biggrin::

Lieben Gruß, ergotron
24. Mai 2015 11:37 # 13
Registriert seit: 01.04.2014
Beiträge: 599

@ ergotron: Bleib am Ball! Denn ICF und CMOP-E (auch schon COPM) können toll zusammen angewendet werden.
26. Mai 2015 21:47 # 14
Registriert seit: 26.06.2005
Beiträge: 520

Hallo Lisa,

du hast ja hier unglaublich viele gute Informationen bekommen.
Wäre nett, wenn du dich nochmal melden würdest!
Christina


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