Hallo rapor,
Zitat / rapor hat geschrieben:Meist geht es darum Einheiten abzurechnen, bzw. Therapie(angebote) nachzuweisen. Auch um zusätzliche Förderungen zu erhalten.
Business as usual.
Ja, leider. Damit kann ich mich sehr, sehr schlecht (eigentlich gar nicht) anfreunden und bin froß, das Glück zu haben, so nicht arbeiten zu müssen.
Hallo falladar und saloia,
Danke euch, ich glaube, ihr habt verstanden, was ich meine.
Hallo zoe113,
immer mit der Ruhe.
Meine Frustration (wo wir gerade beim Thema sind...) gilt nicht explizit dir, sondern der Situation an sich. Immer wieder dieselben Problemstellungen bei Schülern (und nicht selten auch ausgebildeten Therapeuten).. es ist mittlerweile so, dass wir zwar gern Ergotherapeuten einstellen würden, auch Bewerbungen bekommen, aber letztendlich in fremden Gewässern fischen und auf andere Berufsgruppen zurückgreifen, weil die Ausbildung dem, was bei uns gefordert ist, nicht gerecht wird. Ja, das frustriert mich. Und wenn ich dann lese, dass "die nächste Generation" dieselben Baustellen mitbringen wird und keine Besserung in Sicht ist, dann äußere ich mich dementsprechend.
Bin aber auch immer wieder froh, dass es auch die guten Gegenbeispiele gibt, wie einige Teilnehmer hier im Forum (saloia, falladar, Maria2, oetken1, rapor, MSchiwack usw.) immer wieder zeigen. Ihr lasst mich hoffen
Nichtsdestotrotz habe ich dir mit meinem Beitrag Denkanstöße zu geben versucht, habe aber nicht den Eindruck, dass sie angekommen sind. In Foren ist es nun mal so: Ich kann nur von dem ausgehen, was du schreibst. Noch immer hast du weder Ziele benannt noch den Kontext umrissen. So kann man keine Behandlung planen.
Sie hat eine Geh-, Seh- und Lernbehinderung, schreibst du. Aber welche konkreten Teilhabebeeinträchtigungen ergeben sich daraus? Du schreibst
Zitat:An ihr ist viel zu machen
(über die Formulierung würde ich noch mal nachdenken), aber was genau denn? Was genau hat sie? Inwiefern beeinträchtigt sie das?
Bloß, weil einige Einschränkungen motorisch-funktioneller Natur sind, bedeutet das nicht, dass sie nicht auch von arbeitstherapeutischer Relevanz sein können und sich nicht auch entsprechende Formulierungen finden lassen. Meiner Erfahrung nach schlägt sich der Großteil der Beeinträchtigungen auf anderen Ebenen auch bei der Teilhabe am Arbeitsleben nieder. Ein paar "ganz frische" Beispiele aus meinem Berufsalltag:
Maurer mit Rückenschmerzen infolge eines Bandscheibenvorfalls --> Mofu-Problem mit Auswirkungen auf die Arbeitsfähigkeit.
Dachdecker mit Gangunsicherheiten durch Neuropathien infolge Alkoholkonsums --> Neuro- und psychotherapeutisches Problem, im Extremfall mit Berufsunfähigkeit.
Verkäuferin mit Schiefhals und Tremor, trank immer vor und während der Arbeit, um Symptome und Scham zu mildern, infolge dessen Jobverlust nach über 25 Jahren --> mofu, neurologische und psychotherapeutische Fragestellung mit erheblichen Auswirkungen auf die Teilhabe am Arbeitsleben.
Lagerarbeiter mit Depressionen, Schlafstörungen, gestörtem Tag-Nacht-Rhythmus und völligem Verlust der Tagesstruktur in arbeitsfreien Zeiten, dadurch Schwierigkeiten, nach dem Urlaub Job wieder anzutreten und zu erfüllen --> psychiatrische Fragestellung mit Auswirkungen auf die Arbeitsfähigkeit.
Handwerker auf Montage, Vereinsamung, geringe Entspannungsfähigkeit, keine Freizeitinteressen, Einengung der Freizeit auf Alkoholkonsum --> soziale und psychologische Fragestellung, verstärkt durch die für ihn ungünstigen Arbeitsbedingungen.
Ich könnte ewig so weiter machen, aber ich will niemanden langweilen
Will sagen: Mir ist es bisher sehr selten untergekommen, dass Problemstellungen aus anderen Bereichen sich nicht auch auf die Teilhabe am Arbeitsleben niedergeschlagen hätten. "Arbeitstherapie" ist mehr als nur das Beobachten irgendwelcher Grundarbeitsfähigkeiten und häufig lassen diese sich nicht steigern, wenn man nicht das große Ganze berücksichtigt. Der Kern der Sache ist häufig ein anderer als der offensichtliche.
Noch etwas: Das Ziel muss nicht immer sein, die konkrete Fähigkeit zu steigern (dieser Trainings-Ansatz ist für mich ohnehin fraglich). Du beschreibst, dass deine Patientin motiviert und bemüht ist und die geforderten Qualitätskriterien erfüllt. Bügeln nervt sie (was genau regt sie denn auf und wie genau äußert sich das?). Ich frage mich, ob man daraus auf eine
grundsätzliche Einschränkung der Frustrationstoleranz schließen kann (und bezweifle es; möglicherweise heißt die "Baustelle" auch eher "Selbstanspruch/Selbstwert/realistische Einschätzung der eigenen Leistung o.ä.).
In solchen Fällen kann das Ziel auch ein anderes sein. Ich kann nur ins Blaue tippen, ich weiß ja nichts über den Kontext und die Möglichkeiten, aber:
Unter welchen Voraussetzungen könnte sie in einen attraktiveren Arbeitsbereich wechseln? Welche Voraussetzungen dafür bringt sie bereits mit, welche fehlen noch? Ließe sich daran mit ihr arbeiten?
Können die Teilnehmer ihre Arbeit selbst strukturieren und aufteilen (z.B. das Bügeln abgeben)? Falls ja: Welche sozialen Kompetenzen fehlen der Patientin, um sich mit den anderen absprechen und sich für ihre Interessen einsetzen zu können?
So viel erstmal, ich hoffe, du hast verstanden, dass ich nur Denkanstöße geben möchte. Menschen sind komplex, Therapien und ihre Planung daher ebenso. Es kann aber viel Spaß machen, sich daran zu versuchen
Viele Grüße, Kinaa
Nicht alles, was Hand und Fuß hat, hat auch Herz und Hirn.