Zitat / corinna_sc hat geschrieben:Meine Klientin ist zur Zeit noch in einer fördergruppe. Dort werden die werkstattbeschäftigten speziell gefördert, um erst dann fit zu sein, um in den richtigen Arbeitsbereich tätig zu sein
...und da besteht ihr Job dann darin, Ketten aus Bügelperlen herzustellen?

Mal im Ernst: Welche Kompetenzen fehlen der Klientin noch, um im "richtigen Arbeitsbereich tätig zu sein" (Fähigkeiten- und Anforderungsprofil)?
Die Zielsetzung ("Feinmotorik" und "Konzentration" sind keine Ziele, wie meine Vorredner schon erwähnten!) richtet sich zum einen nach dem o.g. Abgleich und zum anderen auch nach den zugrunde liegenden Ursachen für die schwache Konzentrationsfähigkeit und Feinmotorik.
Wie sieht es denn aus, wenn sie abgelenkt ist? Was genau lenkt sie ab? Sind es andere Klienten, Szenen draußen vor dem Fenster, das Radio, ihre Kleidung, Geräusche, Materialien, Gedanken...? In vielen dieser Fälle würde eine Umgebungsveränderung bereits reichen (Radio aus/leiser, anderer Arbeitsplatz, übersichtlichere APG...) oder sie sind durch kleine Kniffe (z.B. Markierung an den Gegenständen, die sie ablenken, welche sie dann daran erinnert, sich wieder der Arbeit zuzuwenden) relativ leicht zu kompensieren. Möglicherweise ist auch medizinische Behandlung sinnvoll, z.B. bei quälenden Zwangsgedanken.
Zudem habe ich mich gefragt, ob sie sich denn überhaupt auf die Tätigkeit konzentrieren
möchte. Viele Menschen haben Schwierigkeiten, ausreichende Konzentration aufzubringen, wenn sie die Aufgabe unattraktiv finden und kein Interesse daran besteht. Entsprechen die ihr zugeteilten Aufgaben prinzipiell ihren Neigungen und Fähigkeiten? Bei Über- und Unterforderung kann kein Flow-Erleben im Sinne eines Aufgehens in der Tätigkeit entstehen.
Auch der Faktor "Zuwendung" könnte eine Rolle spielen. Du schreibst
Zitat:Meine Klientin ist immer total schnell abgelenkt und brauch ständig Unterstützung bei ihren Tätigkeiten,
Geht es möglicherweise auch darum, "ständig Unterstützung" (=Aufmerksamkeit, Zuwendung) zu bekommen?
Bei Feinmotorik dasselbe: Wie gut muss diese denn ausgeprägt sein für die kommenden Tätigkeiten im Arbeitsbereich? Ist sie eingeschränkt im Sinne einer behandlungsbedürftigen Störung oder liegen ihr feinmotorische Tätigkeiten einfach nicht so gut? Muss sie denn unbedingt kleine Perlen auf ein Band ziehen können? Sollte tatsächlich eine Störung bestehen: Ist diese behandlungs
fähig? Um ein Beispiel zu nennen: Ich hatte neulich eine Patientin mit Tremor und Sehnenverkürzungen in den Fingern. Sie suchte sich im freien Kreativangebot (= Freizeit-Kreativgruppe ohne therapeutischen Anspruch) ständig Werkstücke aus, die viel Fingerfertigkeit erforderten. Die Motivation war dementsprechend hoch, die feinmotorischen Fähigkeiten jedoch nicht ausreichend. Für diese Frau wäre "Feinmotorik" kein passendes ZIel gewesen, ihre Einschränkungen ließen sich nicht beheben und ein "Training" wäre erstens nicht zielführend gewesen und zweitens hätte es sie nur gequält. Also: Hilfsmittel gebaut und zu sozialer Interaktion motiviert und angeleitet. Mit Hilfsmitteln kam sie gut zurecht und es gelang ihr mit der Zeit immer besser, Mitpatienten bei kleinen Handgriffen um Unterstützung zu bitten. Ihre Werkstücke sind gut gelungen :)
Also: Befunde vernünftig und gehe der Sache auf den Grund. Anders kommst du (und vor allem deine Klientin!!) nicht weiter.
Gruß, Kinaa
Nicht alles, was Hand und Fuß hat, hat auch Herz und Hirn.