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2.Teil: Sind wir zur ewigen Beschäftigung verdammt?

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9. März 2016 20:34 # 1
Registriert seit: 02.03.2016
Beiträge: 10

Weil die erste Diskussion sooo schn war hier noch mal ein Nachschlag von mir, in der Hoffnung, dass sich vielleicht noch mehr an dem Gespräch beteiligen:

Zum Thema Bateln ohne Ende in der Psychiatrie, hier ein Update:

Ich hatte in den letzten Tagen ein Gespräch mit meinem Oberarzt, in dem ich ihm meine Meinung zu dem veralteten ergotherapeutischen Konzept gesagt habe. Seine Kommentar dazu:" Da bin ich aber froh, dass du das auch so siehst wie ich! Als ob Ergotherapie nur etwas mit Körbeflechten zu tun hat!"
Das bestärkt mich natürlich und ich habe die Thematik auch innerhalb des Ergo-Teams angesprochen. Der Aufschrei war enorm: die Köpfe wurden geschüttelt, es wurde geschimpft und es herrschte das abolute Unverständnis!!! Es gibt für meine Kollegen keine Alternativen oder andere Wege, als das freie kerative Gestalten/Basteln! Und auch ich frage mich, wie man ein neues Konzept entwickelt und umsetzen?
Ihr hattet es ja bereits im ersten Teil der Diskussion erwähnt, dass das Problem bereits in der Ausbildung und in den Praktikums-Einrichtungen beginnt. Der Einfluss der Bateltanten ist einfach sehr groß und hat auch mein Bild sehr geprägt!

Kennt Hilfestellungen bei meinem Problem?

Mein Oberarzt hat mir eine Weiterbeschäftigung angeboten, ich könnte mir sogar einen psychiatrischen Fachbereich aussuchen. Meine Bedingung ist jedoch ein neues Konzept umsetzen zu dürfen. ::thumbup::

Ich weiß jetzt gar nicht, wo ich anfangen soll::unsure:: Habt ihr Tipps oder Ratschläge für mich? ::confused::

viiiiiiiiiilen Dank schon mal ::wink::
9. März 2016 21:39 # 2
Registriert seit: 22.08.2004
Beiträge: 387

Hallo,

im laufe meiner über 20 jährigen Berufserfahrung habe ich gelernt, das Veränderung nicht mit der Hau-ruck Methode funktioniert, d.h. in sehr kleinen Schritten über einen längeren Zeitraum, erst recht in der Psychiatrie. Hier sind ja die meisten Kolleginnen noch "Basteltanten". Ich würde in dem mir zur Verfügung stehenden Spielraum anfangen, z.B. wo man mir die Freiheit läßt, auf der Station, wo ich zuständig wäre. Die "Bateltanten" kannst du eh nicht umerziehen. Du kannst nur versuchen, wenn eine von denen kündigt oder aus Altersgründen ausscheidet, deinen Einfluss bei der Auswahl neuer Mitarbeiter wirksam werden zu lassen.


9. März 2016 22:35 # 3
Sina12
Sina12
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 121

Hallo,
Ich versuche momentan eine Art "Konzept", so wie ich es für angemessen halte, erst einmal selbst umzusetzen über ein paar Wochen. Ich habe nämlich festgestellt, dass Theorie und Praxis zwei verschiedene paar Schuhe sein können. Ein neue Art, etwas anzugehen kann sehr beschwerlich sein, manchmal mach ich es dann doch so wie gehabt. Meistens Freitags, wenn ich müde und fertig bin ::wink::
Ich habe festgestellt, dass die romantische Vorstellung eines modernen Konzeptes manchmal ein sehr düsteres Unterfangen werden kann und ich bin meinen Kollegen nicht mehr böse deswegen.
Ich denke, ich werde meine Erkenntnisse sammeln und bei der nächsten Besprechung vortragen. Ganz nüchtern. Und dann gehen wir gemeinsam kleine Schritte nach vorn.
10. März 2016 06:27 # 4
Registriert seit: 20.05.2007
Bundesland: Schleswig-Holstein
Beiträge: 722

Hallo Tine-Line123,

ich sehe das wie Geschenk: Mit der Holzhammermethode wird das nichts. Du hast es ja schon selbst gemerkt: Damit erzeugst du Widerstand und Reibereien. Gehe sensibel mit deinen Kollegen um, bleib erst mal bei dir selbst und gehe die Sache mit Ruhe und Verstand an, statt mit Ungeduld und Aktionismus.

Ich würde anfangen mit:
Dem Gesamtkonzept inkl. Reha-Ziel der Einrichtung
Den Zielen des Kostenträgers (wofür werdet ihr überhaupt bezahlt?)
Dem Bedarf und den Anliegen der Patienten (guter Aufnahmebefund, möglichst ICF-basiert)
Den materiellen Möglichkeiten (Ausstattung, Budget usw.)
Den Lücken im bestehenden Konzept (was gibt es schon - was fehlt?)
Und ganz wichtig: deinen Fähigkeiten (was kannst du?)

So kannst du eine erste Idee davon entwickeln, wie deine zukünftige Arbeit aussehen könnte.
Dann erst folgt peu à peu die eigentliche Konzeptionierung.

Viel Spaß und Erfolg! Kinaa
Nicht alles, was Hand und Fuß hat, hat auch Herz und Hirn.
10. März 2016 07:02 # 5
Sina12
Sina12
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 121

Danke für diese super Ratschläge!
10. März 2016 17:18 # 6
Registriert seit: 02.03.2016
Beiträge: 10

Hey ihr Lieben u vielen Dank für eure Ratschläge!

Ja, die liebe Geduld! Manchmal will zu viel, viel zu schnell umsetzen. Ich hoffe, dass ich den Mut u auch die Ausdauer habe, um gegen die bestehenden Vorurteile und die Hierarchie anzukommen.

Ich sammel gerade Ideen, für mögliche neue Angebote. Da ich viele Jugendliche auf Station habe, dachte ich bspw.auch Training für Bewerbungschreiben, Jobsuche, Deutsch für Flüchtlinge....::wink::
Wie gestaltet sich denn eure Arbeitsaufgaben?

Glg
10. März 2016 17:37 # 7
Registriert seit: 20.05.2007
Bundesland: Schleswig-Holstein
Beiträge: 722

Wie lautet denn dein/euer Behandungsauftrag?
Nicht alles, was Hand und Fuß hat, hat auch Herz und Hirn.
10. März 2016 19:28 # 8
Registriert seit: 21.03.2002
Beiträge: 362


Definiert im Team "Alltag", und zwar den Alltag der Klienten.
Viele BastelETs wollen immer noch Funktionen/Fähigkeiten verbessern, sie
können über den Alltag ihrer Klienten eine neue Perspektive entwickeln.

Erkenntnis wünscht

Kai
13. März 2016 14:51 # 9
Registriert seit: 02.03.2016
Beiträge: 10

@Kinaa: Wenn es nach dem Pflegepersonal geht, dann lautet er in der Regel: Beschäftigung!

Wenn es nach meinem Oberarzt geht: Alltagsnähe!

18. März 2016 04:19 # 10
Registriert seit: 20.05.2007
Bundesland: Schleswig-Holstein
Beiträge: 722

...und wer davon ist dein Vorgesetzter? ::wink::

Welchen Behandlungsauftrag stellen die Patienten an euch? Welchen die Kostenträger?
Nicht alles, was Hand und Fuß hat, hat auch Herz und Hirn.
23. März 2016 09:13 # 11
Registriert seit: 02.03.2016
Beiträge: 10

@Kinaa: Also mein direkter Vorgesetzter ist der Oberarzt!
In der nächsten bzw. in der übernächsten Woche findet ein Meeting zwischen mir, der Stationsleitung und dem Oberarzt statt, in dem ich meine neuen Ideen und mein neues Konzept vorstelle :-) Bin jetzt schon aufgeregt.

Manche Patienten empfinden das Basteln, Gestalten schon als eine Art Ablenkung und Entspannung. Aber ebenso viele sind davon gelangweilt, weil es sich oft genug nicht um den ersten Aufenthalt handelt und die Bastelangebote ( Gott, wie das schon klingt :-/ ) auch fast immer die selben sind! Viele bemängeln sich zu wenig ausgelastet zu fühlen, sich auf das Leben nach dem tws. mehrmonatigen Aufenthalt nicht auf den Alltag vorbereitet zu fühlen und viele wünschen sich einfach nur, dass man ihnen zuhört und sich Zeit nimmt.
24. März 2016 12:11 # 12
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Beiträge: 722

Zitat / Tine-Line123 hat geschrieben:
@Kinaa: Also mein direkter Vorgesetzter ist der Oberarzt!

Das war schon klar, die Frage war nicht wirklich ernst gemeint ::wink::

Zitat / Tine-Line123 hat geschrieben:
In der nächsten bzw. in der übernächsten Woche findet ein Meeting zwischen mir, der Stationsleitung und dem Oberarzt statt, in dem ich meine neuen Ideen und mein neues Konzept vorstelle

...und wie wird dieses Konzept nun aussehen? Fänd ich gut, wenn du ein bisschen was dazu schreiben würdest, nachdem du uns um Hilfe gebeten hast ::smile::

Mir erschließt sich das alles noch nicht so recht. Du schreibst viel darüber, wer was von dir bzw. der Ergotherapie möchte, aber es bleibt total schwammig ("Altagsnähe" ist ja kein Reha-Ziel... es ist überhaupt kein Ziel) und einen gemeinsamen roten Faden und deinen therapeutischen Ansatz bzw. deine Haltung kann ich nicht erkennen.
Was sind das für Klienten, mit denen du arbeitest? Sind sie stabil genug, um schon auf Jobsuche zu gehen mit allem, was dazu gehört, wie du dir überlegt hast? Reicht die Verweildauer dafür aus und passt es zu den Ansprüchen des Kostenträgers (ist ja sicherlich i.d.R. die Krankenversicherung, oder irre ich mich da?)? Sollte es sich um eine Akutpsychiatrie handeln, könnte ich mir vorstellen, dass deine Pläne eine Überforderung für die Patienten darstellen könnten und es erst mal um Anbahnung/Herstellung der Rehafähigkeit o.ä. geht...

Würde mich über Aufklärung freuen ::smile::
Viele Grüße! Kinaa
Nicht alles, was Hand und Fuß hat, hat auch Herz und Hirn.
24. März 2016 14:04 # 13
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Beiträge: 10

Hey Kinaa!

::thumbup:: Ja, deinen Witz hatte ich nicht verstanden, war im Nachhinein aber trotzdem lustig ::wink::

Also, ich arbeitet mit Schizophrenen Patienten. Es handelt sich um eine Akut-Station. Die jeweilige Aufenthalts-Dauer schwankt zwischen 3 Wochen ( seltener ) bis zu über 3 Monate.
Die Station wird demnächst ( der zeitliche Rahmen steht noch nicht fest ) umstrukturiert: Einen Teil, für die Akutpatienten und einen Zweiten Teil, für die stabileren Patienten. Der Wunsch der Stationsleitung ist neben mehr Alltagsnähe, auch mehr mit dem Patienten gemeinsam den Tag zu verleben, organisieren etc. und sich nicht nur strikt an einen vorgegebenen Therapieplan zu halten, aber trotzdem natürlich eine wiederkehrende Struktur zu gewähren, um Sicherheit etc. zu vermitteln.
Für die stabileren Patienten tendiere ich zu einer alltagsorientierten Ergotherapie. Das den Patienten ermöglicht wird Eigenverantwortung zu übernehmen
- Mit dem Patienten gemeinsam den Tagesablauf organisieren: Übernahme von "kleineren"Tätigkeiten/Diensten/ Ämtern ( Blumenpflege, Tischdecken, Einkäufe planen und durchführen, Kinoabende planen, Essen zubereiten, etc )
- Besprechen/Reflexion von Wochenzielen, was will der Patient erledigen/erreichen/umsetzen? Wobei benötigt er Unterstützung? Orientierung durch das COPM ::wink::
Ihn dabei helfen Stärken und Schwächen im alltäglichen Handeln wahrzunehmen, Ressourcen ausschöpfen...
- Entspannungstraining: PMR
- Wie schreibe ich eine Bewerbung?
- Anbieten von Gesprächen!
- Wahrnehmungsgruppen, Genussgruppen

Der Kostenträger sind die Krankenkasse. Da frage ich mich auch, wie das am Ende abgerechnet werden soll, aber auch in diesem Punkt wird sich in Zukunft einiges durch das neue Abrechnungssystem verändern. Werde ich auf jedem Fall mit der Leitung absprechen.

Ich hoffe, dass meine Antwort wirkt auf dich nicht zu verworren ::blush::

Ich danke dir jetzt schon für deine/eure Worte ::smile::

glg

2. April 2016 09:15 # 14
Registriert seit: 20.05.2007
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Wie war denn das Gespräch?
Nicht alles, was Hand und Fuß hat, hat auch Herz und Hirn.
2. April 2016 12:09 # 15
Registriert seit: 02.03.2016
Beiträge: 10

Das hatte ich noch nicht :-/ Weil die Stationsleitung noch im Urlaub ist....
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