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Teilleistungsstörung, Wahrnehmung und Betätigungsorientierung

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19. März 2016 10:33 # 1
Sina12
Sina12
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 121

Geändert am 19.03.2016 10:35:00
Liebe Kollegen,

ich bin noch nicht so lange ET. Wir hatten in der Ausbildung nichts zum Thema betätigungsorientierte, klientzentrierte Ansätze.
Meine Frage ist deshalb auch:
1. Was hat die Förderung von Wahrnehmungsstörungen mit betätigungsorientierter Therapie zu tun?
2. Kann ich mit Kindern überhaupt nach "neueren" Modellen arbeiten?
3. Vernachlässige ich meine Pflichten als ET, wenn ich nicht stundenlang die auditive WN beübe?


Ich sehe echt nicht durch und kann mein Handeln auch dementsprechend schlecht begründen. Ich finde keine klare Linie zwischen Betätigungsproblem finden <-> Wahrnehmungsbereiche schulen...

Vielleicht kennt ihr gute Literatur dazu?
19. März 2016 16:00 # 2
Registriert seit: 14.01.2011
Beiträge: 976

Hallo sina12,
wenn es so ist wie du schreibst, bin ich völlig entsetzt über die Lerninhalte deiner Ausbildung.::scared:: Ich kann dir in diesem Forum leider nicht 100 Stunden neurophysiologische und neuropsychologische Behandlungsverfahren in der Pädiatrie vermitteln. Hier bleibt bei deiner „Ahnungslosigkeit“ nur: Fortbildungen machen uns zwar so schnell wie möglich.
Nur ein kleiner Teil der Kinder in der Pädiatrie haben überhaupt Wahrnehmungsverarbeitungsstörungen und nur ein Teil derer haben dadurch bedingt auch Probleme in ihrer Teilhabe, oft stehen ganz andere Dinge im Vordergrund.
Auch ist die Sinnhaftigkeit von irgendwelchen Übungen bei einer dreiviertel Stunde in der Woche derart absurd, dass du dir das wohl selber denken kannst.
Die gängigsten Modell in der Pädiatrie sind CMOP-E und MOHO.
Fortbildungen, die nicht zu teuer, nach ICF, in die o.g. Modelle zu integrieren, klientenzentriert, betätigungsorientiert, evident und einfach umzusetzen sind ist z.B. CO-OP, Wunstorfer Therapiekonzept, EST (für Gruppen), NTT, usw.. Hier deckst du schon mal einen größeren Teil an möglichen Diagnosen ab (UEMF, Wahrnehmungsverarbeitungsstörungen, Entwicklungsverzögerungen, Defizite der Graphomototik, Verhaltensauffälligkeiten, etc.)
Solltest du derzeit konterte Fragen zu Patienten habe so stell diese doch hier ein. Es gibt einige hier, die sich in der Pädiatrie gut auskennen.
Ich hoffe für dich, dass der Unterricht in den anderen Fächer war besser.
"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
20. März 2016 09:29 # 3
Registriert seit: 01.04.2014
Beiträge: 599

Vielleicht legst Du dir ein aktuelles Buch zu, z.B. "Ergotherapie im Arbeitsfeld Pädiatrie" vom Thieme Verlag. Habt Ihr wirklich nichts betätigungsorientiertes vermittelt bekommen oder hast Du nur das Gefühl, weil es vielleicht anders benannt wurde? Sonst schau mal in die Bücher vom "Behandeln zum Handeln" ebenfalls Thieme.
20. März 2016 19:13 # 4
Sina12
Sina12
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 121

Geändert am 20.03.2016 19:17:00
Danke für die ausführlichen Antworten!
Ich habe verschiedene Literatur bereits, ich arbeite zB auch mit COSA usw.
Schade finde ich, dass es keine Literatur zum Thema COOP oder NTT gibt. Beziehungsweise nicht momentan. Oder ich bin einfach blind...

Ich formuliere meine Frage vielleicht nochmal etwas konkreter:

Wo findet eine wahrnehmungsbasierte Ergotherapie Platz für Betätigungsorientierung bzw. Klientzentrierung?
Beispiel: Ich habe ein Kind mit erheblicher Entwicklungsverzögerung/verminderter IQ, 1. Klasse - Förderschule. Es kann sich weder allein den Bleistift spitzen, noch die Hose richtig herum anziehen und und und... sämtliche motorische Auffäligkeiten.

Meine Kollegen raten mir zum SI-Ansatz. Ich bin aber kein SI-Therapeut. Ich komme trotzdem noch mit, wenn etwas von Haltungshintergund, Tonus etc. argumentiert wird. Dieses Kind ist wirklich hypoton bis in die Zehenspitzen.

Wäre es nicht sinnvoller Ziele konkrete Betätigunsprobleme zu nennen oder wäre das für ein solches Kind nicht angebracht bzw. so spezifisch, dass die Basis - eine allgemeine Förderung vernachlässigt wird von mir? Muss ich in der Sandwanne die Kraftdosierierung schulen, um den Druck beim Schreiben zu verbessern? Muss ich mit unterschiedlichen Materialien seine Sensibilität oder was auch immer fördern? Muss ich die visuelle Wahrnehmung fördern, um die Lesefähigkeiten zu steigern??


20. März 2016 20:47 # 5
Registriert seit: 14.01.2011
Beiträge: 976

Geändert am 20.03.2016 20:50:00
Hallo sina12,
willst du die Behandlung über SI aufbauen, muss zunächst mal geklärt sein, welche Ursache die Hypotonie hat und ob sie Ursächlich für die Defizite auf Handlungsebene ist. Es gibt viele hypotone Menschen!! Auch ob überhaupt eine visuelle Wahrnehmungsverarbeitungsstörung vorliegt. Handelt es sich um eine Diskriminationsstörung oder um eine Modulationsstörung welches Sinnessystems? Je nachdem würdest du deinen Behandlungsplan aufbauen (Gezielte und geleitete Erfahrungen machen und verinnerlichen lassen), entsprechend der Störung Tonus aufbauen und dann gezielt auch unter Hilfe von Umfeldgestaltung (Sitzposition) und Hilfsmittel, die Handlungen anbahnen, die dem Kind Schwierigkeiten bereiten. (SI ist heute kein Parcourlauf mehr!). Sowie Elternberatung und Hausaufgaben für Kind und Familie. Da auch ich kein SI-Therapeut bin kann ich nur grob anreißen wie das Vorgehen aussehen könnte, da wären deine Kollegen wohl eher geeignet.
Schade ist offensichtlich, dass deine Kollegen auch keine alternativen Behandlungsmethoden kennen und dich in deinem Bemühen unterstützen können.
Zu CO-OP gibt es ein Buch ("Ergotherapie bei Kindern mit Koordinationsstörungen - der CO-OP-Ansatz"), ich finde aber man braucht die Fobi um dieses Konzept sicher umsetzten zu können. Auch darf die interlektuelle Einschränkungen nicht zu groß sein, da es eben ein kognitives Vorgehen ist.
"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
21. März 2016 08:46 # 6
Registriert seit: 31.08.2007
Beiträge: 518

Zitat / Fine43 hat geschrieben:
Zu CO-OP gibt es ein Buch ("Ergotherapie bei Kindern mit Koordinationsstörungen - der CO-OP-Ansatz"), ich finde aber man braucht die Fobi um dieses Konzept sicher umsetzten zu können.


Nur zur Ergänzung:
Leider ist das Buch schon seit ca. 2 Jahren vergriffen. Das Gerücht, dass der Schulz-Kirchner-Verlag eine Neuauflage herausbringen wolle, hat sich bisher nicht erfüllt.
Die Fobis werden aber noch angeboten, ich hoffe, dass zumindest die Skripte dort ähnlich ausführlich sind, wie die Bücher.
Bisher habe ich eher erlebt, dass wenn jemand aus meinem Umfeld in die COOP-Fobi möchte, kreuz und quer Bücher ausgeliehen und in Gänze kopiert werden...was ich unter den momentanen Umständen korrekt finde. Denn: COOP ist klasse!!!

Lieben Gruß, ergotron
21. März 2016 18:06 # 7
Sina12
Sina12
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 121

Vielen Dank! Es sind viele Infos dabei, denen ich einmal nachgehen werde.

Ich habe bereits bei diesem Verlag angerufen. Es soll keine weitere Neuauflage gedruckt werden. Vielleicht möchte ja jemand sein altes Buch loswerden?::tongue::

Ich möchte eben gern evidenzbasiert arbeiten bzw. auch nach Leitlinien arbeiten, sofern es denn welche gibt. Und SI gehört bei den wenigsten dazu.
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