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Zustand nach Lappenplastik jetzt CRPS Quengelschiene sinnvoll ?

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12. Oktober 2016 09:55 # 1
Registriert seit: 18.10.2012
Beiträge: 1476

Hallo ich habe einen Patienten der sich den Finger in einer Autotür eingeklemmt hatte. Es wurde eine Lappenplastik durchgeführt. Im bereich der Transplantation war er vorher hypersensibel, was er nun nicht mehr ist. Im ersten Rezept haben wir erst einmal die Narbe desensibilisiert und die Muskulatur gestärkt so wie an der Extensin des PIP mittels Manueller Therapie gearbeitet. Anfangs hatte er ein Extensionsdefizit von 30 Grad gehabt nach 10 Behandlungen konnte er das PIP Dig 3 aktiv bis 20 Grad strecken und passiv fehlten ihm nur noch 15 Grad bis zu erreichen der 0 Grad. Jetzt hat er ein neues Rezept bekommen mit der Diagnose CRPS und wir fangen wieder bei 30 Grad an. Seine Hand ist recht kalt. Die Schwellung begrenzt sich nur im Bereich des Fingers und er gibt anfangs Schmerzen von 5 an. Ich arbeite bei ihm nach Perfettie.
Während der Therapie lassen Schmerzen und Schwellungen im PIP nach. Manualtherapeutisch kommen wir bis jetzt nur auf ein Extensionsdefizit von 25 Grad. Er hat vom Sanitätshaus auch eine Extensionsschiene bekommen, die auch sehr gut sitzt, aber es gab bezüglich Extension noch keine Verbesserung. Jetzt habe ich schon nach Verklebungen geschaut ob es daran liegt aber konnte keine feststellen.
Jetzt wäre mein nächster Gedanke es mal mit einer Quengelschiene zu probieren die mittels Gummizug das PIP immer mehr in Richtung Extension zieht. Nun sind solche Schienen ja nicht gerade super angenehm zum Tragen. Und jetzt wäre meine Frage wie sich das mit dem CRPS verhält.
Was haltet ihr davon und kann sich evt jemand einem Reihm draus machen woran es sonst noch liegen könnte.
Dem Patienten ist die Beweglichkeit des Fingers sehr wichtig und das wäre sein oberstes Ziel noch vor Schreibfreiheit.
Er würde alles mitmachen, Hauptsache er kann seinen Finger wieder in Extension bringen.
Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren.
13. Oktober 2016 16:14 # 2
Registriert seit: 05.01.2015
Beiträge: 86

Hallo Kukdiehe,

bevor ich Dir da einen Rat geben kann, brauche ich leider erst noch ein paar Informationen.
Du schreibst, dass Du im ersten Rezept die Narbe desensibilisiert und die Muskulatur gekräftigt hast. Ist die Narbe nun auch verschieblich und weich, sodass sie Deinen Patienten bei der Bewegung nicht behindert? Welche Muskulatur hast Du gekräftigt? Ich hoffe doch die Extensoren der Langfinger. Sonst arbeitest Du nun nämlich gegen diesen verstärkten in Flexion stabilisierenden Muskelzug an.
Wie tief gingen die Verletzungen in das Gewebe rein? Könnte es sein, dass es zu Verklebungen unter der neuen Haut und den Sehnen gekommen sein kann? Warum arbeitest Du im Moment bei ihm nach Perfetti? Hat er Probleme der Eigenwahrnehmung? Wie stark sind denn seine Schmerzen? Du scheinst ihn ja noch gut anfassen zu können.
Die Schwellung im PIP hält das Gelenk in der leichten Flexionsstellung, was daran liegt, dass in dieser Position die Gelenkkapsel am meisten Platz für Flüssigkeit bietet. Um den Abfluss der Schwellung vor Therapeibeginn zu unterstützen kannst Du zunächst vegetativ mit heißer Rolle arbeiten und dann im Anschluss lymphaktivierende Maßnahmen durchführen.
Dann wäre es möglich, dass Du manualtherapeutisch etwas weiter kommst.
Nun zu der Extensionsschiene vom Sanitätshaus: Du schreibst, dass sie gut sitzt. Erfüllt sie denn auch ihren Zweck? Verspürt der Patient darin einen deutlichen Zug in Richtung Extension? Wie lange am Stück kann er sie problemfrei am Finger behalten?

Ich hoffe, ich konnte Dir neben allen Rückfragen auch ein paar Ideen geben.
Liebe Grüße
R.Groth
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13. Oktober 2016 16:55 # 3
Registriert seit: 18.10.2012
Beiträge: 1476

Geändert am 17.10.2016 10:13:00
Die Narbe ist verschieblich und weich. Dafür habe ich natürlich auch erst mal gesorgt. Und ich habe viele Übungen in Extension ausführen lassen mittels Fingertrainer.
Spiegeltherapie lehnt der Patient ab, die hat ihm auch nix gebracht. Nach Perfetti arbeite ich weil ich schon bezüglich CRPS Behandlung schon positive Erfahrungen gemacht habe, dass die Schmerzen dadurch weniger werden. Er gibt nach der Behandlung meistens einen niedrigeren Wert an. Einmal hatten wir mal das Problem, das der Schmerz nach oben gegangen ist, weil er am Vortag viel geschraubt und gehämmert hatte. Da kam er mit einer 4 rein in die Praxis und verließ die dann mit einer 4. Aber jetzt kommt er mit einer 4 rein und verlässt die Therapie mit einem Wert von 2 bis 3. Wir hatten mit einem Wert vor Beginn der Therapie mit 5 angefangen. Nächstes Ziel wäre er kommt mit einer 3 bis 4 in die Therapie und verlässt diese mit einem Wert von 1 bis 2.
Wenn du die selben Übungen mit ihm einfach so machst ohne das er verschiedene Positionen einnehmen muss, dann gibt er entweder gleichbleibende oder höher Schmerzen an, als wenn er sich darauf konzentrieren muss mit wie viel Kraft er eine Sache ausführen muss.
Die Schwellung lässt nach dem wir uns erst mal auf die CRPS Behandlung konzentriert haben nach. Ich weis meistens schon vorher wie stark seine Schmerzen sind wenn ich mir nur den Umfang des Fingers mir wieder anschaue. Je Größer das Ödem ist, um so höher gibt er auch die Schmerzen an. Ich denke mal das das Ödem dann wahrscheinlich die Schmerzen auslöst. Der Arm wird bei den Übungen immer hochgelagert, damit das Ödem besser abfließen kann.
Ich könnte es noch mit der Heißen Rolle auch noch mal probieren ob dann das Ödem noch mal etwas mehr abfließen kann.
Wobei wenn nach den Übungen die Schwellung schon mal deutlich zurück geht, dann müsste es, wenn es nur daran liegen würde auch mit der Manuellen viel besser gehen, was es jedoch nicht tut. Zumindest seit einer Weile nicht mehr. Vorher hatten wir es mit mühe und Not auf 20 Grad aktiv geschafft und passiv auf 15 Grad. Wir verharren seit dem er jetzt die Diagnose CRPS hat auf ein Streckdefizit von 25 Grad.
Da muss ich mal den Patienten Fragen wie lange er die Tragen kann, aber ich meinte er hätte mir gesagt, dass er die schon mehrer Stunden trägt. Das ist so eine Schiene mit einer Metallspirale an den Seiten und soll die Extension verbessern. Jetzt habe ich im Katalog so ein ähnliches Modell gesehen nur mit Gummizug, wo ich denke, dass dieses Modell ihm mehr bringen würde.
Das Endglied war noch gebrochen.
Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren.
14. Oktober 2016 14:58 # 4
Registriert seit: 05.01.2015
Beiträge: 86

Hallo Kukdiehe,

schön, wenn er über die propriozeptiven Übungen den Schmerz reduzieren kann. Man muss ja schließlich nicht bei jedem CRPS-Patienten Spiegeltherapie und Imaginäres Training durchführen.

Zurück zur Quengelschiene: Wenn Dein Patient die Schiene schon ein paar Stunden am Stück tragen kann, dann bringt sie nichts. Dann lagert sie den Finger gerade mal in seiner maximal möglichen Streckung und übt so gut wie keinen Zug im seine einer weiteren Extension aus. Wie die Schiene mit den Gummizügen als Fertigorthese nun an dem Finger sitzen würde, und ob diese dann einen nennenswerten Effekt ausüben wird, kann ich Dir leider nicht sagen.

Du kannst ihm aber auch Übungen für passive und aktive Extension des Gelenks mitgeben, die er dann zu Hause regelmäßig durchführen soll. Und regelmäßig bedeutet in dem Fall alle 1-2 Stunden.

In der Hoffnung, Dir damit nun ein wenig geholfen zu haben...
Liebe Grüße
R.Groth
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17. Oktober 2016 10:19 # 5
Registriert seit: 18.10.2012
Beiträge: 1476

Also die Schiene die er jetzt hat würde ich sagen ist in meinen Augen Misst.
Ich habe den Patienten noch mal gefragt, wie lange er nun die Schiene trägt. Er trägt diese eine Stunde am Stück und macht dann eine Stunde lang Pause. Insgesamt hat er die Schiene über den Tag verteilt 8 Stunden an. Er verspürt einen leichten Zug in Richtung Extension. Das wäre meines Erachtens dann doch zu wenig.
Ich schau mal wie es mit einer Schiene ist mittels Gummizug, da bei so einer Schiene dann doch mehr Spannung drauf sein sollte, so dass er dann hoffentlich einen deutlichen Zug in Richtung Extension spürt.
Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren.
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